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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Der II. Theil.
Bestehend
Jn Poetischen Beschreibungen/ verblüm-
ten Reden und Kunstzierlichen

Ausbildungen.
Eingang.

D Je Edle Poeterey gleichet einer reich-
lich geschmuckten Königin/ welcher
Thron über alle andre Wissenschaf-
ten hinauf gesetzet ist/ Sie erweiset
ihre Majestätische Schönheit allen
dero gefliessenen Aufwartern/ sie theilet ihre Gewo-
genheit allen ihren Liebhabern mit und lohnet ihren
Dienern mit milder Begünstigung. Unter sol-
chen bin auch ich der geringste und wenigste/ wel-
cher seine Unwürdigkeit erkennet und keine Wort
finden kan/ seine Neigung und Ergebenheit zu
entdecken/ keinen Verstand hat ihre Würdigkeit
zu begreiffen/ keine Feder die so erheischte Süssig-
keit solte von sich flüssen lassen können.| Diese gul-
dne Sonne lässet sich nicht mit schwartzer Kolen
abmahlen: Jhre Holdseligkeit kan man nicht mit
unholden Farben vorstellen/ ihre Schätzbarkeit
mit unwehrten Worten ausreden/ und ihr weit-
stralender Glantz mit schwachen Augen überse-
hen.

Damit ich aber meine Geflissenheit gegen

hoch-
Der II. Theil.
Beſtehend
Jn Poetiſchen Beſchꝛeibungen/ veꝛbluͤm-
ten Reden und Kunſtzierlichen

Ausbildungen.
Eingang.

D Je Edle Poeteꝛey gleichet eineꝛ reich-
lich geſchmuckten Koͤnigin/ welcher
Thron uͤber alle andre Wiſſenſchaf-
ten hinauf geſetzet iſt/ Sie erweiſet
ihre Majeſtaͤtiſche Schoͤnheit allen
dero geflieſſenẽ Aufwartern/ ſie theilet ihre Gewo-
gẽheit allen ihren Liebhabern mit und lohnet ihren
Dienern mit milder Beguͤnſtigung. Unter ſol-
chen bin auch ich der geringſte und wenigſte/ wel-
cher ſeine Unwuͤrdigkeit erkennet und keine Woꝛt
finden kan/ ſeine Neigung und Ergebenheit zu
entdecken/ keinen Verſtand hat ihre Wuͤrdigkeit
zu begreiffen/ keine Feder die ſo erheiſchte Suͤſſig-
keit ſolte von ſich fluͤſſen laſſen koͤnnen.| Dieſe gul-
dne Sonne laͤſſet ſich nicht mit ſchwartzer Kolen
abmahlen: Jhre Holdſeligkeit kan man nicht mit
unholden Farben vorſtellen/ ihre Schaͤtzbarkeit
mit unwehrten Worten ausreden/ und ihr weit-
ſtralender Glantz mit ſchwachen Augen uͤberſe-
hen.

Damit ich aber meine Gefliſſenheit gegen

hoch-
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[112/0144] Der II. Theil. Beſtehend Jn Poetiſchen Beſchꝛeibungen/ veꝛbluͤm- ten Reden und Kunſtzierlichen Ausbildungen. Eingang. D Je Edle Poeteꝛey gleichet eineꝛ reich- lich geſchmuckten Koͤnigin/ welcher Thron uͤber alle andre Wiſſenſchaf- ten hinauf geſetzet iſt/ Sie erweiſet ihre Majeſtaͤtiſche Schoͤnheit allen dero geflieſſenẽ Aufwartern/ ſie theilet ihre Gewo- gẽheit allen ihren Liebhabern mit und lohnet ihren Dienern mit milder Beguͤnſtigung. Unter ſol- chen bin auch ich der geringſte und wenigſte/ wel- cher ſeine Unwuͤrdigkeit erkennet und keine Woꝛt finden kan/ ſeine Neigung und Ergebenheit zu entdecken/ keinen Verſtand hat ihre Wuͤrdigkeit zu begreiffen/ keine Feder die ſo erheiſchte Suͤſſig- keit ſolte von ſich fluͤſſen laſſen koͤnnen.| Dieſe gul- dne Sonne laͤſſet ſich nicht mit ſchwartzer Kolen abmahlen: Jhre Holdſeligkeit kan man nicht mit unholden Farben vorſtellen/ ihre Schaͤtzbarkeit mit unwehrten Worten ausreden/ und ihr weit- ſtralender Glantz mit ſchwachen Augen uͤberſe- hen. Damit ich aber meine Gefliſſenheit gegen hoch-

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/144>, abgerufen am 28.03.2024.