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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Anhang. Beschreibungen
von Kokkedahl anmuthig hervorschimmert. Die Zimmer des Schlosses haben eine
gute Vertheilung; sie sind geräumig, heiter und mit Geschmack verziert. Aus dem
obern Stockwerk, das zur Bewohnung der Herrschaft dient, steigt man auf zwey
Altane, die auf beyden Seiten der Kupel liegen, einer entzückenden Aussicht entgegen.

Gleich hinter dem Schlosse liegt ein kleines Luststück von Blumen, mit Obst-
bäumen abwechselnd, welche die schönsten Früchte liefern; zur Rechten und zur Lin-
ken machen schattigte Lindengänge die Gränze. Unmittelbar aus dieser Partie führt
eine Thür in einen kühlen und reizenden Lustwald, meistens von Buchen, zwischen
welchen Eschen und andere Bäume angepflanzt sind. Man sieht hier besonders vor-
treffliche Buchen, von einer mehr als gewöhnlichen Höhe und mit einem Reichthum
überschattender Zweige. Auf beyden Seiten des Waldes, der über vier Morgen
Landes enthält, ruhen Wiesen mit Ellerngebüschen. Durch den Wald gehen krüm-
mende Wege; eine Allee von Roßkastanien führt durch ihn nach Kokkedahl, und
aus ihr läuft eine kurze Nebenallee nach Hirschholm ab. Der Boden hat einige
Erhöhungen und freye Grasplätze; er hat viel Quellwasser, das zu fließenden Bä-
chen genutzt werden kann. Die Schönheiten dieses Orts gehören der Natur; sie
sind etwas wild, aber unverstellt, und erwarten noch ihre Ausbildung und Erweite-
rung von der Hand des Geschmacks, wenn das Lustschloß, das jetzt nur besucht und
nicht bewohnt wird, einst zu einem ordentlichen Aufenthalt für eine Person von der
Königlichen Familie geweihet werden sollte.



V. Frie-

Anhang. Beſchreibungen
von Kokkedahl anmuthig hervorſchimmert. Die Zimmer des Schloſſes haben eine
gute Vertheilung; ſie ſind geraͤumig, heiter und mit Geſchmack verziert. Aus dem
obern Stockwerk, das zur Bewohnung der Herrſchaft dient, ſteigt man auf zwey
Altane, die auf beyden Seiten der Kupel liegen, einer entzuͤckenden Ausſicht entgegen.

Gleich hinter dem Schloſſe liegt ein kleines Luſtſtuͤck von Blumen, mit Obſt-
baͤumen abwechſelnd, welche die ſchoͤnſten Fruͤchte liefern; zur Rechten und zur Lin-
ken machen ſchattigte Lindengaͤnge die Graͤnze. Unmittelbar aus dieſer Partie fuͤhrt
eine Thuͤr in einen kuͤhlen und reizenden Luſtwald, meiſtens von Buchen, zwiſchen
welchen Eſchen und andere Baͤume angepflanzt ſind. Man ſieht hier beſonders vor-
treffliche Buchen, von einer mehr als gewoͤhnlichen Hoͤhe und mit einem Reichthum
uͤberſchattender Zweige. Auf beyden Seiten des Waldes, der uͤber vier Morgen
Landes enthaͤlt, ruhen Wieſen mit Ellerngebuͤſchen. Durch den Wald gehen kruͤm-
mende Wege; eine Allee von Roßkaſtanien fuͤhrt durch ihn nach Kokkedahl, und
aus ihr laͤuft eine kurze Nebenallee nach Hirſchholm ab. Der Boden hat einige
Erhoͤhungen und freye Grasplaͤtze; er hat viel Quellwaſſer, das zu fließenden Baͤ-
chen genutzt werden kann. Die Schoͤnheiten dieſes Orts gehoͤren der Natur; ſie
ſind etwas wild, aber unverſtellt, und erwarten noch ihre Ausbildung und Erweite-
rung von der Hand des Geſchmacks, wenn das Luſtſchloß, das jetzt nur beſucht und
nicht bewohnt wird, einſt zu einem ordentlichen Aufenthalt fuͤr eine Perſon von der
Koͤniglichen Familie geweihet werden ſollte.



V. Frie-
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[216/0227] Anhang. Beſchreibungen von Kokkedahl anmuthig hervorſchimmert. Die Zimmer des Schloſſes haben eine gute Vertheilung; ſie ſind geraͤumig, heiter und mit Geſchmack verziert. Aus dem obern Stockwerk, das zur Bewohnung der Herrſchaft dient, ſteigt man auf zwey Altane, die auf beyden Seiten der Kupel liegen, einer entzuͤckenden Ausſicht entgegen. Gleich hinter dem Schloſſe liegt ein kleines Luſtſtuͤck von Blumen, mit Obſt- baͤumen abwechſelnd, welche die ſchoͤnſten Fruͤchte liefern; zur Rechten und zur Lin- ken machen ſchattigte Lindengaͤnge die Graͤnze. Unmittelbar aus dieſer Partie fuͤhrt eine Thuͤr in einen kuͤhlen und reizenden Luſtwald, meiſtens von Buchen, zwiſchen welchen Eſchen und andere Baͤume angepflanzt ſind. Man ſieht hier beſonders vor- treffliche Buchen, von einer mehr als gewoͤhnlichen Hoͤhe und mit einem Reichthum uͤberſchattender Zweige. Auf beyden Seiten des Waldes, der uͤber vier Morgen Landes enthaͤlt, ruhen Wieſen mit Ellerngebuͤſchen. Durch den Wald gehen kruͤm- mende Wege; eine Allee von Roßkaſtanien fuͤhrt durch ihn nach Kokkedahl, und aus ihr laͤuft eine kurze Nebenallee nach Hirſchholm ab. Der Boden hat einige Erhoͤhungen und freye Grasplaͤtze; er hat viel Quellwaſſer, das zu fließenden Baͤ- chen genutzt werden kann. Die Schoͤnheiten dieſes Orts gehoͤren der Natur; ſie ſind etwas wild, aber unverſtellt, und erwarten noch ihre Ausbildung und Erweite- rung von der Hand des Geſchmacks, wenn das Luſtſchloß, das jetzt nur beſucht und nicht bewohnt wird, einſt zu einem ordentlichen Aufenthalt fuͤr eine Perſon von der Koͤniglichen Familie geweihet werden ſollte. V. Frie-

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/227>, abgerufen am 19.04.2024.