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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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Vorrede.
und Ausbildung. Es ist aber auch zugleich für
uns das wichtigste; nicht nur wegen unserer per-
sönlichen Beziehungen; sondern auch weil wir bey
weitem auf das genaueste von seiner Bildung, sei-
nen Veränderungen und Schicksalen, unterrichtet
sind.

Wer es unternimmt die Geschichte eines
Staatensystems (worunter wir einen Verein sich
begrenzender, durch Sitten, Religion und Cultur
sich ähnlicher, und unter einander durch wechsel-
seitiges Interesse verflochtener, Staaten verstehen;)
darstellen zu wollen, wird vor allem den allgemei-
nen Character desselben richtig auffassen müssen.
Bey dem von Europa zeigt es sich leicht, daß
dieser in seiner inneren Freyheit, oder der wech-
selseitigen Unabhängigkeit seiner Glieder, wie un-
gleich sich auch diese an Macht seyn mochten, zu
suchen sey. Dadurch unterschied es sich von der
entgegengesetzten Classe von Staatensystemen, der-
jenigen mit einem anerkannten Principat. Daß
einzelne, mit größerm oder geringerem Erfolge,
gemachte Versuche, jene Unabhängigkeit theilweise
aufzuheben, nicht sofort den allgemeinen Charac-
ter verändern, bedarf keines Beweises. Der Ge-

schicht-

Vorrede.
und Ausbildung. Es iſt aber auch zugleich fuͤr
uns das wichtigſte; nicht nur wegen unſerer per-
ſoͤnlichen Beziehungen; ſondern auch weil wir bey
weitem auf das genaueſte von ſeiner Bildung, ſei-
nen Veraͤnderungen und Schickſalen, unterrichtet
ſind.

Wer es unternimmt die Geſchichte eines
Staatenſyſtems (worunter wir einen Verein ſich
begrenzender, durch Sitten, Religion und Cultur
ſich aͤhnlicher, und unter einander durch wechſel-
ſeitiges Intereſſe verflochtener, Staaten verſtehen;)
darſtellen zu wollen, wird vor allem den allgemei-
nen Character desſelben richtig auffaſſen muͤſſen.
Bey dem von Europa zeigt es ſich leicht, daß
dieſer in ſeiner inneren Freyheit, oder der wech-
ſelſeitigen Unabhaͤngigkeit ſeiner Glieder, wie un-
gleich ſich auch dieſe an Macht ſeyn mochten, zu
ſuchen ſey. Dadurch unterſchied es ſich von der
entgegengeſetzten Claſſe von Staatenſyſtemen, der-
jenigen mit einem anerkannten Principat. Daß
einzelne, mit groͤßerm oder geringerem Erfolge,
gemachte Verſuche, jene Unabhaͤngigkeit theilweiſe
aufzuheben, nicht ſofort den allgemeinen Charac-
ter veraͤndern, bedarf keines Beweiſes. Der Ge-

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[IV/0010] Vorrede. und Ausbildung. Es iſt aber auch zugleich fuͤr uns das wichtigſte; nicht nur wegen unſerer per- ſoͤnlichen Beziehungen; ſondern auch weil wir bey weitem auf das genaueſte von ſeiner Bildung, ſei- nen Veraͤnderungen und Schickſalen, unterrichtet ſind. Wer es unternimmt die Geſchichte eines Staatenſyſtems (worunter wir einen Verein ſich begrenzender, durch Sitten, Religion und Cultur ſich aͤhnlicher, und unter einander durch wechſel- ſeitiges Intereſſe verflochtener, Staaten verſtehen;) darſtellen zu wollen, wird vor allem den allgemei- nen Character desſelben richtig auffaſſen muͤſſen. Bey dem von Europa zeigt es ſich leicht, daß dieſer in ſeiner inneren Freyheit, oder der wech- ſelſeitigen Unabhaͤngigkeit ſeiner Glieder, wie un- gleich ſich auch dieſe an Macht ſeyn mochten, zu ſuchen ſey. Dadurch unterſchied es ſich von der entgegengeſetzten Claſſe von Staatenſyſtemen, der- jenigen mit einem anerkannten Principat. Daß einzelne, mit groͤßerm oder geringerem Erfolge, gemachte Verſuche, jene Unabhaͤngigkeit theilweiſe aufzuheben, nicht ſofort den allgemeinen Charac- ter veraͤndern, bedarf keines Beweiſes. Der Ge- ſchicht-

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/10>, abgerufen am 16.04.2024.