Ich sprach im vorigen Capitel von den positi¬ ven Religionen nur in so fern sie als Kirchen, unter den Namen Staatsreligionen, noch besonders vom Staate privilegirt werden. Es giebt aber eine fromme Dialektik, lieber Leser, die dir aufs bündigste beweisen wird, daß ein Gegner des Kirch¬ thums einer solchen Staatsreligion auch ein Feind der Religion und des Staats sey, ein Feind Got¬ tes und des Königs, oder, wie die gewöhnliche Formel lautet: ein Feind des Throns und des Al¬ tars. Ich aber sage dir, das ist eine Lüge, ich ehre die innere Heiligkeit jeder Religion und unterwerfe
CapitelXIV.
Ich ſprach im vorigen Capitel von den poſiti¬ ven Religionen nur in ſo fern ſie als Kirchen, unter den Namen Staatsreligionen, noch beſonders vom Staate privilegirt werden. Es giebt aber eine fromme Dialektik, lieber Leſer, die dir aufs buͤndigſte beweiſen wird, daß ein Gegner des Kirch¬ thums einer ſolchen Staatsreligion auch ein Feind der Religion und des Staats ſey, ein Feind Got¬ tes und des Koͤnigs, oder, wie die gewoͤhnliche Formel lautet: ein Feind des Throns und des Al¬ tars. Ich aber ſage dir, das iſt eine Luͤge, ich ehre die innere Heiligkeit jeder Religion und unterwerfe
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[[104]/0118]
Capitel XIV.
Ich ſprach im vorigen Capitel von den poſiti¬
ven Religionen nur in ſo fern ſie als Kirchen,
unter den Namen Staatsreligionen, noch beſonders
vom Staate privilegirt werden. Es giebt aber
eine fromme Dialektik, lieber Leſer, die dir aufs
buͤndigſte beweiſen wird, daß ein Gegner des Kirch¬
thums einer ſolchen Staatsreligion auch ein Feind
der Religion und des Staats ſey, ein Feind Got¬
tes und des Koͤnigs, oder, wie die gewoͤhnliche
Formel lautet: ein Feind des Throns und des Al¬
tars. Ich aber ſage dir, das iſt eine Luͤge, ich ehre
die innere Heiligkeit jeder Religion und unterwerfe
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. [104]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/118>, abgerufen am 23.04.2024.
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