Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
Was ist Reichthum? was sind Schätze?
Nur ein glänzend gelber Koth,
Mensch, darauf dein Herz nicht setze!
Sieh die Zeit an und den Tod!
Dieser nimmt das Leben hin,
Jene frißt Gut und Gewinn.
Was ist Jugend, frische Jahre,
In der besten Blüthe stehn?
Junger Muth und graue Haare
Müssen mit dem Tode gehn;
Ist doch hie kein Unterscheid
Unter jung' und alte Leut'.
Menschentöchter, Menschensöhne,
Laßt euch dies gesaget sein!
Seid ihr hoch, weis', reich und schöne,
Ihr seid doch nur Todtenbein;
Hier ein wohlgeschmückter Bau,
Nach dem Tod der Würmer Au.
Staub und Asch, was willt du prangen
Mit dem Wissen und Verstand,
Mit der Röthe deiner Wangen,
Mit dem Gold an deiner Hand?
Kann es doch nicht helfen dir,
Wenn der Tod klopft an die Thür.
Was iſt Reichthum? was ſind Schätze?
Nur ein glänzend gelber Koth,
Menſch, darauf dein Herz nicht ſetze!
Sieh die Zeit an und den Tod!
Dieſer nimmt das Leben hin,
Jene frißt Gut und Gewinn.
Was iſt Jugend, friſche Jahre,
In der beſten Blüthe ſtehn?
Junger Muth und graue Haare
Müſſen mit dem Tode gehn;
Iſt doch hie kein Unterſcheid
Unter jung' und alte Leut'.
Menſchentöchter, Menſchenſöhne,
Laßt euch dies geſaget ſein!
Seid ihr hoch, weis', reich und ſchöne,
Ihr ſeid doch nur Todtenbein;
Hier ein wohlgeſchmückter Bau,
Nach dem Tod der Würmer Au.
Staub und Aſch, was willt du prangen
Mit dem Wiſſen und Verſtand,
Mit der Röthe deiner Wangen,
Mit dem Gold an deiner Hand?
Kann es doch nicht helfen dir,
Wenn der Tod klopft an die Thür.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0219" n="199"/>
            <lg n="4">
              <l>Was i&#x017F;t Reichthum? was &#x017F;ind Schätze?</l><lb/>
              <l>Nur ein glänzend gelber Koth,</l><lb/>
              <l>Men&#x017F;ch, darauf dein Herz nicht &#x017F;etze!</l><lb/>
              <l>Sieh die Zeit an und den Tod!</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;er nimmt das Leben hin,</l><lb/>
              <l>Jene frißt Gut und Gewinn.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>Was i&#x017F;t Jugend, fri&#x017F;che Jahre,</l><lb/>
              <l>In der be&#x017F;ten Blüthe &#x017F;tehn?</l><lb/>
              <l>Junger Muth und graue Haare</l><lb/>
              <l>&#x017F;&#x017F;en mit dem Tode gehn;</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t doch hie kein Unter&#x017F;cheid</l><lb/>
              <l>Unter jung' und alte Leut'.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l>Men&#x017F;chentöchter, Men&#x017F;chen&#x017F;öhne,</l><lb/>
              <l>Laßt euch dies ge&#x017F;aget &#x017F;ein!</l><lb/>
              <l>Seid ihr hoch, weis', reich und &#x017F;chöne,</l><lb/>
              <l>Ihr &#x017F;eid doch nur Todtenbein;</l><lb/>
              <l>Hier ein wohlge&#x017F;chmückter Bau,</l><lb/>
              <l>Nach dem Tod der Würmer Au.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="7">
              <l>Staub und A&#x017F;ch, was willt du prangen</l><lb/>
              <l>Mit dem Wi&#x017F;&#x017F;en und Ver&#x017F;tand,</l><lb/>
              <l>Mit der Röthe deiner Wangen,</l><lb/>
              <l>Mit dem Gold an deiner Hand?</l><lb/>
              <l>Kann es doch nicht helfen dir,</l><lb/>
              <l>Wenn der Tod klopft an die Thür.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0219] Was iſt Reichthum? was ſind Schätze? Nur ein glänzend gelber Koth, Menſch, darauf dein Herz nicht ſetze! Sieh die Zeit an und den Tod! Dieſer nimmt das Leben hin, Jene frißt Gut und Gewinn. Was iſt Jugend, friſche Jahre, In der beſten Blüthe ſtehn? Junger Muth und graue Haare Müſſen mit dem Tode gehn; Iſt doch hie kein Unterſcheid Unter jung' und alte Leut'. Menſchentöchter, Menſchenſöhne, Laßt euch dies geſaget ſein! Seid ihr hoch, weis', reich und ſchöne, Ihr ſeid doch nur Todtenbein; Hier ein wohlgeſchmückter Bau, Nach dem Tod der Würmer Au. Staub und Aſch, was willt du prangen Mit dem Wiſſen und Verſtand, Mit der Röthe deiner Wangen, Mit dem Gold an deiner Hand? Kann es doch nicht helfen dir, Wenn der Tod klopft an die Thür.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841/219
Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841/219>, abgerufen am 23.04.2024.