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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Getränkes, das man hier unten verzapft, habe auch durch die Vergünstigung eines wohledlen Senats die Permission erhalten, denen Herren Aposteln und der Jungfrau Rose meinen Besuch abzustatten, was ich auch geziemendst gethan.

Also Ihr trinkt gern Rheinwein, fuhr Bacchus fort, nun, das ist eine gute Eigenschaft und sehr zu loben in dieser Zeit, wo die Menschen so kalt geworden sind gegen diese goldene Quelle.

Ja, der Teufel hole sie All'! rief Judas, Keiner will mehr einige Maß Rheinwein trinken, außer hie und da solch ein fahrender Doktor oder vacirender Magister, und diese Hungerleider lassen sich ihn erst noch aufwichsen.

Muß ganz gehorsamst depreciren, Herr von Judas, unterbrach ich den schrecklichen Rothrock. Nur einige kleine Versuche habe ich gethan mit Dero Rebenblut von 1700 und etlichen Jahren, und den hat mir allerdings der wackere Bürgermeister einschenken lassen; was Sie aber hier sehen, ist etwas neuer und in baarer Münze von mir bezahlt.

Doktor, ereifert Euch nicht, sagte Frau Rose, er meint's nicht so böse, der Judas, und er ärgert sich nur und mit Recht, daß die Zeiten so lau geworden.

Ja! rief Andreas, der feine, schöne Andreas, ich glaube, dieses Geschlecht fühlt, daß es keines edlen Trankes mehr werth ist, drum sollen sie hier ein Gesöff von allerlei Schnaps und Syrup brauen, heißen

Getränkes, das man hier unten verzapft, habe auch durch die Vergünstigung eines wohledlen Senats die Permission erhalten, denen Herren Aposteln und der Jungfrau Rose meinen Besuch abzustatten, was ich auch geziemendst gethan.

Also Ihr trinkt gern Rheinwein, fuhr Bacchus fort, nun, das ist eine gute Eigenschaft und sehr zu loben in dieser Zeit, wo die Menschen so kalt geworden sind gegen diese goldene Quelle.

Ja, der Teufel hole sie All'! rief Judas, Keiner will mehr einige Maß Rheinwein trinken, außer hie und da solch ein fahrender Doktor oder vacirender Magister, und diese Hungerleider lassen sich ihn erst noch aufwichsen.

Muß ganz gehorsamst depreciren, Herr von Judas, unterbrach ich den schrecklichen Rothrock. Nur einige kleine Versuche habe ich gethan mit Dero Rebenblut von 1700 und etlichen Jahren, und den hat mir allerdings der wackere Bürgermeister einschenken lassen; was Sie aber hier sehen, ist etwas neuer und in baarer Münze von mir bezahlt.

Doktor, ereifert Euch nicht, sagte Frau Rose, er meint's nicht so böse, der Judas, und er ärgert sich nur und mit Recht, daß die Zeiten so lau geworden.

Ja! rief Andreas, der feine, schöne Andreas, ich glaube, dieses Geschlecht fühlt, daß es keines edlen Trankes mehr werth ist, drum sollen sie hier ein Gesöff von allerlei Schnaps und Syrup brauen, heißen

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[0045] Getränkes, das man hier unten verzapft, habe auch durch die Vergünstigung eines wohledlen Senats die Permission erhalten, denen Herren Aposteln und der Jungfrau Rose meinen Besuch abzustatten, was ich auch geziemendst gethan. Also Ihr trinkt gern Rheinwein, fuhr Bacchus fort, nun, das ist eine gute Eigenschaft und sehr zu loben in dieser Zeit, wo die Menschen so kalt geworden sind gegen diese goldene Quelle. Ja, der Teufel hole sie All'! rief Judas, Keiner will mehr einige Maß Rheinwein trinken, außer hie und da solch ein fahrender Doktor oder vacirender Magister, und diese Hungerleider lassen sich ihn erst noch aufwichsen. Muß ganz gehorsamst depreciren, Herr von Judas, unterbrach ich den schrecklichen Rothrock. Nur einige kleine Versuche habe ich gethan mit Dero Rebenblut von 1700 und etlichen Jahren, und den hat mir allerdings der wackere Bürgermeister einschenken lassen; was Sie aber hier sehen, ist etwas neuer und in baarer Münze von mir bezahlt. Doktor, ereifert Euch nicht, sagte Frau Rose, er meint's nicht so böse, der Judas, und er ärgert sich nur und mit Recht, daß die Zeiten so lau geworden. Ja! rief Andreas, der feine, schöne Andreas, ich glaube, dieses Geschlecht fühlt, daß es keines edlen Trankes mehr werth ist, drum sollen sie hier ein Gesöff von allerlei Schnaps und Syrup brauen, heißen

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:05:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:05:53Z)

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/45>, abgerufen am 19.04.2024.