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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Das Gedärme. XXIV. Buch.

Wenn sich daher die güldne Ader verstopfe, so ent-
stünden viele schlimme Zufälle(l), die Gesundheit nehme
ab (m), das Blut lege sich auf den Schlund (n), und die
Lunge (o), es ergiesse sich an den Muskeln der Lenden (p),
es stelle sich das Podagra ein, das Gliederreissen (q),
das schwere Gebrechen(r), es erfolge eine Verhärtung
in der Leber (r*), und der Arzt ahme zum Vortheile des
Kranken die Natur mit den angesezzten Blutegeln nach,
welche die Blutadern des Mastdarms aussögen.

Mit der güldnen Ader fliesset selten Schleim weg (s),
und es sind dergleichen Blutergiessungen durch die männ-
liche Ruthe nicht gar zu ungewöhnlich; zuweilen mengt
sich auch Schleim mit unter das Blut (t*).

§. 13.
Das Uebertriebene in dieser Hipothese.

Jch leugne nicht, daß die güldne Ader gemeiniglich von
den äussern Blutadern herkomme, die, wie ich zur Genüge
weiß, mit den innern zusammenhängen; ich will auch nicht
dawider seyn, daß das Blut in gewissen Zeiten nicht durch
die güldne Ader (a) sollte ausgeführt werden können.

Nur behaupte ich erstlich, daß es nicht eine solche
Veranstaltung der Natur, wie die monatliche Reinigung,
nach dem menschlichen Geschlechte als ein Gesezze vor-
geschrieben sey, noch aus dem gemeinen Bau erfolge,
oder als eine Sache für gesunde Menschen anzusehen sei (b).
(t)

Es
(l) [Spaltenumbruch] STAHL. theor.
(m) WEDEL. AMAT. HIL-
DAN. de tuenda valet. p. 71. de
haemorrhoid. p.
91.
(n) Hist. morb. Uratisl. I. p. 280.
(o) Davon ein Bluterbrechen
STAHL haemorrhoid. intern.
mot.
13.
(p) BAGLIV. p. 496. An ei-
nem Hipochondristen.
(q) STAHL.
(r) [Spaltenumbruch] RAYMOND. malad. dan-
ger. a guerir. II. p.
223.
(r*) STAHL morb. habitual.
(s) Hist. morb. Uratisl. 1700.
p.
193.
(t*) DETHARDING. haemorrh.
mucos. p.
11.
(a) STAHL mot. haemorrhoid.
p.
8. 9.
(b) CARR. Epist. X. HAEN
rat. med. VII. p.
230.
(t) WELSCH. Episagm. obs. 69.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.

Wenn ſich daher die guͤldne Ader verſtopfe, ſo ent-
ſtuͤnden viele ſchlimme Zufaͤlle(l), die Geſundheit nehme
ab (m), das Blut lege ſich auf den Schlund (n), und die
Lunge (o), es ergieſſe ſich an den Muſkeln der Lenden (p),
es ſtelle ſich das Podagra ein, das Gliederreiſſen (q),
das ſchwere Gebrechen(r), es erfolge eine Verhaͤrtung
in der Leber (r*), und der Arzt ahme zum Vortheile des
Kranken die Natur mit den angeſezzten Blutegeln nach,
welche die Blutadern des Maſtdarms ausſoͤgen.

Mit der guͤldnen Ader flieſſet ſelten Schleim weg (s),
und es ſind dergleichen Blutergieſſungen durch die maͤnn-
liche Ruthe nicht gar zu ungewoͤhnlich; zuweilen mengt
ſich auch Schleim mit unter das Blut (t*).

§. 13.
Das Uebertriebene in dieſer Hipotheſe.

Jch leugne nicht, daß die guͤldne Ader gemeiniglich von
den aͤuſſern Blutadern herkomme, die, wie ich zur Genuͤge
weiß, mit den innern zuſammenhaͤngen; ich will auch nicht
dawider ſeyn, daß das Blut in gewiſſen Zeiten nicht durch
die guͤldne Ader (a) ſollte ausgefuͤhrt werden koͤnnen.

Nur behaupte ich erſtlich, daß es nicht eine ſolche
Veranſtaltung der Natur, wie die monatliche Reinigung,
nach dem menſchlichen Geſchlechte als ein Geſezze vor-
geſchrieben ſey, noch aus dem gemeinen Bau erfolge,
oder als eine Sache fuͤr geſunde Menſchen anzuſehen ſei (b).
(t)

Es
(l) [Spaltenumbruch] STAHL. theor.
(m) WEDEL. AMAT. HIL-
DAN. de tuenda valet. p. 71. de
hæmorrhoid. p.
91.
(n) Hiſt. morb. Uratisl. I. p. 280.
(o) Davon ein Bluterbrechen
STAHL hæmorrhoid. intern.
mot.
13.
(p) BAGLIV. p. 496. An ei-
nem Hipochondriſten.
(q) STAHL.
(r) [Spaltenumbruch] RAYMOND. malad. dan-
ger. a guerir. II. p.
223.
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(t*) DETHARDING. hæmorrh.
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(a) STAHL mot. hæmorrhoid.
p.
8. 9.
(b) CARR. Epiſt. X. HAEN
rat. med. VII. p.
230.
(t) WELSCH. Epiſagm. obſ. 69.
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[292/0328] Das Gedaͤrme. XXIV. Buch. Wenn ſich daher die guͤldne Ader verſtopfe, ſo ent- ſtuͤnden viele ſchlimme Zufaͤlle (l), die Geſundheit nehme ab (m), das Blut lege ſich auf den Schlund (n), und die Lunge (o), es ergieſſe ſich an den Muſkeln der Lenden (p), es ſtelle ſich das Podagra ein, das Gliederreiſſen (q), das ſchwere Gebrechen (r), es erfolge eine Verhaͤrtung in der Leber (r*), und der Arzt ahme zum Vortheile des Kranken die Natur mit den angeſezzten Blutegeln nach, welche die Blutadern des Maſtdarms ausſoͤgen. Mit der guͤldnen Ader flieſſet ſelten Schleim weg (s), und es ſind dergleichen Blutergieſſungen durch die maͤnn- liche Ruthe nicht gar zu ungewoͤhnlich; zuweilen mengt ſich auch Schleim mit unter das Blut (t*). §. 13. Das Uebertriebene in dieſer Hipotheſe. Jch leugne nicht, daß die guͤldne Ader gemeiniglich von den aͤuſſern Blutadern herkomme, die, wie ich zur Genuͤge weiß, mit den innern zuſammenhaͤngen; ich will auch nicht dawider ſeyn, daß das Blut in gewiſſen Zeiten nicht durch die guͤldne Ader (a) ſollte ausgefuͤhrt werden koͤnnen. Nur behaupte ich erſtlich, daß es nicht eine ſolche Veranſtaltung der Natur, wie die monatliche Reinigung, nach dem menſchlichen Geſchlechte als ein Geſezze vor- geſchrieben ſey, noch aus dem gemeinen Bau erfolge, oder als eine Sache fuͤr geſunde Menſchen anzuſehen ſei (b). Es (t) (l) STAHL. theor. (m) WEDEL. AMAT. HIL- DAN. de tuenda valet. p. 71. de hæmorrhoid. p. 91. (n) Hiſt. morb. Uratisl. I. p. 280. (o) Davon ein Bluterbrechen STAHL hæmorrhoid. intern. mot. 13. (p) BAGLIV. p. 496. An ei- nem Hipochondriſten. (q) STAHL. (r) RAYMOND. malad. dan- ger. a guerir. II. p. 223. (r*) STAHL morb. habitual. (s) Hiſt. morb. Uratisl. 1700. p. 193. (t*) DETHARDING. hæmorrh. mucoſ. p. 11. (a) STAHL mot. hæmorrhoid. p. 8. 9. (b) CARR. Epiſt. X. HAEN rat. med. VII. p. 230. (t) WELSCH. Epiſagm. obſ. 69.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/328>, abgerufen am 28.03.2024.