Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Maaß.
Verhältniß an gleichgültigen Quantis seiner Seiten Da-
seyn hat, und an dem gleichgültigen Quantum Verände-
rungen vorgehen, so ist die specifische Seite als die
Grundlage in arithmetischer Progression, die äusserliche
Seite hingegen in der specificirten Reihe sich verändernd
darzustellen; denn jene als die an sich specifische, durch
ihr arithmetisches Progrediren, zeigt das Quantum als
ein äusserliches zu haben; hingegen die äusserliche Seite
zeigt sich durch ihre specificirte Reihe als eine solche, de-
ren Quantum durch ein anderes bestimmt ist. -- Oder
insofern die arithmetische Progression als natürliche Re-
gel angesehen wird, so geht die an sich specificirte Seite
in ihr fort, weil sie selbst das Qualificirende, Bestim-
mende ist; die andere aber in einer Reihe, welche sich
zeigt in einem Andern ihre Regel zu haben.

Anmerkung.

Das hier Erörterte in Rücksicht des Zusammen-
hangs der qualitativen Natur eines Daseyns und seiner
Quantitätsbestimmung im Maaße, hat seine Anwendung
zum Beyspiel darin, daß in der Geschwindigkeit,
als dem directen Verhältnisse von durchlaufenem Raume
und verflossener Zeit, die Größe der Zeit als Nenner,
die Größe des Raums dagegen als Zähler, angenommen
wird. Wenn Geschwindigkeit überhaupt ein Verhältniß
vom Raum und der Zeit einer Bewegung ist, so ist es
gleichgültig, welches von beyden Momenten als die Zahl
oder als die Einheit, als Ganzes oder als Moment des
Ganzen betrachtet werden soll. Aber Raum, wie in der
specifischen Schwere das Gewicht, ist Zahl, äusserliches,
reales Ganzes überhaupt, die Zeit hingegen, wie das
Volumen, ist das Ideelle, das Negative, die Seite der
Einheit. -- Weiter gründet sich aber hierauf das wich-
tigere Verhältniß, warum in der freyen Bewegung,

-- zu-

Das Maaß.
Verhaͤltniß an gleichguͤltigen Quantis ſeiner Seiten Da-
ſeyn hat, und an dem gleichguͤltigen Quantum Veraͤnde-
rungen vorgehen, ſo iſt die ſpecifiſche Seite als die
Grundlage in arithmetiſcher Progreſſion, die aͤuſſerliche
Seite hingegen in der ſpecificirten Reihe ſich veraͤndernd
darzuſtellen; denn jene als die an ſich ſpecifiſche, durch
ihr arithmetiſches Progrediren, zeigt das Quantum als
ein aͤuſſerliches zu haben; hingegen die aͤuſſerliche Seite
zeigt ſich durch ihre ſpecificirte Reihe als eine ſolche, de-
ren Quantum durch ein anderes beſtimmt iſt. — Oder
inſofern die arithmetiſche Progreſſion als natuͤrliche Re-
gel angeſehen wird, ſo geht die an ſich ſpecificirte Seite
in ihr fort, weil ſie ſelbſt das Qualificirende, Beſtim-
mende iſt; die andere aber in einer Reihe, welche ſich
zeigt in einem Andern ihre Regel zu haben.

Anmerkung.

Das hier Eroͤrterte in Ruͤckſicht des Zuſammen-
hangs der qualitativen Natur eines Daſeyns und ſeiner
Quantitaͤtsbeſtimmung im Maaße, hat ſeine Anwendung
zum Beyſpiel darin, daß in der Geſchwindigkeit,
als dem directen Verhaͤltniſſe von durchlaufenem Raume
und verfloſſener Zeit, die Groͤße der Zeit als Nenner,
die Groͤße des Raums dagegen als Zaͤhler, angenommen
wird. Wenn Geſchwindigkeit uͤberhaupt ein Verhaͤltniß
vom Raum und der Zeit einer Bewegung iſt, ſo iſt es
gleichguͤltig, welches von beyden Momenten als die Zahl
oder als die Einheit, als Ganzes oder als Moment des
Ganzen betrachtet werden ſoll. Aber Raum, wie in der
ſpecifiſchen Schwere das Gewicht, iſt Zahl, aͤuſſerliches,
reales Ganzes uͤberhaupt, die Zeit hingegen, wie das
Volumen, iſt das Ideelle, das Negative, die Seite der
Einheit. — Weiter gruͤndet ſich aber hierauf das wich-
tigere Verhaͤltniß, warum in der freyen Bewegung,

— zu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0329" n="281"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Das Maaß</hi>.</fw><lb/>
Verha&#x0364;ltniß an gleichgu&#x0364;ltigen Quantis &#x017F;einer Seiten Da-<lb/>
&#x017F;eyn hat, und an dem gleichgu&#x0364;ltigen Quantum Vera&#x0364;nde-<lb/>
rungen vorgehen, &#x017F;o i&#x017F;t die &#x017F;pecifi&#x017F;che Seite als die<lb/>
Grundlage in arithmeti&#x017F;cher Progre&#x017F;&#x017F;ion, die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche<lb/>
Seite hingegen in der &#x017F;pecificirten Reihe &#x017F;ich vera&#x0364;ndernd<lb/>
darzu&#x017F;tellen; denn jene als die an &#x017F;ich &#x017F;pecifi&#x017F;che, durch<lb/>
ihr arithmeti&#x017F;ches Progrediren, zeigt das Quantum als<lb/>
ein a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliches zu haben; hingegen die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Seite<lb/>
zeigt &#x017F;ich durch ihre &#x017F;pecificirte Reihe als eine &#x017F;olche, de-<lb/>
ren Quantum durch ein anderes be&#x017F;timmt i&#x017F;t. &#x2014; Oder<lb/>
in&#x017F;ofern die arithmeti&#x017F;che Progre&#x017F;&#x017F;ion als natu&#x0364;rliche Re-<lb/>
gel ange&#x017F;ehen wird, &#x017F;o geht die an &#x017F;ich &#x017F;pecificirte Seite<lb/>
in ihr fort, weil &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t das Qualificirende, Be&#x017F;tim-<lb/>
mende i&#x017F;t; die andere aber in einer Reihe, welche &#x017F;ich<lb/>
zeigt in einem Andern ihre Regel zu haben.</p><lb/>
                  <div n="7">
                    <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Anmerkung</hi>.</hi> </head><lb/>
                    <p>Das hier Ero&#x0364;rterte in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht des Zu&#x017F;ammen-<lb/>
hangs der qualitativen Natur eines Da&#x017F;eyns und &#x017F;einer<lb/>
Quantita&#x0364;tsbe&#x017F;timmung im Maaße, hat &#x017F;eine Anwendung<lb/>
zum Bey&#x017F;piel darin, daß in der <hi rendition="#g">Ge&#x017F;chwindigkeit</hi>,<lb/>
als dem directen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e von durchlaufenem Raume<lb/>
und verflo&#x017F;&#x017F;ener Zeit, die Gro&#x0364;ße der Zeit als Nenner,<lb/>
die Gro&#x0364;ße des Raums dagegen als Za&#x0364;hler, angenommen<lb/>
wird. Wenn Ge&#x017F;chwindigkeit u&#x0364;berhaupt ein Verha&#x0364;ltniß<lb/>
vom Raum und der Zeit einer Bewegung i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
gleichgu&#x0364;ltig, welches von beyden Momenten als die Zahl<lb/>
oder als die Einheit, als Ganzes oder als Moment des<lb/>
Ganzen betrachtet werden &#x017F;oll. Aber Raum, wie in der<lb/>
&#x017F;pecifi&#x017F;chen Schwere das Gewicht, i&#x017F;t Zahl, a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliches,<lb/>
reales Ganzes u&#x0364;berhaupt, die Zeit hingegen, wie das<lb/>
Volumen, i&#x017F;t das Ideelle, das Negative, die Seite der<lb/>
Einheit. &#x2014; Weiter gru&#x0364;ndet &#x017F;ich aber hierauf das wich-<lb/>
tigere Verha&#x0364;ltniß, warum in der <hi rendition="#g">freyen Bewegung</hi>,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x2014; zu-</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0329] Das Maaß. Verhaͤltniß an gleichguͤltigen Quantis ſeiner Seiten Da- ſeyn hat, und an dem gleichguͤltigen Quantum Veraͤnde- rungen vorgehen, ſo iſt die ſpecifiſche Seite als die Grundlage in arithmetiſcher Progreſſion, die aͤuſſerliche Seite hingegen in der ſpecificirten Reihe ſich veraͤndernd darzuſtellen; denn jene als die an ſich ſpecifiſche, durch ihr arithmetiſches Progrediren, zeigt das Quantum als ein aͤuſſerliches zu haben; hingegen die aͤuſſerliche Seite zeigt ſich durch ihre ſpecificirte Reihe als eine ſolche, de- ren Quantum durch ein anderes beſtimmt iſt. — Oder inſofern die arithmetiſche Progreſſion als natuͤrliche Re- gel angeſehen wird, ſo geht die an ſich ſpecificirte Seite in ihr fort, weil ſie ſelbſt das Qualificirende, Beſtim- mende iſt; die andere aber in einer Reihe, welche ſich zeigt in einem Andern ihre Regel zu haben. Anmerkung. Das hier Eroͤrterte in Ruͤckſicht des Zuſammen- hangs der qualitativen Natur eines Daſeyns und ſeiner Quantitaͤtsbeſtimmung im Maaße, hat ſeine Anwendung zum Beyſpiel darin, daß in der Geſchwindigkeit, als dem directen Verhaͤltniſſe von durchlaufenem Raume und verfloſſener Zeit, die Groͤße der Zeit als Nenner, die Groͤße des Raums dagegen als Zaͤhler, angenommen wird. Wenn Geſchwindigkeit uͤberhaupt ein Verhaͤltniß vom Raum und der Zeit einer Bewegung iſt, ſo iſt es gleichguͤltig, welches von beyden Momenten als die Zahl oder als die Einheit, als Ganzes oder als Moment des Ganzen betrachtet werden ſoll. Aber Raum, wie in der ſpecifiſchen Schwere das Gewicht, iſt Zahl, aͤuſſerliches, reales Ganzes uͤberhaupt, die Zeit hingegen, wie das Volumen, iſt das Ideelle, das Negative, die Seite der Einheit. — Weiter gruͤndet ſich aber hierauf das wich- tigere Verhaͤltniß, warum in der freyen Bewegung, — zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/329
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/329>, abgerufen am 19.04.2024.