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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] gen/ wie die grossen; daher sich zu bemühen/ daß man
sie samt ihrer Wurtzen bekomme.

Wann man 3 oder 4 solche Sträuchlein hat/ neh-
men sie in wenig Jahren/ wann ihnen der Grund be-
kommlich ist/ starck zu/ und breiten sich je mehr je weiter
aus; daher muß man die ersten Sträuchlein wenigst 4
oder 5 Schuhe weit von einander einlegen und vor-
[Spaltenumbruch] hero etwas stutzen/ und solches kan am füglichsten im
Anfang des Frülings geschehen.

Die Vermehrung wird desto geschwinder/ wann
man sie ein paar Jahr nacheinander im ersten Lentzen/
im wachsenden Monden/ glatt bey der Erden abschnei-
det/ so beginnen sie desto besser zuzusetzen.

Cap. LXXXI.
Vom Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch]

UNter den nothwendigsten und unentbehrlichen
Stucken/ die zur Haushaltung gehören/ scheinet
der Artzney-Garten nicht der wenigste/ sondern
eines von den vornehmsten zu seyn; weilen/ wo
Brod/ Fleisch und Wasser vorhanden/ man des Ku-
chen- und Wein-Gartens wol entrathen kan; die Blu-
men aber eine blosse Augen- und Nasen-Belustigung/
mit den schönen Farben und edlen Geruch verursa-
chen; da doch so wol das Gesicht/ als das Gehör/
auch ohne dieses/ mit künstlichen schönen Gemähl-
den und kostbaren Rauchwerck mögen befriedigt und
vergnüget werden. Hingegen/ wann die Gesundheit
in Gefahr oder Schiffbruch stehet/ ein einiges darzu
taugliches und heilsames Kräutlein zeitlich gebraucht/
mit keinem Geld genugsam zu bezahlen ist.

Und ob es wol wahr/ daß viel Kräuter/ die man im
Artzney-Garten aufziehet und ernehrt/ in den Wiesen/
Feldern/ Auen und Gebürgen wachsen; daher sie/ und
vielleicht in loco suo nativo, viel gedenlicher zu suchen.
So ist doch gleichwol auch wahr/ daß viel Kräuter nicht
überall von sich selbst wachsen/ offt in der höchsten Noth
am schweresten zu finden/ oder da sie weit hergebracht
sind/ verrauchen/ und also krafftloser werden/ daher ein
solcher Garten/ wie klein er auch sey/ wann er nur mit
den Kräutern erfüllt ist/ die daselbst nicht zu bekommen/
ein treffliche nutzbare Sache ist.

Die wolriechenden Kräuter und Gewächs/ als
Salvey/ Rauten/ Melissen/ und andere/ will ich in das
sechste Buch zu den Blumen-Garten spahren/ weil sie
zu den Kräntzen und Büschen mit ihrer annehmlichen
Grüne und edlen Geruch nicht unbillich gehören/ auch in den
Blumen-Garten so wol/ als auch in den Kuchen-Gar-
[Spaltenumbruch] ten zu Bordirung der Bette und Gartenstücke nach Be-
lieben mögen genommen und untermischt werden.

Der Jnbegriff dieses Gartens ist so allgemein/ und
erstrecket sich also weit/ daß es eine lautere Unmöglich-
keit scheinet/ alles und jedes/ was hinein gehöret/ zu be-
schreiben/ oder einen genugsamen grossen Platz auszu-
zeichnen/ worein alles und jedes/ was zur Artzney die-
net/ einzubringen wäre. Also mag ein jeder Hausvat-
ter sich selbst reguliren/ nachdem sein Grund und Bo-
den/ oder die Beschaffenheit seiner Nothdurfft es erfor-
dert und haben will/ wahr ist es/ daß bey allen wolbe-
stellten Republiquen und Fürstenthümern/ dergleichen
zu finden seyn solle; wie uns in Jtalien/ zu Padua/
Genua/ Pisa/ Florenz/ und in unserm Teutschland die
vornehme und weitberühmte Stadt Nürnberg/ in ih-
rem Altdorffischen Garten/ ein gutes und löbliches Exem-
pel geben/ welcher Hortus Medicus darum desto be-
rühmter ist/ weil er unter der Obsicht des hochberühm-
ten Medici, Herrn D. Mauritii Hofmanns dieser Zeit
gehalten wird.

Und ob zwar ein privat Hausvatter sich in solche
hohe Unkosten nicht einlassen soll/ so kan er doch pro mo-
dulo suae Familiae
einen Raum an seinen Kuchen-Gar-
ten darzu auslesen/ dahin er die nützlichsten und noth-
wendigsten anderwärts wachsenden Kräuter und Ge-
wächse zu seines Hauses Nothdurfft versetzen und pflan-
tzen kan; davon die fleissige Hausmutter allerley Was-
ser ausbrennen; Salben/ und andere dienliche Sachen
proepariren/ im Vorrath halten/ und in der Zeit der Noth/
ihr und den ihrigen zum Trost/ in gähen einfallenden
Zuständen hernehmen/ und auch ein beruffener Medi-
cus
solche zu seinem Vorhaben an der Hand haben
und gebrauchen kan.

Cap. LXXXII.
Wie der Artzney-Garten einzurichten.
[Spaltenumbruch]

DAmit der Artzney-Garten nach Gebühr einge-
richtet sey/ alle Kräuter und Gewächse von un-
terschiedener Art und Eigenschafft zu bewirthen/
muß er auch mit solcher Maß angeordnet seyn/ daß jed-
wedere Gattung ohne Zwang ihr gebührliches Unter-
kommen habe/ diß ligt an der Beschaffenheit des Erd-
bodens und der Lufft/ welche/ wann sie beede nach der
Art der Kräuter ihnen zugeeignet werden/ nicht anders
können als wol wachsen und zunehmen. Weil aber ein
solcher allen Gewächsen wolanständiger Ort hart von
Natur zu finden/ muß man derselben mit Fleiß und künst-
licher Bereitung an die Hände gehen.

Ein gantz flacher/ wie auch ein von einer Seiten
[Spaltenumbruch] abhängiger Ort/ kan dieses nicht zuwege richten; wie
aber dieses zu thun/ will ich des Herrn de Serres Mei-
nung (wiewol es nur für Fürsten oder reiche grosse Leute
gehörig) hierinnen mit wenigem anführen.

Weil dennoch ein vernünfftiger Hausvatter ein
Modell davon abnehmen/ das grosse Werck verkleinern/
und nach seinem Vermögen auch die Unkosten und Aus-
gaben damit verringern kan: Also vermeynt besagter
Herr de Serres, soll man einen Hügel von gutem gemisch-
ten Erdreich/ mit Sand und Laim vermengt/ oder viel-
mehr abgetheilt/ so groß man den Artzney-Garten ha-
ben will/ zurichten und aufwerffen lassen/ davon etliches/

nach
X x x

Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] gen/ wie die groſſen; daher ſich zu bemuͤhen/ daß man
ſie ſamt ihrer Wurtzen bekomme.

Wann man 3 oder 4 ſolche Straͤuchlein hat/ neh-
men ſie in wenig Jahren/ wann ihnen der Grund be-
kommlich iſt/ ſtarck zu/ und breiten ſich je mehr je weiter
aus; daher muß man die erſten Straͤuchlein wenigſt 4
oder 5 Schuhe weit von einander einlegen und vor-
[Spaltenumbruch] hero etwas ſtutzen/ und ſolches kan am fuͤglichſten im
Anfang des Fruͤlings geſchehen.

Die Vermehrung wird deſto geſchwinder/ wann
man ſie ein paar Jahr nacheinander im erſten Lentzen/
im wachſenden Monden/ glatt bey der Erden abſchnei-
det/ ſo beginnen ſie deſto beſſer zuzuſetzen.

Cap. LXXXI.
Vom Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch]

UNter den nothwendigſten und unentbehrlichen
Stucken/ die zur Haushaltung gehoͤren/ ſcheinet
der Artzney-Garten nicht der wenigſte/ ſondern
eines von den vornehmſten zu ſeyn; weilen/ wo
Brod/ Fleiſch und Waſſer vorhanden/ man des Ku-
chen- und Wein-Gartens wol entrathen kan; die Blu-
men aber eine bloſſe Augen- und Naſen-Beluſtigung/
mit den ſchoͤnen Farben und edlen Geruch verurſa-
chen; da doch ſo wol das Geſicht/ als das Gehoͤr/
auch ohne dieſes/ mit kuͤnſtlichen ſchoͤnen Gemaͤhl-
den und koſtbaren Rauchwerck moͤgen befriedigt und
vergnuͤget werden. Hingegen/ wann die Geſundheit
in Gefahr oder Schiffbruch ſtehet/ ein einiges darzu
taugliches und heilſames Kraͤutlein zeitlich gebraucht/
mit keinem Geld genugſam zu bezahlen iſt.

Und ob es wol wahr/ daß viel Kraͤuter/ die man im
Artzney-Garten aufziehet und ernehrt/ in den Wieſen/
Feldern/ Auen und Gebuͤrgen wachſen; daher ſie/ und
vielleicht in loco ſuo nativo, viel gedenlicher zu ſuchen.
So iſt doch gleichwol auch wahr/ daß viel Kraͤuter nicht
uͤberall von ſich ſelbſt wachſen/ offt in der hoͤchſten Noth
am ſchwereſten zu finden/ oder da ſie weit hergebracht
ſind/ verrauchen/ und alſo krafftloſer werden/ daher ein
ſolcher Garten/ wie klein er auch ſey/ wann er nur mit
den Kraͤutern erfuͤllt iſt/ die daſelbſt nicht zu bekommen/
ein treffliche nutzbare Sache iſt.

Die wolriechenden Kraͤuter und Gewaͤchs/ als
Salvey/ Rauten/ Meliſſen/ und andere/ will ich in das
ſechſte Buch zu den Blumen-Garten ſpahren/ weil ſie
zu den Kraͤntzen und Buͤſchen mit ihrer annehmlichen
Gruͤne uñ edlẽ Geruch nicht unbillich gehoͤren/ auch in den
Blumen-Garten ſo wol/ als auch in den Kuchen-Gar-
[Spaltenumbruch] ten zu Bordirung der Bette und Gartenſtuͤcke nach Be-
lieben moͤgen genommen und untermiſcht werden.

Der Jnbegriff dieſes Gartens iſt ſo allgemein/ und
erſtrecket ſich alſo weit/ daß es eine lautere Unmoͤglich-
keit ſcheinet/ alles und jedes/ was hinein gehoͤret/ zu be-
ſchreiben/ oder einen genugſamen groſſen Platz auszu-
zeichnen/ worein alles und jedes/ was zur Artzney die-
net/ einzubringen waͤre. Alſo mag ein jeder Hausvat-
ter ſich ſelbſt reguliren/ nachdem ſein Grund und Bo-
den/ oder die Beſchaffenheit ſeiner Nothdurfft es erfor-
dert und haben will/ wahr iſt es/ daß bey allen wolbe-
ſtellten Republiquen und Fuͤrſtenthuͤmern/ dergleichen
zu finden ſeyn ſolle; wie uns in Jtalien/ zu Padua/
Genua/ Piſa/ Florenz/ und in unſerm Teutſchland die
vornehme und weitberuͤhmte Stadt Nuͤrnberg/ in ih-
rem Altdorffiſchen Garten/ ein gutes und loͤbliches Exem-
pel geben/ welcher Hortus Medicus darum deſto be-
ruͤhmter iſt/ weil er unter der Obſicht des hochberuͤhm-
ten Medici, Herrn D. Mauritii Hofmanns dieſer Zeit
gehalten wird.

Und ob zwar ein privat Hausvatter ſich in ſolche
hohe Unkoſten nicht einlaſſen ſoll/ ſo kan er doch pro mo-
dulo ſuæ Familiæ
einen Raum an ſeinen Kuchen-Gar-
ten darzu ausleſen/ dahin er die nuͤtzlichſten und noth-
wendigſten anderwaͤrts wachſenden Kraͤuter und Ge-
waͤchſe zu ſeines Hauſes Nothdurfft verſetzen und pflan-
tzen kan; davon die fleiſſige Hausmutter allerley Waſ-
ſer ausbrennen; Salben/ und andere dienliche Sachen
prœpariren/ im Vorrath halten/ und in der Zeit der Noth/
ihr und den ihrigen zum Troſt/ in gaͤhen einfallenden
Zuſtaͤnden hernehmen/ und auch ein beruffener Medi-
cus
ſolche zu ſeinem Vorhaben an der Hand haben
und gebrauchen kan.

Cap. LXXXII.
Wie der Artzney-Garten einzurichten.
[Spaltenumbruch]

DAmit der Artzney-Garten nach Gebuͤhr einge-
richtet ſey/ alle Kraͤuter und Gewaͤchſe von un-
terſchiedener Art und Eigenſchafft zu bewirthen/
muß er auch mit ſolcher Maß angeordnet ſeyn/ daß jed-
wedere Gattung ohne Zwang ihr gebuͤhrliches Unter-
kommen habe/ diß ligt an der Beſchaffenheit des Erd-
bodens und der Lufft/ welche/ wann ſie beede nach der
Art der Kraͤuter ihnen zugeeignet werden/ nicht anders
koͤnnen als wol wachſen und zunehmen. Weil aber ein
ſolcher allen Gewaͤchſen wolanſtaͤndiger Ort hart von
Natur zu finden/ muß man derſelben mit Fleiß und kuͤnſt-
licher Bereitung an die Haͤnde gehen.

Ein gantz flacher/ wie auch ein von einer Seiten
[Spaltenumbruch] abhaͤngiger Ort/ kan dieſes nicht zuwege richten; wie
aber dieſes zu thun/ will ich des Herrn de Serres Mei-
nung (wiewol es nur fuͤr Fuͤrſten oder reiche groſſe Leute
gehoͤrig) hierinnen mit wenigem anfuͤhren.

Weil dennoch ein vernuͤnfftiger Hausvatter ein
Modell davon abnehmen/ das groſſe Werck verkleinern/
und nach ſeinem Vermoͤgen auch die Unkoſten und Aus-
gaben damit verringern kan: Alſo vermeynt beſagter
Herr de Serres, ſoll man einen Huͤgel von gutem gemiſch-
ten Erdreich/ mit Sand und Laim vermengt/ oder viel-
mehr abgetheilt/ ſo groß man den Artzney-Garten ha-
ben will/ zurichten und aufwerffen laſſen/ davon etliches/

nach
X x x
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[531[529]/0547] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. gen/ wie die groſſen; daher ſich zu bemuͤhen/ daß man ſie ſamt ihrer Wurtzen bekomme. Wann man 3 oder 4 ſolche Straͤuchlein hat/ neh- men ſie in wenig Jahren/ wann ihnen der Grund be- kommlich iſt/ ſtarck zu/ und breiten ſich je mehr je weiter aus; daher muß man die erſten Straͤuchlein wenigſt 4 oder 5 Schuhe weit von einander einlegen und vor- hero etwas ſtutzen/ und ſolches kan am fuͤglichſten im Anfang des Fruͤlings geſchehen. Die Vermehrung wird deſto geſchwinder/ wann man ſie ein paar Jahr nacheinander im erſten Lentzen/ im wachſenden Monden/ glatt bey der Erden abſchnei- det/ ſo beginnen ſie deſto beſſer zuzuſetzen. Cap. LXXXI. Vom Artzney-Garten. UNter den nothwendigſten und unentbehrlichen Stucken/ die zur Haushaltung gehoͤren/ ſcheinet der Artzney-Garten nicht der wenigſte/ ſondern eines von den vornehmſten zu ſeyn; weilen/ wo Brod/ Fleiſch und Waſſer vorhanden/ man des Ku- chen- und Wein-Gartens wol entrathen kan; die Blu- men aber eine bloſſe Augen- und Naſen-Beluſtigung/ mit den ſchoͤnen Farben und edlen Geruch verurſa- chen; da doch ſo wol das Geſicht/ als das Gehoͤr/ auch ohne dieſes/ mit kuͤnſtlichen ſchoͤnen Gemaͤhl- den und koſtbaren Rauchwerck moͤgen befriedigt und vergnuͤget werden. Hingegen/ wann die Geſundheit in Gefahr oder Schiffbruch ſtehet/ ein einiges darzu taugliches und heilſames Kraͤutlein zeitlich gebraucht/ mit keinem Geld genugſam zu bezahlen iſt. Und ob es wol wahr/ daß viel Kraͤuter/ die man im Artzney-Garten aufziehet und ernehrt/ in den Wieſen/ Feldern/ Auen und Gebuͤrgen wachſen; daher ſie/ und vielleicht in loco ſuo nativo, viel gedenlicher zu ſuchen. So iſt doch gleichwol auch wahr/ daß viel Kraͤuter nicht uͤberall von ſich ſelbſt wachſen/ offt in der hoͤchſten Noth am ſchwereſten zu finden/ oder da ſie weit hergebracht ſind/ verrauchen/ und alſo krafftloſer werden/ daher ein ſolcher Garten/ wie klein er auch ſey/ wann er nur mit den Kraͤutern erfuͤllt iſt/ die daſelbſt nicht zu bekommen/ ein treffliche nutzbare Sache iſt. Die wolriechenden Kraͤuter und Gewaͤchs/ als Salvey/ Rauten/ Meliſſen/ und andere/ will ich in das ſechſte Buch zu den Blumen-Garten ſpahren/ weil ſie zu den Kraͤntzen und Buͤſchen mit ihrer annehmlichen Gruͤne uñ edlẽ Geruch nicht unbillich gehoͤren/ auch in den Blumen-Garten ſo wol/ als auch in den Kuchen-Gar- ten zu Bordirung der Bette und Gartenſtuͤcke nach Be- lieben moͤgen genommen und untermiſcht werden. Der Jnbegriff dieſes Gartens iſt ſo allgemein/ und erſtrecket ſich alſo weit/ daß es eine lautere Unmoͤglich- keit ſcheinet/ alles und jedes/ was hinein gehoͤret/ zu be- ſchreiben/ oder einen genugſamen groſſen Platz auszu- zeichnen/ worein alles und jedes/ was zur Artzney die- net/ einzubringen waͤre. Alſo mag ein jeder Hausvat- ter ſich ſelbſt reguliren/ nachdem ſein Grund und Bo- den/ oder die Beſchaffenheit ſeiner Nothdurfft es erfor- dert und haben will/ wahr iſt es/ daß bey allen wolbe- ſtellten Republiquen und Fuͤrſtenthuͤmern/ dergleichen zu finden ſeyn ſolle; wie uns in Jtalien/ zu Padua/ Genua/ Piſa/ Florenz/ und in unſerm Teutſchland die vornehme und weitberuͤhmte Stadt Nuͤrnberg/ in ih- rem Altdorffiſchen Garten/ ein gutes und loͤbliches Exem- pel geben/ welcher Hortus Medicus darum deſto be- ruͤhmter iſt/ weil er unter der Obſicht des hochberuͤhm- ten Medici, Herrn D. Mauritii Hofmanns dieſer Zeit gehalten wird. Und ob zwar ein privat Hausvatter ſich in ſolche hohe Unkoſten nicht einlaſſen ſoll/ ſo kan er doch pro mo- dulo ſuæ Familiæ einen Raum an ſeinen Kuchen-Gar- ten darzu ausleſen/ dahin er die nuͤtzlichſten und noth- wendigſten anderwaͤrts wachſenden Kraͤuter und Ge- waͤchſe zu ſeines Hauſes Nothdurfft verſetzen und pflan- tzen kan; davon die fleiſſige Hausmutter allerley Waſ- ſer ausbrennen; Salben/ und andere dienliche Sachen prœpariren/ im Vorrath halten/ und in der Zeit der Noth/ ihr und den ihrigen zum Troſt/ in gaͤhen einfallenden Zuſtaͤnden hernehmen/ und auch ein beruffener Medi- cus ſolche zu ſeinem Vorhaben an der Hand haben und gebrauchen kan. Cap. LXXXII. Wie der Artzney-Garten einzurichten. DAmit der Artzney-Garten nach Gebuͤhr einge- richtet ſey/ alle Kraͤuter und Gewaͤchſe von un- terſchiedener Art und Eigenſchafft zu bewirthen/ muß er auch mit ſolcher Maß angeordnet ſeyn/ daß jed- wedere Gattung ohne Zwang ihr gebuͤhrliches Unter- kommen habe/ diß ligt an der Beſchaffenheit des Erd- bodens und der Lufft/ welche/ wann ſie beede nach der Art der Kraͤuter ihnen zugeeignet werden/ nicht anders koͤnnen als wol wachſen und zunehmen. Weil aber ein ſolcher allen Gewaͤchſen wolanſtaͤndiger Ort hart von Natur zu finden/ muß man derſelben mit Fleiß und kuͤnſt- licher Bereitung an die Haͤnde gehen. Ein gantz flacher/ wie auch ein von einer Seiten abhaͤngiger Ort/ kan dieſes nicht zuwege richten; wie aber dieſes zu thun/ will ich des Herrn de Serres Mei- nung (wiewol es nur fuͤr Fuͤrſten oder reiche groſſe Leute gehoͤrig) hierinnen mit wenigem anfuͤhren. Weil dennoch ein vernuͤnfftiger Hausvatter ein Modell davon abnehmen/ das groſſe Werck verkleinern/ und nach ſeinem Vermoͤgen auch die Unkoſten und Aus- gaben damit verringern kan: Alſo vermeynt beſagter Herr de Serres, ſoll man einen Huͤgel von gutem gemiſch- ten Erdreich/ mit Sand und Laim vermengt/ oder viel- mehr abgetheilt/ ſo groß man den Artzney-Garten ha- ben will/ zurichten und aufwerffen laſſen/ davon etliches/ nach X x x

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 531[529]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/547>, abgerufen am 29.03.2024.