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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wird/ durch den geschwornen Mehlmesser gemessen und
aufgeschrieben werden/ bey gleichem Pönfall.
10. Dem Becken solle jederzeit nach hohen oder
ringem Wehrt das pretium also gesetzt/ darinnen ih-
me die Kost/ Belohnung/ und was/ seinem Handwerck
nach/ darauf geht/ samt einem Christlichen/ billichen
Gewinn/ nachgesehen werden/ auch es bey Pönfall also
zu geben schuldig seyn/ und das Gewicht/ so ihm auf-
erlegt worden/ in Acht nehmen.
11. Von dem Gebäcke/ so sie um den Lohn ba-
cken/ sind sie schuldig von 32 Pfund/ oder einem Strich
[Spaltenumbruch] Mehl/ Jedermäniglich 12 Laib Brod/ deren jeder 3
Pfund und 16 Loth/ wol und recht gebacken Brod/ zu er-
statten. Wer aber Hof-Laiblein oder Röcklein wolte
backen lassen/ dem muß er viertzig Pfund Gewicht von
32 Pfund Mehl geben.
Was weiter die Becken-Ordnung zwischen Mei-
ster und Gesellen/ und wegen des Gewichts und der
Weissen anlangt/ hab ich/ weil es dem Hausvatter nichts
einträgt/ allhier nicht melden/ sondern den begierigen
Leser zu denen gefertigten und gedruckten Becken-Ord-
nungen weisen wollen.
Cap. XCIII.
Von gerollter oder geneuter Gersten und Hirsen.
[Spaltenumbruch]

WJr hätten zwar hier vom Rocken- auch Ger-
sten-Mehl und Gries Anregung thun sollen;
weil aber dessen im Dritten Buch allbereit ge-
dacht worden/ wollen wir hier ferner schreiten/ und
itzund von der gerollten Gersten und Hirsen reden.

Die Gersten betreffend/ verwundert sich der alte D.
Carrichter/ weyland Kaysers Max. II. Hochlöblichster
Gedächtnus weitberühmter Hof-Medicus, in seiner
teutschen Speiskammer nicht unbillich über Cornelium
Celsum,
daß er die Gersten (so doch den Krancken
nichts bequemers kan fürgetragen werden) unter die
Dinge/ so eines bösen Safftes sind/ hingegen aber Me-
laune und Kürbis unter die gutsäfftigen Gewächse gezeh-
let und aufgezeichnet hat. Und weil die Gersten kalter
und trockner Natur ist/ und weniger Nahrung gibt/ als
der Waitz/ als ist sie den schwachen Mägen/ welche die
Krafft starcke Sachen und Speisen zu digeriren nicht
haben/ wegen leichterer Concoction, sehr dienlich/ küh-
let auch die entzündte hitzige Leber/ hat dabey eine trock-
nende Eigenschafft/ die Schleim und Phlegmata zu
verzehren; ob aber die kleinere oder gröblicht-geneute
Gersten gesünder ist/ wollen wir denen Herren Medicis
auszudisputiren heimgeben/ wird nicht allein denen
Krancken in Fleischsuppen/ oder Butterbrühen/ sondern
auch den Gesunden in Milch nützlich und ergäbig für-
getragen.

Gersten mit Mandel-Milch zu einem Müslein ge-
sotten/ und mit ein wenig Zucker-Penidi süß gemacht/
ist eine heilsame Speis und Artzney (wie Tabernae-
montanus
lehret) in dem Seitenstechen/ Brustge-
schwer/ Lungensucht/ und allen hitzigen Gebrechen der
Brust und der Lungen.

Gerstenbrühlein mit wolgebeuteltem Gerstenmehl/
ohne Butter/ Schmaltz und Oel bereitet/ und gar wenig
gesaltzen/ dient wider die Geschwer des Magens; mit
frischer Milch aber ein Brühlein von reinem Gersten-
Mehl gesotten und zimlich gesaltzen/ dient wider die Ge-
[Spaltenumbruch] schwer der Nieren und Blasen/ und wider alle innerliche
Geschwer.

So ein Pferd anfängt zu husten/ so nimm zwey
Hand voll Gersten-Mehl/ Bohnen-Mehl und Wicken-
Mehl jedes ein Hand voll/ zertreibs in lauem Wasser/
und gibs dem Pferd zu trincken. Wer mehr von der
Gersten Nutzbarkeit zu wissen verlangt/ der besehe den
von D. Casp. Bauhino vermehrten Tabernaemonta-
num,
da wird er genug finden.

Der geneute Hirspreyn ist ein starckes sattsames
Essen/ und wiewol er harter Däuung ist/ gibt er doch
denen arbeitsamen Leuten gute Nahrung/ daher er für
das Gesind sehr wol und ergäbig zu brauchen/ auch für
die Tagwercker und Robbather; ist sonst kalt und trock-
ner Eigenschafft/ und stopffet den Leib/ ist kalt im ersten/
und trocken im dritten Grad/ doch mit einer subtilen sub-
stanz.
Hirsbrey mit Milch oder Fleischbrühe gekocht
und wol gesotten/ ist fast dienlich den Säugenden/ die
wässerige Milch haben/ es macht die Milch gut und
dick.

Antonius Guainerus, ein berühmter Artzt/ schreibt
in Cura Tertianae von einem Tranck/ den der H. Am-
brosius
gemacht und gebraucht/ und zu Meyland vielen
Leuten solle geholffen/ und das dreytägige Fieber vertrie-
ben haben/ der wird also gemacht: Nimm geschählten
oder geneuten Hirsen ein Pfund/ seud den in 3 Pfund
Wasser/ biß der Hirsen aufbreche und das Wasser fär-
be/ von diesem durchgesiegenen Tranck soltu einen zim-
lichen Trunck thun/ an dem Tag/ wann dich das Fieber
geschüttelt hat/ und sich die Hitz schier enden und nach-
lassen will/ darauf solt du dich wol decken und schwi-
tzen.

Und wiewol der Hirs unter die Bauren-Speisen
gezehlt wird/ hält man doch den so genannten Wachtel-
brey nicht minder für ein Herren-Essen/ wann er mit ab-
gestossenen Mandeln/ süsser Milch und Zucker/ gleich
einem Reise gekocht/ und mit fetten gebratenen Wach-
teln oben belegt wird. Wer mehr davon zu wissen ver-
langt/ besehe vorangezogenen Tabernaemontanum.

Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wird/ durch den geſchwornen Mehlmeſſer gemeſſen und
aufgeſchrieben werden/ bey gleichem Poͤnfall.
10. Dem Becken ſolle jederzeit nach hohen oder
ringem Wehrt das pretium alſo geſetzt/ darinnen ih-
me die Koſt/ Belohnung/ und was/ ſeinem Handwerck
nach/ darauf geht/ ſamt einem Chriſtlichen/ billichen
Gewinn/ nachgeſehen werden/ auch es bey Poͤnfall alſo
zu geben ſchuldig ſeyn/ und das Gewicht/ ſo ihm auf-
erlegt worden/ in Acht nehmen.
11. Von dem Gebaͤcke/ ſo ſie um den Lohn ba-
cken/ ſind ſie ſchuldig von 32 Pfund/ oder einem Strich
[Spaltenumbruch] Mehl/ Jedermaͤniglich 12 Laib Brod/ deren jeder 3
Pfund und 16 Loth/ wol und recht gebacken Brod/ zu er-
ſtatten. Wer aber Hof-Laiblein oder Roͤcklein wolte
backen laſſen/ dem muß er viertzig Pfund Gewicht von
32 Pfund Mehl geben.
Was weiter die Becken-Ordnung zwiſchen Mei-
ſter und Geſellen/ und wegen des Gewichts und der
Weiſſen anlangt/ hab ich/ weil es dem Hausvatter nichts
eintraͤgt/ allhier nicht melden/ ſondern den begierigen
Leſer zu denen gefertigten und gedruckten Becken-Ord-
nungen weiſen wollen.
Cap. XCIII.
Von gerollter oder geneuter Gerſten und Hirſen.
[Spaltenumbruch]

WJr haͤtten zwar hier vom Rocken- auch Ger-
ſten-Mehl und Gries Anregung thun ſollen;
weil aber deſſen im Dritten Buch allbereit ge-
dacht worden/ wollen wir hier ferner ſchreiten/ und
itzund von der gerollten Gerſten und Hirſen reden.

Die Gerſten betreffend/ verwundert ſich der alte D.
Carrichter/ weyland Kayſers Max. II. Hochloͤblichſter
Gedaͤchtnus weitberuͤhmter Hof-Medicus, in ſeiner
teutſchen Speiskammer nicht unbillich uͤber Cornelium
Celſum,
daß er die Gerſten (ſo doch den Krancken
nichts bequemers kan fuͤrgetragen werden) unter die
Dinge/ ſo eines boͤſen Safftes ſind/ hingegen aber Me-
laune und Kuͤrbis unter die gutſaͤfftigen Gewaͤchſe gezeh-
let und aufgezeichnet hat. Und weil die Gerſten kalter
und trockner Natur iſt/ und weniger Nahrung gibt/ als
der Waitz/ als iſt ſie den ſchwachen Maͤgen/ welche die
Krafft ſtarcke Sachen und Speiſen zu digeriren nicht
haben/ wegen leichterer Concoction, ſehr dienlich/ kuͤh-
let auch die entzuͤndte hitzige Leber/ hat dabey eine trock-
nende Eigenſchafft/ die Schleim und Phlegmata zu
verzehren; ob aber die kleinere oder groͤblicht-geneute
Gerſten geſuͤnder iſt/ wollen wir denen Herꝛen Medicis
auszudiſputiren heimgeben/ wird nicht allein denen
Krancken in Fleiſchſuppen/ oder Butterbruͤhen/ ſondern
auch den Geſunden in Milch nuͤtzlich und ergaͤbig fuͤr-
getragen.

Gerſten mit Mandel-Milch zu einem Muͤslein ge-
ſotten/ und mit ein wenig Zucker-Penidi ſuͤß gemacht/
iſt eine heilſame Speis und Artzney (wie Tabernæ-
montanus
lehret) in dem Seitenſtechen/ Bruſtge-
ſchwer/ Lungenſucht/ und allen hitzigen Gebrechen der
Bruſt und der Lungen.

Gerſtenbruͤhlein mit wolgebeuteltem Gerſtenmehl/
ohne Butter/ Schmaltz und Oel bereitet/ und gar wenig
geſaltzen/ dient wider die Geſchwer des Magens; mit
friſcher Milch aber ein Bruͤhlein von reinem Gerſten-
Mehl geſotten und zimlich geſaltzen/ dient wider die Ge-
[Spaltenumbruch] ſchwer der Nieren und Blaſen/ und wider alle innerliche
Geſchwer.

So ein Pferd anfaͤngt zu huſten/ ſo nimm zwey
Hand voll Gerſten-Mehl/ Bohnen-Mehl und Wicken-
Mehl jedes ein Hand voll/ zertreibs in lauem Waſſer/
und gibs dem Pferd zu trincken. Wer mehr von der
Gerſten Nutzbarkeit zu wiſſen verlangt/ der beſehe den
von D. Caſp. Bauhino vermehrten Tabernæmonta-
num,
da wird er genug finden.

Der geneute Hirspreyn iſt ein ſtarckes ſattſames
Eſſen/ und wiewol er harter Daͤuung iſt/ gibt er doch
denen arbeitſamen Leuten gute Nahrung/ daher er fuͤr
das Geſind ſehr wol und ergaͤbig zu brauchen/ auch fuͤr
die Tagwercker und Robbather; iſt ſonſt kalt und trock-
ner Eigenſchafft/ und ſtopffet den Leib/ iſt kalt im erſten/
und trocken im dritten Grad/ doch mit einer ſubtilen ſub-
ſtanz.
Hirsbrey mit Milch oder Fleiſchbruͤhe gekocht
und wol geſotten/ iſt faſt dienlich den Saͤugenden/ die
waͤſſerige Milch haben/ es macht die Milch gut und
dick.

Antonius Guainerus, ein beruͤhmter Artzt/ ſchreibt
in Curâ Tertianæ von einem Tranck/ den der H. Am-
broſius
gemacht und gebraucht/ und zu Meyland vielen
Leuten ſolle geholffen/ und das dreytaͤgige Fieber vertrie-
ben haben/ der wird alſo gemacht: Nimm geſchaͤhlten
oder geneuten Hirſen ein Pfund/ ſeud den in 3 Pfund
Waſſer/ biß der Hirſen aufbreche und das Waſſer faͤr-
be/ von dieſem durchgeſiegenen Tranck ſoltu einen zim-
lichen Trunck thun/ an dem Tag/ wann dich das Fieber
geſchuͤttelt hat/ und ſich die Hitz ſchier enden und nach-
laſſen will/ darauf ſolt du dich wol decken und ſchwi-
tzen.

Und wiewol der Hirs unter die Bauren-Speiſen
gezehlt wird/ haͤlt man doch den ſo genannten Wachtel-
brey nicht minder fuͤr ein Herren-Eſſen/ wann er mit ab-
geſtoſſenen Mandeln/ ſuͤſſer Milch und Zucker/ gleich
einem Reiſe gekocht/ und mit fetten gebratenen Wach-
teln oben belegt wird. Wer mehr davon zu wiſſen ver-
langt/ beſehe vorangezogenen Tabernæmontanum.

Cap.
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[100/0118] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens wird/ durch den geſchwornen Mehlmeſſer gemeſſen und aufgeſchrieben werden/ bey gleichem Poͤnfall. 10. Dem Becken ſolle jederzeit nach hohen oder ringem Wehrt das pretium alſo geſetzt/ darinnen ih- me die Koſt/ Belohnung/ und was/ ſeinem Handwerck nach/ darauf geht/ ſamt einem Chriſtlichen/ billichen Gewinn/ nachgeſehen werden/ auch es bey Poͤnfall alſo zu geben ſchuldig ſeyn/ und das Gewicht/ ſo ihm auf- erlegt worden/ in Acht nehmen. 11. Von dem Gebaͤcke/ ſo ſie um den Lohn ba- cken/ ſind ſie ſchuldig von 32 Pfund/ oder einem Strich Mehl/ Jedermaͤniglich 12 Laib Brod/ deren jeder 3 Pfund und 16 Loth/ wol und recht gebacken Brod/ zu er- ſtatten. Wer aber Hof-Laiblein oder Roͤcklein wolte backen laſſen/ dem muß er viertzig Pfund Gewicht von 32 Pfund Mehl geben. Was weiter die Becken-Ordnung zwiſchen Mei- ſter und Geſellen/ und wegen des Gewichts und der Weiſſen anlangt/ hab ich/ weil es dem Hausvatter nichts eintraͤgt/ allhier nicht melden/ ſondern den begierigen Leſer zu denen gefertigten und gedruckten Becken-Ord- nungen weiſen wollen. Cap. XCIII. Von gerollter oder geneuter Gerſten und Hirſen. WJr haͤtten zwar hier vom Rocken- auch Ger- ſten-Mehl und Gries Anregung thun ſollen; weil aber deſſen im Dritten Buch allbereit ge- dacht worden/ wollen wir hier ferner ſchreiten/ und itzund von der gerollten Gerſten und Hirſen reden. Die Gerſten betreffend/ verwundert ſich der alte D. Carrichter/ weyland Kayſers Max. II. Hochloͤblichſter Gedaͤchtnus weitberuͤhmter Hof-Medicus, in ſeiner teutſchen Speiskammer nicht unbillich uͤber Cornelium Celſum, daß er die Gerſten (ſo doch den Krancken nichts bequemers kan fuͤrgetragen werden) unter die Dinge/ ſo eines boͤſen Safftes ſind/ hingegen aber Me- laune und Kuͤrbis unter die gutſaͤfftigen Gewaͤchſe gezeh- let und aufgezeichnet hat. Und weil die Gerſten kalter und trockner Natur iſt/ und weniger Nahrung gibt/ als der Waitz/ als iſt ſie den ſchwachen Maͤgen/ welche die Krafft ſtarcke Sachen und Speiſen zu digeriren nicht haben/ wegen leichterer Concoction, ſehr dienlich/ kuͤh- let auch die entzuͤndte hitzige Leber/ hat dabey eine trock- nende Eigenſchafft/ die Schleim und Phlegmata zu verzehren; ob aber die kleinere oder groͤblicht-geneute Gerſten geſuͤnder iſt/ wollen wir denen Herꝛen Medicis auszudiſputiren heimgeben/ wird nicht allein denen Krancken in Fleiſchſuppen/ oder Butterbruͤhen/ ſondern auch den Geſunden in Milch nuͤtzlich und ergaͤbig fuͤr- getragen. Gerſten mit Mandel-Milch zu einem Muͤslein ge- ſotten/ und mit ein wenig Zucker-Penidi ſuͤß gemacht/ iſt eine heilſame Speis und Artzney (wie Tabernæ- montanus lehret) in dem Seitenſtechen/ Bruſtge- ſchwer/ Lungenſucht/ und allen hitzigen Gebrechen der Bruſt und der Lungen. Gerſtenbruͤhlein mit wolgebeuteltem Gerſtenmehl/ ohne Butter/ Schmaltz und Oel bereitet/ und gar wenig geſaltzen/ dient wider die Geſchwer des Magens; mit friſcher Milch aber ein Bruͤhlein von reinem Gerſten- Mehl geſotten und zimlich geſaltzen/ dient wider die Ge- ſchwer der Nieren und Blaſen/ und wider alle innerliche Geſchwer. So ein Pferd anfaͤngt zu huſten/ ſo nimm zwey Hand voll Gerſten-Mehl/ Bohnen-Mehl und Wicken- Mehl jedes ein Hand voll/ zertreibs in lauem Waſſer/ und gibs dem Pferd zu trincken. Wer mehr von der Gerſten Nutzbarkeit zu wiſſen verlangt/ der beſehe den von D. Caſp. Bauhino vermehrten Tabernæmonta- num, da wird er genug finden. Der geneute Hirspreyn iſt ein ſtarckes ſattſames Eſſen/ und wiewol er harter Daͤuung iſt/ gibt er doch denen arbeitſamen Leuten gute Nahrung/ daher er fuͤr das Geſind ſehr wol und ergaͤbig zu brauchen/ auch fuͤr die Tagwercker und Robbather; iſt ſonſt kalt und trock- ner Eigenſchafft/ und ſtopffet den Leib/ iſt kalt im erſten/ und trocken im dritten Grad/ doch mit einer ſubtilen ſub- ſtanz. Hirsbrey mit Milch oder Fleiſchbruͤhe gekocht und wol geſotten/ iſt faſt dienlich den Saͤugenden/ die waͤſſerige Milch haben/ es macht die Milch gut und dick. Antonius Guainerus, ein beruͤhmter Artzt/ ſchreibt in Curâ Tertianæ von einem Tranck/ den der H. Am- broſius gemacht und gebraucht/ und zu Meyland vielen Leuten ſolle geholffen/ und das dreytaͤgige Fieber vertrie- ben haben/ der wird alſo gemacht: Nimm geſchaͤhlten oder geneuten Hirſen ein Pfund/ ſeud den in 3 Pfund Waſſer/ biß der Hirſen aufbreche und das Waſſer faͤr- be/ von dieſem durchgeſiegenen Tranck ſoltu einen zim- lichen Trunck thun/ an dem Tag/ wann dich das Fieber geſchuͤttelt hat/ und ſich die Hitz ſchier enden und nach- laſſen will/ darauf ſolt du dich wol decken und ſchwi- tzen. Und wiewol der Hirs unter die Bauren-Speiſen gezehlt wird/ haͤlt man doch den ſo genannten Wachtel- brey nicht minder fuͤr ein Herren-Eſſen/ wann er mit ab- geſtoſſenen Mandeln/ ſuͤſſer Milch und Zucker/ gleich einem Reiſe gekocht/ und mit fetten gebratenen Wach- teln oben belegt wird. Wer mehr davon zu wiſſen ver- langt/ beſehe vorangezogenen Tabernæmontanum. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/118>, abgerufen am 23.04.2024.