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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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König.
keit und Recht/ erzeigt er jedem Knecht. Genädig
und auch milde seyn giebt jeder Königskron den
Schein. Er ist der Sonnen gleich die mit den
Sorgenstralen/ beleucht das gantze Reich.

242. Können.

Können und mögen wird vielmals zusam-
mengesetzet/ hat aber solchen Unterscheid/ das
Können/ den Willen/ und desselben Werkstel-
lung/ mögen aber vielmals den Willen allein be-
deutet/ als: der Kranke möchte gerne essen/ wann
er nur könte.

Jn seinen Mächten/ Händen/ Vermögen/
Wülkühr haben: stark und mächtig/ genugsam
solches zu thun/ etc.

243. Korn/ Getreid.

Das allgemeine Brod wächst aus der schwar-
tzen Erden/ nichts bessers kan von uns zur Speiß
erwünschet werden. Der Ceres gelbe (falbe/ blon-
de/ liechte/ ährenreiche vielfaltige/ schwere) haare/
die Hoffnung in dem Jahr die Siegel GOT-
TES Gnad/ die krumme Sichel hat. Die Oe-
meiß ist so klug/ daß sie die Körner Spitzen/ die
sonsten/ wachsen aus/ kan ritzen und zerschlitzen/
daß sie sich halten lassen zur kalten Winterszeit/
da für sie in dem Feld zufinden keine Weid/ die
hat ihr Fleiß bereit. Die begabte Sommerszeit
bringt den reiffbelasten Halm.

Kramer

Koͤnig.
keit und Recht/ erzeigt er jedem Knecht. Genaͤdig
und auch milde ſeyn giebt jeder Koͤnigskron den
Schein. Er iſt der Sonnen gleich die mit den
Sorgenſtralen/ beleucht das gantze Reich.

242. Koͤnnen.

Koͤnnen und moͤgen wird vielmals zuſam-
mengeſetzet/ hat aber ſolchen Unterſcheid/ das
Koͤnnen/ den Willen/ und deſſelben Werkſtel-
lung/ moͤgen aber vielmals den Willen allein be-
deutet/ als: der Kranke moͤchte gerne eſſen/ wann
er nur koͤnte.

Jn ſeinen Maͤchten/ Haͤnden/ Vermoͤgen/
Wuͤlkuͤhr haben: ſtark und maͤchtig/ genugſam
ſolches zu thun/ ꝛc.

243. Korn/ Getreid.

Das allgemeine Brod waͤchſt aus der ſchwar-
tzen Erden/ nichts beſſers kan von uns zur Speiß
erwuͤnſchet werden. Der Ceres gelbe (falbe/ blon-
de/ liechte/ aͤhrenreiche vielfaltige/ ſchwere) haaꝛe/
die Hoffnung in dem Jahr die Siegel GOT-
TES Gnad/ die krumme Sichel hat. Die Oe-
meiß iſt ſo klug/ daß ſie die Koͤrner Spitzen/ die
ſonſten/ wachſen aus/ kan ritzen und zerſchlitzen/
daß ſie ſich halten laſſen zur kalten Winterszeit/
da fuͤr ſie in dem Feld zufinden keine Weid/ die
hat ihr Fleiß bereit. Die begabte Sommerszeit
bringt den reiffbelaſten Halm.

Kramer
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[296[294]/0326] Koͤnig. keit und Recht/ erzeigt er jedem Knecht. Genaͤdig und auch milde ſeyn giebt jeder Koͤnigskron den Schein. Er iſt der Sonnen gleich die mit den Sorgenſtralen/ beleucht das gantze Reich. 242. Koͤnnen. Koͤnnen und moͤgen wird vielmals zuſam- mengeſetzet/ hat aber ſolchen Unterſcheid/ das Koͤnnen/ den Willen/ und deſſelben Werkſtel- lung/ moͤgen aber vielmals den Willen allein be- deutet/ als: der Kranke moͤchte gerne eſſen/ wann er nur koͤnte. Jn ſeinen Maͤchten/ Haͤnden/ Vermoͤgen/ Wuͤlkuͤhr haben: ſtark und maͤchtig/ genugſam ſolches zu thun/ ꝛc. 243. Korn/ Getreid. Das allgemeine Brod waͤchſt aus der ſchwar- tzen Erden/ nichts beſſers kan von uns zur Speiß erwuͤnſchet werden. Der Ceres gelbe (falbe/ blon- de/ liechte/ aͤhrenreiche vielfaltige/ ſchwere) haaꝛe/ die Hoffnung in dem Jahr die Siegel GOT- TES Gnad/ die krumme Sichel hat. Die Oe- meiß iſt ſo klug/ daß ſie die Koͤrner Spitzen/ die ſonſten/ wachſen aus/ kan ritzen und zerſchlitzen/ daß ſie ſich halten laſſen zur kalten Winterszeit/ da fuͤr ſie in dem Feld zufinden keine Weid/ die hat ihr Fleiß bereit. Die begabte Sommerszeit bringt den reiffbelaſten Halm. Kramer

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 296[294]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/326>, abgerufen am 19.04.2024.