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Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.

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Armin.
Uns ist in alten Sagen gar wunderviel gesagt,
Wonach in unsern Tagen das Publicum nicht fragt.
Ich aber will berichten was heute nur geschieht,
Nur schöne neue Geschichten. Und also hebt sich an das Lied.
Es kam vom Himmel nieder der deutsche Held Armin,
Seit grauen Zeiten wieder, er kam, wir sahen ihn;
Er war noch stets derselbe, er ging ganz frank und frei,
Er wollte Deutschland sehen, ob's noch dasselbe Deutschland sei.
Im Teutoburger Walde da ließ er sich herab,
Er dacht' an Alles wieder was einst sich dort begab.
Da fragt ihn ein Gensd'arme: "wo haben Sie Ihren Paß?"
Es erwiedert ihm der Recke: "was kümmert dich denn wunder das?"
"Ich bin ein Officiante, ich thue nur meine Pflicht,
Und thue gar nichts weiter als was die Vorschrift spricht:
Wer ohne Paß hier kommet, wer sich nicht legitimirt,
Der wird von Polizeiwegen sofort hier arretiert."
Zum Glücke kam gegangen ein alter Edelmann,
Der hatte sich von ferne schon gehört die Sachen an;
Es war ihm aus der Kindheit Armins Porträt bekannt:
"Für diesen Fremden bürg' ich." Er nahm ihn gleich auch bei
der Hand.
Armin.
Uns iſt in alten Sagen gar wunderviel geſagt,
Wonach in unſern Tagen das Publicum nicht fragt.
Ich aber will berichten was heute nur geſchieht,
Nur ſchöne neue Geſchichten. Und alſo hebt ſich an das Lied.
Es kam vom Himmel nieder der deutſche Held Armin,
Seit grauen Zeiten wieder, er kam, wir ſahen ihn;
Er war noch ſtets derſelbe, er ging ganz frank und frei,
Er wollte Deutſchland ſehen, ob's noch daſſelbe Deutſchland ſei.
Im Teutoburger Walde da ließ er ſich herab,
Er dacht' an Alles wieder was einſt ſich dort begab.
Da fragt ihn ein Gensd'arme: „wo haben Sie Ihren Paß?“
Es erwiedert ihm der Recke: „was kümmert dich denn wunder das?“
„Ich bin ein Officiante, ich thue nur meine Pflicht,
Und thue gar nichts weiter als was die Vorſchrift ſpricht:
Wer ohne Paß hier kommet, wer ſich nicht legitimirt,
Der wird von Polizeiwegen ſofort hier arretiert.“
Zum Glücke kam gegangen ein alter Edelmann,
Der hatte ſich von ferne ſchon gehört die Sachen an;
Es war ihm aus der Kindheit Armins Porträt bekannt:
„Für dieſen Fremden bürg' ich.“ Er nahm ihn gleich auch bei
der Hand.
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[175/0193] Armin. Uns iſt in alten Sagen gar wunderviel geſagt, Wonach in unſern Tagen das Publicum nicht fragt. Ich aber will berichten was heute nur geſchieht, Nur ſchöne neue Geſchichten. Und alſo hebt ſich an das Lied. Es kam vom Himmel nieder der deutſche Held Armin, Seit grauen Zeiten wieder, er kam, wir ſahen ihn; Er war noch ſtets derſelbe, er ging ganz frank und frei, Er wollte Deutſchland ſehen, ob's noch daſſelbe Deutſchland ſei. Im Teutoburger Walde da ließ er ſich herab, Er dacht' an Alles wieder was einſt ſich dort begab. Da fragt ihn ein Gensd'arme: „wo haben Sie Ihren Paß?“ Es erwiedert ihm der Recke: „was kümmert dich denn wunder das?“ „Ich bin ein Officiante, ich thue nur meine Pflicht, Und thue gar nichts weiter als was die Vorſchrift ſpricht: Wer ohne Paß hier kommet, wer ſich nicht legitimirt, Der wird von Polizeiwegen ſofort hier arretiert.“ Zum Glücke kam gegangen ein alter Edelmann, Der hatte ſich von ferne ſchon gehört die Sachen an; Es war ihm aus der Kindheit Armins Porträt bekannt: „Für dieſen Fremden bürg' ich.“ Er nahm ihn gleich auch bei der Hand.

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Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/193>, abgerufen am 29.03.2024.