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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Vorrede.
nen Zeitabschnitt an einer kleinen Taschenuhr zur
Regel annehme, und einer solchen kleinen be-
diente sich dieser berühmte Mann. Jch wieder-
hole mit Zuverläßigkeit: es lassen sich 150 Pulse
nur mit der äusersten Mühe abzählen, und sie
kommen nirgends als in dem allerstärksten Fieber
vor. Hier macht die Leibeslänge etwas, wiewol
nur was weniges aus. Jn einer Taube schlägt
das Herz geschwinder als im Menschen.

Dawider bin ich nicht, daß nicht die Kräfte
des Herzens nach und nach abnehmen sollten,
wenn der Kopf zernichtet worden. Jch sage,
nach und nach: denn es lebt ein Frosch noch
seine zwölf Stunden hernach, und es beobachtet
noch der Umlauf des Blutes im Gedärme seinen
Gang: ich habe dieses öfterer, als irgend einer
meiner Gegner, mit Augen gesehen. Niemand
hat wohl sagen können, ein Thier könne ohne
Kopf beständig leben. Um zu sterben, muß noth-
wendig das Herz ruhen. Jch habe eine Muth-
massung vorgetragen, daß die Nerven das ihrige
mit beytrügen, seine Pulsirung zu unterhalten,
und in Schuzz zu nehmen.

Daß
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Vorrede.
nen Zeitabſchnitt an einer kleinen Taſchenuhr zur
Regel annehme, und einer ſolchen kleinen be-
diente ſich dieſer beruͤhmte Mann. Jch wieder-
hole mit Zuverlaͤßigkeit: es laſſen ſich 150 Pulſe
nur mit der aͤuſerſten Muͤhe abzaͤhlen, und ſie
kommen nirgends als in dem allerſtaͤrkſten Fieber
vor. Hier macht die Leibeslaͤnge etwas, wiewol
nur was weniges aus. Jn einer Taube ſchlaͤgt
das Herz geſchwinder als im Menſchen.

Dawider bin ich nicht, daß nicht die Kraͤfte
des Herzens nach und nach abnehmen ſollten,
wenn der Kopf zernichtet worden. Jch ſage,
nach und nach: denn es lebt ein Froſch noch
ſeine zwoͤlf Stunden hernach, und es beobachtet
noch der Umlauf des Blutes im Gedaͤrme ſeinen
Gang: ich habe dieſes oͤfterer, als irgend einer
meiner Gegner, mit Augen geſehen. Niemand
hat wohl ſagen koͤnnen, ein Thier koͤnne ohne
Kopf beſtaͤndig leben. Um zu ſterben, muß noth-
wendig das Herz ruhen. Jch habe eine Muth-
maſſung vorgetragen, daß die Nerven das ihrige
mit beytruͤgen, ſeine Pulſirung zu unterhalten,
und in Schuzz zu nehmen.

Daß
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[XXI/0025] Vorrede. nen Zeitabſchnitt an einer kleinen Taſchenuhr zur Regel annehme, und einer ſolchen kleinen be- diente ſich dieſer beruͤhmte Mann. Jch wieder- hole mit Zuverlaͤßigkeit: es laſſen ſich 150 Pulſe nur mit der aͤuſerſten Muͤhe abzaͤhlen, und ſie kommen nirgends als in dem allerſtaͤrkſten Fieber vor. Hier macht die Leibeslaͤnge etwas, wiewol nur was weniges aus. Jn einer Taube ſchlaͤgt das Herz geſchwinder als im Menſchen. Dawider bin ich nicht, daß nicht die Kraͤfte des Herzens nach und nach abnehmen ſollten, wenn der Kopf zernichtet worden. Jch ſage, nach und nach: denn es lebt ein Froſch noch ſeine zwoͤlf Stunden hernach, und es beobachtet noch der Umlauf des Blutes im Gedaͤrme ſeinen Gang: ich habe dieſes oͤfterer, als irgend einer meiner Gegner, mit Augen geſehen. Niemand hat wohl ſagen koͤnnen, ein Thier koͤnne ohne Kopf beſtaͤndig leben. Um zu ſterben, muß noth- wendig das Herz ruhen. Jch habe eine Muth- maſſung vorgetragen, daß die Nerven das ihrige mit beytruͤgen, ſeine Pulſirung zu unterhalten, und in Schuzz zu nehmen. Daß ** 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. XXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/25>, abgerufen am 25.04.2024.