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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Buch ordentlich eintragen zu lassen/ darmit man darnach
sehen könne/ ob einer oder der andere mit den jährlichen
Anlagen zu viel beschwehret sey; Auch soll er die Unter-
thanen gern und willig hören/ ihre billiche Anbringen
vernehmen und gewehren/ und sich freundlich und ernst-
hafft/ nach Erforderung der unterschiedlichen Fälle/ gegen
ihnen verhalten.

Vierdtens/ wo er das Gut auf Wehrungen gekaufft
hat/ soll er zeitlich vorher darob seyn/ damit die Zahlungs-
Erlagen auf verschriebene Termins-Fristen/ samt den
verfallenen Interesse, gleichesfalls/ so er anticipando
anderwerts etwas entnommen hätte/ treulich und ohne
[Spaltenumbruch] Abgang mit gutem gangbaren Geld abgestattet und be-
zahlt/ und also sein guter Credit erhalten und vermehret
werde.

Zum Fünfften/ wann die accordirte Evictions-
Zeit kurtz/ nur auf zwey oder drey Jahr währet/ kan man
wol/ daferne etwa künfftige Anforderungen zu besorgen/
ein gerichtliches Edict ans Land-Hause anschlagen/ und
alle und jede/ die an das erkauffte Gut rechtmässig zu for-
dern haben/ inner Gerichts-üblichen Termin citiren/
auch diß alles in das Land-Gedenck-Buch ad perpe-
tuam rei memoriam
einzeichnen lassen.

Cap. XII.
Welche erhebliche Ursachen/ ein Gut zu verkauffen/ bewegen
können?
[Spaltenumbruch]

WJewol es eine Anzeigung/ weit besserer Wirth-
schafft ist/ Güter kauffen/ als verkauffen/ so sind
doch offtermals bey den letztern/ aus gewissen
Zufällen/ bessere Vortheil/ als bey den ersten/ wann
man der Güter Ertragnus/ durch langwühriges Jnnha-
ben/ gegen des angebotenen Kauff-Schillings Verzinsung/
leichtlich vergleichen/ und/ da bey den letzten besseren Vor-
theil/ sicherer handeln kan; hingegen aber der Kauffer/
die gewissen Interesse mit samt dem Capital zwar bald
aus den Händen gibt/ aber nicht/ als erst nach vieljähri-
ger Erfahrung/ den Schluß machen kan/ ob er sein Geld
wol oder übel angelegt; zudem auch bey Frieden und ge-
ruhigen Zeiten diß darzu kommt/ daß man bißweilen die
Güter überzahlt/ also daß der Kauffer mehr und geruhi-
gern Genuß von dem angebotenen Kauff-Schilling/ als
von dem Gut selbst/ aufs wenigste/ nicht so viel Bemü-
hung hat/ das Geld gleich wiederum an gewisse Ort an-
legen/ daher auch/ wann es an unterschiedlichen Orten
seyn kan/ weniger Gefahr dabey ist/ woferne er nicht
Plumpweise/ sondern mit guten Rath hierinnen verfähret.
Also auch wann man anderwerts ein besser und erträgli-
chers Gut zu kauffen schon im Vorschlag weiß/ oder
sich/ um gewisser und nachdringlicher Ursachen willen/
[Spaltenumbruch] gar aus dem Lande anderwerts begeben will; Auch
wann etwan selbiger Orten ein grosses und gefährliches
Kriegs-Wetter/ Lands-Obrigkeit-Veränderung/ oder
andere vielfältige Ungelegenheiten und Zufällen sich er-
eigneten; wann man offt (ohne Schuld) eine ungnä-
dige Lands-Obrigkeit/ oder böse/ unversohnliche Nach-
barn hat; wann das Gut an einem ungesunden Ort
ligt/ nicht gut Wasser und Lufft hat/ da offt ansteckende
Seuchen zu wüten pflegen; wann die Gründe unfrucht-
bar/ hin und wider zerstreuet/ und ungelegensam zu bauen
sind; wann man schon vorhin/ anderwerts ein besser
und nutzbarers Gut hat/ das weit mehr einträgt/ und all-
da die distrahirte und unterzogene Abwesenheit mehr ver-
lieren als hier gewinnen macht/ sonderlich wann eines
von dem andern weit entlegen/ daß man allzeit mit Un-
gelegenheit und Unkosten von einem zu dem andern rei-
sen muß; so wol auch/ wann man Alters und Schwach-
heit halber der Wirthschafft (wann sie beschwerlich und
mühesam) nicht mehr recht abwarten kan; oder wann
man keine Kinder und nahe Bluts-Freunde; oder da
sie ungehorsam/ lasterhafft/ ungerathen/ auch einiger
Sorge für sie/ wegen ihres bösen Thun und Lassens/
nicht wehrt sind.

Cap. XIII.
Was vor dem Verkauff vorzuarbeiten und zu betrachten.
[Spaltenumbruch]

DAbey ist das vornehmste Absehen auf des Kauf-
fers Person/ Art und Eigenschafft zu richten/
Erstlich/ von was Condition der Kauffer/ ob er
grosses Ansehens/ vornehm in Freundschafft und Dien-
sten/ an Reichthum und Vermögen mächtig; oder etwa
deines gleichen/ oder noch weniger/ und dennoch bey gu-
ten Mitteln/ ob er alt/ jung/ erfahren oder nicht/ seye;
auf dieses alles hat ein guter Haus-Wirth seine reflectio-
nen zu machen/ den Verkauff also einzurichten/ damit
er allerseits dabey gesichert/ und von allzuspater Reu un-
belästiget bleibe; Ob er das Gut zu bezahlen selbst genug-
same Mittel/ oder guten Credit habe bey andern aufzu-
nehmen/ darauf gleichwol (wann es auf Wehrungen ge-
het) eine gefährliche und ungewisse Wagnus.

Zum andern/ ob er kein Schwätzer oder Aufschnei-
der sey/ gerne bezahle/ die Unbilligkeiten hasse/ nicht un-
nothwendige/ vergebliche/ und verdrießliche Gripplereyen
[Spaltenumbruch] liebe und suche; sondern ob er von wenig Worten/ treu
und warhafftig/ von jederman ein gutes Zeugniß habe?
Oder ob er ein hinterlistiger/ falscher/ zänckischer/ geitziger
und unbillicher Mann sey/ der viel verspreche/ wenig hal-
te/ alles auf Schrauben stelle/ hinter den Berge halte/
gern Ausflüchte und Schlupffwinckel suche/ und in Sum-
ma/ dessen Hertz und Mund nicht übereinstimmen. Auf
diese nothwendige Vorwissenschafft/ hat man seine gan-
tze Handlung vernünfftig zu gründen/ um/ sich genug-
sam/ wegen der Wehrungen/ Schermung/ und andern
Umständen vorzusehen/ die Nodos Gordios, daraus ein
Zwispalt auskeimen möchte/ gleich anfangs beyseits zu
thun/ und sich vor angedrohtem Wetter zu verwahren.

Drittens/ soll man alle Documenta, Urbarien/
Protocollen/ Lehen- und Kauff-Brief/ Landschaffts-
Quittungen und dergleichen Briefs-Urkunden/ die nötig
zum Gut gehören/ in ein Lista und gute Ordnung brin-

gen/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Buch ordentlich eintragen zu laſſen/ darmit man darnach
ſehen koͤnne/ ob einer oder der andere mit den jaͤhrlichen
Anlagen zu viel beſchwehret ſey; Auch ſoll er die Unter-
thanen gern und willig hoͤren/ ihre billiche Anbringen
vernehmen und gewehren/ und ſich freundlich und ernſt-
hafft/ nach Erforderung der unterſchiedlichen Faͤlle/ gegen
ihnen verhalten.

Vierdtens/ wo er das Gut auf Wehrungen gekaufft
hat/ ſoll er zeitlich vorher darob ſeyn/ damit die Zahlungs-
Erlagen auf verſchriebene Termins-Friſten/ ſamt den
verfallenen Intereſſe, gleichesfalls/ ſo er anticipando
anderwerts etwas entnommen haͤtte/ treulich und ohne
[Spaltenumbruch] Abgang mit gutem gangbaren Geld abgeſtattet und be-
zahlt/ und alſo ſein guter Credit erhalten und vermehret
werde.

Zum Fuͤnfften/ wann die accordirte Evictions-
Zeit kurtz/ nur auf zwey oder drey Jahr waͤhret/ kan man
wol/ daferne etwa kuͤnfftige Anforderungen zu beſorgen/
ein gerichtliches Edict ans Land-Hauſe anſchlagen/ und
alle und jede/ die an das erkauffte Gut rechtmaͤſſig zu for-
dern haben/ inner Gerichts-uͤblichen Termin citiren/
auch diß alles in das Land-Gedenck-Buch ad perpe-
tuam rei memoriam
einzeichnen laſſen.

Cap. XII.
Welche erhebliche Urſachen/ ein Gut zu verkauffen/ bewegen
koͤnnen?
[Spaltenumbruch]

WJewol es eine Anzeigung/ weit beſſerer Wirth-
ſchafft iſt/ Guͤter kauffen/ als verkauffen/ ſo ſind
doch offtermals bey den letztern/ aus gewiſſen
Zufaͤllen/ beſſere Vortheil/ als bey den erſten/ wann
man der Guͤter Ertragnus/ durch langwuͤhriges Jnnha-
ben/ gegen des angebotenẽ Kauff-Schillings Verzinſung/
leichtlich vergleichen/ und/ da bey den letzten beſſeren Vor-
theil/ ſicherer handeln kan; hingegen aber der Kauffer/
die gewiſſen Intereſſe mit ſamt dem Capital zwar bald
aus den Haͤnden gibt/ aber nicht/ als erſt nach vieljaͤhri-
ger Erfahrung/ den Schluß machen kan/ ob er ſein Geld
wol oder uͤbel angelegt; zudem auch bey Frieden und ge-
ruhigen Zeiten diß darzu kommt/ daß man bißweilen die
Guͤter uͤberzahlt/ alſo daß der Kauffer mehr und geruhi-
gern Genuß von dem angebotenen Kauff-Schilling/ als
von dem Gut ſelbſt/ aufs wenigſte/ nicht ſo viel Bemuͤ-
hung hat/ das Geld gleich wiederum an gewiſſe Ort an-
legen/ daher auch/ wann es an unterſchiedlichen Orten
ſeyn kan/ weniger Gefahr dabey iſt/ woferne er nicht
Plumpweiſe/ ſondern mit guten Rath hierinnen verfaͤhret.
Alſo auch wann man anderwerts ein beſſer und ertraͤgli-
chers Gut zu kauffen ſchon im Vorſchlag weiß/ oder
ſich/ um gewiſſer und nachdringlicher Urſachen willen/
[Spaltenumbruch] gar aus dem Lande anderwerts begeben will; Auch
wann etwan ſelbiger Orten ein groſſes und gefaͤhrliches
Kriegs-Wetter/ Lands-Obrigkeit-Veraͤnderung/ oder
andere vielfaͤltige Ungelegenheiten und Zufaͤllen ſich er-
eigneten; wann man offt (ohne Schuld) eine ungnaͤ-
dige Lands-Obrigkeit/ oder boͤſe/ unverſohnliche Nach-
barn hat; wann das Gut an einem ungeſunden Ort
ligt/ nicht gut Waſſer und Lufft hat/ da offt anſteckende
Seuchen zu wuͤten pflegen; wann die Gruͤnde unfrucht-
bar/ hin und wider zerſtreuet/ und ungelegenſam zu bauen
ſind; wann man ſchon vorhin/ anderwerts ein beſſer
und nutzbarers Gut hat/ das weit mehr eintraͤgt/ und all-
da die diſtrahirte und unterzogene Abweſenheit mehr ver-
lieren als hier gewinnen macht/ ſonderlich wann eines
von dem andern weit entlegen/ daß man allzeit mit Un-
gelegenheit und Unkoſten von einem zu dem andern rei-
ſen muß; ſo wol auch/ wann man Alters und Schwach-
heit halber der Wirthſchafft (wann ſie beſchwerlich und
muͤheſam) nicht mehr recht abwarten kan; oder wann
man keine Kinder und nahe Bluts-Freunde; oder da
ſie ungehorſam/ laſterhafft/ ungerathen/ auch einiger
Sorge fuͤr ſie/ wegen ihres boͤſen Thun und Laſſens/
nicht wehrt ſind.

Cap. XIII.
Was vor dem Verkauff vorzuarbeiten und zu betrachten.
[Spaltenumbruch]

DAbey iſt das vornehmſte Abſehen auf des Kauf-
fers Perſon/ Art und Eigenſchafft zu richten/
Erſtlich/ von was Condition der Kauffer/ ob er
groſſes Anſehens/ vornehm in Freundſchafft und Dien-
ſten/ an Reichthum und Vermoͤgen maͤchtig; oder etwa
deines gleichen/ oder noch weniger/ und dennoch bey gu-
ten Mitteln/ ob er alt/ jung/ erfahren oder nicht/ ſeye;
auf dieſes alles hat ein guter Haus-Wirth ſeine reflectio-
nen zu machen/ den Verkauff alſo einzurichten/ damit
er allerſeits dabey geſichert/ und von allzuſpater Reu un-
belaͤſtiget bleibe; Ob er das Gut zu bezahlen ſelbſt genug-
ſame Mittel/ oder guten Credit habe bey andern aufzu-
nehmen/ darauf gleichwol (wann es auf Wehrungen ge-
het) eine gefaͤhrliche und ungewiſſe Wagnus.

Zum andern/ ob er kein Schwaͤtzer oder Aufſchnei-
der ſey/ gerne bezahle/ die Unbilligkeiten haſſe/ nicht un-
nothwendige/ vergebliche/ und verdrießliche Gripplereyen
[Spaltenumbruch] liebe und ſuche; ſondern ob er von wenig Worten/ treu
und warhafftig/ von jederman ein gutes Zeugniß habe?
Oder ob er ein hinterliſtiger/ falſcher/ zaͤnckiſcher/ geitziger
und unbillicher Mann ſey/ der viel verſpreche/ wenig hal-
te/ alles auf Schrauben ſtelle/ hinter den Berge halte/
gern Ausfluͤchte und Schlupffwinckel ſuche/ und in Sum-
ma/ deſſen Hertz und Mund nicht uͤbereinſtimmen. Auf
dieſe nothwendige Vorwiſſenſchafft/ hat man ſeine gan-
tze Handlung vernuͤnfftig zu gruͤnden/ um/ ſich genug-
ſam/ wegen der Wehrungen/ Schermung/ und andern
Umſtaͤnden vorzuſehen/ die Nodos Gordios, daraus ein
Zwiſpalt auskeimen moͤchte/ gleich anfangs beyſeits zu
thun/ und ſich vor angedrohtem Wetter zu verwahren.

Drittens/ ſoll man alle Documenta, Urbarien/
Protocollen/ Lehen- und Kauff-Brief/ Landſchaffts-
Quittungen und dergleichen Briefs-Urkunden/ die noͤtig
zum Gut gehoͤren/ in ein Liſta und gute Ordnung brin-

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[14/0032] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Buch ordentlich eintragen zu laſſen/ darmit man darnach ſehen koͤnne/ ob einer oder der andere mit den jaͤhrlichen Anlagen zu viel beſchwehret ſey; Auch ſoll er die Unter- thanen gern und willig hoͤren/ ihre billiche Anbringen vernehmen und gewehren/ und ſich freundlich und ernſt- hafft/ nach Erforderung der unterſchiedlichen Faͤlle/ gegen ihnen verhalten. Vierdtens/ wo er das Gut auf Wehrungen gekaufft hat/ ſoll er zeitlich vorher darob ſeyn/ damit die Zahlungs- Erlagen auf verſchriebene Termins-Friſten/ ſamt den verfallenen Intereſſe, gleichesfalls/ ſo er anticipando anderwerts etwas entnommen haͤtte/ treulich und ohne Abgang mit gutem gangbaren Geld abgeſtattet und be- zahlt/ und alſo ſein guter Credit erhalten und vermehret werde. Zum Fuͤnfften/ wann die accordirte Evictions- Zeit kurtz/ nur auf zwey oder drey Jahr waͤhret/ kan man wol/ daferne etwa kuͤnfftige Anforderungen zu beſorgen/ ein gerichtliches Edict ans Land-Hauſe anſchlagen/ und alle und jede/ die an das erkauffte Gut rechtmaͤſſig zu for- dern haben/ inner Gerichts-uͤblichen Termin citiren/ auch diß alles in das Land-Gedenck-Buch ad perpe- tuam rei memoriam einzeichnen laſſen. Cap. XII. Welche erhebliche Urſachen/ ein Gut zu verkauffen/ bewegen koͤnnen? WJewol es eine Anzeigung/ weit beſſerer Wirth- ſchafft iſt/ Guͤter kauffen/ als verkauffen/ ſo ſind doch offtermals bey den letztern/ aus gewiſſen Zufaͤllen/ beſſere Vortheil/ als bey den erſten/ wann man der Guͤter Ertragnus/ durch langwuͤhriges Jnnha- ben/ gegen des angebotenẽ Kauff-Schillings Verzinſung/ leichtlich vergleichen/ und/ da bey den letzten beſſeren Vor- theil/ ſicherer handeln kan; hingegen aber der Kauffer/ die gewiſſen Intereſſe mit ſamt dem Capital zwar bald aus den Haͤnden gibt/ aber nicht/ als erſt nach vieljaͤhri- ger Erfahrung/ den Schluß machen kan/ ob er ſein Geld wol oder uͤbel angelegt; zudem auch bey Frieden und ge- ruhigen Zeiten diß darzu kommt/ daß man bißweilen die Guͤter uͤberzahlt/ alſo daß der Kauffer mehr und geruhi- gern Genuß von dem angebotenen Kauff-Schilling/ als von dem Gut ſelbſt/ aufs wenigſte/ nicht ſo viel Bemuͤ- hung hat/ das Geld gleich wiederum an gewiſſe Ort an- legen/ daher auch/ wann es an unterſchiedlichen Orten ſeyn kan/ weniger Gefahr dabey iſt/ woferne er nicht Plumpweiſe/ ſondern mit guten Rath hierinnen verfaͤhret. Alſo auch wann man anderwerts ein beſſer und ertraͤgli- chers Gut zu kauffen ſchon im Vorſchlag weiß/ oder ſich/ um gewiſſer und nachdringlicher Urſachen willen/ gar aus dem Lande anderwerts begeben will; Auch wann etwan ſelbiger Orten ein groſſes und gefaͤhrliches Kriegs-Wetter/ Lands-Obrigkeit-Veraͤnderung/ oder andere vielfaͤltige Ungelegenheiten und Zufaͤllen ſich er- eigneten; wann man offt (ohne Schuld) eine ungnaͤ- dige Lands-Obrigkeit/ oder boͤſe/ unverſohnliche Nach- barn hat; wann das Gut an einem ungeſunden Ort ligt/ nicht gut Waſſer und Lufft hat/ da offt anſteckende Seuchen zu wuͤten pflegen; wann die Gruͤnde unfrucht- bar/ hin und wider zerſtreuet/ und ungelegenſam zu bauen ſind; wann man ſchon vorhin/ anderwerts ein beſſer und nutzbarers Gut hat/ das weit mehr eintraͤgt/ und all- da die diſtrahirte und unterzogene Abweſenheit mehr ver- lieren als hier gewinnen macht/ ſonderlich wann eines von dem andern weit entlegen/ daß man allzeit mit Un- gelegenheit und Unkoſten von einem zu dem andern rei- ſen muß; ſo wol auch/ wann man Alters und Schwach- heit halber der Wirthſchafft (wann ſie beſchwerlich und muͤheſam) nicht mehr recht abwarten kan; oder wann man keine Kinder und nahe Bluts-Freunde; oder da ſie ungehorſam/ laſterhafft/ ungerathen/ auch einiger Sorge fuͤr ſie/ wegen ihres boͤſen Thun und Laſſens/ nicht wehrt ſind. Cap. XIII. Was vor dem Verkauff vorzuarbeiten und zu betrachten. DAbey iſt das vornehmſte Abſehen auf des Kauf- fers Perſon/ Art und Eigenſchafft zu richten/ Erſtlich/ von was Condition der Kauffer/ ob er groſſes Anſehens/ vornehm in Freundſchafft und Dien- ſten/ an Reichthum und Vermoͤgen maͤchtig; oder etwa deines gleichen/ oder noch weniger/ und dennoch bey gu- ten Mitteln/ ob er alt/ jung/ erfahren oder nicht/ ſeye; auf dieſes alles hat ein guter Haus-Wirth ſeine reflectio- nen zu machen/ den Verkauff alſo einzurichten/ damit er allerſeits dabey geſichert/ und von allzuſpater Reu un- belaͤſtiget bleibe; Ob er das Gut zu bezahlen ſelbſt genug- ſame Mittel/ oder guten Credit habe bey andern aufzu- nehmen/ darauf gleichwol (wann es auf Wehrungen ge- het) eine gefaͤhrliche und ungewiſſe Wagnus. Zum andern/ ob er kein Schwaͤtzer oder Aufſchnei- der ſey/ gerne bezahle/ die Unbilligkeiten haſſe/ nicht un- nothwendige/ vergebliche/ und verdrießliche Gripplereyen liebe und ſuche; ſondern ob er von wenig Worten/ treu und warhafftig/ von jederman ein gutes Zeugniß habe? Oder ob er ein hinterliſtiger/ falſcher/ zaͤnckiſcher/ geitziger und unbillicher Mann ſey/ der viel verſpreche/ wenig hal- te/ alles auf Schrauben ſtelle/ hinter den Berge halte/ gern Ausfluͤchte und Schlupffwinckel ſuche/ und in Sum- ma/ deſſen Hertz und Mund nicht uͤbereinſtimmen. Auf dieſe nothwendige Vorwiſſenſchafft/ hat man ſeine gan- tze Handlung vernuͤnfftig zu gruͤnden/ um/ ſich genug- ſam/ wegen der Wehrungen/ Schermung/ und andern Umſtaͤnden vorzuſehen/ die Nodos Gordios, daraus ein Zwiſpalt auskeimen moͤchte/ gleich anfangs beyſeits zu thun/ und ſich vor angedrohtem Wetter zu verwahren. Drittens/ ſoll man alle Documenta, Urbarien/ Protocollen/ Lehen- und Kauff-Brief/ Landſchaffts- Quittungen und dergleichen Briefs-Urkunden/ die noͤtig zum Gut gehoͤren/ in ein Liſta und gute Ordnung brin- gen/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/32>, abgerufen am 28.03.2024.