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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767.

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Beschluß.

Nachschrift an den Leser.) Wer die Fort-
sezzung dieser Parallele wünscht; der erwar-
te im dritten Theil etwas von unsern Rö-
mern, Engländern und Franzosen: und
nachdem alle Schulden abgetragen sind, wol-
len wir unser eignes Kapital berechnen, und
fragen: wozu wirs anwenden könnten. Der
4te Theil soll von der Aesthetik, Geschichte
und Weltweisheit reden, wenn diese weite
Materie nicht das Maas eines Theils über-
geht. Obgleich meine Fragmente kein Ge-
bäude, sondern blos Materialien sind: so
muß man doch auch die Anführung derselben
zu vollenden suchen.

An die Schriftsteller, über die ich gere-
det.) Ob man gleich in Deutschland noch
immer über seine Urtheile das Sentiment des
Pindars sezzt: "Wer es wagt von Göttern
"zu reden, der thue es mit Ehrfurcht; denn
"der Seligen einen zu tadeln ist Unsinn:" so
habe ich doch das Zutrauen zu denen, die sich
nicht über Mitbürger der Litteratur erhe-

ben
Beſchluß.

Nachſchrift an den Leſer.) Wer die Fort-
ſezzung dieſer Parallele wuͤnſcht; der erwar-
te im dritten Theil etwas von unſern Roͤ-
mern, Englaͤndern und Franzoſen: und
nachdem alle Schulden abgetragen ſind, wol-
len wir unſer eignes Kapital berechnen, und
fragen: wozu wirs anwenden koͤnnten. Der
4te Theil ſoll von der Aeſthetik, Geſchichte
und Weltweisheit reden, wenn dieſe weite
Materie nicht das Maas eines Theils uͤber-
geht. Obgleich meine Fragmente kein Ge-
baͤude, ſondern blos Materialien ſind: ſo
muß man doch auch die Anfuͤhrung derſelben
zu vollenden ſuchen.

An die Schriftſteller, uͤber die ich gere-
det.) Ob man gleich in Deutſchland noch
immer uͤber ſeine Urtheile das Sentiment des
Pindars ſezzt: „Wer es wagt von Goͤttern
„zu reden, der thue es mit Ehrfurcht; denn
„der Seligen einen zu tadeln iſt Unſinn:„ ſo
habe ich doch das Zutrauen zu denen, die ſich
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[378/0210] Beſchluß. Nachſchrift an den Leſer.) Wer die Fort- ſezzung dieſer Parallele wuͤnſcht; der erwar- te im dritten Theil etwas von unſern Roͤ- mern, Englaͤndern und Franzoſen: und nachdem alle Schulden abgetragen ſind, wol- len wir unſer eignes Kapital berechnen, und fragen: wozu wirs anwenden koͤnnten. Der 4te Theil ſoll von der Aeſthetik, Geſchichte und Weltweisheit reden, wenn dieſe weite Materie nicht das Maas eines Theils uͤber- geht. Obgleich meine Fragmente kein Ge- baͤude, ſondern blos Materialien ſind: ſo muß man doch auch die Anfuͤhrung derſelben zu vollenden ſuchen. An die Schriftſteller, uͤber die ich gere- det.) Ob man gleich in Deutſchland noch immer uͤber ſeine Urtheile das Sentiment des Pindars ſezzt: „Wer es wagt von Goͤttern „zu reden, der thue es mit Ehrfurcht; denn „der Seligen einen zu tadeln iſt Unſinn:„ ſo habe ich doch das Zutrauen zu denen, die ſich nicht uͤber Mitbuͤrger der Litteratur erhe- ben

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur02_1767/210>, abgerufen am 19.04.2024.