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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

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12.

Mich dünkt, Ihre Fragen über den ge-
ringen Antheil, den die heutige Dichtkunst
an den Händeln der Zeit nimmt, haben
Sie sich selbst beantworten können: denn
der Stoff dazu liegt völlig in Ihrem
Briefe.

Schaffen Sie uns den Zustand der
Griechen wieder; und Alcäus, Pindar,
Aeschylus, sind mit ihnen auch da. In
vielerlei Rücksicht aber würden wir diese
Zeiten nicht wünschen; und uns dagegen
an unserer dichterischen Untheilnehmung
begnügen. So wäre es auch in Ansehung
der Zeiten Horaz oder gar der Kreuzzieher
und Harfner. Opitz und Logau fühlten

12.

Mich duͤnkt, Ihre Fragen uͤber den ge-
ringen Antheil, den die heutige Dichtkunſt
an den Haͤndeln der Zeit nimmt, haben
Sie ſich ſelbſt beantworten koͤnnen: denn
der Stoff dazu liegt voͤllig in Ihrem
Briefe.

Schaffen Sie uns den Zuſtand der
Griechen wieder; und Alcaͤus, Pindar,
Aeſchylus, ſind mit ihnen auch da. In
vielerlei Ruͤckſicht aber wuͤrden wir dieſe
Zeiten nicht wuͤnſchen; und uns dagegen
an unſerer dichteriſchen Untheilnehmung
begnuͤgen. So waͤre es auch in Anſehung
der Zeiten Horaz oder gar der Kreuzzieher
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[166/0173] 12. Mich duͤnkt, Ihre Fragen uͤber den ge- ringen Antheil, den die heutige Dichtkunſt an den Haͤndeln der Zeit nimmt, haben Sie ſich ſelbſt beantworten koͤnnen: denn der Stoff dazu liegt voͤllig in Ihrem Briefe. Schaffen Sie uns den Zuſtand der Griechen wieder; und Alcaͤus, Pindar, Aeſchylus, ſind mit ihnen auch da. In vielerlei Ruͤckſicht aber wuͤrden wir dieſe Zeiten nicht wuͤnſchen; und uns dagegen an unſerer dichteriſchen Untheilnehmung begnuͤgen. So waͤre es auch in Anſehung der Zeiten Horaz oder gar der Kreuzzieher und Harfner. Opitz und Logau fuͤhlten

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/173>, abgerufen am 29.03.2024.