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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 92, 11. Juni 1746.

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[Spaltenumbruch] gegangen, und kommt itzo auf der Sambre zurück.
Die Truppen, welche bisher an der Saro, der Mo-
sel und der Maas zerstreuet gewesen, machen das
3te Corps, und da der Marquis von Sailleres deta-
chirt worden ist, um sich nach der Sambre zu begeben:
So glaubet man, daß die übrigen eben dieselbe Rou-
te nehmen werden, um sich mit dem Corps des Herrn
Grafen von Estrees zu vereinigen, und darauf die
Belagerung der Vestung von Namur vorzunehmen.


Der Herr de Rooy, Brigadier und Directeur der
Fortificationen, ist vor einiger Zeit im Hauptquar-
tier angekommen, und hat mit dem Fürsten von
Waldeck über die Reparationen verschiedene Con-
ferenzen gehabt, die allda anzustellen sind, um aufs
eiligste die Linien, die die Lage unsrer Armee zwi-
schen Breda und Gertruydenberg decken, zu voll-
führen. Heute arrivirte ein Adjutant vom Ge-
neral-Major von Wied, Commendanten der Cita-
delle von Antwerpen, mit der Zeitung, daß da die
Franzosen stark geschossen, und sich zum Sturme
präpariret, so hätte der Commendant den 31 May
die Chamade schlagen lassen, und eine honorable
Capitulation bekommen, wobey man ihm den
freyen Auszug mit allen Ehrenzeichen erlaubet, und
daß die Garnison morgen die Citadelle räumen soll-
te. Mehrere Besonderheiten weiß man noch nicht.
Die Hannöverischen Truppen werden den 15ten
allhier erwartet. Gestern sind sie zwischen Emme-
rick und Wesel über den Rhein gegangen, um nach
der Seite von Cleve zu ziehen. Heute werden sie
zu Cronenburg erwartet, um morgen zu Nimm-
wegen anzukommen, allwo sie ausruhen sollen.
Es ist gewiß, daß diese Truppen, deren 4 Divisio-
nen 10650 Mann ausmachen, ihren Marsch fort-
setzen werden. Die erste wird den 6ten zu Nimm-
wegen über die Waal gehen, und zu Doyeweerd
campiren. Den 7ten wird sie sich an der rech-
ten Seite der Waal wieder auf den Marsch begeben,
um zu Tiel campiren zu können. Den 8ten wird
sie zu Bommel zum andern male wieder über den
Fluß gehen, den 9ten Ruhetag halten, und den
11ten bey Neder-Hemert über die Maas gehen,
und bey Heusden zu campiren kommen, wo sie die
drey andern Divisionen erwarten wird.


Am vorigen Sonnabend Morgen sind Se. Hoch-
fürstliche Durchl. der Herzog von Braunschweig be-
[Spaltenumbruch] reits wieder von hier abgereiset. Heute gehet die
Bagage nebst den meisten Bedienten Sr. Majestät
des Königs von Preussen gleichfalls von hier ab, und
morgen wird der König selbst aufbrechen, und ohne
sich unterwegens aufzuhalten, nach Potsdam be-
geben. Die Abreise Sr. Durchl. des Staathalters
von Hessen-Cassel ist auf übermorgen vestgestellet.




Von gelehrten Sachen.
Folgende Betrachtung von einer fremden Feder
liefern wir zur Beurtheilung.

Herr Doctor Baumgarten hat in der Heraus-
gabe des zweyten Theiles der allgemeinen Welthi-
storie die Einwürfe des Morgans wider die Chre
des Erzvaters Josephs gründlich widerlegt. Allein
mich dünket, er habe die größte Schwürigkeit, von
der ich zwar nicht weiß, ob sie in Morgans schänd-
lichem Buche steht, unberührt vorbey gelassen. Jch
will sie kürzlich vortragen, in der Hofnung, den
Herrn Doct. Baumgarten, oder sonst jemanden,
dadurch zu bewegen, daß er diese Sache, die mir
sehr verworren zu seyn scheint, in ein helleres Licht
setzen möge.

Joseph bringet alles Getraid, das in den 7 rei-
chen Jahren in Egypten konnte entübrigt werden,
auf einen Haufen zusammen. Entweder haben es
die Egypter ohne Entgeld hergeben müssen, oder
Pharao hat es ihnen bezahlt. Das erstere mag ich
nicht glauben; sonst folgte daraus, ohne vielen Um-
schweif, nothwendig, Joseph habe sich zu der aller-
ungerechtesten Gewaltthätigkeit, die nur ausgeübt
werden kann, gebrauchen lassen. Denn welche Ty-
ranney ist wohl grösser als diese, dem Unterthanen
das Seinige nehmen, um es ihm hernach für alles
was er hat, für sein Gut und so gar für seine Frey-
heit wieder zu verkaufen. Pharao mag also den
Egyptern ihr Getraid bezahlt haben.

Wo ist nun dieses Geld hingekommen? Allen
Vermuthen nach ist es in Egypten geblieben. Denn
die Egypter haben durch ihren Handel das Geld an-
derer Völker vielmehr an sich gezogen, als daß sie
ihnen das ihrige gegeben hätten. Die Egypter sind
also in dem Stande gewesen, ihr Getraid wieder zu
kaufen, ohne etwas von dem ihrigen zuzusetzen,
wenn der Preiß desselben nicht höher gekommen ist,
als er war, da es ihnen Pharao abnahm. Wie ist
denn nun die Sache zugegangen, daß dieses Geld,

[Spaltenumbruch] gegangen, und kommt itzo auf der Sambre zuruͤck.
Die Truppen, welche bisher an der Saro, der Mo-
ſel und der Maas zerſtreuet geweſen, machen das
3te Corps, und da der Marquis von Sailleres deta-
chirt worden iſt, um ſich nach der Sambre zu begeben:
So glaubet man, daß die uͤbrigen eben dieſelbe Rou-
te nehmen werden, um ſich mit dem Corps des Herrn
Grafen von Eſtrees zu vereinigen, und darauf die
Belagerung der Veſtung von Namur vorzunehmen.


Der Herr de Rooy, Brigadier und Directeur der
Fortificationen, iſt vor einiger Zeit im Hauptquar-
tier angekommen, und hat mit dem Fuͤrſten von
Waldeck uͤber die Reparationen verſchiedene Con-
ferenzen gehabt, die allda anzuſtellen ſind, um aufs
eiligſte die Linien, die die Lage unſrer Armee zwi-
ſchen Breda und Gertruydenberg decken, zu voll-
fuͤhren. Heute arrivirte ein Adjutant vom Ge-
neral-Major von Wied, Commendanten der Cita-
delle von Antwerpen, mit der Zeitung, daß da die
Franzoſen ſtark geſchoſſen, und ſich zum Sturme
praͤpariret, ſo haͤtte der Commendant den 31 May
die Chamade ſchlagen laſſen, und eine honorable
Capitulation bekommen, wobey man ihm den
freyen Auszug mit allen Ehrenzeichen erlaubet, und
daß die Garniſon morgen die Citadelle raͤumen ſoll-
te. Mehrere Beſonderheiten weiß man noch nicht.
Die Hannoͤveriſchen Truppen werden den 15ten
allhier erwartet. Geſtern ſind ſie zwiſchen Emme-
rick und Weſel uͤber den Rhein gegangen, um nach
der Seite von Cleve zu ziehen. Heute werden ſie
zu Cronenburg erwartet, um morgen zu Nimm-
wegen anzukommen, allwo ſie ausruhen ſollen.
Es iſt gewiß, daß dieſe Truppen, deren 4 Diviſio-
nen 10650 Mann ausmachen, ihren Marſch fort-
ſetzen werden. Die erſte wird den 6ten zu Nimm-
wegen uͤber die Waal gehen, und zu Doyeweerd
campiren. Den 7ten wird ſie ſich an der rech-
ten Seite der Waal wieder auf den Marſch begeben,
um zu Tiel campiren zu koͤnnen. Den 8ten wird
ſie zu Bommel zum andern male wieder uͤber den
Fluß gehen, den 9ten Ruhetag halten, und den
11ten bey Neder-Hemert uͤber die Maas gehen,
und bey Heusden zu campiren kommen, wo ſie die
drey andern Diviſionen erwarten wird.


Am vorigen Sonnabend Morgen ſind Se. Hoch-
fuͤrſtliche Durchl. der Herzog von Braunſchweig be-
[Spaltenumbruch] reits wieder von hier abgereiſet. Heute gehet die
Bagage nebſt den meiſten Bedienten Sr. Majeſtaͤt
des Koͤnigs von Preuſſen gleichfalls von hier ab, und
morgen wird der Koͤnig ſelbſt aufbrechen, und ohne
ſich unterwegens aufzuhalten, nach Potsdam be-
geben. Die Abreiſe Sr. Durchl. des Staathalters
von Heſſen-Caſſel iſt auf uͤbermorgen veſtgeſtellet.




Von gelehrten Sachen.
Folgende Betrachtung von einer fremden Feder
liefern wir zur Beurtheilung.

Herr Doctor Baumgarten hat in der Heraus-
gabe des zweyten Theiles der allgemeinen Welthi-
ſtorie die Einwuͤrfe des Morgans wider die Chre
des Erzvaters Joſephs gruͤndlich widerlegt. Allein
mich duͤnket, er habe die groͤßte Schwuͤrigkeit, von
der ich zwar nicht weiß, ob ſie in Morgans ſchaͤnd-
lichem Buche ſteht, unberuͤhrt vorbey gelaſſen. Jch
will ſie kuͤrzlich vortragen, in der Hofnung, den
Herrn Doct. Baumgarten, oder ſonſt jemanden,
dadurch zu bewegen, daß er dieſe Sache, die mir
ſehr verworren zu ſeyn ſcheint, in ein helleres Licht
ſetzen moͤge.

Joſeph bringet alles Getraid, das in den 7 rei-
chen Jahren in Egypten konnte entuͤbrigt werden,
auf einen Haufen zuſammen. Entweder haben es
die Egypter ohne Entgeld hergeben muͤſſen, oder
Pharao hat es ihnen bezahlt. Das erſtere mag ich
nicht glauben; ſonſt folgte daraus, ohne vielen Um-
ſchweif, nothwendig, Joſeph habe ſich zu der aller-
ungerechteſten Gewaltthaͤtigkeit, die nur ausgeuͤbt
werden kann, gebrauchen laſſen. Denn welche Ty-
ranney iſt wohl groͤſſer als dieſe, dem Unterthanen
das Seinige nehmen, um es ihm hernach fuͤr alles
was er hat, fuͤr ſein Gut und ſo gar fuͤr ſeine Frey-
heit wieder zu verkaufen. Pharao mag alſo den
Egyptern ihr Getraid bezahlt haben.

Wo iſt nun dieſes Geld hingekommen? Allen
Vermuthen nach iſt es in Egypten geblieben. Denn
die Egypter haben durch ihren Handel das Geld an-
derer Voͤlker vielmehr an ſich gezogen, als daß ſie
ihnen das ihrige gegeben haͤtten. Die Egypter ſind
alſo in dem Stande geweſen, ihr Getraid wieder zu
kaufen, ohne etwas von dem ihrigen zuzuſetzen,
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denn nun die Sache zugegangen, daß dieſes Geld,

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[[3]/0003] gegangen, und kommt itzo auf der Sambre zuruͤck. Die Truppen, welche bisher an der Saro, der Mo- ſel und der Maas zerſtreuet geweſen, machen das 3te Corps, und da der Marquis von Sailleres deta- chirt worden iſt, um ſich nach der Sambre zu begeben: So glaubet man, daß die uͤbrigen eben dieſelbe Rou- te nehmen werden, um ſich mit dem Corps des Herrn Grafen von Eſtrees zu vereinigen, und darauf die Belagerung der Veſtung von Namur vorzunehmen. Aus dem Lager der Alliirten zu Terheyde, vom 4 Junius. Der Herr de Rooy, Brigadier und Directeur der Fortificationen, iſt vor einiger Zeit im Hauptquar- tier angekommen, und hat mit dem Fuͤrſten von Waldeck uͤber die Reparationen verſchiedene Con- ferenzen gehabt, die allda anzuſtellen ſind, um aufs eiligſte die Linien, die die Lage unſrer Armee zwi- ſchen Breda und Gertruydenberg decken, zu voll- fuͤhren. Heute arrivirte ein Adjutant vom Ge- neral-Major von Wied, Commendanten der Cita- delle von Antwerpen, mit der Zeitung, daß da die Franzoſen ſtark geſchoſſen, und ſich zum Sturme praͤpariret, ſo haͤtte der Commendant den 31 May die Chamade ſchlagen laſſen, und eine honorable Capitulation bekommen, wobey man ihm den freyen Auszug mit allen Ehrenzeichen erlaubet, und daß die Garniſon morgen die Citadelle raͤumen ſoll- te. Mehrere Beſonderheiten weiß man noch nicht. Die Hannoͤveriſchen Truppen werden den 15ten allhier erwartet. Geſtern ſind ſie zwiſchen Emme- rick und Weſel uͤber den Rhein gegangen, um nach der Seite von Cleve zu ziehen. Heute werden ſie zu Cronenburg erwartet, um morgen zu Nimm- wegen anzukommen, allwo ſie ausruhen ſollen. Es iſt gewiß, daß dieſe Truppen, deren 4 Diviſio- nen 10650 Mann ausmachen, ihren Marſch fort- ſetzen werden. Die erſte wird den 6ten zu Nimm- wegen uͤber die Waal gehen, und zu Doyeweerd campiren. Den 7ten wird ſie ſich an der rech- ten Seite der Waal wieder auf den Marſch begeben, um zu Tiel campiren zu koͤnnen. Den 8ten wird ſie zu Bommel zum andern male wieder uͤber den Fluß gehen, den 9ten Ruhetag halten, und den 11ten bey Neder-Hemert uͤber die Maas gehen, und bey Heusden zu campiren kommen, wo ſie die drey andern Diviſionen erwarten wird. Pyrmont, den 7 Junius. Am vorigen Sonnabend Morgen ſind Se. Hoch- fuͤrſtliche Durchl. der Herzog von Braunſchweig be- reits wieder von hier abgereiſet. Heute gehet die Bagage nebſt den meiſten Bedienten Sr. Majeſtaͤt des Koͤnigs von Preuſſen gleichfalls von hier ab, und morgen wird der Koͤnig ſelbſt aufbrechen, und ohne ſich unterwegens aufzuhalten, nach Potsdam be- geben. Die Abreiſe Sr. Durchl. des Staathalters von Heſſen-Caſſel iſt auf uͤbermorgen veſtgeſtellet. Von gelehrten Sachen. Folgende Betrachtung von einer fremden Feder liefern wir zur Beurtheilung. Herr Doctor Baumgarten hat in der Heraus- gabe des zweyten Theiles der allgemeinen Welthi- ſtorie die Einwuͤrfe des Morgans wider die Chre des Erzvaters Joſephs gruͤndlich widerlegt. Allein mich duͤnket, er habe die groͤßte Schwuͤrigkeit, von der ich zwar nicht weiß, ob ſie in Morgans ſchaͤnd- lichem Buche ſteht, unberuͤhrt vorbey gelaſſen. Jch will ſie kuͤrzlich vortragen, in der Hofnung, den Herrn Doct. Baumgarten, oder ſonſt jemanden, dadurch zu bewegen, daß er dieſe Sache, die mir ſehr verworren zu ſeyn ſcheint, in ein helleres Licht ſetzen moͤge. Joſeph bringet alles Getraid, das in den 7 rei- chen Jahren in Egypten konnte entuͤbrigt werden, auf einen Haufen zuſammen. Entweder haben es die Egypter ohne Entgeld hergeben muͤſſen, oder Pharao hat es ihnen bezahlt. Das erſtere mag ich nicht glauben; ſonſt folgte daraus, ohne vielen Um- ſchweif, nothwendig, Joſeph habe ſich zu der aller- ungerechteſten Gewaltthaͤtigkeit, die nur ausgeuͤbt werden kann, gebrauchen laſſen. Denn welche Ty- ranney iſt wohl groͤſſer als dieſe, dem Unterthanen das Seinige nehmen, um es ihm hernach fuͤr alles was er hat, fuͤr ſein Gut und ſo gar fuͤr ſeine Frey- heit wieder zu verkaufen. Pharao mag alſo den Egyptern ihr Getraid bezahlt haben. Wo iſt nun dieſes Geld hingekommen? Allen Vermuthen nach iſt es in Egypten geblieben. Denn die Egypter haben durch ihren Handel das Geld an- derer Voͤlker vielmehr an ſich gezogen, als daß ſie ihnen das ihrige gegeben haͤtten. Die Egypter ſind alſo in dem Stande geweſen, ihr Getraid wieder zu kaufen, ohne etwas von dem ihrigen zuzuſetzen, wenn der Preiß deſſelben nicht hoͤher gekommen iſt, als er war, da es ihnen Pharao abnahm. Wie iſt denn nun die Sache zugegangen, daß dieſes Geld,

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 92, 11. Juni 1746, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_921106_1746/3>, abgerufen am 28.03.2024.