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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Das Gedärme. XXIV. Buch.
nem beständigen Maaße. Es fällt nämlich bisweilen
die Ruhe dazwischen ein, und es verhalten sich die Ge-
schwindigkeiten der Zusammenziehung wie die Reize(y).

§. 23.
Die innerliche Veränderungen, welche von der
peristaltischen Bewegung herrühren.

Wenn sich ein Darm zusammenzieht, so wird seine
Oefnung im Lichten kleiner, und die nervige und zottige
Haut von den Fleischfasern dergestalt in die Hölung des
Darmes hineingetrieben, daß sich die Klappen tiefer in-
nerhalb der Speisemasse einsenken und sich dem Chilus
nähern (a). Man hat dieses an einem künstlichen Hin-
tern, wie auch am Grimmdarm deutlich sehen können (a*).
Zugleich schütten die ausgedrükkte Drüsen, und die zu-
sammengedrükkte Dampfgefässe ihren Schweis und
Schleim aus (b). Es verhalten sich diese Ergiessungen
des Schleimes und der Feuchtigkeiten wie die Reize,
und ich habe von aufgestreutem Salze an dem vorge-
tretnen Grimmdarm einer lebendigen Frau aus der zot-
tigen Haut Schleim mit Schaum hervordringen gesehen,
dergleichen die gereizten Därme der Thiere von sich ge-
ben, und auf die Purgiermittel erfolgt. Es zeigte sich,
da Jemand aus unordentlich heftigem Appetite Salz zu
sich nahm, eine gallige Diarrhoe (c). Ein reizbarer
Saft, der ins Blut gesprizzt wird, lokkt ebenfalls aus
dem Gedärm Feuchtigkeiten hervor. Es floß aus dem
Hintern eine dünne Feuchtigkeit hervor, da man in die
Achselblutader Gummigutta injicirte (d). So entzündet
sich auch das Gedärm von dem Bisse der Klapperschlan-

ge,
(y) [Spaltenumbruch] LIEBERKUHN ibid.
(a) BRUNNER duoden. p. 58.
(a*) SWIETEN p. 334.
(b) Experimenta 372. 378. 403.
[Spaltenumbruch] le CAT l. c. Mem. de Chir. LEI-
DENFROST de volvulo.
(c) ZACUT prax. admirab.
obs.
120.
(d) BIRCH T. IV. p. 199.

Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
nem beſtaͤndigen Maaße. Es faͤllt naͤmlich bisweilen
die Ruhe dazwiſchen ein, und es verhalten ſich die Ge-
ſchwindigkeiten der Zuſammenziehung wie die Reize(y).

§. 23.
Die innerliche Veraͤnderungen, welche von der
periſtaltiſchen Bewegung herruͤhren.

Wenn ſich ein Darm zuſammenzieht, ſo wird ſeine
Oefnung im Lichten kleiner, und die nervige und zottige
Haut von den Fleiſchfaſern dergeſtalt in die Hoͤlung des
Darmes hineingetrieben, daß ſich die Klappen tiefer in-
nerhalb der Speiſemaſſe einſenken und ſich dem Chilus
naͤhern (a). Man hat dieſes an einem kuͤnſtlichen Hin-
tern, wie auch am Grimmdarm deutlich ſehen koͤnnen (a*).
Zugleich ſchuͤtten die ausgedruͤkkte Druͤſen, und die zu-
ſammengedruͤkkte Dampfgefaͤſſe ihren Schweis und
Schleim aus (b). Es verhalten ſich dieſe Ergieſſungen
des Schleimes und der Feuchtigkeiten wie die Reize,
und ich habe von aufgeſtreutem Salze an dem vorge-
tretnen Grimmdarm einer lebendigen Frau aus der zot-
tigen Haut Schleim mit Schaum hervordringen geſehen,
dergleichen die gereizten Daͤrme der Thiere von ſich ge-
ben, und auf die Purgiermittel erfolgt. Es zeigte ſich,
da Jemand aus unordentlich heftigem Appetite Salz zu
ſich nahm, eine gallige Diarrhoe (c). Ein reizbarer
Saft, der ins Blut geſprizzt wird, lokkt ebenfalls aus
dem Gedaͤrm Feuchtigkeiten hervor. Es floß aus dem
Hintern eine duͤnne Feuchtigkeit hervor, da man in die
Achſelblutader Gummigutta injicirte (d). So entzuͤndet
ſich auch das Gedaͤrm von dem Biſſe der Klapperſchlan-

ge,
(y) [Spaltenumbruch] LIEBERKUHN ibid.
(a) BRUNNER duoden. p. 58.
(a*) SWIETEN p. 334.
(b) Experimenta 372. 378. 403.
[Spaltenumbruch] le CAT l. c. Mém. de Chir. LEI-
DENFROST de volvulo.
(c) ZACUT prax. admirab.
obſ.
120.
(d) BIRCH T. IV. p. 199.
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[152/0188] Das Gedaͤrme. XXIV. Buch. nem beſtaͤndigen Maaße. Es faͤllt naͤmlich bisweilen die Ruhe dazwiſchen ein, und es verhalten ſich die Ge- ſchwindigkeiten der Zuſammenziehung wie die Reize (y). §. 23. Die innerliche Veraͤnderungen, welche von der periſtaltiſchen Bewegung herruͤhren. Wenn ſich ein Darm zuſammenzieht, ſo wird ſeine Oefnung im Lichten kleiner, und die nervige und zottige Haut von den Fleiſchfaſern dergeſtalt in die Hoͤlung des Darmes hineingetrieben, daß ſich die Klappen tiefer in- nerhalb der Speiſemaſſe einſenken und ſich dem Chilus naͤhern (a). Man hat dieſes an einem kuͤnſtlichen Hin- tern, wie auch am Grimmdarm deutlich ſehen koͤnnen (a*). Zugleich ſchuͤtten die ausgedruͤkkte Druͤſen, und die zu- ſammengedruͤkkte Dampfgefaͤſſe ihren Schweis und Schleim aus (b). Es verhalten ſich dieſe Ergieſſungen des Schleimes und der Feuchtigkeiten wie die Reize, und ich habe von aufgeſtreutem Salze an dem vorge- tretnen Grimmdarm einer lebendigen Frau aus der zot- tigen Haut Schleim mit Schaum hervordringen geſehen, dergleichen die gereizten Daͤrme der Thiere von ſich ge- ben, und auf die Purgiermittel erfolgt. Es zeigte ſich, da Jemand aus unordentlich heftigem Appetite Salz zu ſich nahm, eine gallige Diarrhoe (c). Ein reizbarer Saft, der ins Blut geſprizzt wird, lokkt ebenfalls aus dem Gedaͤrm Feuchtigkeiten hervor. Es floß aus dem Hintern eine duͤnne Feuchtigkeit hervor, da man in die Achſelblutader Gummigutta injicirte (d). So entzuͤndet ſich auch das Gedaͤrm von dem Biſſe der Klapperſchlan- ge, (y) LIEBERKUHN ibid. (a) BRUNNER duoden. p. 58. (a*) SWIETEN p. 334. (b) Experimenta 372. 378. 403. le CAT l. c. Mém. de Chir. LEI- DENFROST de volvulo. (c) ZACUT prax. admirab. obſ. 120. (d) BIRCH T. IV. p. 199.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/188>, abgerufen am 28.03.2024.