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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
Cap. IV.
Von des Gartens Gelegenheit.
[Spaltenumbruch]

DEr Gartenbau scheinet noch ein Schattenwerck
und kleine Abbildung unsern Gemüthern fürzu-
stellen desjenigen glückseligen und erfreulichen
Lebens/ das unsere erste Vor Eltern noch in ihrer Un-
schuld im Paradis geführt und genossen haben. Daher
auch/ da des Menschen unbeständiges hin und wieder
wanckendes Hertz/ sich mit keinerley Belustigung lang
aufhält/ sondern andere Freuden und Ergetzlichkeiten in
der Jugend/ andere in dem Männlichen/ und andere in
dem hohen Alter suchet/ die Garten-Lust allein/ als
ein Spiegel des ersten Göttlichen Lebens/ darinn die
von GOtt entsprossene Seele allein sich vergnügen kan/
durch alle Alter und Zeiten Menschlicher Wallfahrt/ be-
ständig und angenehm währet; daher wird billich zu ei-
nem Blumen-Garten eine angenehme Gelegenheit und
lieblich in die Augen fallender Situs vernünfftig er-
wehlet.

Etliche wollen/ er solle von andern Gärten den er-
sten und besten Anblick geben/ so bald man die Thür er-
öffne/ man die holdselig grünende Austheilung der gan-
tzen Dimension, und die tausenderley abwechslende
Farben der schönen und prächtigen Blumen alsobald ins
Gesicht fassen könne; Quia objecta primum oblata
fortissime animum movent, & quasi aliquo praejudi-
cio imbuunt;
daß er in Betrachtung der allda genosse-
nen Schönheiten/ der übrigen Gärten Mangel desto
leichter vorbey streichen lasse; Andere hingegen sind der
widrigen Meynung/ der Blumen-Garten solle/ nach
dem alten Teutschen Sprichwort: Das Letzte das Be-
ste/ erst nach dem Baum- und Kuchen-Garten unter
die Augen erscheinen; quia objecta ultimo oblata te-
nacius haerent,
und macht die Verwunderung der ge-
[Spaltenumbruch] genwertigen Holdseligkeit/ der andern geringeren Gaben
desto williger vergessen. Es sey aber wie es wolle/ so ist
doch am besten/ daß er dem Hausherrn nahe in seinem
Gesicht seye; Conspectus Domini laetificat hortum,
und die nahende Gelegenheit verursachet desto öfftere
Besuchung; gleichwie die Entlegenheit das Wider-
spiel wircket/ und die Abwesenheit zu vielem Unrath An-
leitung gibet.

Den Situm betreffend/ meynen etliche/ wann der
Blumengarten also ligt/ daß er gegen Mittage/ nicht
Haar-eben/ sondern ein wenig abwärts geneiget ligen
kan/ so sey es/ indem die Sonne alles viel freyer und
kräfftiger überscheinen kan/ die beste und wolgeschickteste
Stellung; die Länge soll von Aufgang biß zum Nider-
gang sich erstrecken; der gantz ebne Grund wird daher
ringer gehalten/ weil bey anhäbigem Regenwetter das
Wasser nicht absincken/ oder die Sonnenstrahlen mit
gleicher Ausbreitung so günstig beglücken kan/ vornem-
lich/ daß er vor den Nordwinden eine gute Versiche-
rung und Schirmung habe.

Wann der Garten Bergab ligt gegen der Sonnen/ ist
es schön und zierlich/ wann er in zwey oder drey gleich
ebne Theil abgeschnitten/ geebnet/ und mit Stiegen/
darauf man von einen in den andern kommen kan/ zu-
sammgefüget wird/ da gehören Mauren darzu/ die her-
nach mit Erden ausgefüllt werden/ muß doch jeder Platz
wenigst vier oder mehr Klaffter breit seyn; die Portal
über den Stiegen sollen zierlich auf einander correspon-
di
ren/ und oben auf die Mauren kan man allerley schöne
Gewächse in Geschirren/ unten aber allerley gutes Ge-
sträuche setzen/ als Reben/ Ribes/ Rauchbeer/ Him-
beer/ Rosen.

P. Augu-
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
Cap. IV.
Von des Gartens Gelegenheit.
[Spaltenumbruch]

DEr Gartenbau ſcheinet noch ein Schattenwerck
und kleine Abbildung unſern Gemuͤthern fuͤrzu-
ſtellen desjenigen gluͤckſeligen und erfreulichen
Lebens/ das unſere erſte Vor Eltern noch in ihrer Un-
ſchuld im Paradis gefuͤhrt und genoſſen haben. Daher
auch/ da des Menſchen unbeſtaͤndiges hin und wieder
wanckendes Hertz/ ſich mit keinerley Beluſtigung lang
aufhaͤlt/ ſondern andere Freuden und Ergetzlichkeiten in
der Jugend/ andere in dem Maͤnnlichen/ und andere in
dem hohen Alter ſuchet/ die Garten-Luſt allein/ als
ein Spiegel des erſten Goͤttlichen Lebens/ darinn die
von GOtt entſproſſene Seele allein ſich vergnuͤgen kan/
durch alle Alter und Zeiten Menſchlicher Wallfahrt/ be-
ſtaͤndig und angenehm waͤhret; daher wird billich zu ei-
nem Blumen-Garten eine angenehme Gelegenheit und
lieblich in die Augen fallender Situs vernuͤnfftig er-
wehlet.

Etliche wollen/ er ſolle von andern Gaͤrten den er-
ſten und beſten Anblick geben/ ſo bald man die Thuͤr er-
oͤffne/ man die holdſelig gruͤnende Austheilung der gan-
tzen Dimenſion, und die tauſenderley abwechslende
Farben der ſchoͤnen und praͤchtigen Blumen alſobald ins
Geſicht faſſen koͤnne; Quia objecta primùm oblata
fortiſſimè animum movent, & quaſi aliquo præjudi-
cio imbuunt;
daß er in Betrachtung der allda genoſſe-
nen Schoͤnheiten/ der uͤbrigen Gaͤrten Mangel deſto
leichter vorbey ſtreichen laſſe; Andere hingegen ſind der
widrigen Meynung/ der Blumen-Garten ſolle/ nach
dem alten Teutſchen Sprichwort: Das Letzte das Be-
ſte/ erſt nach dem Baum- und Kuchen-Garten unter
die Augen erſcheinen; quia objecta ultimo oblata te-
nacius hærent,
und macht die Verwunderung der ge-
[Spaltenumbruch] genwertigen Holdſeligkeit/ der andern geringeren Gaben
deſto williger vergeſſen. Es ſey aber wie es wolle/ ſo iſt
doch am beſten/ daß er dem Hausherrn nahe in ſeinem
Geſicht ſeye; Conſpectus Domini lætificat hortum,
und die nahende Gelegenheit verurſachet deſto oͤfftere
Beſuchung; gleichwie die Entlegenheit das Wider-
ſpiel wircket/ und die Abweſenheit zu vielem Unrath An-
leitung gibet.

Den Situm betreffend/ meynen etliche/ wann der
Blumengarten alſo ligt/ daß er gegen Mittage/ nicht
Haar-eben/ ſondern ein wenig abwaͤrts geneiget ligen
kan/ ſo ſey es/ indem die Sonne alles viel freyer und
kraͤfftiger uͤberſcheinen kan/ die beſte und wolgeſchickteſte
Stellung; die Laͤnge ſoll von Aufgang biß zum Nider-
gang ſich erſtrecken; der gantz ebne Grund wird daher
ringer gehalten/ weil bey anhaͤbigem Regenwetter das
Waſſer nicht abſincken/ oder die Sonnenſtrahlen mit
gleicher Ausbreitung ſo guͤnſtig begluͤcken kan/ vornem-
lich/ daß er vor den Nordwinden eine gute Verſiche-
rung und Schirmung habe.

Wann der Garten Bergab ligt gegen der Sonnen/ iſt
es ſchoͤn und zierlich/ wann er in zwey oder drey gleich
ebne Theil abgeſchnitten/ geebnet/ und mit Stiegen/
darauf man von einen in den andern kommen kan/ zu-
ſammgefuͤget wird/ da gehoͤren Mauren darzu/ die her-
nach mit Erden ausgefuͤllt werden/ muß doch jeder Platz
wenigſt vier oder mehr Klaffter breit ſeyn; die Portal
uͤber den Stiegen ſollen zierlich auf einander correſpon-
di
ren/ und oben auf die Mauren kan man allerley ſchoͤne
Gewaͤchſe in Geſchirren/ unten aber allerley gutes Ge-
ſtraͤuche ſetzen/ als Reben/ Ribes/ Rauchbeer/ Him-
beer/ Roſen.

P. Augu-
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[584[582]/0600] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Abbildung] Cap. IV. Von des Gartens Gelegenheit. DEr Gartenbau ſcheinet noch ein Schattenwerck und kleine Abbildung unſern Gemuͤthern fuͤrzu- ſtellen desjenigen gluͤckſeligen und erfreulichen Lebens/ das unſere erſte Vor Eltern noch in ihrer Un- ſchuld im Paradis gefuͤhrt und genoſſen haben. Daher auch/ da des Menſchen unbeſtaͤndiges hin und wieder wanckendes Hertz/ ſich mit keinerley Beluſtigung lang aufhaͤlt/ ſondern andere Freuden und Ergetzlichkeiten in der Jugend/ andere in dem Maͤnnlichen/ und andere in dem hohen Alter ſuchet/ die Garten-Luſt allein/ als ein Spiegel des erſten Goͤttlichen Lebens/ darinn die von GOtt entſproſſene Seele allein ſich vergnuͤgen kan/ durch alle Alter und Zeiten Menſchlicher Wallfahrt/ be- ſtaͤndig und angenehm waͤhret; daher wird billich zu ei- nem Blumen-Garten eine angenehme Gelegenheit und lieblich in die Augen fallender Situs vernuͤnfftig er- wehlet. Etliche wollen/ er ſolle von andern Gaͤrten den er- ſten und beſten Anblick geben/ ſo bald man die Thuͤr er- oͤffne/ man die holdſelig gruͤnende Austheilung der gan- tzen Dimenſion, und die tauſenderley abwechslende Farben der ſchoͤnen und praͤchtigen Blumen alſobald ins Geſicht faſſen koͤnne; Quia objecta primùm oblata fortiſſimè animum movent, & quaſi aliquo præjudi- cio imbuunt; daß er in Betrachtung der allda genoſſe- nen Schoͤnheiten/ der uͤbrigen Gaͤrten Mangel deſto leichter vorbey ſtreichen laſſe; Andere hingegen ſind der widrigen Meynung/ der Blumen-Garten ſolle/ nach dem alten Teutſchen Sprichwort: Das Letzte das Be- ſte/ erſt nach dem Baum- und Kuchen-Garten unter die Augen erſcheinen; quia objecta ultimo oblata te- nacius hærent, und macht die Verwunderung der ge- genwertigen Holdſeligkeit/ der andern geringeren Gaben deſto williger vergeſſen. Es ſey aber wie es wolle/ ſo iſt doch am beſten/ daß er dem Hausherrn nahe in ſeinem Geſicht ſeye; Conſpectus Domini lætificat hortum, und die nahende Gelegenheit verurſachet deſto oͤfftere Beſuchung; gleichwie die Entlegenheit das Wider- ſpiel wircket/ und die Abweſenheit zu vielem Unrath An- leitung gibet. Den Situm betreffend/ meynen etliche/ wann der Blumengarten alſo ligt/ daß er gegen Mittage/ nicht Haar-eben/ ſondern ein wenig abwaͤrts geneiget ligen kan/ ſo ſey es/ indem die Sonne alles viel freyer und kraͤfftiger uͤberſcheinen kan/ die beſte und wolgeſchickteſte Stellung; die Laͤnge ſoll von Aufgang biß zum Nider- gang ſich erſtrecken; der gantz ebne Grund wird daher ringer gehalten/ weil bey anhaͤbigem Regenwetter das Waſſer nicht abſincken/ oder die Sonnenſtrahlen mit gleicher Ausbreitung ſo guͤnſtig begluͤcken kan/ vornem- lich/ daß er vor den Nordwinden eine gute Verſiche- rung und Schirmung habe. Wann der Garten Bergab ligt gegen der Sonnen/ iſt es ſchoͤn und zierlich/ wann er in zwey oder drey gleich ebne Theil abgeſchnitten/ geebnet/ und mit Stiegen/ darauf man von einen in den andern kommen kan/ zu- ſammgefuͤget wird/ da gehoͤren Mauren darzu/ die her- nach mit Erden ausgefuͤllt werden/ muß doch jeder Platz wenigſt vier oder mehr Klaffter breit ſeyn; die Portal uͤber den Stiegen ſollen zierlich auf einander correſpon- diren/ und oben auf die Mauren kan man allerley ſchoͤne Gewaͤchſe in Geſchirren/ unten aber allerley gutes Ge- ſtraͤuche ſetzen/ als Reben/ Ribes/ Rauchbeer/ Him- beer/ Roſen. P. Augu-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 584[582]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/600>, abgerufen am 29.03.2024.