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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

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Zweyter Abschnitt. Von den verschiedenen Charakteren
den Bergen gerathe, und wo ich mehr Gründe für die geistige Natur der Seele und
für ihre Unsterblichkeit sammle, als in allen Schriften der Weltweisen."

[Abbildung]
7.
Gehölz.

Ohne Gehölz und Wasser würde den schönsten Formen der Oberfläche des Erd-
bodens Leben und Interesse fehlen. Gehölze gefallen und reizen auf eine mannigfal-
tige Art. Ihre Größe und Ausdehnung, ihr Umzug, ihre Stellung, ihre größere
oder geringere Dichtigkeit, die verschiedenen Grade in dem Dunkeln oder Hellen ihrer
Belaubung, sind reiche Quellen der Abwechselung und der Ergötzung. Sie sind
schon in der Ferne sehr anmuthige Gegenstände, ertheilen der Landschaft Schattirung,
und erfreuen durch den Genuß der Kühlung und Erfrischung, durch die Vorstellung
des Aufenthalts, den sie dem Wild und Geflügel verstatten, durch den Gesang ihrer
befiederten Bewohner, durch die Schauspiele des Lichts und des Schattens, durch
den Wohlgeruch der Blumen und Pflanzen.

Ein Wald kann in der Landschaft ein sehr heroischer Gegenstand seyn, durch
Breite und Länge, und besonders die Höhe, die er einnimmt. Besteht er dabey
aus bejahrten an die Wolken ragenden Bäumen, und aus einem dichten und sehr
dunkeln Laubwerk, so wird sein Charakter Ernst und eine gewisse feyerliche Würde

seyn,

Zweyter Abſchnitt. Von den verſchiedenen Charakteren
den Bergen gerathe, und wo ich mehr Gruͤnde fuͤr die geiſtige Natur der Seele und
fuͤr ihre Unſterblichkeit ſammle, als in allen Schriften der Weltweiſen.“

[Abbildung]
7.
Gehoͤlz.

Ohne Gehoͤlz und Waſſer wuͤrde den ſchoͤnſten Formen der Oberflaͤche des Erd-
bodens Leben und Intereſſe fehlen. Gehoͤlze gefallen und reizen auf eine mannigfal-
tige Art. Ihre Groͤße und Ausdehnung, ihr Umzug, ihre Stellung, ihre groͤßere
oder geringere Dichtigkeit, die verſchiedenen Grade in dem Dunkeln oder Hellen ihrer
Belaubung, ſind reiche Quellen der Abwechſelung und der Ergoͤtzung. Sie ſind
ſchon in der Ferne ſehr anmuthige Gegenſtaͤnde, ertheilen der Landſchaft Schattirung,
und erfreuen durch den Genuß der Kuͤhlung und Erfriſchung, durch die Vorſtellung
des Aufenthalts, den ſie dem Wild und Gefluͤgel verſtatten, durch den Geſang ihrer
befiederten Bewohner, durch die Schauſpiele des Lichts und des Schattens, durch
den Wohlgeruch der Blumen und Pflanzen.

Ein Wald kann in der Landſchaft ein ſehr heroiſcher Gegenſtand ſeyn, durch
Breite und Laͤnge, und beſonders die Hoͤhe, die er einnimmt. Beſteht er dabey
aus bejahrten an die Wolken ragenden Baͤumen, und aus einem dichten und ſehr
dunkeln Laubwerk, ſo wird ſein Charakter Ernſt und eine gewiſſe feyerliche Wuͤrde

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[198/0212] Zweyter Abſchnitt. Von den verſchiedenen Charakteren den Bergen gerathe, und wo ich mehr Gruͤnde fuͤr die geiſtige Natur der Seele und fuͤr ihre Unſterblichkeit ſammle, als in allen Schriften der Weltweiſen.“ [Abbildung] 7. Gehoͤlz. Ohne Gehoͤlz und Waſſer wuͤrde den ſchoͤnſten Formen der Oberflaͤche des Erd- bodens Leben und Intereſſe fehlen. Gehoͤlze gefallen und reizen auf eine mannigfal- tige Art. Ihre Groͤße und Ausdehnung, ihr Umzug, ihre Stellung, ihre groͤßere oder geringere Dichtigkeit, die verſchiedenen Grade in dem Dunkeln oder Hellen ihrer Belaubung, ſind reiche Quellen der Abwechſelung und der Ergoͤtzung. Sie ſind ſchon in der Ferne ſehr anmuthige Gegenſtaͤnde, ertheilen der Landſchaft Schattirung, und erfreuen durch den Genuß der Kuͤhlung und Erfriſchung, durch die Vorſtellung des Aufenthalts, den ſie dem Wild und Gefluͤgel verſtatten, durch den Geſang ihrer befiederten Bewohner, durch die Schauſpiele des Lichts und des Schattens, durch den Wohlgeruch der Blumen und Pflanzen. Ein Wald kann in der Landſchaft ein ſehr heroiſcher Gegenſtand ſeyn, durch Breite und Laͤnge, und beſonders die Hoͤhe, die er einnimmt. Beſteht er dabey aus bejahrten an die Wolken ragenden Baͤumen, und aus einem dichten und ſehr dunkeln Laubwerk, ſo wird ſein Charakter Ernſt und eine gewiſſe feyerliche Wuͤrde ſeyn,

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/212>, abgerufen am 18.04.2024.