Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]

Also auch die weiß- und roth- oder leibfarb-ge-
sprengte/ deren Theils wenig/ etliche aber überaus
wol und edel riechen/ wollen auch nicht sonderlich/ aus-
ser der dürren Aeste beschnitten seyn/ wann man die
überflüssige Potzen (welches eine General-Regel für
[Spaltenumbruch] alle Rosen und Garten-Gewächse seyn solle/ und wol
zu mercken ist) wegbricht/ so werden die andern blei-
benden grösser und schöner; des Winters muß man
sie trocken eintragen/ und vor der Kälte fleissig versi-
chern.

Cap. XXXIV.
Moringa
und Myrten.
[Spaltenumbruch]

MOringa malabarica, soll ein treffliches Antido-
tum
seyn/ kommt von einem Saamen/ delle
fattezze del Moco, semine Ervi sim illimo,

wird in Geschirren erhalten/ muß aber guten Platz ha-
ben/ daß es sich ausbreiten kan; hat schöne grüne Blät-
ter und einen knöpfichten Stamm/ wie auch Zweige/
aber gebrechlich/ soll in des Mastixbaums Höhe kom-
men/ hat auch fast solche Blätter/ in seinem Heimat
bringt es eine Schuchlange Frucht/ achteckicht und in
der dicken eines Rettichs/ einer grünen und Aschensär-
bigen vermischten Farbe/ inwendig weiß/ marckicht und
in gewisse Behaltnussen eingetheilt/ darinnen ein run-
der Saamen ist/ wie eine grünlechte Erbsen/ aber am
Geschmack schärffer.

Die Wurtzen soll man so gut wider den Gifft/ als
das Einhorn oder den Bezoar gebrauchen; ist auch gut
wider die Gall-Kranckheiten und den Aussatz/ wie D.
Jonston
aus Christophori a Costa relation bezeuget/
daß die Jnwohner die Wurtzen davon wider alles Gifft
und Verletzung der Schlangen und anderer gifftigen
Thier-Biß nützlich gebrauchen.

Myrten ist ein holdseliges wolriechendes Bäum-
lein/ so gern in die vornehme Gärten gebracht wird/
ist von vielerley Gattungen/ wild und zahm/ als ein
gedoppelter Myrtus; 2. mit Rosenmarin-Laub; 3.
mit Lorbeer-Laub; 4. mit Buchsbaum-Blättern;
und 5. mit subtilen zarten Blättern/ und andere mehr;
davon etliche weisse/ etliche aber schwartze Beerlein
tragen.

Die zahme bekommen die Grösse eines mittelmäs-
sigen Baums/ haben dicke und zähe Aeste/ rothe
Rinden/ länglichte und dicke Blätter/ die allzeit grün
bleiben/ blühen weiß und wolriechend; Theils be-
kommen eine länglichte Frucht/ wie die wilden Oli-
ven/ hat inwendig viel kleine Kern oder Steinlein/ sie
blühen den gantzen Sommer durch/ biß in den Herbst/
die Frucht ist Anfangs grün/ nachmals roth/ und zur
Zeitigung schwartz; sie wollen im Sommer öffters be-
gossen seyn

So sind sie auch an der Farbe der Blätter unter-
schieden/ theils haben dunckelgrüne/ und theils schö-
ne liechtgrüne/ haben auch theils weisse/ theils aber
gelblichte Blühe/ wollen sammentlich warme Lufft/
[Spaltenumbruch] guten subtielen Grund haben/ und wol gedunget
seyn.

Wer sie von den Zweigen will fortzügeln/ muß
schöne früchtige glatte Schößlinge von denen alten Myr-
ten auserlesen/ unten ein wenig klopffen/ und also in ei-
nen guten Grund einlegen/ daß die Spitzen oben/ zwey
oder drey Finger hoch heraus schaue/ so werden sie/ wann
man die Erden bißweilen aufrigelt/ und bey trockenem
Wetter begieset/ wol wachsen.

Diese Pflantzung kan im Majo geschehen/ man
kan auch die Zweiglein in Töpfen/ worinnen sandichte
Erden ist/ auf diese Weise/ oder gar auch im Augu-
sto
fortbringen; wiewol sie auch untenher bey dem
Stammen Nebenschösse zu treiben pflegen/ die man
samt der Wurtzen erheben und weiter verpflantzen kan.
Je öffters ihm die Erden aufgeriegelt/ und je säuberer
er von allem Uberfluß gereiniget wird/ je besser gedeyet
er/ allzeit soll man sie aufs längest im dritten Jahr ver-
setzen/ und entweder in grössere Geschirr bringen/ oder
doch die Wurtzen beschneiden/ so verjüngen sie sich auf
das neue.

Man kan auch die Myrten auf andere Stämme
ablactiren/ müssen im Sommer wol begossen/ und im
Winter in trockenen Kellern oder Stuben verwahret
werden.

Dieses Gewächs ist einer mittelmässigen und tem-
perirten Natur/ gibt einen Gummi/ so aus dem
Stamm und Aesten entspringt/ welches trocknender
Eigenschafft ist/ wie auch die dürren Blätter mehr als
die grünen; der Safft wird aus den frischen Blättern
und der Frucht selbsten gepresst/ ist einer ein- und zu-
sammenziehenden Krafft/ und dem Magen gesund/ be-
fördert den Harn; und mit Wein getruncken/ ist es
heilsam wider der Spinnen- und Scorpionen-Stich/
verhütet auch/ vor dem Essen gebraucht/ die Truncken-
heit/ und lässet die Dämpfe nicht leichtlich in den Kopf
aufwallen.

Aus den wolzeitigen Beerlein macht man eine gute
Salsen zum Gebratenen/ die man lang halten kan/
stärcket den Magen/ erwecket den Appetit zum Essen/
welcher auch der rothen Ruhr und andern Blutflüs-
sen widerstehet; die Beer genossen/ stärcken das Hertz/
und sind gut für das Zittern/ auch sonst zu vielen andern
Sachen dienlich.

Cap. XXXV.
Oleander/ Oliven zahm und wild/ und Opuntia.
[Spaltenumbruch]

OLeander/ Nerion, Rhododendron, so man
Teutsch geben konnte Rosenbaum/ daher sie auch
die Franzosen Rosage und Rosinage, wegen der
Rosenformigen Blumen heissen/ trägt zweyerley Far-
[Spaltenumbruch] ben Blumen/ röthlicht und weiß/ der letzte aber ist seltza-
mer und ungemeiner/ wächst gern nahe am Meer und
fliessenden Wassern/ wird in den meisten Gärten gefun-
den/ und will im Sommer wolbegossen seyn/ blühet im

Majo
H h h h ij
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]

Alſo auch die weiß- und roth- oder leibfarb-ge-
ſprengte/ deren Theils wenig/ etliche aber uͤberaus
wol und edel riechen/ wollen auch nicht ſonderlich/ auſ-
ſer der duͤrren Aeſte beſchnitten ſeyn/ wann man die
uͤberfluͤſſige Potzen (welches eine General-Regel fuͤr
[Spaltenumbruch] alle Roſen und Garten-Gewaͤchſe ſeyn ſolle/ und wol
zu mercken iſt) wegbricht/ ſo werden die andern blei-
benden groͤſſer und ſchoͤner; des Winters muß man
ſie trocken eintragen/ und vor der Kaͤlte fleiſſig verſi-
chern.

Cap. XXXIV.
Moringa
und Myrten.
[Spaltenumbruch]

MOringa malabarica, ſoll ein treffliches Antido-
tum
ſeyn/ kommt von einem Saamen/ delle
fattezze del Moco, ſemine Ervi ſim illimo,

wird in Geſchirren erhalten/ muß aber guten Platz ha-
ben/ daß es ſich ausbreiten kan; hat ſchoͤne gruͤne Blaͤt-
ter und einen knoͤpfichten Stamm/ wie auch Zweige/
aber gebrechlich/ ſoll in des Maſtixbaums Hoͤhe kom-
men/ hat auch faſt ſolche Blaͤtter/ in ſeinem Heimat
bringt es eine Schuchlange Frucht/ achteckicht und in
der dicken eines Rettichs/ einer gruͤnen und Aſchenſaͤr-
bigen vermiſchten Farbe/ inwendig weiß/ marckicht und
in gewiſſe Behaltnuſſen eingetheilt/ darinnen ein run-
der Saamen iſt/ wie eine gruͤnlechte Erbſen/ aber am
Geſchmack ſchaͤrffer.

Die Wurtzen ſoll man ſo gut wider den Gifft/ als
das Einhorn oder den Bezoar gebrauchen; iſt auch gut
wider die Gall-Kranckheiten und den Auſſatz/ wie D.
Jonſton
aus Chriſtophori à Coſtâ relation bezeuget/
daß die Jnwohner die Wurtzen davon wider alles Gifft
und Verletzung der Schlangen und anderer gifftigen
Thier-Biß nuͤtzlich gebrauchen.

Myrten iſt ein holdſeliges wolriechendes Baͤum-
lein/ ſo gern in die vornehme Gaͤrten gebracht wird/
iſt von vielerley Gattungen/ wild und zahm/ als ein
gedoppelter Myrtus; 2. mit Roſenmarin-Laub; 3.
mit Lorbeer-Laub; 4. mit Buchsbaum-Blaͤttern;
und 5. mit ſubtilen zarten Blaͤttern/ und andere mehr;
davon etliche weiſſe/ etliche aber ſchwartze Beerlein
tragen.

Die zahme bekommen die Groͤſſe eines mittelmaͤſ-
ſigen Baums/ haben dicke und zaͤhe Aeſte/ rothe
Rinden/ laͤnglichte und dicke Blaͤtter/ die allzeit gruͤn
bleiben/ bluͤhen weiß und wolriechend; Theils be-
kommen eine laͤnglichte Frucht/ wie die wilden Oli-
ven/ hat inwendig viel kleine Kern oder Steinlein/ ſie
bluͤhen den gantzen Sommer durch/ biß in den Herbſt/
die Frucht iſt Anfangs gruͤn/ nachmals roth/ und zur
Zeitigung ſchwartz; ſie wollen im Sommer oͤffters be-
goſſen ſeyn

So ſind ſie auch an der Farbe der Blaͤtter unter-
ſchieden/ theils haben dunckelgruͤne/ und theils ſchoͤ-
ne liechtgruͤne/ haben auch theils weiſſe/ theils aber
gelblichte Bluͤhe/ wollen ſammentlich warme Lufft/
[Spaltenumbruch] guten ſubtielen Grund haben/ und wol gedunget
ſeyn.

Wer ſie von den Zweigen will fortzuͤgeln/ muß
ſchoͤne fruͤchtige glatte Schoͤßlinge von denen alten Myr-
ten auserleſen/ unten ein wenig klopffen/ und alſo in ei-
nen guten Grund einlegen/ daß die Spitzen oben/ zwey
oder drey Finger hoch heraus ſchaue/ ſo werden ſie/ wann
man die Erden bißweilen aufrigelt/ und bey trockenem
Wetter begieſet/ wol wachſen.

Dieſe Pflantzung kan im Majo geſchehen/ man
kan auch die Zweiglein in Toͤpfen/ worinnen ſandichte
Erden iſt/ auf dieſe Weiſe/ oder gar auch im Augu-
ſto
fortbringen; wiewol ſie auch untenher bey dem
Stammen Nebenſchoͤſſe zu treiben pflegen/ die man
ſamt der Wurtzen erheben und weiter verpflantzen kan.
Je oͤffters ihm die Erden aufgeriegelt/ und je ſaͤuberer
er von allem Uberfluß gereiniget wird/ je beſſer gedeyet
er/ allzeit ſoll man ſie aufs laͤngeſt im dritten Jahr ver-
ſetzen/ und entweder in groͤſſere Geſchirr bringen/ oder
doch die Wurtzen beſchneiden/ ſo verjuͤngen ſie ſich auf
das neue.

Man kan auch die Myrten auf andere Staͤmme
ablactiren/ muͤſſen im Sommer wol begoſſen/ und im
Winter in trockenen Kellern oder Stuben verwahret
werden.

Dieſes Gewaͤchs iſt einer mittelmaͤſſigen und tem-
perirten Natur/ gibt einen Gummi/ ſo aus dem
Stamm und Aeſten entſpringt/ welches trocknender
Eigenſchafft iſt/ wie auch die duͤrren Blaͤtter mehr als
die gruͤnen; der Safft wird aus den friſchen Blaͤttern
und der Frucht ſelbſten gepreſſt/ iſt einer ein- und zu-
ſammenziehenden Krafft/ und dem Magen geſund/ be-
foͤrdert den Harn; und mit Wein getruncken/ iſt es
heilſam wider der Spinnen- und Scorpionen-Stich/
verhuͤtet auch/ vor dem Eſſen gebraucht/ die Truncken-
heit/ und laͤſſet die Daͤmpfe nicht leichtlich in den Kopf
aufwallen.

Aus den wolzeitigen Beerlein macht man eine gute
Salſen zum Gebratenen/ die man lang halten kan/
ſtaͤrcket den Magen/ erwecket den Appetit zum Eſſen/
welcher auch der rothen Ruhr und andern Blutfluͤſ-
ſen widerſtehet; die Beer genoſſen/ ſtaͤrcken das Hertz/
und ſind gut fuͤr das Zittern/ auch ſonſt zu vielen andern
Sachen dienlich.

Cap. XXXV.
Oleander/ Oliven zahm und wild/ und Opuntia.
[Spaltenumbruch]

OLeander/ Nerion, Rhododendron, ſo man
Teutſch geben konnte Roſenbaum/ daher ſie auch
die Franzoſen Roſage und Roſinage, wegen der
Roſenformigen Blumen heiſſen/ traͤgt zweyerley Far-
[Spaltenumbruch] ben Blumen/ roͤthlicht und weiß/ der letzte aber iſt ſeltza-
mer und ungemeiner/ waͤchſt gern nahe am Meer und
flieſſenden Waſſern/ wird in den meiſten Gaͤrten gefun-
den/ und will im Sommer wolbegoſſen ſeyn/ bluͤhet im

Majo
H h h h ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0649" n="613[611]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch/ Blumen-Garten.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Al&#x017F;o auch die weiß- und roth- oder leibfarb-ge-<lb/>
&#x017F;prengte/ deren Theils wenig/ etliche aber u&#x0364;beraus<lb/>
wol und edel riechen/ wollen auch nicht &#x017F;onderlich/ au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er der du&#x0364;rren Ae&#x017F;te be&#x017F;chnitten &#x017F;eyn/ wann man die<lb/>
u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Potzen (welches eine General-Regel fu&#x0364;r<lb/><cb/>
alle Ro&#x017F;en und Garten-Gewa&#x0364;ch&#x017F;e &#x017F;eyn &#x017F;olle/ und wol<lb/>
zu mercken i&#x017F;t) wegbricht/ &#x017F;o werden die andern blei-<lb/>
benden gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;cho&#x0364;ner; des Winters muß man<lb/>
&#x017F;ie trocken eintragen/ und vor der Ka&#x0364;lte flei&#x017F;&#x017F;ig ver&#x017F;i-<lb/>
chern.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XXXIV.</hi><lb/>
Moringa</hi> <hi rendition="#fr">und Myrten.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">M</hi>Oringa malabarica,</hi> &#x017F;oll ein treffliches <hi rendition="#aq">Antido-<lb/>
tum</hi> &#x017F;eyn/ kommt von einem Saamen/ <hi rendition="#aq">delle<lb/>
fattezze del Moco, &#x017F;emine Ervi &#x017F;im illimo,</hi><lb/>
wird in Ge&#x017F;chirren erhalten/ muß aber guten Platz ha-<lb/>
ben/ daß es &#x017F;ich ausbreiten kan; hat &#x017F;cho&#x0364;ne gru&#x0364;ne Bla&#x0364;t-<lb/>
ter und einen kno&#x0364;pfichten Stamm/ wie auch Zweige/<lb/>
aber gebrechlich/ &#x017F;oll in des Ma&#x017F;tixbaums Ho&#x0364;he kom-<lb/>
men/ hat auch fa&#x017F;t &#x017F;olche Bla&#x0364;tter/ in &#x017F;einem Heimat<lb/>
bringt es eine Schuchlange Frucht/ achteckicht und in<lb/>
der dicken eines Rettichs/ einer gru&#x0364;nen und A&#x017F;chen&#x017F;a&#x0364;r-<lb/>
bigen vermi&#x017F;chten Farbe/ inwendig weiß/ marckicht und<lb/>
in gewi&#x017F;&#x017F;e Behaltnu&#x017F;&#x017F;en eingetheilt/ darinnen ein run-<lb/>
der Saamen i&#x017F;t/ wie eine gru&#x0364;nlechte Erb&#x017F;en/ aber am<lb/>
Ge&#x017F;chmack &#x017F;cha&#x0364;rffer.</p><lb/>
            <p>Die Wurtzen &#x017F;oll man &#x017F;o gut wider den Gifft/ als<lb/>
das Einhorn oder den <hi rendition="#aq">Bezoar</hi> gebrauchen; i&#x017F;t auch gut<lb/>
wider die Gall-Kranckheiten und den Au&#x017F;&#x017F;atz/ wie <hi rendition="#aq">D.<lb/>
Jon&#x017F;ton</hi> aus <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tophori à Co&#x017F;tâ relation</hi> bezeuget/<lb/>
daß die Jnwohner die Wurtzen davon wider alles Gifft<lb/>
und Verletzung der Schlangen und anderer gifftigen<lb/>
Thier-Biß nu&#x0364;tzlich gebrauchen.</p><lb/>
            <p>Myrten i&#x017F;t ein hold&#x017F;eliges wolriechendes Ba&#x0364;um-<lb/>
lein/ &#x017F;o gern in die vornehme Ga&#x0364;rten gebracht wird/<lb/>
i&#x017F;t von vielerley Gattungen/ wild und zahm/ als ein<lb/>
gedoppelter <hi rendition="#aq">Myrtus;</hi> 2. mit Ro&#x017F;enmarin-Laub; 3.<lb/>
mit Lorbeer-Laub; 4. mit Buchsbaum-Bla&#x0364;ttern;<lb/>
und 5. mit &#x017F;ubtilen zarten Bla&#x0364;ttern/ und andere mehr;<lb/>
davon etliche wei&#x017F;&#x017F;e/ etliche aber &#x017F;chwartze Beerlein<lb/>
tragen.</p><lb/>
            <p>Die zahme bekommen die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eines mittelma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igen Baums/ haben dicke und za&#x0364;he Ae&#x017F;te/ rothe<lb/>
Rinden/ la&#x0364;nglichte und dicke Bla&#x0364;tter/ die allzeit gru&#x0364;n<lb/>
bleiben/ blu&#x0364;hen weiß und wolriechend; Theils be-<lb/>
kommen eine la&#x0364;nglichte Frucht/ wie die wilden Oli-<lb/>
ven/ hat inwendig viel kleine Kern oder Steinlein/ &#x017F;ie<lb/>
blu&#x0364;hen den gantzen Sommer durch/ biß in den Herb&#x017F;t/<lb/>
die Frucht i&#x017F;t Anfangs gru&#x0364;n/ nachmals roth/ und zur<lb/>
Zeitigung &#x017F;chwartz; &#x017F;ie wollen im Sommer o&#x0364;ffters be-<lb/>
go&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn</p><lb/>
            <p>So &#x017F;ind &#x017F;ie auch an der Farbe der Bla&#x0364;tter unter-<lb/>
&#x017F;chieden/ theils haben dunckelgru&#x0364;ne/ und theils &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ne liechtgru&#x0364;ne/ haben auch theils wei&#x017F;&#x017F;e/ theils aber<lb/>
gelblichte Blu&#x0364;he/ wollen &#x017F;ammentlich warme Lufft/<lb/><cb/>
guten &#x017F;ubtielen Grund haben/ und wol gedunget<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Wer &#x017F;ie von den Zweigen will fortzu&#x0364;geln/ muß<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne fru&#x0364;chtige glatte Scho&#x0364;ßlinge von denen alten Myr-<lb/>
ten auserle&#x017F;en/ unten ein wenig klopffen/ und al&#x017F;o in ei-<lb/>
nen guten Grund einlegen/ daß die Spitzen oben/ zwey<lb/>
oder drey Finger hoch heraus &#x017F;chaue/ &#x017F;o werden &#x017F;ie/ wann<lb/>
man die Erden bißweilen aufrigelt/ und bey trockenem<lb/>
Wetter begie&#x017F;et/ wol wach&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Pflantzung kan im <hi rendition="#aq">Majo</hi> ge&#x017F;chehen/ man<lb/>
kan auch die Zweiglein in To&#x0364;pfen/ worinnen &#x017F;andichte<lb/>
Erden i&#x017F;t/ auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e/ oder gar auch im <hi rendition="#aq">Augu-<lb/>
&#x017F;to</hi> fortbringen; wiewol &#x017F;ie auch untenher bey dem<lb/>
Stammen Neben&#x017F;cho&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zu treiben pflegen/ die man<lb/>
&#x017F;amt der Wurtzen erheben und weiter verpflantzen kan.<lb/>
Je o&#x0364;ffters ihm die Erden aufgeriegelt/ und je &#x017F;a&#x0364;uberer<lb/>
er von allem Uberfluß gereiniget wird/ je be&#x017F;&#x017F;er gedeyet<lb/>
er/ allzeit &#x017F;oll man &#x017F;ie aufs la&#x0364;nge&#x017F;t im dritten Jahr ver-<lb/>
&#x017F;etzen/ und entweder in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Ge&#x017F;chirr bringen/ oder<lb/>
doch die Wurtzen be&#x017F;chneiden/ &#x017F;o verju&#x0364;ngen &#x017F;ie &#x017F;ich auf<lb/>
das neue.</p><lb/>
            <p>Man kan auch die Myrten auf andere Sta&#x0364;mme<lb/><hi rendition="#aq">ablacti</hi>ren/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en im Sommer wol bego&#x017F;&#x017F;en/ und im<lb/>
Winter in trockenen Kellern oder Stuben verwahret<lb/>
werden.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs i&#x017F;t einer mittelma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen und tem-<lb/>
perirten Natur/ gibt einen Gummi/ &#x017F;o aus dem<lb/>
Stamm und Ae&#x017F;ten ent&#x017F;pringt/ welches trocknender<lb/>
Eigen&#x017F;chafft i&#x017F;t/ wie auch die du&#x0364;rren Bla&#x0364;tter mehr als<lb/>
die gru&#x0364;nen; der Safft wird aus den fri&#x017F;chen Bla&#x0364;ttern<lb/>
und der Frucht &#x017F;elb&#x017F;ten gepre&#x017F;&#x017F;t/ i&#x017F;t einer ein- und zu-<lb/>
&#x017F;ammenziehenden Krafft/ und dem Magen ge&#x017F;und/ be-<lb/>
fo&#x0364;rdert den Harn; und mit Wein getruncken/ i&#x017F;t es<lb/>
heil&#x017F;am wider der Spinnen- und Scorpionen-Stich/<lb/>
verhu&#x0364;tet auch/ vor dem E&#x017F;&#x017F;en gebraucht/ die Truncken-<lb/>
heit/ und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et die Da&#x0364;mpfe nicht leichtlich in den Kopf<lb/>
aufwallen.</p><lb/>
            <p>Aus den wolzeitigen Beerlein macht man eine gute<lb/>
Sal&#x017F;en zum Gebratenen/ die man lang halten kan/<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket den Magen/ erwecket den Appetit zum E&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
welcher auch der rothen Ruhr und andern Blutflu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wider&#x017F;tehet; die Beer geno&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ta&#x0364;rcken das Hertz/<lb/>
und &#x017F;ind gut fu&#x0364;r das Zittern/ auch &#x017F;on&#x017F;t zu vielen andern<lb/>
Sachen dienlich.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XXXV.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Oleander/ Oliven zahm und wild/ und</hi> <hi rendition="#aq">Opuntia.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>Leander/ <hi rendition="#aq">Nerion, Rhododendron,</hi> &#x017F;o man<lb/>
Teut&#x017F;ch geben konnte Ro&#x017F;enbaum/ daher &#x017F;ie auch<lb/>
die Franzo&#x017F;en <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;age</hi> und <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;inage,</hi> wegen der<lb/>
Ro&#x017F;enformigen Blumen hei&#x017F;&#x017F;en/ tra&#x0364;gt zweyerley Far-<lb/><cb/>
ben Blumen/ ro&#x0364;thlicht und weiß/ der letzte aber i&#x017F;t &#x017F;eltza-<lb/>
mer und ungemeiner/ wa&#x0364;ch&#x017F;t gern nahe am Meer und<lb/>
flie&#x017F;&#x017F;enden Wa&#x017F;&#x017F;ern/ wird in den mei&#x017F;ten Ga&#x0364;rten gefun-<lb/>
den/ und will im Sommer wolbego&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn/ blu&#x0364;het im<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h h h ij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Majo</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[613[611]/0649] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. Alſo auch die weiß- und roth- oder leibfarb-ge- ſprengte/ deren Theils wenig/ etliche aber uͤberaus wol und edel riechen/ wollen auch nicht ſonderlich/ auſ- ſer der duͤrren Aeſte beſchnitten ſeyn/ wann man die uͤberfluͤſſige Potzen (welches eine General-Regel fuͤr alle Roſen und Garten-Gewaͤchſe ſeyn ſolle/ und wol zu mercken iſt) wegbricht/ ſo werden die andern blei- benden groͤſſer und ſchoͤner; des Winters muß man ſie trocken eintragen/ und vor der Kaͤlte fleiſſig verſi- chern. Cap. XXXIV. Moringa und Myrten. MOringa malabarica, ſoll ein treffliches Antido- tum ſeyn/ kommt von einem Saamen/ delle fattezze del Moco, ſemine Ervi ſim illimo, wird in Geſchirren erhalten/ muß aber guten Platz ha- ben/ daß es ſich ausbreiten kan; hat ſchoͤne gruͤne Blaͤt- ter und einen knoͤpfichten Stamm/ wie auch Zweige/ aber gebrechlich/ ſoll in des Maſtixbaums Hoͤhe kom- men/ hat auch faſt ſolche Blaͤtter/ in ſeinem Heimat bringt es eine Schuchlange Frucht/ achteckicht und in der dicken eines Rettichs/ einer gruͤnen und Aſchenſaͤr- bigen vermiſchten Farbe/ inwendig weiß/ marckicht und in gewiſſe Behaltnuſſen eingetheilt/ darinnen ein run- der Saamen iſt/ wie eine gruͤnlechte Erbſen/ aber am Geſchmack ſchaͤrffer. Die Wurtzen ſoll man ſo gut wider den Gifft/ als das Einhorn oder den Bezoar gebrauchen; iſt auch gut wider die Gall-Kranckheiten und den Auſſatz/ wie D. Jonſton aus Chriſtophori à Coſtâ relation bezeuget/ daß die Jnwohner die Wurtzen davon wider alles Gifft und Verletzung der Schlangen und anderer gifftigen Thier-Biß nuͤtzlich gebrauchen. Myrten iſt ein holdſeliges wolriechendes Baͤum- lein/ ſo gern in die vornehme Gaͤrten gebracht wird/ iſt von vielerley Gattungen/ wild und zahm/ als ein gedoppelter Myrtus; 2. mit Roſenmarin-Laub; 3. mit Lorbeer-Laub; 4. mit Buchsbaum-Blaͤttern; und 5. mit ſubtilen zarten Blaͤttern/ und andere mehr; davon etliche weiſſe/ etliche aber ſchwartze Beerlein tragen. Die zahme bekommen die Groͤſſe eines mittelmaͤſ- ſigen Baums/ haben dicke und zaͤhe Aeſte/ rothe Rinden/ laͤnglichte und dicke Blaͤtter/ die allzeit gruͤn bleiben/ bluͤhen weiß und wolriechend; Theils be- kommen eine laͤnglichte Frucht/ wie die wilden Oli- ven/ hat inwendig viel kleine Kern oder Steinlein/ ſie bluͤhen den gantzen Sommer durch/ biß in den Herbſt/ die Frucht iſt Anfangs gruͤn/ nachmals roth/ und zur Zeitigung ſchwartz; ſie wollen im Sommer oͤffters be- goſſen ſeyn So ſind ſie auch an der Farbe der Blaͤtter unter- ſchieden/ theils haben dunckelgruͤne/ und theils ſchoͤ- ne liechtgruͤne/ haben auch theils weiſſe/ theils aber gelblichte Bluͤhe/ wollen ſammentlich warme Lufft/ guten ſubtielen Grund haben/ und wol gedunget ſeyn. Wer ſie von den Zweigen will fortzuͤgeln/ muß ſchoͤne fruͤchtige glatte Schoͤßlinge von denen alten Myr- ten auserleſen/ unten ein wenig klopffen/ und alſo in ei- nen guten Grund einlegen/ daß die Spitzen oben/ zwey oder drey Finger hoch heraus ſchaue/ ſo werden ſie/ wann man die Erden bißweilen aufrigelt/ und bey trockenem Wetter begieſet/ wol wachſen. Dieſe Pflantzung kan im Majo geſchehen/ man kan auch die Zweiglein in Toͤpfen/ worinnen ſandichte Erden iſt/ auf dieſe Weiſe/ oder gar auch im Augu- ſto fortbringen; wiewol ſie auch untenher bey dem Stammen Nebenſchoͤſſe zu treiben pflegen/ die man ſamt der Wurtzen erheben und weiter verpflantzen kan. Je oͤffters ihm die Erden aufgeriegelt/ und je ſaͤuberer er von allem Uberfluß gereiniget wird/ je beſſer gedeyet er/ allzeit ſoll man ſie aufs laͤngeſt im dritten Jahr ver- ſetzen/ und entweder in groͤſſere Geſchirr bringen/ oder doch die Wurtzen beſchneiden/ ſo verjuͤngen ſie ſich auf das neue. Man kan auch die Myrten auf andere Staͤmme ablactiren/ muͤſſen im Sommer wol begoſſen/ und im Winter in trockenen Kellern oder Stuben verwahret werden. Dieſes Gewaͤchs iſt einer mittelmaͤſſigen und tem- perirten Natur/ gibt einen Gummi/ ſo aus dem Stamm und Aeſten entſpringt/ welches trocknender Eigenſchafft iſt/ wie auch die duͤrren Blaͤtter mehr als die gruͤnen; der Safft wird aus den friſchen Blaͤttern und der Frucht ſelbſten gepreſſt/ iſt einer ein- und zu- ſammenziehenden Krafft/ und dem Magen geſund/ be- foͤrdert den Harn; und mit Wein getruncken/ iſt es heilſam wider der Spinnen- und Scorpionen-Stich/ verhuͤtet auch/ vor dem Eſſen gebraucht/ die Truncken- heit/ und laͤſſet die Daͤmpfe nicht leichtlich in den Kopf aufwallen. Aus den wolzeitigen Beerlein macht man eine gute Salſen zum Gebratenen/ die man lang halten kan/ ſtaͤrcket den Magen/ erwecket den Appetit zum Eſſen/ welcher auch der rothen Ruhr und andern Blutfluͤſ- ſen widerſtehet; die Beer genoſſen/ ſtaͤrcken das Hertz/ und ſind gut fuͤr das Zittern/ auch ſonſt zu vielen andern Sachen dienlich. Cap. XXXV. Oleander/ Oliven zahm und wild/ und Opuntia. OLeander/ Nerion, Rhododendron, ſo man Teutſch geben konnte Roſenbaum/ daher ſie auch die Franzoſen Roſage und Roſinage, wegen der Roſenformigen Blumen heiſſen/ traͤgt zweyerley Far- ben Blumen/ roͤthlicht und weiß/ der letzte aber iſt ſeltza- mer und ungemeiner/ waͤchſt gern nahe am Meer und flieſſenden Waſſern/ wird in den meiſten Gaͤrten gefun- den/ und will im Sommer wolbegoſſen ſeyn/ bluͤhet im Majo H h h h ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/649
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 613[611]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/649>, abgerufen am 18.04.2024.