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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ihm Muth zu machen. Ziemlich bestimmt antwortete er: Es geht nicht, -- nein! heute geht es nicht mehr, Herr!

Ich glaubte hierin einen jener gewöhnlichen Kniffe zu sehen, womit Hausverwalter, Kastellane oder Kellermeister den Fremden Geld abzuzwacken suchen, drückte ihm ein hinlängliches Geldstück in die Hand und nahm ihn beim Arm, ihn fortzuziehen.

Nein, so war es nicht gemeint, entgegnete er, indem er das Geldstück zurückzuschieben suchte; so nicht, fremder Herr! ich will es nur gerade heraus sagen: mich bringt man nicht mehr in den Apostelkeller in dieser Nacht, denn wir schreiben heute den ersten September.

Und welche Thorheit wollt Ihr daraus folgern?

Nun, in Gottes Namen, Sie können denken davon, was Sie wollen: es ist dort nicht geheuer in dieser Nacht, das macht, es ist der Jahrestag der Rose.

Ich lachte, daß die Halle dröhnte. Nein! in meinem Leben habe ich doch so manchen Spuk erzählen gehört, aber einen Weinspuk nie! Schämt Ihr Euch nicht, mit Euren weißen Haaren noch solches Zeug zu schwatzen? Doch hier ist nicht lange zu spaßen. Hier ist die Vollmacht des Senats; im Keller darf ich trinken heute Nacht, ohne nach Zeit und Raum zu fragen. Darum im Namen des Raths heiß' ich Euch folgen. Schließe den Keller des Bacchus auf!

Dies wirkte; unwillig, aber ohne etwas zu entgegnen, nahm er die Kerzen und winkte mir zu folgen.

ihm Muth zu machen. Ziemlich bestimmt antwortete er: Es geht nicht, — nein! heute geht es nicht mehr, Herr!

Ich glaubte hierin einen jener gewöhnlichen Kniffe zu sehen, womit Hausverwalter, Kastellane oder Kellermeister den Fremden Geld abzuzwacken suchen, drückte ihm ein hinlängliches Geldstück in die Hand und nahm ihn beim Arm, ihn fortzuziehen.

Nein, so war es nicht gemeint, entgegnete er, indem er das Geldstück zurückzuschieben suchte; so nicht, fremder Herr! ich will es nur gerade heraus sagen: mich bringt man nicht mehr in den Apostelkeller in dieser Nacht, denn wir schreiben heute den ersten September.

Und welche Thorheit wollt Ihr daraus folgern?

Nun, in Gottes Namen, Sie können denken davon, was Sie wollen: es ist dort nicht geheuer in dieser Nacht, das macht, es ist der Jahrestag der Rose.

Ich lachte, daß die Halle dröhnte. Nein! in meinem Leben habe ich doch so manchen Spuk erzählen gehört, aber einen Weinspuk nie! Schämt Ihr Euch nicht, mit Euren weißen Haaren noch solches Zeug zu schwatzen? Doch hier ist nicht lange zu spaßen. Hier ist die Vollmacht des Senats; im Keller darf ich trinken heute Nacht, ohne nach Zeit und Raum zu fragen. Darum im Namen des Raths heiß' ich Euch folgen. Schließe den Keller des Bacchus auf!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:05:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:05:53Z)

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/14>, abgerufen am 19.04.2024.