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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] daß man sie ohne Berührung oder vergeblich angewand-
te Pflantzung und Wartung umsonst haben und finden
kan; daher ein vernünfftiger Hausvatter nur diese zu
erwehlen/ die in selbigen Gegenden rar und selten wach-
sen/ hart zu bekommen/ öffters in gefährlichen und gähen
Zuständen nützlich zu gebrauchen/ und selten zu finden
sind.

Die wolriechende Kräuter aber/ als Rosmarin/
[Spaltenumbruch] Majoran/ Salve/ Hissopp/ und dergleichen; wie auch
Wasserblumen und Gewächse/ als Calmus/ Galgant/
Nymphaea, nicht weniger andere zur Artzney dienliche
Gewächse/ als Antirrhinum, Camillen/ Pappeln/
Eybisch/ Poeonien/ Fraxinella, Colocynthis, Lysi-
machia, Cyclamen, Daphne Alexandrina
oder Auf-
fentblat/ Gentiana, und viel andere mehr/ werden in dem
Blumen-Garten gefunden.

Kräuter gegen Orient.
Cap. LXXXVI.
Ammi,
Attich/ Augentrost/ Braunellen.
[Spaltenumbruch]

NUn folgen die Kräuter/ die gegen Aufgang der
Sonnen ihren Stand haben sollen; weiln sie
aber in eine Abtheilung einzuschliessen zu viel wä-
ren/ wollen wir sie in etlichen Capiteln auf das kürtzeste
vortragen/ und was ihre Art und Eigenschafft sey/ mit
wenigem berühren.

Ammi, muß Jährlich in diesen Landen durch den
angebauten Saamen fortgepflantzet werden/ wächset in
Jtalia auf dem Berg Gargano, wird sonst auch Her-
ren-Kümmel oder Kümmel von Alexandria genennet/
wiewol sein Saame etwas kleiner/ ist etwas bitter und
scharff/ hitzig und trocken im dritten Grad/ und hat die
Art/ daß er verdäuet; seines Saamens ein halb Quin-
tel in warmen Wein getruncken/ stillet/ nach Castore
Durante
Zeugnus/ den Leib-Weh/ befördert den Harn/
heilet die Biß der gifftigen Thiere/ & menstrua co-
ercet.

Ein Quintel davon mit gleich so viel Myrrhen ein-
genommen im Wein/ dienet wider der Scorpionen und
Spinnen Stich; wird auch in Catharren und zu der
fallenden Sucht gebraucht/ ist gut für die Ohnmachten/
wärmet das Hertz/ hilfft für die Bauchflüß und Ruh-
ren/ öffnet die Verstopffung des Miltzes; mit Hönig zu
einem Pflaster gemacht/ vertheilet es das von Schlä-
gen geronnene Blut.

Der Holländische Königliche Gärtner gibt zweyer-
ley Art/ die gemeine und kleinere; so kommt auch noch
eine Gattung aus Candia/ und die andere aus Portu-
gal; die aus Candia soll wolriechend seyn.

Attich ist ein bekanntes Gewächse/ und eines unter
der Bauren und armen Leute Theriac-Kräutern zu hal-
ten/ welche die davon gemachte Salsen für allerley gähe
und gefährliche Zustände/ und sonderlich wider die
Wassersucht/ mit gutem Succeß einnehmen und ge-
brauchen/ darf keiner sonderbaren Wartung/ wann der
Saame nur in die Gras-Gärten gebracht/ und recht
von der Erden bedeckt wird; wo er einmal hinkommt/
hat man sich seiner zu versichern/ und läst sich hernach
nicht gerne vertreiben.

Nichts desto weniger weil er nicht überall zu bekom-
men/ und in der Artzney so dienlich ist/ als ist rahtsam/
daß man sich bewerbe/ diß Gewächs in der Nähe zu
haben; ist warm und trockner Natur/ die Salsen die-
net/ zur Zeit der Infection, auch wider die Wind-Was-
sersucht; die Wurtzel heilet die Schlangen-Biß/ und
die davon trincken/ werden von den Schlangen nicht
gebissen; die von den Blumen und Zucker gemachte
[Spaltenumbruch] Conserven stärcken das Hertz/ treiben alle Melancholey
davon ab/ reinigen das Geblüt/ und stillen die grosse
Fieber-Hitzen.

Jm Früling die zarten Schößlinge gekocht/ und die
Brühe davon/ etwan von vier derselben/ eingenommen;
auch die Wurtzel von zwey biß vier Quintel in Wein ge-
weicht/ purgiren den Leib/ wie auch der Safft von der
Blühe/ und die Kern zu Pulver gemacht/ davon sonder-
lich in Herru de Serres Theatre d' agriculture viel zu
finden.

Das distillirte Wasser aus der Wurtzen ist trefflich
wider den Schmertzen des Podagra/ ins Maul genom-
men/ und den schmertzhafften Ort damit geschmieret/
oder ein Tüchlein darein geweicht/ und übergelegt; wie
Fioravanti ne' Secreti rationali lib. 5. cap. 91. bezeuget.
Seine Blätter zu Pulver gemacht/ heilen alle Ayß und
Geschwer/ und machen wieder Fleisch wachsen. Idem
della Cirugia lib. 1. c.
64.

Augentrost/ Euphrasia, wird gleich so wenig/ als
der Attich/ in die Bettlein der Gärten angebauet/ weil
es an allen dürren Orten/ Aengern und Wiesen häuffig
wächset/ und wo es auch nicht wäre/ möchte mans Stöck-
leinweise/ oder durch den Saamen/ auf die Wiesen und
Aenger fortpflantzen; ist ein besonderbares Augenkräut-
lein/ weil es alle Hindernussen/ so des Gesichtes Schärf-
fe Schaden bringen/ wegnimmt; man macht die auf-
gedörrte Blühe neben der Baldrian-Wurtzel zu Pul-
ver/ vermischets mit Zucker/ und geniesset es zu Stär-
ckung der Augen/ wird auch eben um deß willen ein Wein
davon gemacht.

Braunellen/ Prunella, species ex consolidis; etli-
che setzen neunerley Geschlecht/ in Oesterreich aber sind
meistentheils nur zweyerley/ eine blühet früh im Jahr/
mit liechtblauen/ die von etlichen Saffry genennet wird/
und eine im Herbst mit Purpurfarben Blümlein/ sind
an der Eigenschafft der gülden Günsel gleich; das Was-
ser davon wird zu allen innern Leibs-Gebrechen getrun-
cken/ treibt das geronnene Blut aus dem Magen und
andern Orten des Leibesheraus/ stillet die hitzige rothe
Geschwulsten/ reiniget die Brust/ bewahrt für der Pe-
stilentz/ befördert den Harn/ vertreibt die drey- und vier-
täglichen Fieber/ diß Wasser reiniget und heilet auch die
Wunden/ kühlet derselben hitzige Geschwulst/ dienet
vor alle Gebrechen der Zungen und des Halses/ und der
Safft ausgepresst/ heilet die Bräune; daher es auch den
Nahmen bekommen.

Cap.
X x x iij

Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] daß man ſie ohne Beruͤhrung oder vergeblich angewand-
te Pflantzung und Wartung umſonſt haben und finden
kan; daher ein vernuͤnfftiger Hausvatter nur dieſe zu
erwehlen/ die in ſelbigen Gegenden rar und ſelten wach-
ſen/ hart zu bekommen/ oͤffters in gefaͤhrlichen und gaͤhen
Zuſtaͤnden nuͤtzlich zu gebrauchen/ und ſelten zu finden
ſind.

Die wolriechende Kraͤuter aber/ als Roſmarin/
[Spaltenumbruch] Majoran/ Salve/ Hiſſopp/ und dergleichen; wie auch
Waſſerblumen und Gewaͤchſe/ als Calmus/ Galgant/
Nymphæa, nicht weniger andere zur Artzney dienliche
Gewaͤchſe/ als Antirrhinum, Camillen/ Pappeln/
Eybiſch/ Pœonien/ Fraxinella, Colocynthis, Lyſi-
machia, Cyclamen, Daphne Alexandrina
oder Auf-
fentblat/ Gentiana, und viel andere mehr/ werden in dem
Blumen-Garten gefunden.

Kraͤuter gegen Orient.
Cap. LXXXVI.
Ammi,
Attich/ Augentroſt/ Braunellen.
[Spaltenumbruch]

NUn folgen die Kraͤuter/ die gegen Aufgang der
Sonnen ihren Stand haben ſollen; weiln ſie
aber in eine Abtheilung einzuſchlieſſen zu viel waͤ-
ren/ wollen wir ſie in etlichen Capiteln auf das kuͤrtzeſte
vortragen/ und was ihre Art und Eigenſchafft ſey/ mit
wenigem beruͤhren.

Ammi, muß Jaͤhrlich in dieſen Landen durch den
angebauten Saamen fortgepflantzet werden/ waͤchſet in
Jtalia auf dem Berg Gargano, wird ſonſt auch Her-
ren-Kuͤmmel oder Kuͤmmel von Alexandria genennet/
wiewol ſein Saame etwas kleiner/ iſt etwas bitter und
ſcharff/ hitzig und trocken im dritten Grad/ und hat die
Art/ daß er verdaͤuet; ſeines Saamens ein halb Quin-
tel in warmen Wein getruncken/ ſtillet/ nach Caſtore
Durante
Zeugnus/ den Leib-Weh/ befoͤrdert den Harn/
heilet die Biß der gifftigen Thiere/ & menſtrua co-
ërcet.

Ein Quintel davon mit gleich ſo viel Myrrhen ein-
genommen im Wein/ dienet wider der Scorpionen und
Spinnen Stich; wird auch in Catharren und zu der
fallenden Sucht gebraucht/ iſt gut fuͤr die Ohnmachten/
waͤrmet das Hertz/ hilfft fuͤr die Bauchfluͤß und Ruh-
ren/ oͤffnet die Verſtopffung des Miltzes; mit Hoͤnig zu
einem Pflaſter gemacht/ vertheilet es das von Schlaͤ-
gen geronnene Blut.

Der Hollaͤndiſche Koͤnigliche Gaͤrtner gibt zweyer-
ley Art/ die gemeine und kleinere; ſo kommt auch noch
eine Gattung aus Candia/ und die andere aus Portu-
gal; die aus Candia ſoll wolriechend ſeyn.

Attich iſt ein bekanntes Gewaͤchſe/ und eines unter
der Bauren und armen Leute Theriac-Kraͤutern zu hal-
ten/ welche die davon gemachte Salſen fuͤr allerley gaͤhe
und gefaͤhrliche Zuſtaͤnde/ und ſonderlich wider die
Waſſerſucht/ mit gutem Succeß einnehmen und ge-
brauchen/ darf keiner ſonderbaren Wartung/ wann der
Saame nur in die Gras-Gaͤrten gebracht/ und recht
von der Erden bedeckt wird; wo er einmal hinkommt/
hat man ſich ſeiner zu verſichern/ und laͤſt ſich hernach
nicht gerne vertreiben.

Nichts deſto weniger weil er nicht uͤberall zu bekom-
men/ und in der Artzney ſo dienlich iſt/ als iſt rahtſam/
daß man ſich bewerbe/ diß Gewaͤchs in der Naͤhe zu
haben; iſt warm und trockner Natur/ die Salſen die-
net/ zur Zeit der Infection, auch wider die Wind-Waſ-
ſerſucht; die Wurtzel heilet die Schlangen-Biß/ und
die davon trincken/ werden von den Schlangen nicht
gebiſſen; die von den Blumen und Zucker gemachte
[Spaltenumbruch] Conſerven ſtaͤrcken das Hertz/ treiben alle Melancholey
davon ab/ reinigen das Gebluͤt/ und ſtillen die groſſe
Fieber-Hitzen.

Jm Fruͤling die zarten Schoͤßlinge gekocht/ und die
Bruͤhe davon/ etwan von vier derſelben/ eingenommen;
auch die Wurtzel von zwey biß vier Quintel in Wein ge-
weicht/ purgiren den Leib/ wie auch der Safft von der
Bluͤhe/ und die Kern zu Pulver gemacht/ davon ſonder-
lich in Herru de Serres Theatre d’ agriculture viel zu
finden.

Das diſtillirte Waſſer aus der Wurtzen iſt trefflich
wider den Schmertzen des Podagra/ ins Maul genom-
men/ und den ſchmertzhafften Ort damit geſchmieret/
oder ein Tuͤchlein darein geweicht/ und uͤbergelegt; wie
Fioravanti ne’ Secreti rationali lib. 5. cap. 91. bezeuget.
Seine Blaͤtter zu Pulver gemacht/ heilen alle Ayß und
Geſchwer/ und machen wieder Fleiſch wachſen. Idem
della Cirugia lib. 1. c.
64.

Augentroſt/ Euphraſia, wird gleich ſo wenig/ als
der Attich/ in die Bettlein der Gaͤrten angebauet/ weil
es an allen duͤrren Orten/ Aengern und Wieſen haͤuffig
waͤchſet/ und wo es auch nicht waͤre/ moͤchte mans Stoͤck-
leinweiſe/ oder durch den Saamen/ auf die Wieſen und
Aenger fortpflantzen; iſt ein beſonderbares Augenkraͤut-
lein/ weil es alle Hindernuſſen/ ſo des Geſichtes Schaͤrf-
fe Schaden bringen/ wegnimmt; man macht die auf-
gedoͤrrte Bluͤhe neben der Baldrian-Wurtzel zu Pul-
ver/ vermiſchets mit Zucker/ und genieſſet es zu Staͤr-
ckung der Augen/ wird auch eben um deß willen ein Wein
davon gemacht.

Braunellen/ Prunella, ſpecies ex conſolidis; etli-
che ſetzen neunerley Geſchlecht/ in Oeſterreich aber ſind
meiſtentheils nur zweyerley/ eine bluͤhet fruͤh im Jahr/
mit liechtblauen/ die von etlichen Saffry genennet wird/
und eine im Herbſt mit Purpurfarben Bluͤmlein/ ſind
an der Eigenſchafft der guͤlden Guͤnſel gleich; das Waſ-
ſer davon wird zu allen innern Leibs-Gebrechen getrun-
cken/ treibt das geronnene Blut aus dem Magen und
andern Orten des Leibesheraus/ ſtillet die hitzige rothe
Geſchwulſten/ reiniget die Bruſt/ bewahrt fuͤr der Pe-
ſtilentz/ befoͤrdert den Harn/ vertreibt die drey- und vier-
taͤglichen Fieber/ diß Waſſer reiniget und heilet auch die
Wunden/ kuͤhlet derſelben hitzige Geſchwulſt/ dienet
vor alle Gebrechen der Zungen und des Halſes/ und der
Safft ausgepreſſt/ heilet die Braͤune; daher es auch den
Nahmen bekommen.

Cap.
X x x iij
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[535[533]/0551] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. daß man ſie ohne Beruͤhrung oder vergeblich angewand- te Pflantzung und Wartung umſonſt haben und finden kan; daher ein vernuͤnfftiger Hausvatter nur dieſe zu erwehlen/ die in ſelbigen Gegenden rar und ſelten wach- ſen/ hart zu bekommen/ oͤffters in gefaͤhrlichen und gaͤhen Zuſtaͤnden nuͤtzlich zu gebrauchen/ und ſelten zu finden ſind. Die wolriechende Kraͤuter aber/ als Roſmarin/ Majoran/ Salve/ Hiſſopp/ und dergleichen; wie auch Waſſerblumen und Gewaͤchſe/ als Calmus/ Galgant/ Nymphæa, nicht weniger andere zur Artzney dienliche Gewaͤchſe/ als Antirrhinum, Camillen/ Pappeln/ Eybiſch/ Pœonien/ Fraxinella, Colocynthis, Lyſi- machia, Cyclamen, Daphne Alexandrina oder Auf- fentblat/ Gentiana, und viel andere mehr/ werden in dem Blumen-Garten gefunden. Kraͤuter gegen Orient. Cap. LXXXVI. Ammi, Attich/ Augentroſt/ Braunellen. NUn folgen die Kraͤuter/ die gegen Aufgang der Sonnen ihren Stand haben ſollen; weiln ſie aber in eine Abtheilung einzuſchlieſſen zu viel waͤ- ren/ wollen wir ſie in etlichen Capiteln auf das kuͤrtzeſte vortragen/ und was ihre Art und Eigenſchafft ſey/ mit wenigem beruͤhren. Ammi, muß Jaͤhrlich in dieſen Landen durch den angebauten Saamen fortgepflantzet werden/ waͤchſet in Jtalia auf dem Berg Gargano, wird ſonſt auch Her- ren-Kuͤmmel oder Kuͤmmel von Alexandria genennet/ wiewol ſein Saame etwas kleiner/ iſt etwas bitter und ſcharff/ hitzig und trocken im dritten Grad/ und hat die Art/ daß er verdaͤuet; ſeines Saamens ein halb Quin- tel in warmen Wein getruncken/ ſtillet/ nach Caſtore Durante Zeugnus/ den Leib-Weh/ befoͤrdert den Harn/ heilet die Biß der gifftigen Thiere/ & menſtrua co- ërcet. Ein Quintel davon mit gleich ſo viel Myrrhen ein- genommen im Wein/ dienet wider der Scorpionen und Spinnen Stich; wird auch in Catharren und zu der fallenden Sucht gebraucht/ iſt gut fuͤr die Ohnmachten/ waͤrmet das Hertz/ hilfft fuͤr die Bauchfluͤß und Ruh- ren/ oͤffnet die Verſtopffung des Miltzes; mit Hoͤnig zu einem Pflaſter gemacht/ vertheilet es das von Schlaͤ- gen geronnene Blut. Der Hollaͤndiſche Koͤnigliche Gaͤrtner gibt zweyer- ley Art/ die gemeine und kleinere; ſo kommt auch noch eine Gattung aus Candia/ und die andere aus Portu- gal; die aus Candia ſoll wolriechend ſeyn. Attich iſt ein bekanntes Gewaͤchſe/ und eines unter der Bauren und armen Leute Theriac-Kraͤutern zu hal- ten/ welche die davon gemachte Salſen fuͤr allerley gaͤhe und gefaͤhrliche Zuſtaͤnde/ und ſonderlich wider die Waſſerſucht/ mit gutem Succeß einnehmen und ge- brauchen/ darf keiner ſonderbaren Wartung/ wann der Saame nur in die Gras-Gaͤrten gebracht/ und recht von der Erden bedeckt wird; wo er einmal hinkommt/ hat man ſich ſeiner zu verſichern/ und laͤſt ſich hernach nicht gerne vertreiben. Nichts deſto weniger weil er nicht uͤberall zu bekom- men/ und in der Artzney ſo dienlich iſt/ als iſt rahtſam/ daß man ſich bewerbe/ diß Gewaͤchs in der Naͤhe zu haben; iſt warm und trockner Natur/ die Salſen die- net/ zur Zeit der Infection, auch wider die Wind-Waſ- ſerſucht; die Wurtzel heilet die Schlangen-Biß/ und die davon trincken/ werden von den Schlangen nicht gebiſſen; die von den Blumen und Zucker gemachte Conſerven ſtaͤrcken das Hertz/ treiben alle Melancholey davon ab/ reinigen das Gebluͤt/ und ſtillen die groſſe Fieber-Hitzen. Jm Fruͤling die zarten Schoͤßlinge gekocht/ und die Bruͤhe davon/ etwan von vier derſelben/ eingenommen; auch die Wurtzel von zwey biß vier Quintel in Wein ge- weicht/ purgiren den Leib/ wie auch der Safft von der Bluͤhe/ und die Kern zu Pulver gemacht/ davon ſonder- lich in Herru de Serres Theatre d’ agriculture viel zu finden. Das diſtillirte Waſſer aus der Wurtzen iſt trefflich wider den Schmertzen des Podagra/ ins Maul genom- men/ und den ſchmertzhafften Ort damit geſchmieret/ oder ein Tuͤchlein darein geweicht/ und uͤbergelegt; wie Fioravanti ne’ Secreti rationali lib. 5. cap. 91. bezeuget. Seine Blaͤtter zu Pulver gemacht/ heilen alle Ayß und Geſchwer/ und machen wieder Fleiſch wachſen. Idem della Cirugia lib. 1. c. 64. Augentroſt/ Euphraſia, wird gleich ſo wenig/ als der Attich/ in die Bettlein der Gaͤrten angebauet/ weil es an allen duͤrren Orten/ Aengern und Wieſen haͤuffig waͤchſet/ und wo es auch nicht waͤre/ moͤchte mans Stoͤck- leinweiſe/ oder durch den Saamen/ auf die Wieſen und Aenger fortpflantzen; iſt ein beſonderbares Augenkraͤut- lein/ weil es alle Hindernuſſen/ ſo des Geſichtes Schaͤrf- fe Schaden bringen/ wegnimmt; man macht die auf- gedoͤrrte Bluͤhe neben der Baldrian-Wurtzel zu Pul- ver/ vermiſchets mit Zucker/ und genieſſet es zu Staͤr- ckung der Augen/ wird auch eben um deß willen ein Wein davon gemacht. Braunellen/ Prunella, ſpecies ex conſolidis; etli- che ſetzen neunerley Geſchlecht/ in Oeſterreich aber ſind meiſtentheils nur zweyerley/ eine bluͤhet fruͤh im Jahr/ mit liechtblauen/ die von etlichen Saffry genennet wird/ und eine im Herbſt mit Purpurfarben Bluͤmlein/ ſind an der Eigenſchafft der guͤlden Guͤnſel gleich; das Waſ- ſer davon wird zu allen innern Leibs-Gebrechen getrun- cken/ treibt das geronnene Blut aus dem Magen und andern Orten des Leibesheraus/ ſtillet die hitzige rothe Geſchwulſten/ reiniget die Bruſt/ bewahrt fuͤr der Pe- ſtilentz/ befoͤrdert den Harn/ vertreibt die drey- und vier- taͤglichen Fieber/ diß Waſſer reiniget und heilet auch die Wunden/ kuͤhlet derſelben hitzige Geſchwulſt/ dienet vor alle Gebrechen der Zungen und des Halſes/ und der Safft ausgepreſſt/ heilet die Braͤune; daher es auch den Nahmen bekommen. Cap. X x x iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 535[533]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/551>, abgerufen am 28.03.2024.