Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] abzuwischen und auszuziehen/ nach Dioscoridis Mei-
nung/ ziehet den Schleim aus den Magen/ und stärckt die
Natur.

Matthiolus schreibt/ daß das Senffmeel mit Essig zu
[Spaltenumbruch] einen Taig gemacht/ und über Scorpion und Schlan-
gen-Biß gelegt/ dieselben heilen solle. Seine Deco-
ction
eröffnet die Verstopffungen der Leber und der
Nieren.

Cap. LVI.
Vom Sauerampffer & Dracunculo hortensi.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der gemeine Sauerampffer allenthalben
in den Wiesen und Aengern wächset/ wollen wir
allhier allein deren Sorten gedencken/ die bey uns
in die Gärten gebauet werden/ als da ist vornemlich der
runde/ der viel fettere und safftigere auch mildere Blät-
lein und Stengel hat/ als der gemeine/ wird ins gemein
genennt der Spannische Sauerampffer/ man säet ihn
im Früling im wachsenden Monden/ er muß/ wann er
aufgeht/ wol gejetten/ und/ wann er zu dick wird/ überzo-
gen werden/ und vermehret sich auch gern/ wann er im
Zunehmen des Mondes abgeschnitten wird/ hat gern
feuchten Grund und lieber temperirten mittelmässigen
Schatten/ als zu viel Sonnen/ greifft mit seiner Wur-
tzen tieff ein/ und kreucht also fladderend unter der Er-
den fort/ und schlägt bald an diesem/ bald an jenem Ort
aus/ kommt auch gern/ wann man die Stöcke zerreisset/
so wol als vom Saamen.

Herr Peter Gabriel/ Fürstl. Würtembergischer
Hofgärtnerey-Inspector, schreibt/ daß die beste Gattung
des Sauerampffers der grosse sey/ so aus Flandern
kommt/ und keinen Saamen trägt/ der sey einer so un-
gewöhnlichen Grösse/ daß man zu einer Suppen an ei-
nem Blat genug habe.

Und deßwegen wird er vom Frantzösischen Gärtner
Ozeille a la Paressense genannt/ sagt/ es sey offt ein
Blat 10 oder 15 Daumen in die Länge/ und 7 Daumen
in der Breiten/ daselbst erzehlt er auch mehrerley Gat-
tungen/ werden so wol im Auswärts als im Herbst ge-
pflantzt/ bleibt wol 10 oder mehr Jahr auf einem Platz/
biß man mercket/ daß er anfängt aus zuwelchen und sich
ob seiner Herberg gleichsam zu beschweren/ dann ist er
an ein ander Ort zu verpflantzen. Jm Herbst/ eh es reiffet/
kan man ein wenig kleinen Mist darauf streuen/ son-
derlich von den Hünern/ ehe aber werden alle Blätter
abgeschnitten/ trägt aber gleichwol bißweilen Saamen/
wie der gemeine/ allein grösser. Wird im Früling und
Sommer zu Salsen/ oder die Blätter gekocht an al-
lerley junge Fleisch und Hüner gebraucht/ gibt eine lieb-
liche und anmuthige Säuren/ so nicht allein Gesun-
den/ sondern auch Krancken wol dienet/ erweckt den Lust
zum Essen.

Und schreibt Baricellus in hort. gen. f. 207. daß
sonderlich das Fleisch/ so mit Sauerampffer gekocht sey/
obs schon zähe und alt wäre/ dennoch zart und mürb
werde. Darum habens die Alten so sehr gebraucht/ und
fast bey allen Mahlzeiten gehabt.

Tabernaemontanus gedenckt auch einer Gattung
des Sauerampffers mit knollichten Wurtzen/ und nennt
es Oxalin Tuberosam. Jst ein treffliches Kraut unter
den Kräuter-Salat zu vermengen/ widerstehet der
Galle/ löschet den Durst in hitzigen und gifftigen Fie-
[Spaltenumbruch] bern. Jst den Gallsüchtigen und Blutreichen gesund/
den Melancholischen Complexionen aber schädlich/ wi-
derstehet der Fäulen. Der Saamen ist in der rothen Ruhr
und wider die Würm eine edle Artzney/ wann er zer-
stossen ein Löffel voll cum apto vehiculo in Wegricht-
Wasser oder Küttensafft gebraucht wird.

Sauerampffer eröffnet die Verstopffung der Leber/
der Saamen eingegeben stärckt das Hertz/ verhütet
die Ohnmächten in Borago-Wasser oder Citronen-
Safft eingenommen. Der Safft davon ist tempo-
re pestis
von Hollerio sehr gerühmt/ daß man nehme
vom reinen abgeschaumten Safft des Sauerampffers
4 Loth/ Granaten-Wein 2 Loth/ des besten Theriacs
2 Scrupel/ mische es untereinander und gebrauche es/
der Safft vom Sauerampffer in den Mund genom-
men/ legt und vertreibt die hitzige Zahnschmertzen/ und
in die Ohren eingeträufft das Ohrenwehe/ sonderlich
wann er mit Wegricht-Safft vermischt wird. Jst auch
gut wider der gifftigen Thiere/ sonderlich der Scorpio-
nen/ Verletzung.

Dracunculus hortensis, ist auch ein unter die Kräu-
ter-Salat gehöriges Gewächs/ deren Wurtzel viel
Stengel austreibt/ scharffes Geschmacks/ hat eine
weisse viel-fäselichte Wurtzen und Blätter wie
der Flachs/ die Blühe ist weißlicht und klein/
auch wol gelb unter/ wie kleine zusammgebundene
und oben sich zertheilende schwancke Federlein. Und
weil es keinen Saamen trägt/ muß es allein durch Zer-
theilung der Wurtzen fortgebracht und vermehret wer-
den. Daher auch etliche glauben (weil es den Alten
unbekannt gewesen) es sey ein neu durch Kunst und Für-
witz der Gärtner erfunden Gewächse/ die den Lein-
Saamen in Zwibel und Lauch-Häubter verbergen/ also
unter die Erden thun/ davon diß Gewächs entspringen
solle; hat einen gewürtzten Geschmack/ verbleibt den
Winter durch im Garten/ wann er nur mit Roß-Dung
oder Stroh verdeckt und vor der eingreiffenden Kälte
verwahret wird.

Viel glauben/ es widerstehe der Pest und aller in-
nerlichen Fäulung. Die zarten Blätlein werden unter
den Salat genommen/ auch Salsen daraus gemacht/
wie von Bertram/ und dergleichen/ es stärcket den Ma-
gen und das Haubt/ und die gantze Natur/ und zertheilt
und treibt aus alle in ihnen verborgene Schleim/ er-
wecket Lust zum Essen. Mit weissen Wein gekocht und
in den Mund gehalten/ vertreibts die von der Kälte ent-
sprungene Zahnwehe. Jst trocken im ersten/ und warm
zwischen dem andern und dritten Grad. Jst den Alten
und Phlegmatischen gesünder/ als den Jungen und Chole-
rischen Complexionen. Daher denen/ die eine hitzige
Leber haben/ zu meiden.

Cap.
S s s ij

Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] abzuwiſchen und auszuziehen/ nach Dioſcoridis Mei-
nung/ ziehet den Schleim aus den Magen/ und ſtaͤrckt die
Natur.

Matthiolus ſchreibt/ daß das Senffmeel mit Eſſig zu
[Spaltenumbruch] einen Taig gemacht/ und uͤber Scorpion und Schlan-
gen-Biß gelegt/ dieſelben heilen ſolle. Seine Deco-
ction
eroͤffnet die Verſtopffungen der Leber und der
Nieren.

Cap. LVI.
Vom Sauerampffer & Dracunculo hortenſi.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der gemeine Sauerampffer allenthalben
in den Wieſen und Aengern waͤchſet/ wollen wir
allhier allein deren Sorten gedencken/ die bey uns
in die Gaͤrten gebauet werden/ als da iſt vornemlich der
runde/ der viel fettere und ſafftigere auch mildere Blaͤt-
lein und Stengel hat/ als der gemeine/ wird ins gemein
genennt der Spanniſche Sauerampffer/ man ſaͤet ihn
im Fruͤling im wachſenden Monden/ er muß/ wann er
aufgeht/ wol gejetten/ und/ wann er zu dick wird/ uͤberzo-
gen werden/ und vermehret ſich auch gern/ wann er im
Zunehmen des Mondes abgeſchnitten wird/ hat gern
feuchten Grund und lieber temperirten mittelmaͤſſigen
Schatten/ als zu viel Sonnen/ greifft mit ſeiner Wur-
tzen tieff ein/ und kreucht alſo fladderend unter der Er-
den fort/ und ſchlaͤgt bald an dieſem/ bald an jenem Ort
aus/ kommt auch gern/ wann man die Stoͤcke zerreiſſet/
ſo wol als vom Saamen.

Herr Peter Gabriel/ Fuͤrſtl. Wuͤrtembergiſcher
Hofgaͤrtnerey-Inſpector, ſchreibt/ daß die beſte Gattung
des Sauerampffers der groſſe ſey/ ſo aus Flandern
kommt/ und keinen Saamen traͤgt/ der ſey einer ſo un-
gewoͤhnlichen Groͤſſe/ daß man zu einer Suppen an ei-
nem Blat genug habe.

Und deßwegen wird er vom Frantzoͤſiſchen Gaͤrtner
Ozeille à la Pareſſenſe genannt/ ſagt/ es ſey offt ein
Blat 10 oder 15 Daumen in die Laͤnge/ und 7 Daumen
in der Breiten/ daſelbſt erzehlt er auch mehrerley Gat-
tungen/ werden ſo wol im Auswaͤrts als im Herbſt ge-
pflantzt/ bleibt wol 10 oder mehr Jahr auf einem Platz/
biß man mercket/ daß er anfaͤngt aus zuwelchen und ſich
ob ſeiner Herberg gleichſam zu beſchweren/ dann iſt er
an ein ander Ort zu verpflantzen. Jm Herbſt/ eh es reiffet/
kan man ein wenig kleinen Miſt darauf ſtreuen/ ſon-
derlich von den Huͤnern/ ehe aber werden alle Blaͤtter
abgeſchnitten/ traͤgt aber gleichwol bißweilen Saamen/
wie der gemeine/ allein groͤſſer. Wird im Fruͤling und
Sommer zu Salſen/ oder die Blaͤtter gekocht an al-
lerley junge Fleiſch und Huͤner gebraucht/ gibt eine lieb-
liche und anmuthige Saͤuren/ ſo nicht allein Geſun-
den/ ſondern auch Krancken wol dienet/ erweckt den Luſt
zum Eſſen.

Und ſchreibt Baricellus in hort. gen. f. 207. daß
ſonderlich das Fleiſch/ ſo mit Sauerampffer gekocht ſey/
obs ſchon zaͤhe und alt waͤre/ dennoch zart und muͤrb
werde. Darum habens die Alten ſo ſehr gebraucht/ und
faſt bey allen Mahlzeiten gehabt.

Tabernæmontanus gedenckt auch einer Gattung
des Sauerampffers mit knollichten Wurtzen/ und nennt
es Oxalin Tuberoſam. Jſt ein treffliches Kraut unter
den Kraͤuter-Salat zu vermengen/ widerſtehet der
Galle/ loͤſchet den Durſt in hitzigen und gifftigen Fie-
[Spaltenumbruch] bern. Jſt den Gallſuͤchtigen und Blutreichen geſund/
den Melancholiſchen Complexionen aber ſchaͤdlich/ wi-
derſtehet der Faͤulen. Der Saamen iſt in der rothen Ruhr
und wider die Wuͤrm eine edle Artzney/ wann er zer-
ſtoſſen ein Loͤffel voll cum apto vehiculo in Wegricht-
Waſſer oder Kuͤttenſafft gebraucht wird.

Sauerampffer eroͤffnet die Verſtopffung der Leber/
der Saamen eingegeben ſtaͤrckt das Hertz/ verhuͤtet
die Ohnmaͤchten in Borago-Waſſer oder Citronen-
Safft eingenommen. Der Safft davon iſt tempo-
re peſtis
von Hollerio ſehr geruͤhmt/ daß man nehme
vom reinen abgeſchaumten Safft des Sauerampffers
4 Loth/ Granaten-Wein 2 Loth/ des beſten Theriacs
2 Scrupel/ miſche es untereinander und gebrauche es/
der Safft vom Sauerampffer in den Mund genom-
men/ legt und vertreibt die hitzige Zahnſchmertzen/ und
in die Ohren eingetraͤufft das Ohrenwehe/ ſonderlich
wann er mit Wegricht-Safft vermiſcht wird. Jſt auch
gut wider der gifftigen Thiere/ ſonderlich der Scorpio-
nen/ Verletzung.

Dracunculus hortenſis, iſt auch ein unter die Kraͤu-
ter-Salat gehoͤriges Gewaͤchs/ deren Wurtzel viel
Stengel austreibt/ ſcharffes Geſchmacks/ hat eine
weiſſe viel-faͤſelichte Wurtzen und Blaͤtter wie
der Flachs/ die Bluͤhe iſt weißlicht und klein/
auch wol gelb unter/ wie kleine zuſammgebundene
und oben ſich zertheilende ſchwancke Federlein. Und
weil es keinen Saamen traͤgt/ muß es allein durch Zer-
theilung der Wurtzen fortgebracht und vermehret wer-
den. Daher auch etliche glauben (weil es den Alten
unbekannt geweſen) es ſey ein neu durch Kunſt und Fuͤr-
witz der Gaͤrtner erfunden Gewaͤchſe/ die den Lein-
Saamen in Zwibel und Lauch-Haͤubter verbergen/ alſo
unter die Erden thun/ davon diß Gewaͤchs entſpringen
ſolle; hat einen gewuͤrtzten Geſchmack/ verbleibt den
Winter durch im Garten/ wann er nur mit Roß-Dung
oder Stroh verdeckt und vor der eingreiffenden Kaͤlte
verwahret wird.

Viel glauben/ es widerſtehe der Peſt und aller in-
nerlichen Faͤulung. Die zarten Blaͤtlein werden unter
den Salat genommen/ auch Salſen daraus gemacht/
wie von Bertram/ und dergleichen/ es ſtaͤrcket den Ma-
gen und das Haubt/ und die gantze Natur/ und zertheilt
und treibt aus alle in ihnen verborgene Schleim/ er-
wecket Luſt zum Eſſen. Mit weiſſen Wein gekocht und
in den Mund gehalten/ vertreibts die von der Kaͤlte ent-
ſprungene Zahnwehe. Jſt trocken im erſten/ und warm
zwiſchen dem andern und dritten Grad. Jſt den Alten
und Phlegmatiſchen geſuͤndeꝛ/ als den Jungen und Chole-
riſchen Complexionen. Daher denen/ die eine hitzige
Leber haben/ zu meiden.

Cap.
S ſ ſ ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0525" n="509[507]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.</hi></fw><lb/><cb/>
abzuwi&#x017F;chen und auszuziehen/ nach <hi rendition="#aq">Dio&#x017F;coridis</hi> Mei-<lb/>
nung/ ziehet den Schleim aus den Magen/ und &#x017F;ta&#x0364;rckt die<lb/>
Natur.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Matthiolus</hi> &#x017F;chreibt/ daß das Senffmeel mit E&#x017F;&#x017F;ig zu<lb/><cb/>
einen Taig gemacht/ und u&#x0364;ber Scorpion und Schlan-<lb/>
gen-Biß gelegt/ die&#x017F;elben heilen &#x017F;olle. Seine <hi rendition="#aq">Deco-<lb/>
ction</hi> ero&#x0364;ffnet die Ver&#x017F;topffungen der Leber und der<lb/>
Nieren.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LVI.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Vom Sauerampffer</hi> <hi rendition="#aq">&amp; Dracunculo horten&#x017F;i.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Jeweil der gemeine Sauerampffer allenthalben<lb/>
in den Wie&#x017F;en und Aengern wa&#x0364;ch&#x017F;et/ wollen wir<lb/>
allhier allein deren Sorten gedencken/ die bey uns<lb/>
in die Ga&#x0364;rten gebauet werden/ als da i&#x017F;t vornemlich der<lb/>
runde/ der viel fettere und &#x017F;afftigere auch mildere Bla&#x0364;t-<lb/>
lein und Stengel hat/ als der gemeine/ wird ins gemein<lb/>
genennt der Spanni&#x017F;che Sauerampffer/ man &#x017F;a&#x0364;et ihn<lb/>
im Fru&#x0364;ling im wach&#x017F;enden Monden/ er muß/ wann er<lb/>
aufgeht/ wol gejetten/ und/ wann er zu dick wird/ u&#x0364;berzo-<lb/>
gen werden/ und vermehret &#x017F;ich auch gern/ wann er im<lb/>
Zunehmen des Mondes abge&#x017F;chnitten wird/ hat gern<lb/>
feuchten Grund und lieber temperirten mittelma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen<lb/>
Schatten/ als zu viel Sonnen/ greifft mit &#x017F;einer Wur-<lb/>
tzen tieff ein/ und kreucht al&#x017F;o fladderend unter der Er-<lb/>
den fort/ und &#x017F;chla&#x0364;gt bald an die&#x017F;em/ bald an jenem Ort<lb/>
aus/ kommt auch gern/ wann man die Sto&#x0364;cke zerrei&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
&#x017F;o wol als vom Saamen.</p><lb/>
            <p>Herr Peter Gabriel/ Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Wu&#x0364;rtembergi&#x017F;cher<lb/>
Hofga&#x0364;rtnerey-<hi rendition="#aq">In&#x017F;pector,</hi> &#x017F;chreibt/ daß die be&#x017F;te Gattung<lb/>
des Sauerampffers der gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ey/ &#x017F;o aus Flandern<lb/>
kommt/ und keinen Saamen tra&#x0364;gt/ der &#x017F;ey einer &#x017F;o un-<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ daß man zu einer Suppen an ei-<lb/>
nem Blat genug habe.</p><lb/>
            <p>Und deßwegen wird er vom Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Ga&#x0364;rtner<lb/><hi rendition="#aq">Ozeille à la Pare&#x017F;&#x017F;en&#x017F;e</hi> genannt/ &#x017F;agt/ es &#x017F;ey offt ein<lb/>
Blat 10 oder 15 Daumen in die La&#x0364;nge/ und 7 Daumen<lb/>
in der Breiten/ da&#x017F;elb&#x017F;t erzehlt er auch mehrerley Gat-<lb/>
tungen/ werden &#x017F;o wol im Auswa&#x0364;rts als im Herb&#x017F;t ge-<lb/>
pflantzt/ bleibt wol 10 oder mehr Jahr auf einem Platz/<lb/>
biß man mercket/ daß er anfa&#x0364;ngt aus zuwelchen und &#x017F;ich<lb/>
ob &#x017F;einer Herberg gleich&#x017F;am zu be&#x017F;chweren/ dann i&#x017F;t er<lb/>
an ein ander Ort zu verpflantzen. Jm Herb&#x017F;t/ eh es reiffet/<lb/>
kan man ein wenig kleinen Mi&#x017F;t darauf &#x017F;treuen/ &#x017F;on-<lb/>
derlich von den Hu&#x0364;nern/ ehe aber werden alle Bla&#x0364;tter<lb/>
abge&#x017F;chnitten/ tra&#x0364;gt aber gleichwol bißweilen Saamen/<lb/>
wie der gemeine/ allein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er. Wird im Fru&#x0364;ling und<lb/>
Sommer zu Sal&#x017F;en/ oder die Bla&#x0364;tter gekocht an al-<lb/>
lerley junge Flei&#x017F;ch und Hu&#x0364;ner gebraucht/ gibt eine lieb-<lb/>
liche und anmuthige Sa&#x0364;uren/ &#x017F;o nicht allein Ge&#x017F;un-<lb/>
den/ &#x017F;ondern auch Krancken wol dienet/ erweckt den Lu&#x017F;t<lb/>
zum E&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Und &#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">Baricellus in hort. gen. f.</hi> 207. daß<lb/>
&#x017F;onderlich das Flei&#x017F;ch/ &#x017F;o mit Sauerampffer gekocht &#x017F;ey/<lb/>
obs &#x017F;chon za&#x0364;he und alt wa&#x0364;re/ dennoch zart und mu&#x0364;rb<lb/>
werde. Darum habens die Alten &#x017F;o &#x017F;ehr gebraucht/ und<lb/>
fa&#x017F;t bey allen Mahlzeiten gehabt.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Tabernæmontanus</hi> gedenckt auch einer Gattung<lb/>
des Sauerampffers mit knollichten Wurtzen/ und nennt<lb/>
es <hi rendition="#aq">Oxalin Tubero&#x017F;am.</hi> J&#x017F;t ein treffliches Kraut unter<lb/>
den Kra&#x0364;uter-Salat zu vermengen/ wider&#x017F;tehet der<lb/>
Galle/ lo&#x0364;&#x017F;chet den Dur&#x017F;t in hitzigen und gifftigen Fie-<lb/><cb/>
bern. J&#x017F;t den Gall&#x017F;u&#x0364;chtigen und Blutreichen ge&#x017F;und/<lb/>
den Melancholi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Complexio</hi>nen aber &#x017F;cha&#x0364;dlich/ wi-<lb/>
der&#x017F;tehet der Fa&#x0364;ulen. Der Saamen i&#x017F;t in der rothen Ruhr<lb/>
und wider die Wu&#x0364;rm eine edle Artzney/ wann er zer-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en ein Lo&#x0364;ffel voll <hi rendition="#aq">cum apto vehiculo</hi> in Wegricht-<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er oder Ku&#x0364;tten&#x017F;afft gebraucht wird.</p><lb/>
            <p>Sauerampffer ero&#x0364;ffnet die Ver&#x017F;topffung der Leber/<lb/>
der Saamen eingegeben &#x017F;ta&#x0364;rckt das Hertz/ verhu&#x0364;tet<lb/>
die Ohnma&#x0364;chten in Borago-Wa&#x017F;&#x017F;er oder Citronen-<lb/>
Safft eingenommen. Der Safft davon i&#x017F;t <hi rendition="#aq">tempo-<lb/>
re pe&#x017F;tis</hi> von <hi rendition="#aq">Hollerio</hi> &#x017F;ehr geru&#x0364;hmt/ daß man nehme<lb/>
vom reinen abge&#x017F;chaumten Safft des Sauerampffers<lb/>
4 Loth/ Granaten-Wein 2 Loth/ des be&#x017F;ten Theriacs<lb/>
2 Scrupel/ mi&#x017F;che es untereinander und gebrauche es/<lb/>
der Safft vom Sauerampffer in den Mund genom-<lb/>
men/ legt und vertreibt die hitzige Zahn&#x017F;chmertzen/ und<lb/>
in die Ohren eingetra&#x0364;ufft das Ohrenwehe/ &#x017F;onderlich<lb/>
wann er mit Wegricht-Safft vermi&#x017F;cht wird. J&#x017F;t auch<lb/>
gut wider der gifftigen Thiere/ &#x017F;onderlich der Scorpio-<lb/>
nen/ Verletzung.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Dracunculus horten&#x017F;is,</hi> i&#x017F;t auch ein unter die Kra&#x0364;u-<lb/>
ter-Salat geho&#x0364;riges Gewa&#x0364;chs/ deren Wurtzel viel<lb/>
Stengel austreibt/ &#x017F;charffes Ge&#x017F;chmacks/ hat eine<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;e viel-fa&#x0364;&#x017F;elichte Wurtzen und Bla&#x0364;tter wie<lb/>
der Flachs/ die Blu&#x0364;he i&#x017F;t weißlicht und klein/<lb/>
auch wol gelb unter/ wie kleine zu&#x017F;ammgebundene<lb/>
und oben &#x017F;ich zertheilende &#x017F;chwancke Federlein. Und<lb/>
weil es keinen Saamen tra&#x0364;gt/ muß es allein durch Zer-<lb/>
theilung der Wurtzen fortgebracht und vermehret wer-<lb/>
den. Daher auch etliche glauben (weil es den Alten<lb/>
unbekannt gewe&#x017F;en) es &#x017F;ey ein neu durch Kun&#x017F;t und Fu&#x0364;r-<lb/>
witz der Ga&#x0364;rtner erfunden Gewa&#x0364;ch&#x017F;e/ die den Lein-<lb/>
Saamen in Zwibel und Lauch-Ha&#x0364;ubter verbergen/ al&#x017F;o<lb/>
unter die Erden thun/ davon diß Gewa&#x0364;chs ent&#x017F;pringen<lb/>
&#x017F;olle; hat einen gewu&#x0364;rtzten Ge&#x017F;chmack/ verbleibt den<lb/>
Winter durch im Garten/ wann er nur mit Roß-Dung<lb/>
oder Stroh verdeckt und vor der eingreiffenden Ka&#x0364;lte<lb/>
verwahret wird.</p><lb/>
            <p>Viel glauben/ es wider&#x017F;tehe der Pe&#x017F;t und aller in-<lb/>
nerlichen Fa&#x0364;ulung. Die zarten Bla&#x0364;tlein werden unter<lb/>
den Salat genommen/ auch Sal&#x017F;en daraus gemacht/<lb/>
wie von Bertram/ und dergleichen/ es &#x017F;ta&#x0364;rcket den Ma-<lb/>
gen und das Haubt/ und die gantze Natur/ und zertheilt<lb/>
und treibt aus alle in ihnen verborgene Schleim/ er-<lb/>
wecket Lu&#x017F;t zum E&#x017F;&#x017F;en. Mit wei&#x017F;&#x017F;en Wein gekocht und<lb/>
in den Mund gehalten/ vertreibts die von der Ka&#x0364;lte ent-<lb/>
&#x017F;prungene Zahnwehe. J&#x017F;t trocken im er&#x017F;ten/ und warm<lb/>
zwi&#x017F;chen dem andern und dritten Grad. J&#x017F;t den Alten<lb/>
und Phlegmati&#x017F;chen ge&#x017F;u&#x0364;nde&#xA75B;/ als den Jungen und Chole-<lb/>
ri&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Complexio</hi>nen. Daher denen/ die eine hitzige<lb/>
Leber haben/ zu meiden.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">S &#x017F; &#x017F; ij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k">Cap.</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[509[507]/0525] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. abzuwiſchen und auszuziehen/ nach Dioſcoridis Mei- nung/ ziehet den Schleim aus den Magen/ und ſtaͤrckt die Natur. Matthiolus ſchreibt/ daß das Senffmeel mit Eſſig zu einen Taig gemacht/ und uͤber Scorpion und Schlan- gen-Biß gelegt/ dieſelben heilen ſolle. Seine Deco- ction eroͤffnet die Verſtopffungen der Leber und der Nieren. Cap. LVI. Vom Sauerampffer & Dracunculo hortenſi. DJeweil der gemeine Sauerampffer allenthalben in den Wieſen und Aengern waͤchſet/ wollen wir allhier allein deren Sorten gedencken/ die bey uns in die Gaͤrten gebauet werden/ als da iſt vornemlich der runde/ der viel fettere und ſafftigere auch mildere Blaͤt- lein und Stengel hat/ als der gemeine/ wird ins gemein genennt der Spanniſche Sauerampffer/ man ſaͤet ihn im Fruͤling im wachſenden Monden/ er muß/ wann er aufgeht/ wol gejetten/ und/ wann er zu dick wird/ uͤberzo- gen werden/ und vermehret ſich auch gern/ wann er im Zunehmen des Mondes abgeſchnitten wird/ hat gern feuchten Grund und lieber temperirten mittelmaͤſſigen Schatten/ als zu viel Sonnen/ greifft mit ſeiner Wur- tzen tieff ein/ und kreucht alſo fladderend unter der Er- den fort/ und ſchlaͤgt bald an dieſem/ bald an jenem Ort aus/ kommt auch gern/ wann man die Stoͤcke zerreiſſet/ ſo wol als vom Saamen. Herr Peter Gabriel/ Fuͤrſtl. Wuͤrtembergiſcher Hofgaͤrtnerey-Inſpector, ſchreibt/ daß die beſte Gattung des Sauerampffers der groſſe ſey/ ſo aus Flandern kommt/ und keinen Saamen traͤgt/ der ſey einer ſo un- gewoͤhnlichen Groͤſſe/ daß man zu einer Suppen an ei- nem Blat genug habe. Und deßwegen wird er vom Frantzoͤſiſchen Gaͤrtner Ozeille à la Pareſſenſe genannt/ ſagt/ es ſey offt ein Blat 10 oder 15 Daumen in die Laͤnge/ und 7 Daumen in der Breiten/ daſelbſt erzehlt er auch mehrerley Gat- tungen/ werden ſo wol im Auswaͤrts als im Herbſt ge- pflantzt/ bleibt wol 10 oder mehr Jahr auf einem Platz/ biß man mercket/ daß er anfaͤngt aus zuwelchen und ſich ob ſeiner Herberg gleichſam zu beſchweren/ dann iſt er an ein ander Ort zu verpflantzen. Jm Herbſt/ eh es reiffet/ kan man ein wenig kleinen Miſt darauf ſtreuen/ ſon- derlich von den Huͤnern/ ehe aber werden alle Blaͤtter abgeſchnitten/ traͤgt aber gleichwol bißweilen Saamen/ wie der gemeine/ allein groͤſſer. Wird im Fruͤling und Sommer zu Salſen/ oder die Blaͤtter gekocht an al- lerley junge Fleiſch und Huͤner gebraucht/ gibt eine lieb- liche und anmuthige Saͤuren/ ſo nicht allein Geſun- den/ ſondern auch Krancken wol dienet/ erweckt den Luſt zum Eſſen. Und ſchreibt Baricellus in hort. gen. f. 207. daß ſonderlich das Fleiſch/ ſo mit Sauerampffer gekocht ſey/ obs ſchon zaͤhe und alt waͤre/ dennoch zart und muͤrb werde. Darum habens die Alten ſo ſehr gebraucht/ und faſt bey allen Mahlzeiten gehabt. Tabernæmontanus gedenckt auch einer Gattung des Sauerampffers mit knollichten Wurtzen/ und nennt es Oxalin Tuberoſam. Jſt ein treffliches Kraut unter den Kraͤuter-Salat zu vermengen/ widerſtehet der Galle/ loͤſchet den Durſt in hitzigen und gifftigen Fie- bern. Jſt den Gallſuͤchtigen und Blutreichen geſund/ den Melancholiſchen Complexionen aber ſchaͤdlich/ wi- derſtehet der Faͤulen. Der Saamen iſt in der rothen Ruhr und wider die Wuͤrm eine edle Artzney/ wann er zer- ſtoſſen ein Loͤffel voll cum apto vehiculo in Wegricht- Waſſer oder Kuͤttenſafft gebraucht wird. Sauerampffer eroͤffnet die Verſtopffung der Leber/ der Saamen eingegeben ſtaͤrckt das Hertz/ verhuͤtet die Ohnmaͤchten in Borago-Waſſer oder Citronen- Safft eingenommen. Der Safft davon iſt tempo- re peſtis von Hollerio ſehr geruͤhmt/ daß man nehme vom reinen abgeſchaumten Safft des Sauerampffers 4 Loth/ Granaten-Wein 2 Loth/ des beſten Theriacs 2 Scrupel/ miſche es untereinander und gebrauche es/ der Safft vom Sauerampffer in den Mund genom- men/ legt und vertreibt die hitzige Zahnſchmertzen/ und in die Ohren eingetraͤufft das Ohrenwehe/ ſonderlich wann er mit Wegricht-Safft vermiſcht wird. Jſt auch gut wider der gifftigen Thiere/ ſonderlich der Scorpio- nen/ Verletzung. Dracunculus hortenſis, iſt auch ein unter die Kraͤu- ter-Salat gehoͤriges Gewaͤchs/ deren Wurtzel viel Stengel austreibt/ ſcharffes Geſchmacks/ hat eine weiſſe viel-faͤſelichte Wurtzen und Blaͤtter wie der Flachs/ die Bluͤhe iſt weißlicht und klein/ auch wol gelb unter/ wie kleine zuſammgebundene und oben ſich zertheilende ſchwancke Federlein. Und weil es keinen Saamen traͤgt/ muß es allein durch Zer- theilung der Wurtzen fortgebracht und vermehret wer- den. Daher auch etliche glauben (weil es den Alten unbekannt geweſen) es ſey ein neu durch Kunſt und Fuͤr- witz der Gaͤrtner erfunden Gewaͤchſe/ die den Lein- Saamen in Zwibel und Lauch-Haͤubter verbergen/ alſo unter die Erden thun/ davon diß Gewaͤchs entſpringen ſolle; hat einen gewuͤrtzten Geſchmack/ verbleibt den Winter durch im Garten/ wann er nur mit Roß-Dung oder Stroh verdeckt und vor der eingreiffenden Kaͤlte verwahret wird. Viel glauben/ es widerſtehe der Peſt und aller in- nerlichen Faͤulung. Die zarten Blaͤtlein werden unter den Salat genommen/ auch Salſen daraus gemacht/ wie von Bertram/ und dergleichen/ es ſtaͤrcket den Ma- gen und das Haubt/ und die gantze Natur/ und zertheilt und treibt aus alle in ihnen verborgene Schleim/ er- wecket Luſt zum Eſſen. Mit weiſſen Wein gekocht und in den Mund gehalten/ vertreibts die von der Kaͤlte ent- ſprungene Zahnwehe. Jſt trocken im erſten/ und warm zwiſchen dem andern und dritten Grad. Jſt den Alten und Phlegmatiſchen geſuͤndeꝛ/ als den Jungen und Chole- riſchen Complexionen. Daher denen/ die eine hitzige Leber haben/ zu meiden. Cap. S ſ ſ ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/525
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 509[507]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/525>, abgerufen am 19.04.2024.