SPiraea Theophrasti, diese Stauden wächset vier oder fünf Schuch hoch/ hat subtile dünne Ruthen und Gerten mit rohter Rinden überzogen/ und schmale länglechte gekerbte Blätter/ wie der Mandelbaum/ die unordentlich hin und her stehen; Jm Julio bekommen sie oben an der Spitzen eine Aehren Fingerslang/ mit auf Traubenweise zusammgedrungenen Fleischfärbi- gen fünfblätterichten Blumen/ in deren Mitten viel Fä- serlein erscheinen/ haben keinen absonderlichen Geruch/ auf diese folgen im Herbst kleine fünfeckichte Köpflein/ die im Herbst/ wann sie recht zeitig werden/ einen kleinen gelben Saamen wie Staub in sich halten/ wird durch die Schößling/ so unten von der Wurtzen ausschlagen/ die man mit samt der Wurtzen ausnehmen und versetzen kan/ vermehret.
Herr Elßholtz setzt sie unter die Stauden/ die den Winter ausdauren/ aber ich habe sie gesehen in Geschir- ren/ und allzeit den Winter einsetzen/ welches am si- chersten/ und sind schön davon kommen; den Nahmen hat sie von dem trefflichem Botanico Carolo Clusio be- kommen/ der ihr nun bey den meisten Gärtnern verblei- bet. Seither aber hat mir die Erfahrung gewiesen/ daß dieses Gewächs auch über Winter unverletzt im Gar- ten bleibt/ wann es nur nicht gar zu jung und zart ist/ und mit Stroh etwas eingebunden wird.
Styrax-Baum ist ein Baum/ der in Syria, Cili- cia und Pamphilia wächset/ dem Küttenbaum gleich an Gestalt und Grösse/ hat doch kleinere Blätter/ so auf der auswendigen Seiten weißlicht sind/ einer feisten Substanz, und gegen dem Stielwärts etwas rund/ blü- het fast wie die Pomerantzen weiß/ daraus werden end- lich Beerlein kleiner als eine Hasel-Nuß/ nicht gantz rund/ sondern fornenaus gespitzt/ mit einer weissen Wolle überzogen/ inwendig mit dem Saamen/ so in kleinen Kernlein bestehet/ versehen/ sie hangen an langen Stie- len. Durantes sagt/ daß solcher Bäum in Jtalia in den Gärten viel gefunden werden/ und wachsen um Rom auch von sich selbst/ wie auch findet mans in Franckreich in der Provence und in Teutschland gleichfalls in etli- chen Gärten. Das liebliche Gummi aber/ das sonst davon kommt/ wird in letztbesagten Ländern nicht ge- funden.
Er will einen Grund haben wie der Palmbaum/ [Spaltenumbruch]
kan allein durch seinen Saamen fortgebracht werden/ wiewol auch bißweilen seine Nebenschösse durch Ein- schneiden und Einlegen fortkommen; er will im Winter eingesetzt seyn. Der Holländische Königliche Gärtner sagt fol. 72. daß dieser Baum/ wanner alt worden/ in diesen Ländern nicht allein Blumen/ sondern auch bey warmen Sommer vollkommenen Saamen gebe.
Von der Gummi Nutzen/ so man in den Apothe- ken Styrax Calamita derhalben nennet/ weil es in Fe- derkielen (darinn es seinen Geruch am besten erhält) zu uns aus Pamphilia gebracht wird.
Sycomorus, Egyptischer Feigenbaum/ oder Maul- beer-Feigenbaum/ gleichet an Grösse dem unserigen/ und ist allenthalben voll Milch und Safft/ wächst in Egypten/ Syrien und andern Orten überflüssig/ und bekommt des Jahrs drey oder viermal Früchte/ nicht an den Aesten/ wie die gemeinen/ sondern auf dem Stamm/ die Frucht ist gar süß/ und inwendig allerdings ohne Kern/ haben ein starckes festes und schwartzes zu vielen Sachen dienliches Holtz/ bleibet/ wann man es hauet/ immer grün/ und wird nicht dürr/ man werffe es dann ins Wasser/ darum mans daselbst in die Pfützen und Lachen aufzudorren einlegt/ da sie dann gleich zu Bo- den sincken/ und erst wieder empor schwimmen/ wann sie dürr worden. Dieser wächst nun (so viel ich weiß) nicht in unsern Landen.
Eines andern aber Pseudo-Sycomori gedenckt Du- rantes, der ein Laub habe wie der Lorbeer/ doch etwas länger und spitziger/ seine Blumen seyen Purpurfarb in Weiß/ eines guten Geruchs/ und Traubenweis bey- sammen/ bekommen grüne Beerlein/ aus welchen man Pater noster machet/ wird in Italia in den Gärten ge- funden. Mandirola schreibt/ er werde zimlich hoch/ und breite seine Aeste weit aus/ habe blaulichte Sternblu- men/ fast wie der blaue Türckisch Holder oder Syringa, weil aber sein Saame fast den Wammesknöpffen gleich/ die umher Absätze haben/ so bald er ausgeblühet hat/ auf die Erden fällt/ und daher (wie P. Mandirola sagt) den Blumen-Betten die Sauberkeit benimmt/ und die Garten-Wege verderbt/ darum wird ihm unter den edlen Gewächsen keine Stelle gegönnet/ und werden meistens in den Spitälen und Kloster-Höfen gefun- den/ wird sonst gehalten wie die Schneeballen.
TAmarindus bringt einen den Lupinen ähnlichen braunschwartzen Saamen/ macht einen röthlich- ten Stamm voller Aeste/ bringt kleine allzeit ge- geneinander stehende/ wie geflügelte Blätter liechtgrün/ und säurlichten aber nicht unangenehmen Geschmacks/ gegen der Nacht ziehen sich die Blätter etwas ein/ eröff- nen sich aber des Morgens wieder; in Cambaja, Gu- zarate und Malavar (wie Garcius ab Horto bezeugt) wird er so groß als ein Nuß- oder Kestenbaum/ die [Spaltenumbruch]
Frucht sey gebogen wie ein krummer Finger/ Aschen- farb wann sie zeitig ist/ soll sich Nachts vor Frost zu verwahren selbst in seine Blätter einwickeln/ und des Tages wieder öffnen; aus des inwendigen Kernes zä- hem Marck werden allerley gesunde purgirende Syru- pen zubereitet/ wie in allen Apotheken bekannt ist/ daselbst wird der saure Safft davon an statt des Essigs gebrau- chet; was er für Erdenfordert und seine Wartung/ besihe bey dem Königl. Holländ. Gärtner fol. 70. & 71.
SPiræa Theophraſti, dieſe Stauden waͤchſet vier oder fuͤnf Schuch hoch/ hat ſubtile duͤnne Ruthen und Gerten mit rohter Rinden uͤberzogen/ und ſchmale laͤnglechte gekerbte Blaͤtter/ wie der Mandelbaum/ die unordentlich hin und her ſtehen; Jm Julio bekommen ſie oben an der Spitzen eine Aehren Fingerslang/ mit auf Traubenweiſe zuſammgedrungenen Fleiſchfaͤrbi- gen fuͤnfblaͤtterichten Blumen/ in deren Mitten viel Faͤ- ſerlein erſcheinen/ haben keinen abſonderlichen Geruch/ auf dieſe folgen im Herbſt kleine fuͤnfeckichte Koͤpflein/ die im Herbſt/ wann ſie recht zeitig werden/ einen kleinen gelben Saamen wie Staub in ſich halten/ wird durch die Schoͤßling/ ſo unten von der Wurtzen ausſchlagen/ die man mit ſamt der Wurtzen ausnehmen und verſetzen kan/ vermehret.
Herr Elßholtz ſetzt ſie unter die Stauden/ die den Winter ausdauren/ aber ich habe ſie geſehen in Geſchir- ren/ und allzeit den Winter einſetzen/ welches am ſi- cherſten/ und ſind ſchoͤn davon kommen; den Nahmen hat ſie von dem trefflichem Botanico Carolo Cluſio be- kommen/ der ihr nun bey den meiſten Gaͤrtnern verblei- bet. Seither aber hat mir die Erfahrung gewieſen/ daß dieſes Gewaͤchs auch uͤber Winter unverletzt im Gar- ten bleibt/ wann es nur nicht gar zu jung und zart iſt/ und mit Stroh etwas eingebunden wird.
Styrax-Baum iſt ein Baum/ der in Syriâ, Cili- ciâ und Pamphiliâ waͤchſet/ dem Kuͤttenbaum gleich an Geſtalt und Groͤſſe/ hat doch kleinere Blaͤtter/ ſo auf der auswendigen Seiten weißlicht ſind/ einer feiſten Subſtanz, und gegen dem Stielwaͤrts etwas rund/ bluͤ- het faſt wie die Pomerantzen weiß/ daraus werden end- lich Beerlein kleiner als eine Haſel-Nuß/ nicht gantz rund/ ſondern fornenaus geſpitzt/ mit einer weiſſen Wolle uͤberzogen/ inwendig mit dem Saamen/ ſo in kleinen Kernlein beſtehet/ verſehen/ ſie hangen an langen Stie- len. Durantes ſagt/ daß ſolcher Baͤum in Jtalia in den Gaͤrten viel gefunden werden/ und wachſen um Rom auch von ſich ſelbſt/ wie auch findet mans in Franckreich in der Provence und in Teutſchland gleichfalls in etli- chen Gaͤrten. Das liebliche Gummi aber/ das ſonſt davon kommt/ wird in letztbeſagten Laͤndern nicht ge- funden.
Er will einen Grund haben wie der Palmbaum/ [Spaltenumbruch]
kan allein durch ſeinen Saamen fortgebracht werden/ wiewol auch bißweilen ſeine Nebenſchoͤſſe durch Ein- ſchneiden und Einlegen fortkommen; er will im Winter eingeſetzt ſeyn. Der Hollaͤndiſche Koͤnigliche Gaͤrtner ſagt fol. 72. daß dieſer Baum/ wanner alt worden/ in dieſen Laͤndern nicht allein Blumen/ ſondern auch bey warmen Sommer vollkommenen Saamen gebe.
Von der Gummi Nutzen/ ſo man in den Apothe- ken Styrax Calamita derhalben nennet/ weil es in Fe- derkielen (darinn es ſeinen Geruch am beſten erhaͤlt) zu uns aus Pamphiliâ gebracht wird.
Sycomorus, Egyptiſcher Feigenbaum/ oder Maul- beer-Feigenbaum/ gleichet an Groͤſſe dem unſerigen/ und iſt allenthalben voll Milch und Safft/ waͤchſt in Egypten/ Syrien und andern Orten uͤberfluͤſſig/ und bekommt des Jahrs drey oder viermal Fruͤchte/ nicht an den Aeſten/ wie die gemeinen/ ſondern auf dem Stam̃/ die Frucht iſt gar ſuͤß/ und inwendig allerdings ohne Kern/ haben ein ſtarckes feſtes und ſchwartzes zu vielen Sachen dienliches Holtz/ bleibet/ wann man es hauet/ immer gruͤn/ und wird nicht duͤrr/ man werffe es dann ins Waſſer/ darum mans daſelbſt in die Pfuͤtzen und Lachen aufzudorren einlegt/ da ſie dann gleich zu Bo- den ſincken/ und erſt wieder empor ſchwimmen/ wann ſie duͤrr worden. Dieſer waͤchſt nun (ſo viel ich weiß) nicht in unſern Landen.
Eines andern aber Pſeudo-Sycomori gedenckt Du- rantes, der ein Laub habe wie der Lorbeer/ doch etwas laͤnger und ſpitziger/ ſeine Blumen ſeyen Purpurfarb in Weiß/ eines guten Geruchs/ und Traubenweis bey- ſammen/ bekommen gruͤne Beerlein/ aus welchen man Pater noſter machet/ wird in Italiâ in den Gaͤrten ge- funden. Mandirola ſchreibt/ er werde zimlich hoch/ und breite ſeine Aeſte weit aus/ habe blaulichte Sternblu- mẽ/ faſt wie der blaue Tuͤrckiſch Holder oder Syringa, weil aber ſein Saame faſt den Wammesknoͤpffen gleich/ die umher Abſaͤtze haben/ ſo bald er ausgebluͤhet hat/ auf die Erden faͤllt/ und daher (wie P. Mandirola ſagt) den Blumen-Betten die Sauberkeit benimmt/ und die Garten-Wege verderbt/ darum wird ihm unter den edlen Gewaͤchſen keine Stelle gegoͤnnet/ und werden meiſtens in den Spitaͤlen und Kloſter-Hoͤfen gefun- den/ wird ſonſt gehalten wie die Schneeballen.
TAmarindus bringt einen den Lupinen aͤhnlichen braunſchwartzen Saamen/ macht einen roͤthlich- ten Stamm voller Aeſte/ bringt kleine allzeit ge- geneinander ſtehende/ wie gefluͤgelte Blaͤtter liechtgruͤn/ und ſaͤurlichten aber nicht unangenehmen Geſchmacks/ gegen der Nacht ziehen ſich die Blaͤtter etwas ein/ eroͤff- nen ſich aber des Morgens wieder; in Cambaja, Gu- zarate und Malavar (wie Garcius ab Horto bezeugt) wird er ſo groß als ein Nuß- oder Keſtenbaum/ die [Spaltenumbruch]
Frucht ſey gebogen wie ein krummer Finger/ Aſchen- farb wann ſie zeitig iſt/ ſoll ſich Nachts vor Froſt zu verwahren ſelbſt in ſeine Blaͤtter einwickeln/ und des Tages wieder oͤffnen; aus des inwendigen Kernes zaͤ- hem Marck werden allerley geſunde purgirende Syru- pen zubereitet/ wie in allen Apotheken bekannt iſt/ daſelbſt wird der ſaure Safft davon an ſtatt des Eſſigs gebrau- chet; was er fuͤr Erdenfordert und ſeine Wartung/ beſihe bey dem Koͤnigl. Hollaͤnd. Gaͤrtner fol. 70. & 71.
D. Jon-
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[624[622]/0660]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XLIII.
Spiræa Theophraſti, Styrax-Baum und Sycomorus.
SPiræa Theophraſti, dieſe Stauden waͤchſet vier oder
fuͤnf Schuch hoch/ hat ſubtile duͤnne Ruthen und
Gerten mit rohter Rinden uͤberzogen/ und ſchmale
laͤnglechte gekerbte Blaͤtter/ wie der Mandelbaum/ die
unordentlich hin und her ſtehen; Jm Julio bekommen
ſie oben an der Spitzen eine Aehren Fingerslang/ mit
auf Traubenweiſe zuſammgedrungenen Fleiſchfaͤrbi-
gen fuͤnfblaͤtterichten Blumen/ in deren Mitten viel Faͤ-
ſerlein erſcheinen/ haben keinen abſonderlichen Geruch/
auf dieſe folgen im Herbſt kleine fuͤnfeckichte Koͤpflein/
die im Herbſt/ wann ſie recht zeitig werden/ einen kleinen
gelben Saamen wie Staub in ſich halten/ wird durch
die Schoͤßling/ ſo unten von der Wurtzen ausſchlagen/
die man mit ſamt der Wurtzen ausnehmen und verſetzen
kan/ vermehret.
Herr Elßholtz ſetzt ſie unter die Stauden/ die den
Winter ausdauren/ aber ich habe ſie geſehen in Geſchir-
ren/ und allzeit den Winter einſetzen/ welches am ſi-
cherſten/ und ſind ſchoͤn davon kommen; den Nahmen
hat ſie von dem trefflichem Botanico Carolo Cluſio be-
kommen/ der ihr nun bey den meiſten Gaͤrtnern verblei-
bet. Seither aber hat mir die Erfahrung gewieſen/ daß
dieſes Gewaͤchs auch uͤber Winter unverletzt im Gar-
ten bleibt/ wann es nur nicht gar zu jung und zart iſt/ und
mit Stroh etwas eingebunden wird.
Styrax-Baum iſt ein Baum/ der in Syriâ, Cili-
ciâ und Pamphiliâ waͤchſet/ dem Kuͤttenbaum gleich an
Geſtalt und Groͤſſe/ hat doch kleinere Blaͤtter/ ſo auf
der auswendigen Seiten weißlicht ſind/ einer feiſten
Subſtanz, und gegen dem Stielwaͤrts etwas rund/ bluͤ-
het faſt wie die Pomerantzen weiß/ daraus werden end-
lich Beerlein kleiner als eine Haſel-Nuß/ nicht gantz
rund/ ſondern fornenaus geſpitzt/ mit einer weiſſen Wolle
uͤberzogen/ inwendig mit dem Saamen/ ſo in kleinen
Kernlein beſtehet/ verſehen/ ſie hangen an langen Stie-
len. Durantes ſagt/ daß ſolcher Baͤum in Jtalia in den
Gaͤrten viel gefunden werden/ und wachſen um Rom
auch von ſich ſelbſt/ wie auch findet mans in Franckreich
in der Provence und in Teutſchland gleichfalls in etli-
chen Gaͤrten. Das liebliche Gummi aber/ das ſonſt
davon kommt/ wird in letztbeſagten Laͤndern nicht ge-
funden.
Er will einen Grund haben wie der Palmbaum/
kan allein durch ſeinen Saamen fortgebracht werden/
wiewol auch bißweilen ſeine Nebenſchoͤſſe durch Ein-
ſchneiden und Einlegen fortkommen; er will im Winter
eingeſetzt ſeyn. Der Hollaͤndiſche Koͤnigliche Gaͤrtner
ſagt fol. 72. daß dieſer Baum/ wanner alt worden/ in
dieſen Laͤndern nicht allein Blumen/ ſondern auch bey
warmen Sommer vollkommenen Saamen gebe.
Von der Gummi Nutzen/ ſo man in den Apothe-
ken Styrax Calamita derhalben nennet/ weil es in Fe-
derkielen (darinn es ſeinen Geruch am beſten erhaͤlt) zu
uns aus Pamphiliâ gebracht wird.
Sycomorus, Egyptiſcher Feigenbaum/ oder Maul-
beer-Feigenbaum/ gleichet an Groͤſſe dem unſerigen/
und iſt allenthalben voll Milch und Safft/ waͤchſt in
Egypten/ Syrien und andern Orten uͤberfluͤſſig/ und
bekommt des Jahrs drey oder viermal Fruͤchte/ nicht an
den Aeſten/ wie die gemeinen/ ſondern auf dem Stam̃/
die Frucht iſt gar ſuͤß/ und inwendig allerdings ohne
Kern/ haben ein ſtarckes feſtes und ſchwartzes zu vielen
Sachen dienliches Holtz/ bleibet/ wann man es hauet/
immer gruͤn/ und wird nicht duͤrr/ man werffe es dann
ins Waſſer/ darum mans daſelbſt in die Pfuͤtzen und
Lachen aufzudorren einlegt/ da ſie dann gleich zu Bo-
den ſincken/ und erſt wieder empor ſchwimmen/ wann ſie
duͤrr worden. Dieſer waͤchſt nun (ſo viel ich weiß) nicht
in unſern Landen.
Eines andern aber Pſeudo-Sycomori gedenckt Du-
rantes, der ein Laub habe wie der Lorbeer/ doch etwas
laͤnger und ſpitziger/ ſeine Blumen ſeyen Purpurfarb in
Weiß/ eines guten Geruchs/ und Traubenweis bey-
ſammen/ bekommen gruͤne Beerlein/ aus welchen man
Pater noſter machet/ wird in Italiâ in den Gaͤrten ge-
funden. Mandirola ſchreibt/ er werde zimlich hoch/ und
breite ſeine Aeſte weit aus/ habe blaulichte Sternblu-
mẽ/ faſt wie der blaue Tuͤrckiſch Holder oder Syringa, weil
aber ſein Saame faſt den Wammesknoͤpffen gleich/ die
umher Abſaͤtze haben/ ſo bald er ausgebluͤhet hat/ auf die
Erden faͤllt/ und daher (wie P. Mandirola ſagt) den
Blumen-Betten die Sauberkeit benimmt/ und die
Garten-Wege verderbt/ darum wird ihm unter den
edlen Gewaͤchſen keine Stelle gegoͤnnet/ und werden
meiſtens in den Spitaͤlen und Kloſter-Hoͤfen gefun-
den/ wird ſonſt gehalten wie die Schneeballen.
Cap. XLIV.
Tamarindus, Terpentinbaum/ Zirbelnuͤßlein/ Piſtacci und
Zuckerrohr.
TAmarindus bringt einen den Lupinen aͤhnlichen
braunſchwartzen Saamen/ macht einen roͤthlich-
ten Stamm voller Aeſte/ bringt kleine allzeit ge-
geneinander ſtehende/ wie gefluͤgelte Blaͤtter liechtgruͤn/
und ſaͤurlichten aber nicht unangenehmen Geſchmacks/
gegen der Nacht ziehen ſich die Blaͤtter etwas ein/ eroͤff-
nen ſich aber des Morgens wieder; in Cambaja, Gu-
zarate und Malavar (wie Garcius ab Horto bezeugt)
wird er ſo groß als ein Nuß- oder Keſtenbaum/ die
Frucht ſey gebogen wie ein krummer Finger/ Aſchen-
farb wann ſie zeitig iſt/ ſoll ſich Nachts vor Froſt zu
verwahren ſelbſt in ſeine Blaͤtter einwickeln/ und des
Tages wieder oͤffnen; aus des inwendigen Kernes zaͤ-
hem Marck werden allerley geſunde purgirende Syru-
pen zubereitet/ wie in allen Apotheken bekannt iſt/ daſelbſt
wird der ſaure Safft davon an ſtatt des Eſſigs gebrau-
chet; was er fuͤr Erdenfordert und ſeine Wartung/ beſihe
bey dem Koͤnigl. Hollaͤnd. Gaͤrtner fol. 70. & 71.
D. Jon-
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 624[622]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/660>, abgerufen am 29.03.2024.
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