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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Gras.
Der Wasen/ Auen/ Rangen/ Matten/ Felder/
Zier/ reiffet/ blüet/ dringt und zwingt sich mit
Hauffen zusammen: der krummen Senfen
Raub. Die dick begrasste Weid bringt Vieh und
Menschen Wonne. Das abgesensste Gras/ das
fette und geile Gras.

Das Gras bedeutet ein kurtzes Leben/ wie auch
das Heu.

Grauen canescere: krauen/ kratzen fricare
unguibus
, daher Kreuel.

176. Grauen/ Grau werden.

Die silberfarben Haare/ Es ist das graue
Haar deß Alters Ehren Kron. Das Haubt mit
Schnee bedeckt/ gleicht einem hohen Berg/ der
nechst dem kalten Thal/ etc. das weisse Haubt die
Weisheit weist/ die durch Erfahrung lehren kan.
Ein alter wolbejahrter Mann/ sich Zucht und
Erbarkeit befleisst. Alter.

177. Grille.

Die kleine Mucken mit der groben und gros-
sen Stimm/ kein Oxkan also brüllen/ als wie die
Grillen grillen/ verstehe/ daß/ nach Plinii Mei-
nung/ die Grille eine stärker Stimme/ als der Ox/
wann man beeder Leiber Ungleichheit betrach-
tet. Wer kandie Grillen stillen/ die allen Lufft
durchgrillen zur heitren Sommerszeit? Die Gril-
len
hat die Deutung deß verdrüsslichen Ge-
schwätzes.

Such

Gras.
Der Waſen/ Auen/ Rangen/ Matten/ Felder/
Zier/ reiffet/ bluͤet/ dringt und zwingt ſich mit
Hauffen zuſammen: der krummen Senfen
Raub. Die dick begraſſte Weid bringt Vieh und
Menſchen Wonne. Das abgeſenſſte Gras/ das
fette und geile Gras.

Das Gras bedeutet ein kurtzes Lebẽ/ wie auch
das Heu.

Grauen caneſcere: krauen/ kratzen fricare
unguibus
, daher Kreuel.

176. Grauen/ Grau werden.

Die ſilberfarben Haare/ Es iſt das graue
Haar deß Alters Ehren Kron. Das Haubt mit
Schnee bedeckt/ gleicht einem hohen Berg/ der
nechſt dem kalten Thal/ ꝛc. das weiſſe Haubt die
Weiſheit weiſt/ die durch Erfahrung lehren kan.
Ein alter wolbejahrter Mann/ ſich Zucht und
Erbarkeit befleiſſt. ☞ Alter.

177. Grille.

Die kleine Mucken mit der groben und groſ-
ſen Stimm/ kein Oxkan alſo bruͤllen/ als wie die
Grillen grillen/ verſtehe/ daß/ nach Plinii Mei-
nung/ die Grille eine ſtaͤrker Stimme/ als der Ox/
wann man beeder Leiber Ungleichheit betrach-
tet. Wer kandie Grillen ſtillen/ die allen Lufft
durchgrillen zur heitrẽ Sommerszeit? Die Gril-
len
hat die Deutung deß verdruͤſſlichen Ge-
ſchwaͤtzes.

Such
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[246[244]/0276] Gras. Der Waſen/ Auen/ Rangen/ Matten/ Felder/ Zier/ reiffet/ bluͤet/ dringt und zwingt ſich mit Hauffen zuſammen: der krummen Senfen Raub. Die dick begraſſte Weid bringt Vieh und Menſchen Wonne. Das abgeſenſſte Gras/ das fette und geile Gras. Das Gras bedeutet ein kurtzes Lebẽ/ wie auch das Heu. Grauen caneſcere: krauen/ kratzen fricare unguibus, daher Kreuel. 176. Grauen/ Grau werden. Die ſilberfarben Haare/ Es iſt das graue Haar deß Alters Ehren Kron. Das Haubt mit Schnee bedeckt/ gleicht einem hohen Berg/ der nechſt dem kalten Thal/ ꝛc. das weiſſe Haubt die Weiſheit weiſt/ die durch Erfahrung lehren kan. Ein alter wolbejahrter Mann/ ſich Zucht und Erbarkeit befleiſſt. ☞ Alter. 177. Grille. Die kleine Mucken mit der groben und groſ- ſen Stimm/ kein Oxkan alſo bruͤllen/ als wie die Grillen grillen/ verſtehe/ daß/ nach Plinii Mei- nung/ die Grille eine ſtaͤrker Stimme/ als der Ox/ wann man beeder Leiber Ungleichheit betrach- tet. Wer kandie Grillen ſtillen/ die allen Lufft durchgrillen zur heitrẽ Sommerszeit? Die Gril- len hat die Deutung deß verdruͤſſlichen Ge- ſchwaͤtzes. Such

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 246[244]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/276>, abgerufen am 28.03.2024.