P. Borellus Cent. 1. Observ. 27. schreibet/ daß/ als ein Bauer am Hälmklauben von einer Schlangen an dem Magen sey verwundet worden/ habe er sich mit zerstossenen Blättern von Wollkraut in kurtzer Zeit wie- der geheilet.
Die zerstossene Wurtzen mit Wein getruncken/ stellet den Bauchfluß. Der Safft von der Blühe und dem Kraut/ auf die Wärtzen gelegt/ vertreibet sie/ sonderlich wanns im abnehmenden Monden geschihet. Das Kraut im Wasser gesotten und übergelegt/ heilet die Geschwulsten.
Das Wasser von der Blühe/ säubert das pfinnige und unsaubere Angesicht/ hilfft wider die aufsteigende Lunge/ löscht allen Brand/ ein Tröpfflein in die Augen gelassen/ stillet das Fliessen und Brennen der Augen/ leget das Grimmen/ getruncken auf 3 Loth/ Tag und Nacht dreymal.
Die Wurtzel wird wider die Quartanam ge- braucht/ wann man aus der Wurtzen/ ehe sie noch Stengel hat/ den Safft auspresst/ eines halben Loth schwer/ gleich im Anfang des Paroxysmi in Malvasier einnimmt/ und solches zum drittenmal wiederholt.
Die Hände/ schreibt Caesar Durantes, so mit dem Safft dieses Krauts bestrichen/ und ins Wasser gehal- ten werden/ ziehen alle Fische zu sich.
Das Wasser aus dem gantzen Gewächs/ indem es in der Blühe ist/ distillirt/ Morgens und Abends auf 6 Loth getruncken/ wird zu dem hitzigen Podagra allen andern Mitteln vorgezogen; wer mehr haben will/ be- sehe die Kräuter-Bücher/ ist leicht an dürre trockene Ort von dem Saamen zu pflantzen.
[Spaltenumbruch]
Katzenschweiff/ Schafftheu/ Equisetum, wächst gern an feuchten Orten/ auch unter dem Getrayd; der Safft davon des Tages zwey oder dreymal einen Löf- fel voll getruncken/ stillet alle Flüsse/ wie auch das Blutspeyen und Blutharnen/ mit Wein gebraucht dient es wider die rothe Ruhr/ Darmwehe/ eingewurtz- te Husten und Keuchen/ die Blätter mit Wasser getrun- cken/ heilen die Wunden der Gedärm und Blasen/ und auch die Darmbrüche zu.
Der ausgepresste Safft in die Naslöcher gethan/ stillt das Bluten/ welches auch das davon distillirte Wasser thut/ die Blätter gestossen und zu einem Pfla- ster gemacht/ heilen die frische Wunden in wenig Ta- gen zu/ und stillen die Verblutung zugleich/ die rauchlech- ten Blätter werden zum Polieren der Vernis-Arbeit sehr gebraucht.
Lunaria, Monrauten/ ist ein klein und nidriges Ge- wächs/ wächset gern auf den grasichten Gebürgen/ aber nicht an allen Orten/ daher es billich in den Artzney- Garten zu bringen/ ist einer kalten und trocknen Natur/ ist ein Gewächs den Lebersüchtigen wol dienlich/ getrun- cken/ heilet es die innerlichen Brüche/ zu Pulver gestos- sen/ und mit herben Wein getruncken/ heilt es die rothe Ruhr/ & menstruorum nimios fluxus. Zu Heilung der Wunden gehet es fast allen Kräutern vor. Diß Kräutlein wird allein im Majo und Junio gefunden/ hernach verschwindet es/ daß man nicht weiß/ wo es hinkommen. Von den Alchimisten werden diesem Kraut viel grosse Wirckungen zugeschrieben.
Cap. XC. Gegen Orient:Melilotus, Mercurialis,Röhrlkraut und Sanickel.
[Spaltenumbruch]
MElilotus, Steinklee/ wächset gern in den Fel- dern/ wird aber dennoch nicht überall gefunden; ist einer zusammziehenden/ doch wärmenden und verdauenden Krafft. Das Decoctum des Saamens in Wein getruncken/ lindert die Leibsschmertzen; weil das Kraut noch jung und zart ist/ wie ein Salat gegessen/ ist es dem Magen sehr bequem/ heilet die inwendigen Ge- schwer/ stärcket das Hirn/ die Gedächtnis/ und die Glie- der/ heilet die Wunden/ ist einer warmen und trockenen Eigenschafft im ersten Grad/ in die Fuß-Wasser ge- legt/ macht er schlaffen; das davon ausgebrennte Wasser/ dienet zur Haubt-Hitz und für das Hertz- klopffen.
Der Safft des frischen Krauts mit gesottenem Wein/ in die Ohren geträufft/ hilfft allem Schmertzen ab. Das aus den gelben Blumen distillirte Wasser/ oder derselben ausgepresster Safft/ widerstehet den Ent- zündungen und Nebeln der Augen. Das bekannte Pflaster de Meliloto, erweicht die Erhärtungen des Magens/ der Leber und des Miltzes.
Mercurialis, Bingelkraut/ ist von zweyerley Sor- ten/ aber einerley Wirckungen/ wollen einen guten Grund/ und wachsen gern in den Weingebürgen/ geben aber dem Wein einen unangenehmen Geschmack/ da- her sie auch daselbst nicht gern gelitten sind; ihre De- coction führt die Cholera und andere Uberflüssigkeiten aus; der Safft von diesem Kraut/ vertreibt die Wär- [Spaltenumbruch]
tzen/ ist einer warmen und trockenen Natur im ersten Grad.
Das Wasser/ darinnen der Saame gesotten wird/ tilget die Gelbsucht aus. Der Safft mit Essig ver- mischt/ und von aussen aufgelegt/ vertreibt die Gebrechen und Rauhigkeit der Haut; des distillirten Wassers vier Loht/ Morgens nüchtern getruncken/ tilget alle zähe/ grobe und melancholische Feuchtigkeiten aus. Der aus- gepresste Safft den Tauben in die Ohren geträufft/ und hernach mit alten starcken Wein gerieben/ bringt das Gehör wieder.
Röhrlkraut/ Dens Leonis, oder Urinaria, die Fran- zosen nennens Pisse en lit, ist allenthalben bekannt/ wo es einmal hinkommet/ wird es von seinem wollichten/ flüchtigen Saamen selbst fortgepflantzt. Die gelben Blumen gesotten/ und das Decoctum getruncken/ ist gut für die Wassersucht/ zerstossen und auf die Ge- schwulsten übergelegt/ mildern die Härtigkeit. Der Safft von den Blättern getruncken/ machet harnen; oder wann sie in Oel gesotten/ und warm über den untern Bauch gelegt werden. Wird im Mäyen/ samt den Röhrlein und Blumen distillirt.
Das Wasser ist kalter Natur/ wird nützlich inner- lich und äusserlich gebraucht für alle hitzige Kranckhei- ten/ Fieber/ Pestilentz/ unnatürliche Hitz/ Entzündun- gen und Apostem/ auf 3 oder 4 Löffel voll davon getrun- cken/ oder äusserlich auf die erhitzten Glieder gelegt/ oder ein Tüchlein davon genetzt/ und übergelegt/ kühlet auch/
getrun-
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]
P. Borellus Cent. 1. Obſerv. 27. ſchreibet/ daß/ als ein Bauer am Haͤlmklauben von einer Schlangen an dem Magen ſey verwundet worden/ habe er ſich mit zerſtoſſenen Blaͤttern von Wollkraut in kurtzer Zeit wie- der geheilet.
Die zerſtoſſene Wurtzen mit Wein getruncken/ ſtellet den Bauchfluß. Der Safft von der Bluͤhe uñ dem Kraut/ auf die Waͤrtzen gelegt/ vertreibet ſie/ ſonderlich wanns im abnehmenden Monden geſchihet. Das Kraut im Waſſer geſotten und uͤbergelegt/ heilet die Geſchwulſten.
Das Waſſer von der Bluͤhe/ ſaͤubert das pfinnige und unſaubere Angeſicht/ hilfft wider die aufſteigende Lunge/ loͤſcht allen Brand/ ein Troͤpfflein in die Augen gelaſſen/ ſtillet das Flieſſen und Brennen der Augen/ leget das Grimmen/ getruncken auf 3 Loth/ Tag und Nacht dreymal.
Die Wurtzel wird wider die Quartanam ge- braucht/ wann man aus der Wurtzen/ ehe ſie noch Stengel hat/ den Safft auspreſſt/ eines halben Loth ſchwer/ gleich im Anfang des Paroxyſmi in Malvaſier einnimmt/ und ſolches zum drittenmal wiederholt.
Die Haͤnde/ ſchreibt Cæſar Durantes, ſo mit dem Safft dieſes Krauts beſtrichen/ und ins Waſſer gehal- ten werden/ ziehen alle Fiſche zu ſich.
Das Waſſer aus dem gantzen Gewaͤchs/ indem es in der Bluͤhe iſt/ diſtillirt/ Morgens und Abends auf 6 Loth getruncken/ wird zu dem hitzigen Podagra allen andern Mitteln vorgezogen; wer mehr haben will/ be- ſehe die Kraͤuter-Buͤcher/ iſt leicht an duͤrre trockene Ort von dem Saamen zu pflantzen.
[Spaltenumbruch]
Katzenſchweiff/ Schafftheu/ Equiſetum, waͤchſt gern an feuchten Orten/ auch unter dem Getrayd; der Safft davon des Tages zwey oder dreymal einen Loͤf- fel voll getruncken/ ſtillet alle Fluͤſſe/ wie auch das Blutſpeyen und Blutharnen/ mit Wein gebraucht dient es wider die rothe Ruhr/ Darmwehe/ eingewurtz- te Huſten und Keuchen/ die Blaͤtter mit Waſſer getrun- cken/ heilen die Wunden der Gedaͤrm und Blaſen/ und auch die Darmbruͤche zu.
Der ausgepreſſte Safft in die Nasloͤcher gethan/ ſtillt das Bluten/ welches auch das davon diſtillirte Waſſer thut/ die Blaͤtter geſtoſſen und zu einem Pfla- ſter gemacht/ heilen die friſche Wunden in wenig Ta- gen zu/ und ſtillen die Verblutung zugleich/ die rauchlech- ten Blaͤtter werden zum Polieren der Vernis-Arbeit ſehr gebraucht.
Lunaria, Monrauten/ iſt ein klein und nidriges Ge- waͤchs/ waͤchſet gern auf den graſichten Gebuͤrgen/ aber nicht an allen Orten/ daher es billich in den Artzney- Garten zu bringen/ iſt einer kalten und trocknen Natur/ iſt ein Gewaͤchs den Leberſuͤchtigen wol dienlich/ getrun- cken/ heilet es die innerlichen Bruͤche/ zu Pulver geſtoſ- ſen/ und mit herben Wein getruncken/ heilt es die rothe Ruhr/ & menſtruorum nimios fluxus. Zu Heilung der Wunden gehet es faſt allen Kraͤutern vor. Diß Kraͤutlein wird allein im Majo und Junio gefunden/ hernach verſchwindet es/ daß man nicht weiß/ wo es hinkommen. Von den Alchimiſten werden dieſem Kraut viel groſſe Wirckungen zugeſchrieben.
Cap. XC. Gegen Orient:Melilotus, Mercurialis,Roͤhrlkraut und Sanickel.
[Spaltenumbruch]
MElilotus, Steinklee/ waͤchſet gern in den Fel- dern/ wird aber dennoch nicht uͤberall gefunden; iſt einer zuſammziehenden/ doch waͤrmenden und verdauenden Krafft. Das Decoctum des Saamens in Wein getruncken/ lindert die Leibsſchmertzen; weil das Kraut noch jung und zart iſt/ wie ein Salat gegeſſen/ iſt es dem Magen ſehr bequem/ heilet die inwendigen Ge- ſchwer/ ſtaͤrcket das Hirn/ die Gedaͤchtnis/ und die Glie- der/ heilet die Wunden/ iſt einer warmen und trockenen Eigenſchafft im erſten Grad/ in die Fuß-Waſſer ge- legt/ macht er ſchlaffen; das davon ausgebrennte Waſſer/ dienet zur Haubt-Hitz und fuͤr das Hertz- klopffen.
Der Safft des friſchen Krauts mit geſottenem Wein/ in die Ohren getraͤufft/ hilfft allem Schmertzen ab. Das aus den gelben Blumen diſtillirte Waſſer/ oder derſelben ausgepreſſter Safft/ widerſtehet den Ent- zuͤndungen und Nebeln der Augen. Das bekannte Pflaſter de Meliloto, erweicht die Erhaͤrtungen des Magens/ der Leber und des Miltzes.
Mercurialis, Bingelkraut/ iſt von zweyerley Sor- ten/ aber einerley Wirckungen/ wollen einen guten Grund/ und wachſen gern in den Weingebuͤrgen/ geben aber dem Wein einen unangenehmen Geſchmack/ da- her ſie auch daſelbſt nicht gern gelitten ſind; ihre De- coction fuͤhrt die Cholera und andere Uberfluͤſſigkeiten aus; der Safft von dieſem Kraut/ vertreibt die Waͤr- [Spaltenumbruch]
tzen/ iſt einer warmen und trockenen Natur im erſten Grad.
Das Waſſer/ darinnen der Saame geſotten wird/ tilget die Gelbſucht aus. Der Safft mit Eſſig ver- miſcht/ und von auſſen aufgelegt/ vertreibt die Gebrechen und Rauhigkeit der Haut; des diſtillirten Waſſers vier Loht/ Morgens nuͤchtern getruncken/ tilget alle zaͤhe/ grobe und melancholiſche Feuchtigkeiten aus. Der aus- gepreſſte Safft den Tauben in die Ohren getraͤufft/ und hernach mit alten ſtarcken Wein gerieben/ bringt das Gehoͤr wieder.
Roͤhrlkraut/ Dens Leonis, oder Urinaria, die Fran- zoſen nennens Piſſe en lit, iſt allenthalben bekannt/ wo es einmal hinkommet/ wird es von ſeinem wollichten/ fluͤchtigen Saamen ſelbſt fortgepflantzt. Die gelben Blumen geſotten/ und das Decoctum getruncken/ iſt gut fuͤr die Waſſerſucht/ zerſtoſſen und auf die Ge- ſchwulſten uͤbergelegt/ mildern die Haͤrtigkeit. Der Safft von den Blaͤttern getruncken/ machet harnen; oder wann ſie in Oel geſotten/ und warm uͤber den untern Bauch gelegt werden. Wird im Maͤyen/ ſamt den Roͤhrlein und Blumen diſtillirt.
Das Waſſer iſt kalter Natur/ wird nuͤtzlich inner- lich und aͤuſſerlich gebraucht fuͤr alle hitzige Kranckhei- ten/ Fieber/ Peſtilentz/ unnatuͤrliche Hitz/ Entzuͤndun- gen und Apoſtem/ auf 3 oder 4 Loͤffel voll davon getrun- cken/ oder aͤuſſerlich auf die erhitzten Glieder gelegt/ oder ein Tuͤchlein davon genetzt/ und uͤbergelegt/ kuͤhlet auch/
getrun-
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[538[536]/0554]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
P. Borellus Cent. 1. Obſerv. 27. ſchreibet/ daß/ als
ein Bauer am Haͤlmklauben von einer Schlangen an
dem Magen ſey verwundet worden/ habe er ſich mit
zerſtoſſenen Blaͤttern von Wollkraut in kurtzer Zeit wie-
der geheilet.
Die zerſtoſſene Wurtzen mit Wein getruncken/ ſtellet
den Bauchfluß. Der Safft von der Bluͤhe uñ dem Kraut/
auf die Waͤrtzen gelegt/ vertreibet ſie/ ſonderlich wanns
im abnehmenden Monden geſchihet. Das Kraut im
Waſſer geſotten und uͤbergelegt/ heilet die Geſchwulſten.
Das Waſſer von der Bluͤhe/ ſaͤubert das pfinnige
und unſaubere Angeſicht/ hilfft wider die aufſteigende
Lunge/ loͤſcht allen Brand/ ein Troͤpfflein in die Augen
gelaſſen/ ſtillet das Flieſſen und Brennen der Augen/
leget das Grimmen/ getruncken auf 3 Loth/ Tag und
Nacht dreymal.
Die Wurtzel wird wider die Quartanam ge-
braucht/ wann man aus der Wurtzen/ ehe ſie noch
Stengel hat/ den Safft auspreſſt/ eines halben Loth
ſchwer/ gleich im Anfang des Paroxyſmi in Malvaſier
einnimmt/ und ſolches zum drittenmal wiederholt.
Die Haͤnde/ ſchreibt Cæſar Durantes, ſo mit dem
Safft dieſes Krauts beſtrichen/ und ins Waſſer gehal-
ten werden/ ziehen alle Fiſche zu ſich.
Das Waſſer aus dem gantzen Gewaͤchs/ indem
es in der Bluͤhe iſt/ diſtillirt/ Morgens und Abends auf 6
Loth getruncken/ wird zu dem hitzigen Podagra allen
andern Mitteln vorgezogen; wer mehr haben will/ be-
ſehe die Kraͤuter-Buͤcher/ iſt leicht an duͤrre trockene Ort
von dem Saamen zu pflantzen.
Katzenſchweiff/ Schafftheu/ Equiſetum, waͤchſt
gern an feuchten Orten/ auch unter dem Getrayd; der
Safft davon des Tages zwey oder dreymal einen Loͤf-
fel voll getruncken/ ſtillet alle Fluͤſſe/ wie auch das
Blutſpeyen und Blutharnen/ mit Wein gebraucht
dient es wider die rothe Ruhr/ Darmwehe/ eingewurtz-
te Huſten und Keuchen/ die Blaͤtter mit Waſſer getrun-
cken/ heilen die Wunden der Gedaͤrm und Blaſen/ und
auch die Darmbruͤche zu.
Der ausgepreſſte Safft in die Nasloͤcher gethan/
ſtillt das Bluten/ welches auch das davon diſtillirte
Waſſer thut/ die Blaͤtter geſtoſſen und zu einem Pfla-
ſter gemacht/ heilen die friſche Wunden in wenig Ta-
gen zu/ und ſtillen die Verblutung zugleich/ die rauchlech-
ten Blaͤtter werden zum Polieren der Vernis-Arbeit
ſehr gebraucht.
Lunaria, Monrauten/ iſt ein klein und nidriges Ge-
waͤchs/ waͤchſet gern auf den graſichten Gebuͤrgen/ aber
nicht an allen Orten/ daher es billich in den Artzney-
Garten zu bringen/ iſt einer kalten und trocknen Natur/
iſt ein Gewaͤchs den Leberſuͤchtigen wol dienlich/ getrun-
cken/ heilet es die innerlichen Bruͤche/ zu Pulver geſtoſ-
ſen/ und mit herben Wein getruncken/ heilt es die rothe
Ruhr/ & menſtruorum nimios fluxus. Zu Heilung
der Wunden gehet es faſt allen Kraͤutern vor. Diß
Kraͤutlein wird allein im Majo und Junio gefunden/
hernach verſchwindet es/ daß man nicht weiß/ wo es
hinkommen. Von den Alchimiſten werden dieſem
Kraut viel groſſe Wirckungen zugeſchrieben.
Cap. XC.
Gegen Orient: Melilotus, Mercurialis, Roͤhrlkraut und Sanickel.
MElilotus, Steinklee/ waͤchſet gern in den Fel-
dern/ wird aber dennoch nicht uͤberall gefunden;
iſt einer zuſammziehenden/ doch waͤrmenden und
verdauenden Krafft. Das Decoctum des Saamens in
Wein getruncken/ lindert die Leibsſchmertzen; weil das
Kraut noch jung und zart iſt/ wie ein Salat gegeſſen/ iſt
es dem Magen ſehr bequem/ heilet die inwendigen Ge-
ſchwer/ ſtaͤrcket das Hirn/ die Gedaͤchtnis/ und die Glie-
der/ heilet die Wunden/ iſt einer warmen und trockenen
Eigenſchafft im erſten Grad/ in die Fuß-Waſſer ge-
legt/ macht er ſchlaffen; das davon ausgebrennte
Waſſer/ dienet zur Haubt-Hitz und fuͤr das Hertz-
klopffen.
Der Safft des friſchen Krauts mit geſottenem
Wein/ in die Ohren getraͤufft/ hilfft allem Schmertzen
ab. Das aus den gelben Blumen diſtillirte Waſſer/
oder derſelben ausgepreſſter Safft/ widerſtehet den Ent-
zuͤndungen und Nebeln der Augen. Das bekannte
Pflaſter de Meliloto, erweicht die Erhaͤrtungen des
Magens/ der Leber und des Miltzes.
Mercurialis, Bingelkraut/ iſt von zweyerley Sor-
ten/ aber einerley Wirckungen/ wollen einen guten
Grund/ und wachſen gern in den Weingebuͤrgen/ geben
aber dem Wein einen unangenehmen Geſchmack/ da-
her ſie auch daſelbſt nicht gern gelitten ſind; ihre De-
coction fuͤhrt die Cholera und andere Uberfluͤſſigkeiten
aus; der Safft von dieſem Kraut/ vertreibt die Waͤr-
tzen/ iſt einer warmen und trockenen Natur im erſten
Grad.
Das Waſſer/ darinnen der Saame geſotten wird/
tilget die Gelbſucht aus. Der Safft mit Eſſig ver-
miſcht/ und von auſſen aufgelegt/ vertreibt die Gebrechen
und Rauhigkeit der Haut; des diſtillirten Waſſers vier
Loht/ Morgens nuͤchtern getruncken/ tilget alle zaͤhe/
grobe und melancholiſche Feuchtigkeiten aus. Der aus-
gepreſſte Safft den Tauben in die Ohren getraͤufft/ und
hernach mit alten ſtarcken Wein gerieben/ bringt das
Gehoͤr wieder.
Roͤhrlkraut/ Dens Leonis, oder Urinaria, die Fran-
zoſen nennens Piſſe en lit, iſt allenthalben bekannt/ wo
es einmal hinkommet/ wird es von ſeinem wollichten/
fluͤchtigen Saamen ſelbſt fortgepflantzt. Die gelben
Blumen geſotten/ und das Decoctum getruncken/ iſt
gut fuͤr die Waſſerſucht/ zerſtoſſen und auf die Ge-
ſchwulſten uͤbergelegt/ mildern die Haͤrtigkeit. Der
Safft von den Blaͤttern getruncken/ machet harnen;
oder wann ſie in Oel geſotten/ und warm uͤber den
untern Bauch gelegt werden. Wird im Maͤyen/ ſamt
den Roͤhrlein und Blumen diſtillirt.
Das Waſſer iſt kalter Natur/ wird nuͤtzlich inner-
lich und aͤuſſerlich gebraucht fuͤr alle hitzige Kranckhei-
ten/ Fieber/ Peſtilentz/ unnatuͤrliche Hitz/ Entzuͤndun-
gen und Apoſtem/ auf 3 oder 4 Loͤffel voll davon getrun-
cken/ oder aͤuſſerlich auf die erhitzten Glieder gelegt/ oder
ein Tuͤchlein davon genetzt/ und uͤbergelegt/ kuͤhlet auch/
getrun-
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 538[536]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/554>, abgerufen am 18.04.2024.
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