Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschn. Empfängnis.
lebendige Jungen zur Welt bringt; sie geben, in der
Zeit, wenn sich die Gebärmutter peristaltisch zusammen-
zieht, die Jungen, so ihnen ähnlich sind, durch die
Seite von sich. Der berühmte Ledermüller (m)
glaubt, daß sie auch Eyer legen. Es unterscheiden sich
aber Eyer von Thieren dadurch, daß die Frucht in ei-
ner fremden von sich unterschiednen Hülle stekkt, wenn
diese die Mutter verläst.

Alle diese bisherige Thierchen scheinen ohne zweierlei
Geschlechter, und lauter Mütter zu seyn, weil alle ein-
zelne Thierchen ihrer Art, ebenfalls sich gleichartige Jun-
gen bringen, und zu ihrer Zeit von sich lassen.

Weitläuftig ist diejenige Nation, welche entweder
unbegliedert ist, und mit einem blossen Rumpfe in den
Gewässern und Sümpfen herumkriecht: oder ebenfalls
in den Gewässern Aeste von sich strekkt, die aus einem
einzigen Stamme hervortreiben, und dennoch wirkliche
Thierchen erzeugt: oder endlich mit ihrem Körperchen
in dem Jnnern (n) der Pflanzen, aus dem Geschlechte
der Korallenstauden, ihr Quartier nimmt, und Aeste,
und an den Aesten, aus den verschiednen Rizzen der
Rinde, Köpfe herauskeimen läst.

§. 3.
Thierchen mit einerlei Geschlechte: eyerlegend.

Auf sie folgen Thierchen welche schon mehr Zusam-
mensezzung haben, und an denen man bereits Fasern
unterscheiden kann, so wie man an ihnen Zähne findet.
Gemeiniglich hält sich dieses Geschlecht in den Gewässern
auf, im Meerwasser, wie die Meernesseln (a), oder auch
in andern Flüßigkeiten. Einige dieser Thierchen brin-

gen
[Spaltenumbruch] WOOD. Phil. trans. n. 478. BUF-
FON. histor. natur. II. p. 322.
NEEDHAM. obs. p. 180. LEDER-
MULL. Fränk. Anmerk. III. n.
17.
(m) [Spaltenumbruch] LEDERM. ibid.
(n) Siehe Sect II. n. 33.
(a) REAUMUR. Mem. de 1710.
p.
477.
A 4

I. Abſchn. Empfaͤngnis.
lebendige Jungen zur Welt bringt; ſie geben, in der
Zeit, wenn ſich die Gebaͤrmutter periſtaltiſch zuſammen-
zieht, die Jungen, ſo ihnen aͤhnlich ſind, durch die
Seite von ſich. Der beruͤhmte Ledermuͤller (m)
glaubt, daß ſie auch Eyer legen. Es unterſcheiden ſich
aber Eyer von Thieren dadurch, daß die Frucht in ei-
ner fremden von ſich unterſchiednen Huͤlle ſtekkt, wenn
dieſe die Mutter verlaͤſt.

Alle dieſe bisherige Thierchen ſcheinen ohne zweierlei
Geſchlechter, und lauter Muͤtter zu ſeyn, weil alle ein-
zelne Thierchen ihrer Art, ebenfalls ſich gleichartige Jun-
gen bringen, und zu ihrer Zeit von ſich laſſen.

Weitlaͤuftig iſt diejenige Nation, welche entweder
unbegliedert iſt, und mit einem bloſſen Rumpfe in den
Gewaͤſſern und Suͤmpfen herumkriecht: oder ebenfalls
in den Gewaͤſſern Aeſte von ſich ſtrekkt, die aus einem
einzigen Stamme hervortreiben, und dennoch wirkliche
Thierchen erzeugt: oder endlich mit ihrem Koͤrperchen
in dem Jnnern (n) der Pflanzen, aus dem Geſchlechte
der Korallenſtauden, ihr Quartier nimmt, und Aeſte,
und an den Aeſten, aus den verſchiednen Rizzen der
Rinde, Koͤpfe herauskeimen laͤſt.

§. 3.
Thierchen mit einerlei Geſchlechte: eyerlegend.

Auf ſie folgen Thierchen welche ſchon mehr Zuſam-
menſezzung haben, und an denen man bereits Faſern
unterſcheiden kann, ſo wie man an ihnen Zaͤhne findet.
Gemeiniglich haͤlt ſich dieſes Geſchlecht in den Gewaͤſſern
auf, im Meerwaſſer, wie die Meerneſſeln (a), oder auch
in andern Fluͤßigkeiten. Einige dieſer Thierchen brin-

gen
[Spaltenumbruch] WOOD. Phil. tranſ. n. 478. BUF-
FON. hiſtor. natur. II. p. 322.
NEEDHAM. obſ. p. 180. LEDER-
MULL. Fränk. Anmerk. III. n.
17.
(m) [Spaltenumbruch] LEDERM. ibid.
(n) Siehe Sect II. n. 33.
(a) REAUMUR. Mém. de 1710.
p.
477.
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0059" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chn. Empfa&#x0364;ngnis.</hi></fw><lb/>
lebendige Jungen zur Welt bringt; &#x017F;ie geben, in der<lb/>
Zeit, wenn &#x017F;ich die Geba&#x0364;rmutter peri&#x017F;talti&#x017F;ch zu&#x017F;ammen-<lb/>
zieht, die Jungen, &#x017F;o ihnen a&#x0364;hnlich &#x017F;ind, durch die<lb/>
Seite von &#x017F;ich. Der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">Ledermu&#x0364;ller</hi> <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">LEDERM. ibid.</hi></note><lb/>
glaubt, daß &#x017F;ie auch Eyer legen. Es unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich<lb/>
aber Eyer von Thieren dadurch, daß die Frucht in ei-<lb/>
ner fremden von &#x017F;ich unter&#x017F;chiednen Hu&#x0364;lle &#x017F;tekkt, wenn<lb/>
die&#x017F;e die Mutter verla&#x0364;&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Alle die&#x017F;e bisherige Thierchen &#x017F;cheinen ohne zweierlei<lb/>
Ge&#x017F;chlechter, und lauter Mu&#x0364;tter zu &#x017F;eyn, weil alle ein-<lb/>
zelne Thierchen ihrer Art, ebenfalls &#x017F;ich gleichartige Jun-<lb/>
gen bringen, und zu ihrer Zeit von &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Weitla&#x0364;uftig i&#x017F;t diejenige Nation, welche entweder<lb/>
unbegliedert i&#x017F;t, und mit einem blo&#x017F;&#x017F;en Rumpfe in den<lb/>
Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern und Su&#x0364;mpfen herumkriecht: oder ebenfalls<lb/>
in den Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ae&#x017F;te von &#x017F;ich &#x017F;trekkt, die aus einem<lb/>
einzigen Stamme hervortreiben, und dennoch wirkliche<lb/>
Thierchen erzeugt: oder endlich mit ihrem Ko&#x0364;rperchen<lb/>
in dem Jnnern <note place="foot" n="(n)">Siehe <hi rendition="#aq">Sect II. n.</hi> 33.</note> der Pflanzen, aus dem Ge&#x017F;chlechte<lb/>
der Korallen&#x017F;tauden, ihr Quartier nimmt, und Ae&#x017F;te,<lb/>
und an den Ae&#x017F;ten, aus den ver&#x017F;chiednen Rizzen der<lb/>
Rinde, Ko&#x0364;pfe herauskeimen la&#x0364;&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 3.<lb/><hi rendition="#b">Thierchen mit einerlei Ge&#x017F;chlechte: eyerlegend.</hi></head><lb/>
              <p>Auf &#x017F;ie folgen Thierchen welche &#x017F;chon mehr Zu&#x017F;am-<lb/>
men&#x017F;ezzung haben, und an denen man bereits Fa&#x017F;ern<lb/>
unter&#x017F;cheiden kann, &#x017F;o wie man an ihnen Za&#x0364;hne findet.<lb/>
Gemeiniglich ha&#x0364;lt &#x017F;ich die&#x017F;es Ge&#x017F;chlecht in den Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
auf, im Meerwa&#x017F;&#x017F;er, wie die Meerne&#x017F;&#x017F;eln <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">REAUMUR. Mém. de 1710.<lb/>
p.</hi> 477.</note>, oder auch<lb/>
in andern Flu&#x0364;ßigkeiten. Einige die&#x017F;er Thierchen brin-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/><note xml:id="a04" prev="#a03" place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">WOOD. Phil. tran&#x017F;. n. 478. BUF-<lb/>
FON. hi&#x017F;tor. natur. II. p. 322.<lb/>
NEEDHAM. ob&#x017F;. p. 180. LEDER-<lb/>
MULL. Fränk. Anmerk. III. n.</hi> 17.</note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0059] I. Abſchn. Empfaͤngnis. lebendige Jungen zur Welt bringt; ſie geben, in der Zeit, wenn ſich die Gebaͤrmutter periſtaltiſch zuſammen- zieht, die Jungen, ſo ihnen aͤhnlich ſind, durch die Seite von ſich. Der beruͤhmte Ledermuͤller (m) glaubt, daß ſie auch Eyer legen. Es unterſcheiden ſich aber Eyer von Thieren dadurch, daß die Frucht in ei- ner fremden von ſich unterſchiednen Huͤlle ſtekkt, wenn dieſe die Mutter verlaͤſt. Alle dieſe bisherige Thierchen ſcheinen ohne zweierlei Geſchlechter, und lauter Muͤtter zu ſeyn, weil alle ein- zelne Thierchen ihrer Art, ebenfalls ſich gleichartige Jun- gen bringen, und zu ihrer Zeit von ſich laſſen. Weitlaͤuftig iſt diejenige Nation, welche entweder unbegliedert iſt, und mit einem bloſſen Rumpfe in den Gewaͤſſern und Suͤmpfen herumkriecht: oder ebenfalls in den Gewaͤſſern Aeſte von ſich ſtrekkt, die aus einem einzigen Stamme hervortreiben, und dennoch wirkliche Thierchen erzeugt: oder endlich mit ihrem Koͤrperchen in dem Jnnern (n) der Pflanzen, aus dem Geſchlechte der Korallenſtauden, ihr Quartier nimmt, und Aeſte, und an den Aeſten, aus den verſchiednen Rizzen der Rinde, Koͤpfe herauskeimen laͤſt. §. 3. Thierchen mit einerlei Geſchlechte: eyerlegend. Auf ſie folgen Thierchen welche ſchon mehr Zuſam- menſezzung haben, und an denen man bereits Faſern unterſcheiden kann, ſo wie man an ihnen Zaͤhne findet. Gemeiniglich haͤlt ſich dieſes Geſchlecht in den Gewaͤſſern auf, im Meerwaſſer, wie die Meerneſſeln (a), oder auch in andern Fluͤßigkeiten. Einige dieſer Thierchen brin- gen (l) (m) LEDERM. ibid. (n) Siehe Sect II. n. 33. (a) REAUMUR. Mém. de 1710. p. 477. (l) WOOD. Phil. tranſ. n. 478. BUF- FON. hiſtor. natur. II. p. 322. NEEDHAM. obſ. p. 180. LEDER- MULL. Fränk. Anmerk. III. n. 17. A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/59
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/59>, abgerufen am 29.03.2024.