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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Drittes Buch/ Haus-Mutter.
[Spaltenumbruch] nicht gefreuret/ wie Cardanus meldet; soll auch zu Zeit
der Infection gut seyn/ weil es die Fäulen verhindert.
Wie die Oliven und Cappern in Saltz eingemacht
[Spaltenumbruch] werden besihe des Serres Lieu 8. chap. 2. von den an-
dern eingesaltzenen Sachen soll hernach folgen.

Cap. XVII.
Vom Olwen und Baumöl.
[Spaltenumbruch]

DJe grossen Bologneser-Oliven werden für die
besten gehalten/ werden darum eingemacht/ weil
sie zum Oel nicht dienen/ solche kommen auch
aus Hispannien/ werden aber nicht so gut als die Wel-
schen condirt/ bringen zwar wenig Nahrung/ und sind
etwas langsam zu verdauen/ doch verzehren sie den
Schleim in dem Magen/ und erwecken Lust zum Essen/
mit der Sauer darinn sie liegen/ den Mund ausgespühlt/
befesten die Zähne/ und stärcken das Zahn-Fleisch/ doch
die Gesaltzenen entzünden das Geblüt/ erwecken
Hauptwehe und benehmen den Schlaf/ daher die in
Essig condirten besser sind/ welche der Gallen widerste-
hen. Herr Carrichter vermeinet/ wann die Teutschen
so viel Mühe/ Zeit und Arbeit an den Oel-Baum/ als
an den Wein-Stock wenden möchten/ wüchs er an war-
men Orten eben so wol als der Wein/ weil vor Zeiten
solcher/ so wol in Jtalien als Franckreich auch fremd
gewesen/ und erst zu Tarquinii Prisci Zeiten in Welsch-Land
bekannt worden/ und von dannen über das hohe Ge-
bürge in Franckreich und Spannien kommen. Es wird
das Oel häuffenweise aus Jtalia und von Lago di Gar-
da
zu uns überbracht/ und zu Saläten/ gebachenem/
und sonderlich in Artzney-Sachen von vermöglichen
Leuten sehr gelobt und geliebt; und weil das Oel ein kostli-
cher Liquor und Safft ist/ haben die alten Römer ein
sonderbares Gesetze gegeben/ den Oel-Baum nicht zu
beschädigen/ ist mittelmässiger Natur/ feucht und warm/
wann es frisch/ süß und wolriechend/ ist es am gesündesten/
es bekommt/ in der Speis genossen/ dem Magen fast
wol/ und erweichet den harten Bauch; für alles einge-
nommenes Gifft (sagt Herr Carrichter/) sonderlich das
die Därme zerschneidet und versehret/ soll man frisches
Baum-Oel trincken/ denn es benimmt dem eingenom-
menen Gifft die Krafft/ daß es sich nicht so schnell ausbreiten
kan/ wird auch sonsten zu unzehlichen Artzneyen und
Apothekerey-Sachen nützlich gebraucht/ ein Hand voll
Rauten-Blätter in 12 oder 13 Loth Baum-Oel gesot-
ten/ und warm getruncken/ mildert die grausamen
Bauch-Grimmen/ und treibt auch aus die Spiel-Wür-
[Spaltenumbruch] me/ dienet auch das Baum-Oel so wol zum Ohren-Sau-
sen/ als auch/ wann sie schwieren/ wann ein Patient/
sonderlich der mager ist/ unnatürlichen Schweiß hat/ soll
durch das angesalbte Oel solches verhindert werden;
das Haupt mit Oel gesalbet/ wehret den Ausfällen des
Haars/ und verhindert/ daß die Haar nicht bald grau
werden; Vertreibt die Schuppen/ und heilet den
fliessenden Grind/ es erweichet und bringet den Stul-
Gang/ wann man den Leib mit warmen Tüchern reibt/
und darnach mit Baum-Oel salbet/ bewahret es die
Gesundheit/ und macht gelencke Glieder; auf das An-
gesicht gestrichen/ macht es solches klar; fürs Glied-
Wasser nimm Baum-Oel/ schabe Kreiden darein/
und legs mit leinen Fäserlein in die Wunden/ es ver-
stellt es. Eine gute und gewisse Pulver-Löschung/ gieß
erstlich Baum-Oel in die Wund/ darnach nimm Baum-
Oel und Eyerclar/ temperirs wol durch einander/ und
bind es über den Schaden/ es löschet des Pulvers
Brand stracks von stundan; sonderlich wann man in
die Finger oder zwischen den Nägeln mit einer Glufen/
Nadel oder andern spitzigen Eisen gestochen wird/ ist
nichts heilsamers/ wie Baricellus f. 211 bezeuget/ als
die Wunden alsobald mit Baum-Oel salben/ es
lindert/ legt den Schmertzen und heilet. Diß soll nun
auch eine fleissige Haus-Mutter zu Marckt-Zeiten/ zu
Lintz/ Krembs und Wien von den Wälschen/ die das
Gard-Seer-Oel frisch heraus bringen/ miteinander
kauffen/ weil mans sonst von den Krämern um doppelt
Geld haben muß/ und selten gerecht und sauber bekom-
men kan; wiewol sich auch sonst andere Kauf-Leute in
vornehmen Städten darauf befleissen/ daß sie es frisch
und gut haben. Jn das den Winter über gestockte Oel/
wirfft man Saltz/ das vertheiltes und schadet doch nicht
am Geschmack; wann es unsauber wird/ giesset man
zerlassen Wachs darunter/ und stellt es an die Sonnen/
oder nimmt ein Handvoll Coriander-Kraut/ henckt es
hinein/ oder nimmt Brosam vom Gersten-Brod/ mischt
Saltz darunter/ und wirfft es hinein/ das Oel/ was
oben auf ist/ wird für das beste gehalten.

Cap. XVIII.
Vom Zucker.
[Spaltenumbruch]

BLeiche Beschaffenheit hat es auch/ sich nach sei-
nem Vermögen und Nothdurfft von einem
Marckt zum andern mit Zucker zu versehen/
und weil dergleichen Wahren zu Zeiten höhers/ bißwei-
len aber wenigers Kaufs zu bekommen/ als wird eine
kluge Haus-Mutter nicht übel thun/ bey begebendem
guten Kauff/ ihr auch desto mehr Vorrath einzuschaf-
fen/ damit sie/ bey einfallender Steigerung der Wahren/
einen Uberschuß von der wolfeilen Zeit haben möge.
Von seinem Gewächse haben die Alten wenig gewust/
[Spaltenumbruch] doch ziehet Manardus Ferrariensis lib. 2. Epist. 2. fol-
gende Verse aus dem Varrone an.

Indicia non magna nimis arbore crescit arundo,
Illius e lentis premitur radicibus humor,
Dulcia caui nequeunt succo contendere mella.

Wird in Jndia in der Jnsel S. Thoma alle Monat
gebauet/ in fünften Monden werden sie Reiff/ einge-
sammlet/ gepresset und gesotten/ die Schweine werden von
dem/ was überbleibt/ überaus wol gemästet/ und krie-
gen ein so delicat und gesundes Fleisch/ wie die Hüner/

und

Drittes Buch/ Haus-Mutter.
[Spaltenumbruch] nicht gefreuret/ wie Cardanus meldet; ſoll auch zu Zeit
der Infection gut ſeyn/ weil es die Faͤulen verhindert.
Wie die Oliven und Cappern in Saltz eingemacht
[Spaltenumbruch] werden beſihe des Serres Lieu 8. chap. 2. von den an-
dern eingeſaltzenen Sachen ſoll hernach folgen.

Cap. XVII.
Vom Olwen und Baumoͤl.
[Spaltenumbruch]

DJe groſſen Bologneſer-Oliven werden fuͤr die
beſten gehalten/ werden darum eingemacht/ weil
ſie zum Oel nicht dienen/ ſolche kommen auch
aus Hiſpannien/ werden aber nicht ſo gut als die Wel-
ſchen condirt/ bringen zwar wenig Nahrung/ und ſind
etwas langſam zu verdauen/ doch verzehren ſie den
Schleim in dem Magen/ und erwecken Luſt zum Eſſen/
mit der Sauer darinn ſie liegen/ den Mund ausgeſpuͤhlt/
befeſten die Zaͤhne/ und ſtaͤrcken das Zahn-Fleiſch/ doch
die Geſaltzenen entzuͤnden das Gebluͤt/ erwecken
Hauptwehe und benehmen den Schlaf/ daher die in
Eſſig condirten beſſer ſind/ welche der Gallen widerſte-
hen. Herr Carrichter vermeinet/ wann die Teutſchen
ſo viel Muͤhe/ Zeit und Arbeit an den Oel-Baum/ als
an den Wein-Stock wenden moͤchten/ wuͤchs er an war-
men Orten eben ſo wol als der Wein/ weil vor Zeiten
ſolcher/ ſo wol in Jtalien als Franckreich auch fremd
geweſen/ uñ erſt zu Tarquinii Prisci Zeiten in Welſch-Land
bekannt worden/ und von dannen uͤber das hohe Ge-
buͤrge in Franckreich und Spannien kommen. Es wird
das Oel haͤuffenweiſe aus Jtalia und von Lago di Gar-
da
zu uns uͤberbracht/ und zu Salaͤten/ gebachenem/
und ſonderlich in Artzney-Sachen von vermoͤglichen
Leuten ſehr gelobt und geliebt; und weil das Oel ein koſtli-
cher Liquor und Safft iſt/ haben die alten Roͤmer ein
ſonderbares Geſetze gegeben/ den Oel-Baum nicht zu
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wañ es friſch/ ſuͤß und wolriechend/ iſt es am geſuͤndeſten/
es bekommt/ in der Speis genoſſen/ dem Magen faſt
wol/ und erweichet den harten Bauch; fuͤr alles einge-
nommenes Gifft (ſagt Herr Carrichter/) ſonderlich das
die Daͤrme zerſchneidet und verſehret/ ſoll man friſches
Baum-Oel trincken/ denn es benimmt dem eingenom-
menẽ Gifft die Krafft/ daß es ſich nicht ſo ſchnell ausbreiten
kan/ wird auch ſonſten zu unzehlichen Artzneyen und
Apothekerey-Sachen nuͤtzlich gebraucht/ ein Hand voll
Rauten-Blaͤtter in 12 oder 13 Loth Baum-Oel geſot-
ten/ und warm getruncken/ mildert die grauſamen
Bauch-Grimmen/ und treibt auch aus die Spiel-Wuͤr-
[Spaltenumbruch] me/ dienet auch das Baum-Oel ſo wol zum Ohren-Sau-
ſen/ als auch/ wann ſie ſchwieren/ wann ein Patient/
ſonderlich der mager iſt/ unnatuͤrlichen Schweiß hat/ ſoll
durch das angeſalbte Oel ſolches verhindert werden;
das Haupt mit Oel geſalbet/ wehret den Ausfaͤllen des
Haars/ und verhindert/ daß die Haar nicht bald grau
werden; Vertreibt die Schuppen/ und heilet den
flieſſenden Grind/ es erweichet und bringet den Stul-
Gang/ wann man den Leib mit warmen Tuͤchern reibt/
und darnach mit Baum-Oel ſalbet/ bewahret es die
Geſundheit/ und macht gelencke Glieder; auf das An-
geſicht geſtrichen/ macht es ſolches klar; fuͤrs Glied-
Waſſer nimm Baum-Oel/ ſchabe Kreiden darein/
und legs mit leinen Faͤſerlein in die Wunden/ es ver-
ſtellt es. Eine gute und gewiſſe Pulver-Loͤſchung/ gieß
erſtlich Baum-Oel in die Wund/ darnach nimm Baum-
Oel und Eyerclar/ temperirs wol durch einander/ und
bind es uͤber den Schaden/ es loͤſchet des Pulvers
Brand ſtracks von ſtundan; ſonderlich wann man in
die Finger oder zwiſchen den Naͤgeln mit einer Glufen/
Nadel oder andern ſpitzigen Eiſen geſtochen wird/ iſt
nichts heilſamers/ wie Baricellus f. 211 bezeuget/ als
die Wunden alſobald mit Baum-Oel ſalben/ es
lindert/ legt den Schmertzen und heilet. Diß ſoll nun
auch eine fleiſſige Haus-Mutter zu Marckt-Zeiten/ zu
Lintz/ Krembs und Wien von den Waͤlſchen/ die das
Gard-Seer-Oel friſch heraus bringen/ miteinander
kauffen/ weil mans ſonſt von den Kraͤmern um doppelt
Geld haben muß/ und ſelten gerecht und ſauber bekom-
men kan; wiewol ſich auch ſonſt andere Kauf-Leute in
vornehmen Staͤdten darauf befleiſſen/ daß ſie es friſch
und gut haben. Jn das den Winter uͤber geſtockte Oel/
wirfft man Saltz/ das vertheiltes und ſchadet doch nicht
am Geſchmack; wann es unſauber wird/ gieſſet man
zerlaſſen Wachs darunter/ und ſtellt es an die Sonnen/
oder nimmt ein Handvoll Coriander-Kraut/ henckt es
hinein/ oder nimmt Broſam vom Gerſten-Brod/ miſcht
Saltz darunter/ und wirfft es hinein/ das Oel/ was
oben auf iſt/ wird fuͤr das beſte gehalten.

Cap. XVIII.
Vom Zucker.
[Spaltenumbruch]

BLeiche Beſchaffenheit hat es auch/ ſich nach ſei-
nem Vermoͤgen und Nothdurfft von einem
Marckt zum andern mit Zucker zu verſehen/
und weil dergleichen Wahren zu Zeiten hoͤhers/ bißwei-
len aber wenigers Kaufs zu bekommen/ als wird eine
kluge Haus-Mutter nicht uͤbel thun/ bey begebendem
guten Kauff/ ihr auch deſto mehr Vorrath einzuſchaf-
fen/ damit ſie/ bey einfallender Steigerung der Wahren/
einen Uberſchuß von der wolfeilen Zeit haben moͤge.
Von ſeinem Gewaͤchſe haben die Alten wenig gewuſt/
[Spaltenumbruch] doch ziehet Manardus Ferrarienſis lib. 2. Epiſt. 2. fol-
gende Verſe aus dem Varrone an.

Indicia non magnâ nimis arbore creſcit arundo,
Illius è lentis premitur radicibus humor,
Dulcia cûi nequeunt ſucco contendere mella.

Wird in Jndia in der Jnſel S. Thoma alle Monat
gebauet/ in fuͤnften Monden werden ſie Reiff/ einge-
ſammlet/ gepreſſet uñ geſotten/ die Schweine werden von
dem/ was uͤberbleibt/ uͤberaus wol gemaͤſtet/ und krie-
gen ein ſo delicat und geſundes Fleiſch/ wie die Huͤner/

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[205/0223] Drittes Buch/ Haus-Mutter. nicht gefreuret/ wie Cardanus meldet; ſoll auch zu Zeit der Infection gut ſeyn/ weil es die Faͤulen verhindert. Wie die Oliven und Cappern in Saltz eingemacht werden beſihe des Serres Lieu 8. chap. 2. von den an- dern eingeſaltzenen Sachen ſoll hernach folgen. Cap. XVII. Vom Olwen und Baumoͤl. DJe groſſen Bologneſer-Oliven werden fuͤr die beſten gehalten/ werden darum eingemacht/ weil ſie zum Oel nicht dienen/ ſolche kommen auch aus Hiſpannien/ werden aber nicht ſo gut als die Wel- ſchen condirt/ bringen zwar wenig Nahrung/ und ſind etwas langſam zu verdauen/ doch verzehren ſie den Schleim in dem Magen/ und erwecken Luſt zum Eſſen/ mit der Sauer darinn ſie liegen/ den Mund ausgeſpuͤhlt/ befeſten die Zaͤhne/ und ſtaͤrcken das Zahn-Fleiſch/ doch die Geſaltzenen entzuͤnden das Gebluͤt/ erwecken Hauptwehe und benehmen den Schlaf/ daher die in Eſſig condirten beſſer ſind/ welche der Gallen widerſte- hen. Herr Carrichter vermeinet/ wann die Teutſchen ſo viel Muͤhe/ Zeit und Arbeit an den Oel-Baum/ als an den Wein-Stock wenden moͤchten/ wuͤchs er an war- men Orten eben ſo wol als der Wein/ weil vor Zeiten ſolcher/ ſo wol in Jtalien als Franckreich auch fremd geweſen/ uñ erſt zu Tarquinii Prisci Zeiten in Welſch-Land bekannt worden/ und von dannen uͤber das hohe Ge- buͤrge in Franckreich und Spannien kommen. Es wird das Oel haͤuffenweiſe aus Jtalia und von Lago di Gar- da zu uns uͤberbracht/ und zu Salaͤten/ gebachenem/ und ſonderlich in Artzney-Sachen von vermoͤglichen Leuten ſehr gelobt und geliebt; und weil das Oel ein koſtli- cher Liquor und Safft iſt/ haben die alten Roͤmer ein ſonderbares Geſetze gegeben/ den Oel-Baum nicht zu beſchaͤdigen/ iſt mittelmaͤſſiger Natur/ feucht und warm/ wañ es friſch/ ſuͤß und wolriechend/ iſt es am geſuͤndeſten/ es bekommt/ in der Speis genoſſen/ dem Magen faſt wol/ und erweichet den harten Bauch; fuͤr alles einge- nommenes Gifft (ſagt Herr Carrichter/) ſonderlich das die Daͤrme zerſchneidet und verſehret/ ſoll man friſches Baum-Oel trincken/ denn es benimmt dem eingenom- menẽ Gifft die Krafft/ daß es ſich nicht ſo ſchnell ausbreiten kan/ wird auch ſonſten zu unzehlichen Artzneyen und Apothekerey-Sachen nuͤtzlich gebraucht/ ein Hand voll Rauten-Blaͤtter in 12 oder 13 Loth Baum-Oel geſot- ten/ und warm getruncken/ mildert die grauſamen Bauch-Grimmen/ und treibt auch aus die Spiel-Wuͤr- me/ dienet auch das Baum-Oel ſo wol zum Ohren-Sau- ſen/ als auch/ wann ſie ſchwieren/ wann ein Patient/ ſonderlich der mager iſt/ unnatuͤrlichen Schweiß hat/ ſoll durch das angeſalbte Oel ſolches verhindert werden; das Haupt mit Oel geſalbet/ wehret den Ausfaͤllen des Haars/ und verhindert/ daß die Haar nicht bald grau werden; Vertreibt die Schuppen/ und heilet den flieſſenden Grind/ es erweichet und bringet den Stul- Gang/ wann man den Leib mit warmen Tuͤchern reibt/ und darnach mit Baum-Oel ſalbet/ bewahret es die Geſundheit/ und macht gelencke Glieder; auf das An- geſicht geſtrichen/ macht es ſolches klar; fuͤrs Glied- Waſſer nimm Baum-Oel/ ſchabe Kreiden darein/ und legs mit leinen Faͤſerlein in die Wunden/ es ver- ſtellt es. Eine gute und gewiſſe Pulver-Loͤſchung/ gieß erſtlich Baum-Oel in die Wund/ darnach nimm Baum- Oel und Eyerclar/ temperirs wol durch einander/ und bind es uͤber den Schaden/ es loͤſchet des Pulvers Brand ſtracks von ſtundan; ſonderlich wann man in die Finger oder zwiſchen den Naͤgeln mit einer Glufen/ Nadel oder andern ſpitzigen Eiſen geſtochen wird/ iſt nichts heilſamers/ wie Baricellus f. 211 bezeuget/ als die Wunden alſobald mit Baum-Oel ſalben/ es lindert/ legt den Schmertzen und heilet. Diß ſoll nun auch eine fleiſſige Haus-Mutter zu Marckt-Zeiten/ zu Lintz/ Krembs und Wien von den Waͤlſchen/ die das Gard-Seer-Oel friſch heraus bringen/ miteinander kauffen/ weil mans ſonſt von den Kraͤmern um doppelt Geld haben muß/ und ſelten gerecht und ſauber bekom- men kan; wiewol ſich auch ſonſt andere Kauf-Leute in vornehmen Staͤdten darauf befleiſſen/ daß ſie es friſch und gut haben. Jn das den Winter uͤber geſtockte Oel/ wirfft man Saltz/ das vertheiltes und ſchadet doch nicht am Geſchmack; wann es unſauber wird/ gieſſet man zerlaſſen Wachs darunter/ und ſtellt es an die Sonnen/ oder nimmt ein Handvoll Coriander-Kraut/ henckt es hinein/ oder nimmt Broſam vom Gerſten-Brod/ miſcht Saltz darunter/ und wirfft es hinein/ das Oel/ was oben auf iſt/ wird fuͤr das beſte gehalten. Cap. XVIII. Vom Zucker. BLeiche Beſchaffenheit hat es auch/ ſich nach ſei- nem Vermoͤgen und Nothdurfft von einem Marckt zum andern mit Zucker zu verſehen/ und weil dergleichen Wahren zu Zeiten hoͤhers/ bißwei- len aber wenigers Kaufs zu bekommen/ als wird eine kluge Haus-Mutter nicht uͤbel thun/ bey begebendem guten Kauff/ ihr auch deſto mehr Vorrath einzuſchaf- fen/ damit ſie/ bey einfallender Steigerung der Wahren/ einen Uberſchuß von der wolfeilen Zeit haben moͤge. Von ſeinem Gewaͤchſe haben die Alten wenig gewuſt/ doch ziehet Manardus Ferrarienſis lib. 2. Epiſt. 2. fol- gende Verſe aus dem Varrone an. Indicia non magnâ nimis arbore creſcit arundo, Illius è lentis premitur radicibus humor, Dulcia cûi nequeunt ſucco contendere mella. Wird in Jndia in der Jnſel S. Thoma alle Monat gebauet/ in fuͤnften Monden werden ſie Reiff/ einge- ſammlet/ gepreſſet uñ geſotten/ die Schweine werden von dem/ was uͤberbleibt/ uͤberaus wol gemaͤſtet/ und krie- gen ein ſo delicat und geſundes Fleiſch/ wie die Huͤner/ und

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/223>, abgerufen am 19.04.2024.