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Heyne, Christian Gottlob: Einleitung in das Studium der Antike. Göttingen u. a., 1772.

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I. Abschnitt.
Von
der Kunst und von den alten Kunst-
werken überhaupt, und von den verschied-
nen Arten der Kenntniß derselben.
§. 1.

Sinnliche Gegenstände, und die Bilder un-
srer Seele von diesen Gegenständen, las-
sen sich entweder durch die sinnliche
Vorstellung und Abbildung der Gegen-
stände
selbst, oder durch sinnliche Zeichen,
oder
durch beydes zugleich ausdrücken.

Die Formen der Körper, als Abbil-
dungen der Gegenstände selbst,
lassen sich
entweder in das Runde, oder auf der Flä-
che
vorstellen. Dieß ist Bildnerey und Ma-
lerey;
und die Künste sind die bildenden
Künste.

Die sinnlichen Zeichen zum Ausdruck der
Bilder, die die Seele von den sinnlichen Ge-
genständen hat, sind entweder vorübergehende:
Geberden, Bewegungen, Töne;
ihrer be-
dienen sich Tanzkunst, Schauspielkunst, Be-
redsamkeit, Dichtkunst, Tonkunst;
oder

dauer-


I. Abſchnitt.
Von
der Kunſt und von den alten Kunſt-
werken uͤberhaupt, und von den verſchied-
nen Arten der Kenntniß derſelben.
§. 1.

Sinnliche Gegenſtaͤnde, und die Bilder un-
ſrer Seele von dieſen Gegenſtaͤnden, laſ-
ſen ſich entweder durch die ſinnliche
Vorſtellung und Abbildung der Gegen-
ſtaͤnde
ſelbſt, oder durch ſinnliche Zeichen,
oder
durch beydes zugleich ausdruͤcken.

Die Formen der Koͤrper, als Abbil-
dungen der Gegenſtaͤnde ſelbſt,
laſſen ſich
entweder in das Runde, oder auf der Flaͤ-
che
vorſtellen. Dieß iſt Bildnerey und Ma-
lerey;
und die Kuͤnſte ſind die bildenden
Kuͤnſte.

Die ſinnlichen Zeichen zum Ausdruck der
Bilder, die die Seele von den ſinnlichen Ge-
genſtaͤnden hat, ſind entweder voruͤbergehende:
Geberden, Bewegungen, Toͤne;
ihrer be-
dienen ſich Tanzkunſt, Schauſpielkunſt, Be-
redſamkeit, Dichtkunſt, Tonkunſt;
oder

dauer-
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[4/0010] I. Abſchnitt. Von der Kunſt und von den alten Kunſt- werken uͤberhaupt, und von den verſchied- nen Arten der Kenntniß derſelben. §. 1. Sinnliche Gegenſtaͤnde, und die Bilder un- ſrer Seele von dieſen Gegenſtaͤnden, laſ- ſen ſich entweder durch die ſinnliche Vorſtellung und Abbildung der Gegen- ſtaͤnde ſelbſt, oder durch ſinnliche Zeichen, oder durch beydes zugleich ausdruͤcken. Die Formen der Koͤrper, als Abbil- dungen der Gegenſtaͤnde ſelbſt, laſſen ſich entweder in das Runde, oder auf der Flaͤ- che vorſtellen. Dieß iſt Bildnerey und Ma- lerey; und die Kuͤnſte ſind die bildenden Kuͤnſte. Die ſinnlichen Zeichen zum Ausdruck der Bilder, die die Seele von den ſinnlichen Ge- genſtaͤnden hat, ſind entweder voruͤbergehende: Geberden, Bewegungen, Toͤne; ihrer be- dienen ſich Tanzkunſt, Schauſpielkunſt, Be- redſamkeit, Dichtkunſt, Tonkunſt; oder dauer-

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Zitationshilfe: Heyne, Christian Gottlob: Einleitung in das Studium der Antike. Göttingen u. a., 1772, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyne_einleitung_1772/10>, abgerufen am 18.04.2024.