Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
[Spaltenumbruch] rundlecht/ etwas mehr als doppelt so groß als die Schle-
hen/ aber sie haben einen subtilen langlechten Kern/ und
sind vornehmlich gedörrt für Gesunde und Krancke sehr
gerühmt. Die nächsten daran/ sind die gemeinen Da-
mascener Zwesken/ die gerne vom Kern gehen/ und zum
dörren im Back-Ofen die bequemlichsten sind. Die-
ser Baum liebt mehr einen leichten und feuchten/ als
harten und dürren Grund/ wiewol er überall wol fort-
kommt; man peltzt ihn auf seinen eignen Stammen/
kan von dem Kern und der Brut auferzogen werden;
das Peltzen geschiehet meistes in den Kern/ und dardurch
wird die Frucht lieblicher.

Herr Rhagorius vermeldet/ daß er auf einen Pflau-
menbaum sechserley andere Gattungen gepfropffet/ von
welchem da er zwiejährig worden/ er einen guten Korb voll
Früchte bekommen.

Die Brut an der Wurtzen muß man abnehmen/ es
hindert am tragen. Das gewöhnlich daran wachsende
Gummi muß man fleissig wegputzen/ so wächst der
Baum desto besser; durch das Schrepffen (welches er
sehr gerne annimmt) wird ihm auch geholffen; er be-
gehret zwar keinen Mist/ aber doch öffters umhauen/
und Erneurung mit guter Erden/ so wachsen sie bälder
auf und tragen eher. Dieser Baum machet viel Aeste
und keimet dick auf/ drum muß man ihn beschneiden/
und die innwendigen kleinen Zweige abnehmen/ damit
die Sonne durchscheinen und ihn desto fruchtbarer ma-
chen kan.

[Spaltenumbruch]

Will man sie versetzen/ so muß man/ je grösser sie
sind/ je mehr sie stümmlen. Vom Dungen soll die Frucht
wurmicht werden und gern abfallen; man kan auch die
Kern von den gepeltzten im Herbst oder Früling stecken;
sie sind nicht so dauerhafft/ als die Aepfel- und Birn-
bäum/ man mag sie zwar wol enger als andere Bäume
zusammen setzen/ und gibt ihnen diß am Wachsen keine
Verhindernng/ allein die Frucht wird röther und säurer/
hingegen aber an der Sonnen grösser/ süsser/ schwartz-
blaulechter/ besser und gesünder. Wann sie schadhafft
werden/ soll man Weinreben-Aschen um die Stämme
streuen/ oder die schadhaffte Rinden ausschneiden/ sal-
ben und verbinden. Er will etwas wärmere Lufft als
der gemeine Kerschbaum haben/ und wird in kalten Orten
gern miesicht. Nimmt man ihm die überflüssigen Zweige/
so trägt er desto lieber.

Der Author des verteutschten Baurenhofs Libalti
setzt/ wann man sie an ein Oertlein des Gartens setzet/ so
sollen sie also zunehmen/ daß sie sich in kurtzer Zeit in dem
gantzen Garten ausbreiten. Ja wann man sie auf einer
Seiten an der Mauer pflantzet/ so werden sie an der an-
dern Seiten der Mauren auch aufschiessen/ damit er ih-
re sonderliche Fruchtbarkeit andeuten wollen.

Jhr Frucht dienet in der Artzney zu vielen Sachen/
lindert die Hitze/ reiniget die Gall/ erkühlet und be-
feuchtet den Leib/ ist den Gallsüchtigen und Blutrei-
chen bequem/ den Alten und Kalten ungesund/ wie auch
denen/ so zur Colica geneigt sind; soll vor der Speise
genommen werden.

Cap. XLVIII.
Von Mirobalanen/ Kriechen und andern dergleichen Hattungen.
[Spaltenumbruch]

NJrobalanen sind eine zierliche schöne Frucht/
die dem Garten eine sonderbare Zierlichkeit ver-
ursachen/ wann sie mit ihrer röslichten unter-
schiedlichen Farbe/ an langen subtilen Stielen/ an dem
Baume hauffenweise hernnter hangen/ haben die Grösse
wie die mittern Marillen/ und tragen überaus gern;
sind nicht so gar längst in Teutschland/ und erstlich nur
in grosser Herren Gärten/ hernach aber wegen seines
leichten Auf bringens ins gemein bekannt worden; sind
von vielfältigen Farben/ rohtgrüne/ gelblich/ blaulicht/
Purpurroht und gescheckicht. Herr Dümler setzt/ daß
theils keine Kern haben/ Jtem theils seyen glatt/ theils
runtzlecht; kommen zwar wol vom Kern/ thun aber am
besten gut/ wann sie auch auf Zwesken-wildlinge ge-
pfropfft werden; sie tragen offt das erste/ gewöhnlich
aber das andere Jahr/ und nehmen mehr zu/ als kein
Zwesken-Geschlecht. Daß aber dieses die Miroba-
lanen seyn sollen/ deren vier- oder fünfferley Art in den
Apotheken zu bekommen sind/ wie Herr Rhagorius mei-
net/ kommet weder an der Figur/ noch in der Wirckung
überein; dieses ist eine andere Art der Pflaumen/ so erstlich
am Kayserlichen Hof/ zweifelsohne aus Spannien/
kommen/ und zu Herrn Camerarii Zeiten/ wie er in
Matthioli vermehrtem Kräuter-Buch bekennet/ noch
[Spaltenumbruch] nicht bekannt oder gemein gewesen. Sie müssen/ weil
sie sehr dick antreiben/ gleichwol geschnitten seyn/ sonst
tragen sie nicht gern.

Sonst gibt es noch andere unterschiedene Sorten
von den Pflaumen/ deren theils gantz grün/ und die wer-
den hoch gehalten/ theils roth und ziemlich groß zu finden
sind/ die peltzt man. Die geelen nennt man Spenling
oder Spilling/ werden zwar für ungesund und fieber-
hafftig geschätzet/ ihre Kern aber werden in der Artzney
für die Ruhr und andere Sachen gebraucht. Diese
werden nicht gepeltzt/ kommen vom Kern/ wie auch alle
die andern Kriechen-Geschlecht/ welche hin und wieder
von sich selbst wachsen/ sind meistentheils rund/ grösser
und kleiner; theils sind so groß als schier eine mittere
Faust/ sind aber wässericht und ungesund/ doch löschen
sie den Durst/ sie sind grün/ geel/ roth/ schwartz/ und
blau; theils lassen sich/ wann man anfangs ein gelin-
de Wärme gibt/ wol aufdörren/ und brauchens die ar-
men Leute im Winter zur Speise. Sie sind meistens
von einer fruchtbaren Art/ und tragen gerne/ bedörffen
auch keiner sonderlichen Wartung/ die man ihnen dar-
um nicht anthut/ weil man sie nicht groß achtet/ ist aber
wol gläublich/ wann sie solches hätten/ würden sie sich
auch mit ihrer Tracht reichlicher einstellen.

Cap.

Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
[Spaltenumbruch] rundlecht/ etwas mehr als doppelt ſo groß als die Schle-
hen/ aber ſie haben einen ſubtilen langlechten Kern/ und
ſind vornehmlich gedoͤrrt fuͤr Geſunde und Krancke ſehr
geruͤhmt. Die naͤchſten daran/ ſind die gemeinen Da-
maſcener Zweſken/ die gerne vom Kern gehen/ und zum
doͤrren im Back-Ofen die bequemlichſten ſind. Die-
ſer Baum liebt mehr einen leichten und feuchten/ als
harten und duͤrren Grund/ wiewol er uͤberall wol fort-
kommt; man peltzt ihn auf ſeinen eignen Stammen/
kan von dem Kern und der Brut auferzogen werden;
das Peltzen geſchiehet meiſtes in den Kern/ und dardurch
wird die Frucht lieblicher.

Herr Rhagorius vermeldet/ daß er auf einen Pflau-
menbaum ſechſerley andere Gattungen gepfropffet/ von
welchem da er zwiejaͤhrig worden/ er einen guten Korb voll
Fruͤchte bekommen.

Die Brut an der Wurtzen muß man abnehmen/ es
hindert am tragen. Das gewoͤhnlich daran wachſende
Gummi muß man fleiſſig wegputzen/ ſo waͤchſt der
Baum deſto beſſer; durch das Schrepffen (welches er
ſehr gerne annimmt) wird ihm auch geholffen; er be-
gehret zwar keinen Miſt/ aber doch oͤffters umhauen/
und Erneurung mit guter Erden/ ſo wachſen ſie baͤlder
auf und tragen eher. Dieſer Baum machet viel Aeſte
und keimet dick auf/ drum muß man ihn beſchneiden/
und die innwendigen kleinen Zweige abnehmen/ damit
die Sonne durchſcheinen und ihn deſto fruchtbarer ma-
chen kan.

[Spaltenumbruch]

Will man ſie verſetzen/ ſo muß man/ je groͤſſer ſie
ſind/ je mehr ſie ſtuͤmmlen. Vom Dungen ſoll die Frucht
wurmicht werden und gern abfallen; man kan auch die
Kern von den gepeltzten im Herbſt oder Fruͤling ſtecken;
ſie ſind nicht ſo dauerhafft/ als die Aepfel- und Birn-
baͤum/ man mag ſie zwar wol enger als andere Baͤume
zuſammen ſetzen/ und gibt ihnen diß am Wachſen keine
Verhindernng/ allein die Frucht wird roͤther und ſaͤurer/
hingegen aber an der Sonnen groͤſſer/ ſuͤſſer/ ſchwartz-
blaulechter/ beſſer und geſuͤnder. Wann ſie ſchadhafft
werden/ ſoll man Weinreben-Aſchen um die Staͤmme
ſtreuen/ oder die ſchadhaffte Rinden ausſchneiden/ ſal-
ben und verbinden. Er will etwas waͤrmere Lufft als
der gemeine Kerſchbaum haben/ und wird in kalten Orten
gern mieſicht. Nimmt man ihm die uͤberfluͤſſigen Zweige/
ſo traͤgt er deſto lieber.

Der Author des verteutſchten Baurenhofs Libalti
ſetzt/ wann man ſie an ein Oertlein des Gartens ſetzet/ ſo
ſollen ſie alſo zunehmen/ daß ſie ſich in kurtzer Zeit in dem
gantzen Garten ausbreiten. Ja wann man ſie auf einer
Seiten an der Mauer pflantzet/ ſo werden ſie an der an-
dern Seiten der Mauren auch aufſchieſſen/ damit er ih-
re ſonderliche Fruchtbarkeit andeuten wollen.

Jhr Frucht dienet in der Artzney zu vielen Sachen/
lindert die Hitze/ reiniget die Gall/ erkuͤhlet und be-
feuchtet den Leib/ iſt den Gallſuͤchtigen und Blutrei-
chen bequem/ den Alten und Kalten ungeſund/ wie auch
denen/ ſo zur Colica geneigt ſind; ſoll vor der Speiſe
genommen werden.

Cap. XLVIII.
Von Mirobalanen/ Kriechen und andern dergleichen Hattungen.
[Spaltenumbruch]

NJrobalanen ſind eine zierliche ſchoͤne Frucht/
die dem Garten eine ſonderbare Zierlichkeit ver-
urſachen/ wann ſie mit ihrer roͤslichten unter-
ſchiedlichen Farbe/ an langen ſubtilen Stielen/ an dem
Baume hauffenweiſe hernnter hangen/ haben die Groͤſſe
wie die mittern Marillen/ und tragen uͤberaus gern;
ſind nicht ſo gar laͤngſt in Teutſchland/ und erſtlich nur
in groſſer Herren Gaͤrten/ hernach aber wegen ſeines
leichten Auf bringens ins gemein bekannt worden; ſind
von vielfaͤltigen Farben/ rohtgruͤne/ gelblich/ blaulicht/
Purpurroht und geſcheckicht. Herr Duͤmler ſetzt/ daß
theils keine Kern haben/ Jtem theils ſeyen glatt/ theils
runtzlecht; kommen zwar wol vom Kern/ thun aber am
beſten gut/ wann ſie auch auf Zweſken-wildlinge ge-
pfropfft werden; ſie tragen offt das erſte/ gewoͤhnlich
aber das andere Jahr/ und nehmen mehr zu/ als kein
Zweſken-Geſchlecht. Daß aber dieſes die Miroba-
lanen ſeyn ſollen/ deren vier- oder fuͤnfferley Art in den
Apotheken zu bekommen ſind/ wie Herr Rhagorius mei-
net/ kommet weder an der Figur/ noch in der Wirckung
uͤberein; dieſes iſt eine andere Art der Pflaumen/ ſo erſtlich
am Kayſerlichen Hof/ zweifelsohne aus Spannien/
kommen/ und zu Herrn Camerarii Zeiten/ wie er in
Matthioli vermehrtem Kraͤuter-Buch bekennet/ noch
[Spaltenumbruch] nicht bekannt oder gemein geweſen. Sie muͤſſen/ weil
ſie ſehr dick antreiben/ gleichwol geſchnitten ſeyn/ ſonſt
tragen ſie nicht gern.

Sonſt gibt es noch andere unterſchiedene Sorten
von den Pflaumen/ deren theils gantz gruͤn/ und die wer-
den hoch gehalten/ theils roth und ziemlich groß zu finden
ſind/ die peltzt man. Die geelen nennt man Spenling
oder Spilling/ werden zwar fuͤr ungeſund und fieber-
hafftig geſchaͤtzet/ ihre Kern aber werden in der Artzney
fuͤr die Ruhr und andere Sachen gebraucht. Dieſe
werden nicht gepeltzt/ kommen vom Kern/ wie auch alle
die andern Kriechen-Geſchlecht/ welche hin und wieder
von ſich ſelbſt wachſen/ ſind meiſtentheils rund/ groͤſſer
und kleiner; theils ſind ſo groß als ſchier eine mittere
Fauſt/ ſind aber waͤſſericht und ungeſund/ doch loͤſchen
ſie den Durſt/ ſie ſind gruͤn/ geel/ roth/ ſchwartz/ und
blau; theils laſſen ſich/ wann man anfangs ein gelin-
de Waͤrme gibt/ wol aufdoͤrren/ und brauchens die ar-
men Leute im Winter zur Speiſe. Sie ſind meiſtens
von einer fruchtbaren Art/ und tragen gerne/ bedoͤrffen
auch keiner ſonderlichen Wartung/ die man ihnen dar-
um nicht anthut/ weil man ſie nicht groß achtet/ iſt aber
wol glaͤublich/ wann ſie ſolches haͤtten/ wuͤrden ſie ſich
auch mit ihrer Tracht reichlicher einſtellen.

Cap.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0457" n="439"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdten Buchs Anderer Theil/ Ob&#x017F;t-Garten.</hi></fw><lb/><cb/>
rundlecht/ etwas mehr als doppelt &#x017F;o groß als die Schle-<lb/>
hen/ aber &#x017F;ie haben einen &#x017F;ubtilen langlechten Kern/ und<lb/>
&#x017F;ind vornehmlich gedo&#x0364;rrt fu&#x0364;r Ge&#x017F;unde und Krancke &#x017F;ehr<lb/>
geru&#x0364;hmt. Die na&#x0364;ch&#x017F;ten daran/ &#x017F;ind die gemeinen Da-<lb/>
ma&#x017F;cener Zwe&#x017F;ken/ die gerne vom Kern gehen/ und zum<lb/>
do&#x0364;rren im Back-Ofen die bequemlich&#x017F;ten &#x017F;ind. Die-<lb/>
&#x017F;er Baum liebt mehr einen leichten und feuchten/ als<lb/>
harten und du&#x0364;rren Grund/ wiewol er u&#x0364;berall wol fort-<lb/>
kommt; man peltzt ihn auf &#x017F;einen eignen Stammen/<lb/>
kan von dem Kern und der Brut auferzogen werden;<lb/>
das Peltzen ge&#x017F;chiehet mei&#x017F;tes in den Kern/ und dardurch<lb/>
wird die Frucht lieblicher.</p><lb/>
            <p>Herr <hi rendition="#aq">Rhagorius</hi> vermeldet/ daß er auf einen Pflau-<lb/>
menbaum &#x017F;ech&#x017F;erley andere Gattungen gepfropffet/ von<lb/>
welchem da er zwieja&#x0364;hrig worden/ er einen guten Korb voll<lb/>
Fru&#x0364;chte bekommen.</p><lb/>
            <p>Die Brut an der Wurtzen muß man abnehmen/ es<lb/>
hindert am tragen. Das gewo&#x0364;hnlich daran wach&#x017F;ende<lb/>
Gummi muß man flei&#x017F;&#x017F;ig wegputzen/ &#x017F;o wa&#x0364;ch&#x017F;t der<lb/>
Baum de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er; durch das Schrepffen (welches er<lb/>
&#x017F;ehr gerne annimmt) wird ihm auch geholffen; er be-<lb/>
gehret zwar keinen Mi&#x017F;t/ aber doch o&#x0364;ffters umhauen/<lb/>
und Erneurung mit guter Erden/ &#x017F;o wach&#x017F;en &#x017F;ie ba&#x0364;lder<lb/>
auf und tragen eher. Die&#x017F;er Baum machet viel Ae&#x017F;te<lb/>
und keimet dick auf/ drum muß man ihn be&#x017F;chneiden/<lb/>
und die innwendigen kleinen Zweige abnehmen/ damit<lb/>
die Sonne durch&#x017F;cheinen und ihn de&#x017F;to fruchtbarer ma-<lb/>
chen kan.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Will man &#x017F;ie ver&#x017F;etzen/ &#x017F;o muß man/ je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ind/ je mehr &#x017F;ie &#x017F;tu&#x0364;mmlen. Vom Dungen &#x017F;oll die Frucht<lb/>
wurmicht werden und gern abfallen; man kan auch die<lb/>
Kern von den gepeltzten im Herb&#x017F;t oder Fru&#x0364;ling &#x017F;tecken;<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ind nicht &#x017F;o dauerhafft/ als die Aepfel- und Birn-<lb/>
ba&#x0364;um/ man mag &#x017F;ie zwar wol enger als andere Ba&#x0364;ume<lb/>
zu&#x017F;ammen &#x017F;etzen/ und gibt ihnen diß am Wach&#x017F;en keine<lb/>
Verhindernng/ allein die Frucht wird ro&#x0364;ther und &#x017F;a&#x0364;urer/<lb/>
hingegen aber an der Sonnen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;chwartz-<lb/>
blaulechter/ be&#x017F;&#x017F;er und ge&#x017F;u&#x0364;nder. Wann &#x017F;ie &#x017F;chadhafft<lb/>
werden/ &#x017F;oll man Weinreben-A&#x017F;chen um die Sta&#x0364;mme<lb/>
&#x017F;treuen/ oder die &#x017F;chadhaffte Rinden aus&#x017F;chneiden/ &#x017F;al-<lb/>
ben und verbinden. Er will etwas wa&#x0364;rmere Lufft als<lb/>
der gemeine Ker&#x017F;chbaum haben/ und wird in kalten Orten<lb/>
gern mie&#x017F;icht. Nimmt man ihm die u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Zweige/<lb/>
&#x017F;o tra&#x0364;gt er de&#x017F;to lieber.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#aq">Author</hi> des verteut&#x017F;chten Baurenhofs <hi rendition="#aq">Libalti</hi><lb/>
&#x017F;etzt/ wann man &#x017F;ie an ein Oertlein des Gartens &#x017F;etzet/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ollen &#x017F;ie al&#x017F;o zunehmen/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich in kurtzer Zeit in dem<lb/>
gantzen Garten ausbreiten. Ja wann man &#x017F;ie auf einer<lb/>
Seiten an der Mauer pflantzet/ &#x017F;o werden &#x017F;ie an der an-<lb/>
dern Seiten der Mauren auch auf&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ damit er ih-<lb/>
re &#x017F;onderliche Fruchtbarkeit andeuten wollen.</p><lb/>
            <p>Jhr Frucht dienet in der Artzney zu vielen Sachen/<lb/>
lindert die Hitze/ reiniget die Gall/ erku&#x0364;hlet und be-<lb/>
feuchtet den Leib/ i&#x017F;t den Gall&#x017F;u&#x0364;chtigen und Blutrei-<lb/>
chen bequem/ den Alten und Kalten unge&#x017F;und/ wie auch<lb/>
denen/ &#x017F;o zur Colica geneigt &#x017F;ind; &#x017F;oll vor der Spei&#x017F;e<lb/>
genommen werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XLVIII.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Mirobalanen/ Kriechen und andern dergleichen Hattungen.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>Jrobalanen &#x017F;ind eine zierliche &#x017F;cho&#x0364;ne Frucht/<lb/>
die dem Garten eine &#x017F;onderbare Zierlichkeit ver-<lb/>
ur&#x017F;achen/ wann &#x017F;ie mit ihrer ro&#x0364;slichten unter-<lb/>
&#x017F;chiedlichen Farbe/ an langen &#x017F;ubtilen Stielen/ an dem<lb/>
Baume hauffenwei&#x017F;e hernnter hangen/ haben die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
wie die mittern Marillen/ und tragen u&#x0364;beraus gern;<lb/>
&#x017F;ind nicht &#x017F;o gar la&#x0364;ng&#x017F;t in Teut&#x017F;chland/ und er&#x017F;tlich nur<lb/>
in gro&#x017F;&#x017F;er Herren Ga&#x0364;rten/ hernach aber wegen &#x017F;eines<lb/>
leichten Auf bringens ins gemein bekannt worden; &#x017F;ind<lb/>
von vielfa&#x0364;ltigen Farben/ rohtgru&#x0364;ne/ gelblich/ blaulicht/<lb/>
Purpurroht und ge&#x017F;checkicht. Herr Du&#x0364;mler &#x017F;etzt/ daß<lb/>
theils keine Kern haben/ Jtem theils &#x017F;eyen glatt/ theils<lb/>
runtzlecht; kommen zwar wol vom Kern/ thun aber am<lb/>
be&#x017F;ten gut/ wann &#x017F;ie auch auf Zwe&#x017F;ken-wildlinge ge-<lb/>
pfropfft werden; &#x017F;ie tragen offt das er&#x017F;te/ gewo&#x0364;hnlich<lb/>
aber das andere Jahr/ und nehmen mehr zu/ als kein<lb/>
Zwe&#x017F;ken-Ge&#x017F;chlecht. Daß aber die&#x017F;es die Miroba-<lb/>
lanen &#x017F;eyn &#x017F;ollen/ deren vier- oder fu&#x0364;nfferley Art in den<lb/>
Apotheken zu bekommen &#x017F;ind/ wie Herr <hi rendition="#aq">Rhagorius</hi> mei-<lb/>
net/ kommet weder an der Figur/ noch in der Wirckung<lb/>
u&#x0364;berein; die&#x017F;es i&#x017F;t eine andere Art der Pflaumen/ &#x017F;o er&#x017F;tlich<lb/>
am Kay&#x017F;erlichen Hof/ zweifelsohne aus Spannien/<lb/>
kommen/ und zu Herrn Camerarii Zeiten/ wie er in<lb/><hi rendition="#aq">Matthioli</hi> vermehrtem Kra&#x0364;uter-Buch bekennet/ noch<lb/><cb/>
nicht bekannt oder gemein gewe&#x017F;en. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ weil<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ehr dick antreiben/ gleichwol ge&#x017F;chnitten &#x017F;eyn/ &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
tragen &#x017F;ie nicht gern.</p><lb/>
            <p>Son&#x017F;t gibt es noch andere unter&#x017F;chiedene Sorten<lb/>
von den Pflaumen/ deren theils gantz gru&#x0364;n/ und die wer-<lb/>
den hoch gehalten/ theils roth und ziemlich groß zu finden<lb/>
&#x017F;ind/ die peltzt man. Die geelen nennt man Spenling<lb/>
oder Spilling/ werden zwar fu&#x0364;r unge&#x017F;und und fieber-<lb/>
hafftig ge&#x017F;cha&#x0364;tzet/ ihre Kern aber werden in der Artzney<lb/>
fu&#x0364;r die Ruhr und andere Sachen gebraucht. Die&#x017F;e<lb/>
werden nicht gepeltzt/ kommen vom Kern/ wie auch alle<lb/>
die andern Kriechen-Ge&#x017F;chlecht/ welche hin und wieder<lb/>
von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t wach&#x017F;en/ &#x017F;ind mei&#x017F;tentheils rund/ gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und kleiner; theils &#x017F;ind &#x017F;o groß als &#x017F;chier eine mittere<lb/>
Fau&#x017F;t/ &#x017F;ind aber wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ericht und unge&#x017F;und/ doch lo&#x0364;&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;ie den Dur&#x017F;t/ &#x017F;ie &#x017F;ind gru&#x0364;n/ geel/ roth/ &#x017F;chwartz/ und<lb/>
blau; theils la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich/ wann man anfangs ein gelin-<lb/>
de Wa&#x0364;rme gibt/ wol aufdo&#x0364;rren/ und brauchens die ar-<lb/>
men Leute im Winter zur Spei&#x017F;e. Sie &#x017F;ind mei&#x017F;tens<lb/>
von einer fruchtbaren Art/ und tragen gerne/ bedo&#x0364;rffen<lb/>
auch keiner &#x017F;onderlichen Wartung/ die man ihnen dar-<lb/>
um nicht anthut/ weil man &#x017F;ie nicht groß achtet/ i&#x017F;t aber<lb/>
wol gla&#x0364;ublich/ wann &#x017F;ie &#x017F;olches ha&#x0364;tten/ wu&#x0364;rden &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
auch mit ihrer Tracht reichlicher ein&#x017F;tellen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k">Cap.</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0457] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. rundlecht/ etwas mehr als doppelt ſo groß als die Schle- hen/ aber ſie haben einen ſubtilen langlechten Kern/ und ſind vornehmlich gedoͤrrt fuͤr Geſunde und Krancke ſehr geruͤhmt. Die naͤchſten daran/ ſind die gemeinen Da- maſcener Zweſken/ die gerne vom Kern gehen/ und zum doͤrren im Back-Ofen die bequemlichſten ſind. Die- ſer Baum liebt mehr einen leichten und feuchten/ als harten und duͤrren Grund/ wiewol er uͤberall wol fort- kommt; man peltzt ihn auf ſeinen eignen Stammen/ kan von dem Kern und der Brut auferzogen werden; das Peltzen geſchiehet meiſtes in den Kern/ und dardurch wird die Frucht lieblicher. Herr Rhagorius vermeldet/ daß er auf einen Pflau- menbaum ſechſerley andere Gattungen gepfropffet/ von welchem da er zwiejaͤhrig worden/ er einen guten Korb voll Fruͤchte bekommen. Die Brut an der Wurtzen muß man abnehmen/ es hindert am tragen. Das gewoͤhnlich daran wachſende Gummi muß man fleiſſig wegputzen/ ſo waͤchſt der Baum deſto beſſer; durch das Schrepffen (welches er ſehr gerne annimmt) wird ihm auch geholffen; er be- gehret zwar keinen Miſt/ aber doch oͤffters umhauen/ und Erneurung mit guter Erden/ ſo wachſen ſie baͤlder auf und tragen eher. Dieſer Baum machet viel Aeſte und keimet dick auf/ drum muß man ihn beſchneiden/ und die innwendigen kleinen Zweige abnehmen/ damit die Sonne durchſcheinen und ihn deſto fruchtbarer ma- chen kan. Will man ſie verſetzen/ ſo muß man/ je groͤſſer ſie ſind/ je mehr ſie ſtuͤmmlen. Vom Dungen ſoll die Frucht wurmicht werden und gern abfallen; man kan auch die Kern von den gepeltzten im Herbſt oder Fruͤling ſtecken; ſie ſind nicht ſo dauerhafft/ als die Aepfel- und Birn- baͤum/ man mag ſie zwar wol enger als andere Baͤume zuſammen ſetzen/ und gibt ihnen diß am Wachſen keine Verhindernng/ allein die Frucht wird roͤther und ſaͤurer/ hingegen aber an der Sonnen groͤſſer/ ſuͤſſer/ ſchwartz- blaulechter/ beſſer und geſuͤnder. Wann ſie ſchadhafft werden/ ſoll man Weinreben-Aſchen um die Staͤmme ſtreuen/ oder die ſchadhaffte Rinden ausſchneiden/ ſal- ben und verbinden. Er will etwas waͤrmere Lufft als der gemeine Kerſchbaum haben/ und wird in kalten Orten gern mieſicht. Nimmt man ihm die uͤberfluͤſſigen Zweige/ ſo traͤgt er deſto lieber. Der Author des verteutſchten Baurenhofs Libalti ſetzt/ wann man ſie an ein Oertlein des Gartens ſetzet/ ſo ſollen ſie alſo zunehmen/ daß ſie ſich in kurtzer Zeit in dem gantzen Garten ausbreiten. Ja wann man ſie auf einer Seiten an der Mauer pflantzet/ ſo werden ſie an der an- dern Seiten der Mauren auch aufſchieſſen/ damit er ih- re ſonderliche Fruchtbarkeit andeuten wollen. Jhr Frucht dienet in der Artzney zu vielen Sachen/ lindert die Hitze/ reiniget die Gall/ erkuͤhlet und be- feuchtet den Leib/ iſt den Gallſuͤchtigen und Blutrei- chen bequem/ den Alten und Kalten ungeſund/ wie auch denen/ ſo zur Colica geneigt ſind; ſoll vor der Speiſe genommen werden. Cap. XLVIII. Von Mirobalanen/ Kriechen und andern dergleichen Hattungen. NJrobalanen ſind eine zierliche ſchoͤne Frucht/ die dem Garten eine ſonderbare Zierlichkeit ver- urſachen/ wann ſie mit ihrer roͤslichten unter- ſchiedlichen Farbe/ an langen ſubtilen Stielen/ an dem Baume hauffenweiſe hernnter hangen/ haben die Groͤſſe wie die mittern Marillen/ und tragen uͤberaus gern; ſind nicht ſo gar laͤngſt in Teutſchland/ und erſtlich nur in groſſer Herren Gaͤrten/ hernach aber wegen ſeines leichten Auf bringens ins gemein bekannt worden; ſind von vielfaͤltigen Farben/ rohtgruͤne/ gelblich/ blaulicht/ Purpurroht und geſcheckicht. Herr Duͤmler ſetzt/ daß theils keine Kern haben/ Jtem theils ſeyen glatt/ theils runtzlecht; kommen zwar wol vom Kern/ thun aber am beſten gut/ wann ſie auch auf Zweſken-wildlinge ge- pfropfft werden; ſie tragen offt das erſte/ gewoͤhnlich aber das andere Jahr/ und nehmen mehr zu/ als kein Zweſken-Geſchlecht. Daß aber dieſes die Miroba- lanen ſeyn ſollen/ deren vier- oder fuͤnfferley Art in den Apotheken zu bekommen ſind/ wie Herr Rhagorius mei- net/ kommet weder an der Figur/ noch in der Wirckung uͤberein; dieſes iſt eine andere Art der Pflaumen/ ſo erſtlich am Kayſerlichen Hof/ zweifelsohne aus Spannien/ kommen/ und zu Herrn Camerarii Zeiten/ wie er in Matthioli vermehrtem Kraͤuter-Buch bekennet/ noch nicht bekannt oder gemein geweſen. Sie muͤſſen/ weil ſie ſehr dick antreiben/ gleichwol geſchnitten ſeyn/ ſonſt tragen ſie nicht gern. Sonſt gibt es noch andere unterſchiedene Sorten von den Pflaumen/ deren theils gantz gruͤn/ und die wer- den hoch gehalten/ theils roth und ziemlich groß zu finden ſind/ die peltzt man. Die geelen nennt man Spenling oder Spilling/ werden zwar fuͤr ungeſund und fieber- hafftig geſchaͤtzet/ ihre Kern aber werden in der Artzney fuͤr die Ruhr und andere Sachen gebraucht. Dieſe werden nicht gepeltzt/ kommen vom Kern/ wie auch alle die andern Kriechen-Geſchlecht/ welche hin und wieder von ſich ſelbſt wachſen/ ſind meiſtentheils rund/ groͤſſer und kleiner; theils ſind ſo groß als ſchier eine mittere Fauſt/ ſind aber waͤſſericht und ungeſund/ doch loͤſchen ſie den Durſt/ ſie ſind gruͤn/ geel/ roth/ ſchwartz/ und blau; theils laſſen ſich/ wann man anfangs ein gelin- de Waͤrme gibt/ wol aufdoͤrren/ und brauchens die ar- men Leute im Winter zur Speiſe. Sie ſind meiſtens von einer fruchtbaren Art/ und tragen gerne/ bedoͤrffen auch keiner ſonderlichen Wartung/ die man ihnen dar- um nicht anthut/ weil man ſie nicht groß achtet/ iſt aber wol glaͤublich/ wann ſie ſolches haͤtten/ wuͤrden ſie ſich auch mit ihrer Tracht reichlicher einſtellen. Cap.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/457
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/457>, abgerufen am 19.04.2024.