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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Schwalbe.
nunmehr überwunden/ und daß der Früling sich
gefunden/ daß nun der Nord und West vergli-
chen/ mit sanfften Hauchen eingeschlichen; daß
nun das guldne Sonnen Liecht mit wunderschö-
ner Krafft anbricht. Der helle Bach durchsaff-
tet/ das vorgefrohrne Feld. Früling/ Frost/
Bach
etc.

Wann sich der Zeiten Krieg verwendet in den
Sieg/ und daß deß Herbstes Raub/ macht Beu-
ten aus dem Laub/ bedeckt das grüne Feld mit
Schneebegläntzten Zelt/ so weicht der Schwal-
ben Volk/ such eine heitre Wolck/ entfernet vo der
Kält/ die sie verborgen hält etc.

Die Schwalbe wird zu der Baukunst ge-
mahlet/ weil ihr Nest nicht ohne Verwunderung
kan betrachtet werden. Sie ist auch eine Bildung
eines getreuen Vaters/ der seinen Kindern das
Erbe zugleichen Theilen austheilet. Sonsten hat
die Schwalbe die Deutung deß Glückes/ und
wird für ein gutes Anzeichen in einem Hause ge-
halten.

414. Schwamm.

Der Schwamm sagt in der Rähtsel also:

Jch bin zwar Federleicht/ doch laß ich auf Begeh-
ren/
Mich von der Wunden Blut und von der Flut
beschweren/
in dem

Schwalbe.
nunmehr uͤberwunden/ und daß der Fruͤling ſich
gefunden/ daß nun der Nord und Weſt vergli-
chen/ mit ſanfften Hauchen eingeſchlichen; daß
nun das guldne Sonnen Liecht mit wunderſchoͤ-
ner Krafft anbricht. Der helle Bach durchſaff-
tet/ das vorgefrohrne Feld. ☞ Fruͤling/ Froſt/
Bach
ꝛc.

Wann ſich der Zeiten Krieg verwendet in den
Sieg/ und daß deß Herbſtes Raub/ macht Beu-
ten aus dem Laub/ bedeckt das gruͤne Feld mit
Schneebeglaͤntzten Zelt/ ſo weicht der Schwal-
ben Volk/ ſuch eine heitre Wolck/ entfernet võ deꝛ
Kaͤlt/ die ſie verborgen haͤlt ꝛc.

Die Schwalbe wird zu der Baukunſt ge-
mahlet/ weil ihr Neſt nicht ohne Verwunderung
kan betrachtet werden. Sie iſt auch eine Bildung
eines getreuen Vaters/ der ſeinen Kindern das
Erbe zugleichen Theilen austheilet. Sonſten hat
die Schwalbe die Deutung deß Gluͤckes/ und
wird fuͤr ein gutes Anzeichen in einem Hauſe ge-
halten.

414. Schwamm.

Der Schwamm ſagt in der Raͤhtſel alſo:

Jch bin zwar Federleicht/ doch laß ich auf Begeh-
ren/
Mich von der Wunden Blut und von der Flut
beſchweren/
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[418[416]/0448] Schwalbe. nunmehr uͤberwunden/ und daß der Fruͤling ſich gefunden/ daß nun der Nord und Weſt vergli- chen/ mit ſanfften Hauchen eingeſchlichen; daß nun das guldne Sonnen Liecht mit wunderſchoͤ- ner Krafft anbricht. Der helle Bach durchſaff- tet/ das vorgefrohrne Feld. ☞ Fruͤling/ Froſt/ Bach ꝛc. Wann ſich der Zeiten Krieg verwendet in den Sieg/ und daß deß Herbſtes Raub/ macht Beu- ten aus dem Laub/ bedeckt das gruͤne Feld mit Schneebeglaͤntzten Zelt/ ſo weicht der Schwal- ben Volk/ ſuch eine heitre Wolck/ entfernet võ deꝛ Kaͤlt/ die ſie verborgen haͤlt ꝛc. Die Schwalbe wird zu der Baukunſt ge- mahlet/ weil ihr Neſt nicht ohne Verwunderung kan betrachtet werden. Sie iſt auch eine Bildung eines getreuen Vaters/ der ſeinen Kindern das Erbe zugleichen Theilen austheilet. Sonſten hat die Schwalbe die Deutung deß Gluͤckes/ und wird fuͤr ein gutes Anzeichen in einem Hauſe ge- halten. 414. Schwamm. Der Schwamm ſagt in der Raͤhtſel alſo: Jch bin zwar Federleicht/ doch laß ich auf Begeh- ren/ Mich von der Wunden Blut und von der Flut beſchweren/ in dem

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 418[416]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/448>, abgerufen am 29.03.2024.