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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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I. Abs. Das Wachsen des Körpers.
die Entwikkelung der mannbaren Theile an dem Kna-
ben (k).

Bei alle diesen pfleget doch das Gemüth kindisch zu
bleiben (l), und es leben gemeiniglich dergleichen früh-
zeitige Kinder nicht lange (m). Die Berichte sagen auch,
daß dieses übermäßige Wachsthum wieder frühe und be-
reits mit dem sechsten Jahre aufgehört habe (n).

§. 16.
Das zu schwache Wachsen.

Fast alle Arten von Krankheiten, welche die Be-
wegung der Säfte im Menschen nicht beschleunigen hel-
fen, vermindern das Wachsthum. So wachsen bey
denen Kindern, welche die englische Krankheit haben, und
welche mit einem grossen Kopfe, mit einem dikken Bau-
che versehen sind, den eine grosse Leber auftreibt, die
Zähne sehr langsam (a), bei ihnen schliest sich langsam
die Stirnplatte am Hirnschädel (b), die Knochenansäzze
werden späte, und nicht selten niemals zu Knochen, und
es kömmt ihre Statur gemeiniglich den Zwergen nahe.
Der Hunger (c) verringert die Leibeslänge und hält das
Wachsthum auf. Nach einem beständigen Erbrechen
fand man die Schlagadern enger.

Die Kälte vermindert sowohl an Pflanzen als Men-
schen die Länge. So pflegen die Samojäden (e) nicht
höher als vier Fuß zu seyn.

(d)
Selbst
(k) [Spaltenumbruch] SCHURIG Syllepsiol. p. 571.
(l) PLIN. &c.
(m) SCHURIG ibid hist. de
1758. p.
3. das Kind starb im sech-
sten Jahre.
(n) Hist. de l'Acad. 1758.
(a) STORCH Kinderkrankh. II.
p.
9.
(b) Jm siebenten Jahre unvoll-
kommen am rachitico BOEHMER
Osteolog. p.
60. im achten Jahre
[Spaltenumbruch] nicht geschlossen G. v. SWIETEN
IV. p.
118.
(c) Wegen zu sparsamer Nah-
rung wog ein siebenjähriger Knabe
nicht über 21 Pfunde K. Swenska
wetens. handling 1745. trim. III.
(e) Mem. sur. les Samojäd.
p.
38.
(d) MORGAGN. sed. caus. II.
p.
30.

I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
die Entwikkelung der mannbaren Theile an dem Kna-
ben (k).

Bei alle dieſen pfleget doch das Gemuͤth kindiſch zu
bleiben (l), und es leben gemeiniglich dergleichen fruͤh-
zeitige Kinder nicht lange (m). Die Berichte ſagen auch,
daß dieſes uͤbermaͤßige Wachsthum wieder fruͤhe und be-
reits mit dem ſechſten Jahre aufgehoͤrt habe (n).

§. 16.
Das zu ſchwache Wachſen.

Faſt alle Arten von Krankheiten, welche die Be-
wegung der Saͤfte im Menſchen nicht beſchleunigen hel-
fen, vermindern das Wachsthum. So wachſen bey
denen Kindern, welche die engliſche Krankheit haben, und
welche mit einem groſſen Kopfe, mit einem dikken Bau-
che verſehen ſind, den eine groſſe Leber auftreibt, die
Zaͤhne ſehr langſam (a), bei ihnen ſchlieſt ſich langſam
die Stirnplatte am Hirnſchaͤdel (b), die Knochenanſaͤzze
werden ſpaͤte, und nicht ſelten niemals zu Knochen, und
es koͤmmt ihre Statur gemeiniglich den Zwergen nahe.
Der Hunger (c) verringert die Leibeslaͤnge und haͤlt das
Wachsthum auf. Nach einem beſtaͤndigen Erbrechen
fand man die Schlagadern enger.

Die Kaͤlte vermindert ſowohl an Pflanzen als Men-
ſchen die Laͤnge. So pflegen die Samojaͤden (e) nicht
hoͤher als vier Fuß zu ſeyn.

(d)
Selbſt
(k) [Spaltenumbruch] SCHURIG Syllepſiol. p. 571.
(l) PLIN. &c.
(m) SCHURIG ibid hiſt. de
1758. p.
3. das Kind ſtarb im ſech-
ſten Jahre.
(n) Hiſt. de l’Acad. 1758.
(a) STORCH Kinderkrankh. II.
p.
9.
(b) Jm ſiebenten Jahre unvoll-
kommen am rachitico BOEHMER
Oſteolog. p.
60. im achten Jahre
[Spaltenumbruch] nicht geſchloſſen G. v. SWIETEN
IV. p.
118.
(c) Wegen zu ſparſamer Nah-
rung wog ein ſiebenjaͤhriger Knabe
nicht uͤber 21 Pfunde K. Swenska
wetens. handling 1745. trim. III.
(e) Mem. ſur. les Samojäd.
p.
38.
(d) MORGAGN. ſed. cauſ. II.
p.
30.
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[841[843]/0895] I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers. die Entwikkelung der mannbaren Theile an dem Kna- ben (k). Bei alle dieſen pfleget doch das Gemuͤth kindiſch zu bleiben (l), und es leben gemeiniglich dergleichen fruͤh- zeitige Kinder nicht lange (m). Die Berichte ſagen auch, daß dieſes uͤbermaͤßige Wachsthum wieder fruͤhe und be- reits mit dem ſechſten Jahre aufgehoͤrt habe (n). §. 16. Das zu ſchwache Wachſen. Faſt alle Arten von Krankheiten, welche die Be- wegung der Saͤfte im Menſchen nicht beſchleunigen hel- fen, vermindern das Wachsthum. So wachſen bey denen Kindern, welche die engliſche Krankheit haben, und welche mit einem groſſen Kopfe, mit einem dikken Bau- che verſehen ſind, den eine groſſe Leber auftreibt, die Zaͤhne ſehr langſam (a), bei ihnen ſchlieſt ſich langſam die Stirnplatte am Hirnſchaͤdel (b), die Knochenanſaͤzze werden ſpaͤte, und nicht ſelten niemals zu Knochen, und es koͤmmt ihre Statur gemeiniglich den Zwergen nahe. Der Hunger (c) verringert die Leibeslaͤnge und haͤlt das Wachsthum auf. Nach einem beſtaͤndigen Erbrechen fand man die Schlagadern enger. Die Kaͤlte vermindert ſowohl an Pflanzen als Men- ſchen die Laͤnge. So pflegen die Samojaͤden (e) nicht hoͤher als vier Fuß zu ſeyn. Selbſt (d) (k) SCHURIG Syllepſiol. p. 571. (l) PLIN. &c. (m) SCHURIG ibid hiſt. de 1758. p. 3. das Kind ſtarb im ſech- ſten Jahre. (n) Hiſt. de l’Acad. 1758. (a) STORCH Kinderkrankh. II. p. 9. (b) Jm ſiebenten Jahre unvoll- kommen am rachitico BOEHMER Oſteolog. p. 60. im achten Jahre nicht geſchloſſen G. v. SWIETEN IV. p. 118. (c) Wegen zu ſparſamer Nah- rung wog ein ſiebenjaͤhriger Knabe nicht uͤber 21 Pfunde K. Swenska wetens. handling 1745. trim. III. (e) Mem. ſur. les Samojäd. p. 38. (d) MORGAGN. ſed. cauſ. II. p. 30.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 841[843]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/895>, abgerufen am 23.04.2024.