Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] guten scharffen Wein-Essig/ einen Trunck/ lege sich
darauf zu Bette/ decke sich warm zu/ und schwitze/ so ge-
neset er.

Für das Seitenstecheu und Colicos dolores in ei-
nem Löffel voll Spiritus Vini, oder wann Hitz ist/ im
Rosenwasser eingenommen/ wann der Leib vorher ge-
bührlich eröffnet ist; Jtem kan man die weh-thuende
Seiten mit diesem Oel auswendig warm schmieren; Es
erweichet auch das erhartete Miltz/ dienet für die Gelb-
sucht/ mit ein wenig zerriebenem Saffran im Wein/
und für die Ruhr in einer warmen Fleischbrühe einge-
nommen; Es leget allerley Reissen/ Wehetagen und
Schmertzen/ es sey Gicht/ Hüfftwehe/ Lendenwehe/
Gliedsucht/ alle Species Podagrae, vertreibt mit samt
dem Schmertzen auch die Geschwulst und Röthe/ des
Tages drey-viermal oder öffter geschmiert; wo Hitz
[Spaltenumbruch] vorhanden ist/ mit ausgepresstem Lilien-Rosen-blau
Veyel-Oel/ geläutertem Lein- oder Nuß-Oel/ wo aber
keine Hitz dabey ist/ das Wachs-Oel für sich selbst al-
lein/ oder in Wachholder-Spica- oder Camillen-
Oel/ oder mit Spiritu Therebinthi oder Salis zu vermi-
schen.

Diß Oel stärcket die Nerven/ ungelencke/ erstarre-
te und contracte Glieder/ dient für die Kretzen/ zer-
schrundene Leffzen und Haut/ Frättigkeit des Leibs/ und
für die Schäden an heimlichen Orten; Jm Eyerklar
abgetrieben/ dienet es wider den Brand/ mit einer Haa-
nenfeder offt aufgestrichen; Jtem ist es gut für erfrör-
te Hände und Füsse/ bringt die verrenckten und zerschla-
genen Glieder wieder zu recht/ vertreibet das Schwin-
den/ und ist zu vielen andern Sachen gut/ wie in besagter
Medulla destillatoria nach der Länge zu finden.

Cap. LVII.
Vom Bienen-Recht.
[Spaltenumbruch]

DJeweil die Bienen zwar ein Eigenthum zu hal-
ten sind/ so lang sie bey ihrem Herrn/ in ihren
Wohnungen und Stöcken verharren/ so sind sie
doch/ wann sie schwärmen/ gen Holtz fliegen/ auf eines
andern Grund und Boden sich anlegen/ für wild und frey
zu halten/ daß sich derselbe darum anmassen darff/ wer
sie zu ersten findet. Werden gleichwol an unterschiedli-
chen Orten unterschiedene Gebräuche und Ordnungen
gehalten/ also daß dieses Falls nichts eigentliches fürzu-
schreiben/ sondern daß sich ein Jeder nach seines Landes-
Gewonheit dißfalls zu richten und zu reguliren hat; wie
dann in etlichen Ländern und Orten/ unter den Lands
Ordnungen auch die Bienen gefunden werden/ damit
unter der Nachbarschafft Zanck und Weitläufftig-
keit verhütet/ die Billigkeit beobachtet/ und Freund-
schafft und gutes Nachbarliches Vernehmen erhalten
werde.

An etlichen Orten ist der Brauch/ daß der gefunde-
ne Bienschwarm halb des Finders und halb des Grund-
herrens sey/ oder daß ihn einer von dem andern um ein
gewisses ablöset.

M. Höffler erzehlet/ daß an manchen Orten der
Gebrauch sey/ wann einem ein Bienschwarm hinweg
zeucht/ und er demselben mit Klang nachfolget/ da er
sich anlegt/ so giebt er dem Nachbarn ein Hausbacken-
Brod für den Schaden/ den er ihm am Baum und
Gras gethan/ fasset die Bienen/ und trägt sie hin/ wo-
hin er will.
2. An etlichen Orten ist der Brauch üblich/ daß
derjenige/ dem die Bienen entflogen/ dem andern/ auf
dessen Boden sie sich angelegt/ den ersten Schwarm da-
von/ ohn alle Entgeltung/ muß fassen lassen.
3. Pflegen auch etliche dergleichen Schwärme
[Spaltenumbruch] auf gleiche Beuten zu fassen/ und nachmals auch gleiche
Nutzung davon zu nehmen.
4. An etlichen Orten giebt derjenige/ dem die
Bienen zugezogen/ etwas von Geld/ das meiste zwölff
Groschen/ und behält den Schwarm gantz für sich/ und
ist in solchen Fällen/ was die Bienen betrifft/ am be-
sten/ man vergleiche sich in der Güte/ und thue seinem
Nächsten kein Unrecht/ gebrauche sich auch keines Be-
trugs/ oder Vortheilhafftigkeit/ weil die Erfahrung
giebt/ daß wenig Glück dabey zu hoffen und zu gewar-
ten.

Wo aber keine gewisse Lands-Ordnung dißfalls zu
finden/ und einer auf eines andern Grund und Boden
einen angelegten Bienschwarm schöpffen will/ so ist er
schuldig zu erweisen/ daß er ihm gewiß entflogen/ und
nicht eines andern gewesen sey/ kan er damit nicht auf-
kommen/ so verbleibt der Schwarm dessen eigen/ auf
dessen Eigenthum er lieget; zum Beweiß aber ist genug-
sam/ wann er damals in seinem Garten geklingelt/ und
solchem Schwarm biß zur Stelle nachgefolget habe;
wie auch L. naturalem 5. §. Pavonum. ff. de adquir.
rer. Dom
stehet: Apes Cicures ex diuturna consve-
tudine & assvefactione unius loci, avolare & revola-
re solitae, tamdiu nostrae sunt, quamdiu retinent ani-
mum & consvetudinem revertendi, quam si deposue-
rint, desinunt esse in potestate nostra, & fiunt occu-
pantium.
Das ist: Die Haus-Bienen die aus langer
Gewonheit eines Orts ab und zufliegen/ sind so lang un-
ser/ als ihr Gebrauch währet wieder heimzukehren/
wann dieser bey ihnen aufhöret/ so hören sie auch auf/
unser Eigenthum zu seyn/ und sind dessen/ der sie in seinen
Gewalt bekommet; so doch mit gewissen Bedingungen/
nach jedes Orts Gewonheit/ zu verstehen ist.

Jnhalt

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] guten ſcharffen Wein-Eſſig/ einen Trunck/ lege ſich
darauf zu Bette/ decke ſich warm zu/ und ſchwitze/ ſo ge-
neſet er.

Fuͤr das Seitenſtecheu und Colicos dolores in ei-
nem Loͤffel voll Spiritus Vini, oder wann Hitz iſt/ im
Roſenwaſſer eingenommen/ wann der Leib vorher ge-
buͤhrlich eroͤffnet iſt; Jtem kan man die weh-thuende
Seiten mit dieſem Oel auswendig warm ſchmieren; Es
erweichet auch das erhartete Miltz/ dienet fuͤr die Gelb-
ſucht/ mit ein wenig zerriebenem Saffran im Wein/
und fuͤr die Ruhr in einer warmen Fleiſchbruͤhe einge-
nommen; Es leget allerley Reiſſen/ Wehetagen und
Schmertzen/ es ſey Gicht/ Huͤfftwehe/ Lendenwehe/
Gliedſucht/ alle Species Podagræ, vertreibt mit ſamt
dem Schmertzen auch die Geſchwulſt und Roͤthe/ des
Tages drey-viermal oder oͤffter geſchmiert; wo Hitz
[Spaltenumbruch] vorhanden iſt/ mit ausgepreſſtem Lilien-Roſen-blau
Veyel-Oel/ gelaͤutertem Lein- oder Nuß-Oel/ wo aber
keine Hitz dabey iſt/ das Wachs-Oel fuͤr ſich ſelbſt al-
lein/ oder in Wachholder-Spica- oder Camillen-
Oel/ oder mit Spiritu Therebinthi oder Salis zu vermi-
ſchen.

Diß Oel ſtaͤrcket die Nerven/ ungelencke/ erſtarre-
te und contracte Glieder/ dient fuͤr die Kretzen/ zer-
ſchrundene Leffzen und Haut/ Fraͤttigkeit des Leibs/ und
fuͤr die Schaͤden an heimlichen Orten; Jm Eyerklar
abgetrieben/ dienet es wider den Brand/ mit einer Haa-
nenfeder offt aufgeſtrichen; Jtem iſt es gut fuͤr erfroͤr-
te Haͤnde und Fuͤſſe/ bringt die verrenckten und zerſchla-
genen Glieder wieder zu recht/ vertreibet das Schwin-
den/ und iſt zu vielen andern Sachen gut/ wie in beſagter
Medullâ deſtillatoriâ nach der Laͤnge zu finden.

Cap. LVII.
Vom Bienen-Recht.
[Spaltenumbruch]

DJeweil die Bienen zwar ein Eigenthum zu hal-
ten ſind/ ſo lang ſie bey ihrem Herrn/ in ihren
Wohnungen und Stoͤcken verharren/ ſo ſind ſie
doch/ wann ſie ſchwaͤrmen/ gen Holtz fliegen/ auf eines
andern Grund und Boden ſich anlegen/ fuͤr wild und frey
zu halten/ daß ſich derſelbe darum anmaſſen darff/ wer
ſie zu erſten findet. Werden gleichwol an unterſchiedli-
chen Orten unterſchiedene Gebraͤuche und Ordnungen
gehalten/ alſo daß dieſes Falls nichts eigentliches fuͤrzu-
ſchreiben/ ſondern daß ſich ein Jeder nach ſeines Landes-
Gewonheit dißfalls zu richten und zu reguliren hat; wie
dann in etlichen Laͤndern und Orten/ unter den Lands
Ordnungen auch die Bienen gefunden werden/ damit
unter der Nachbarſchafft Zanck und Weitlaͤufftig-
keit verhuͤtet/ die Billigkeit beobachtet/ und Freund-
ſchafft und gutes Nachbarliches Vernehmen erhalten
werde.

An etlichen Orten iſt der Brauch/ daß der gefunde-
ne Bienſchwarm halb des Finders und halb des Grund-
herrens ſey/ oder daß ihn einer von dem andern um ein
gewiſſes abloͤſet.

M. Hoͤffler erzehlet/ daß an manchen Orten der
Gebrauch ſey/ wann einem ein Bienſchwarm hinweg
zeucht/ und er demſelben mit Klang nachfolget/ da er
ſich anlegt/ ſo giebt er dem Nachbarn ein Hausbacken-
Brod fuͤr den Schaden/ den er ihm am Baum und
Gras gethan/ faſſet die Bienen/ und traͤgt ſie hin/ wo-
hin er will.
2. An etlichen Orten iſt der Brauch uͤblich/ daß
derjenige/ dem die Bienen entflogen/ dem andern/ auf
deſſen Boden ſie ſich angelegt/ den erſten Schwarm da-
von/ ohn alle Entgeltung/ muß faſſen laſſen.
3. Pflegen auch etliche dergleichen Schwaͤrme
[Spaltenumbruch] auf gleiche Beuten zu faſſen/ und nachmals auch gleiche
Nutzung davon zu nehmen.
4. An etlichen Orten giebt derjenige/ dem die
Bienen zugezogen/ etwas von Geld/ das meiſte zwoͤlff
Groſchen/ und behaͤlt den Schwarm gantz fuͤr ſich/ und
iſt in ſolchen Faͤllen/ was die Bienen betrifft/ am be-
ſten/ man vergleiche ſich in der Guͤte/ und thue ſeinem
Naͤchſten kein Unrecht/ gebrauche ſich auch keines Be-
trugs/ oder Vortheilhafftigkeit/ weil die Erfahrung
giebt/ daß wenig Gluͤck dabey zu hoffen und zu gewar-
ten.

Wo aber keine gewiſſe Lands-Ordnung dißfalls zu
finden/ und einer auf eines andern Grund und Boden
einen angelegten Bienſchwarm ſchoͤpffen will/ ſo iſt er
ſchuldig zu erweiſen/ daß er ihm gewiß entflogen/ und
nicht eines andern geweſen ſey/ kan er damit nicht auf-
kommen/ ſo verbleibt der Schwarm deſſen eigen/ auf
deſſen Eigenthum er lieget; zum Beweiß aber iſt genug-
ſam/ wann er damals in ſeinem Garten geklingelt/ und
ſolchem Schwarm biß zur Stelle nachgefolget habe;
wie auch L. naturalem 5. §. Pavonum. ff. de adquir.
rer. Dom
ſtehet: Apes Cicures ex diuturnâ conſve-
tudine & aſſvefactione unius loci, avolare & revola-
re ſolitæ, tamdiu noſtræ ſunt, quamdiu retinent ani-
mum & conſvetudinem revertendi, quam ſi depoſue-
rint, deſinunt eſſe in poteſtate noſtrâ, & fiunt occu-
pantium.
Das iſt: Die Haus-Bienen die aus langer
Gewonheit eines Orts ab und zufliegen/ ſind ſo lang un-
ſer/ als ihr Gebrauch waͤhret wieder heimzukehren/
wann dieſer bey ihnen aufhoͤret/ ſo hoͤren ſie auch auf/
unſer Eigenthum zu ſeyn/ und ſind deſſen/ der ſie in ſeinen
Gewalt bekommet; ſo doch mit gewiſſen Bedingungen/
nach jedes Orts Gewonheit/ zu verſtehen iſt.

Jnhalt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0422" n="404"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi></fw><lb/><cb/>
guten &#x017F;charffen Wein-E&#x017F;&#x017F;ig/ einen Trunck/ lege &#x017F;ich<lb/>
darauf zu Bette/ decke &#x017F;ich warm zu/ und &#x017F;chwitze/ &#x017F;o ge-<lb/>
ne&#x017F;et er.</p><lb/>
            <p>Fu&#x0364;r das Seiten&#x017F;techeu und <hi rendition="#aq">Colicos dolores</hi> in ei-<lb/>
nem Lo&#x0364;ffel voll <hi rendition="#aq">Spiritus Vini,</hi> oder wann Hitz i&#x017F;t/ im<lb/>
Ro&#x017F;enwa&#x017F;&#x017F;er eingenommen/ wann der Leib vorher ge-<lb/>
bu&#x0364;hrlich ero&#x0364;ffnet i&#x017F;t; Jtem kan man die weh-thuende<lb/>
Seiten mit die&#x017F;em Oel auswendig warm &#x017F;chmieren; Es<lb/>
erweichet auch das erhartete Miltz/ dienet fu&#x0364;r die Gelb-<lb/>
&#x017F;ucht/ mit ein wenig zerriebenem Saffran im Wein/<lb/>
und fu&#x0364;r die Ruhr in einer warmen Flei&#x017F;chbru&#x0364;he einge-<lb/>
nommen; Es leget allerley Rei&#x017F;&#x017F;en/ Wehetagen und<lb/>
Schmertzen/ es &#x017F;ey Gicht/ Hu&#x0364;fftwehe/ Lendenwehe/<lb/>
Glied&#x017F;ucht/ alle <hi rendition="#aq">Species Podagræ,</hi> vertreibt mit &#x017F;amt<lb/>
dem Schmertzen auch die Ge&#x017F;chwul&#x017F;t und Ro&#x0364;the/ des<lb/>
Tages drey-viermal oder o&#x0364;ffter ge&#x017F;chmiert; wo Hitz<lb/><cb/>
vorhanden i&#x017F;t/ mit ausgepre&#x017F;&#x017F;tem Lilien-Ro&#x017F;en-blau<lb/>
Veyel-Oel/ gela&#x0364;utertem Lein- oder Nuß-Oel/ wo aber<lb/>
keine Hitz dabey i&#x017F;t/ das Wachs-Oel fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t al-<lb/>
lein/ oder in Wachholder-Spica- oder Camillen-<lb/>
Oel/ oder mit <hi rendition="#aq">Spiritu Therebinthi</hi> oder <hi rendition="#aq">Salis</hi> zu vermi-<lb/>
&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p>Diß Oel &#x017F;ta&#x0364;rcket die Nerven/ ungelencke/ er&#x017F;tarre-<lb/>
te und <hi rendition="#aq">contracte</hi> Glieder/ dient fu&#x0364;r die Kretzen/ zer-<lb/>
&#x017F;chrundene Leffzen und Haut/ Fra&#x0364;ttigkeit des Leibs/ und<lb/>
fu&#x0364;r die Scha&#x0364;den an heimlichen Orten; Jm Eyerklar<lb/>
abgetrieben/ dienet es wider den Brand/ mit einer Haa-<lb/>
nenfeder offt aufge&#x017F;trichen; Jtem i&#x017F;t es gut fu&#x0364;r erfro&#x0364;r-<lb/>
te Ha&#x0364;nde und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ bringt die verrenckten und zer&#x017F;chla-<lb/>
genen Glieder wieder zu recht/ vertreibet das Schwin-<lb/>
den/ und i&#x017F;t zu vielen andern Sachen gut/ wie in be&#x017F;agter<lb/><hi rendition="#aq">Medullâ de&#x017F;tillatoriâ</hi> nach der La&#x0364;nge zu finden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LVII.</hi></hi><lb/>
Vom Bienen-Recht.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Jeweil die Bienen zwar ein Eigenthum zu hal-<lb/>
ten &#x017F;ind/ &#x017F;o lang &#x017F;ie bey ihrem Herrn/ in ihren<lb/>
Wohnungen und Sto&#x0364;cken verharren/ &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
doch/ wann &#x017F;ie &#x017F;chwa&#x0364;rmen/ gen Holtz fliegen/ auf eines<lb/>
andern Grund und Boden &#x017F;ich anlegen/ fu&#x0364;r wild und frey<lb/>
zu halten/ daß &#x017F;ich der&#x017F;elbe darum anma&#x017F;&#x017F;en darff/ wer<lb/>
&#x017F;ie zu er&#x017F;ten findet. Werden gleichwol an unter&#x017F;chiedli-<lb/>
chen Orten unter&#x017F;chiedene Gebra&#x0364;uche und Ordnungen<lb/>
gehalten/ al&#x017F;o daß die&#x017F;es Falls nichts eigentliches fu&#x0364;rzu-<lb/>
&#x017F;chreiben/ &#x017F;ondern daß &#x017F;ich ein Jeder nach &#x017F;eines Landes-<lb/>
Gewonheit dißfalls zu richten und zu <hi rendition="#aq">reguli</hi>ren hat; wie<lb/>
dann in etlichen La&#x0364;ndern und Orten/ unter den Lands<lb/>
Ordnungen auch die Bienen gefunden werden/ damit<lb/>
unter der Nachbar&#x017F;chafft Zanck und Weitla&#x0364;ufftig-<lb/>
keit verhu&#x0364;tet/ die Billigkeit beobachtet/ und Freund-<lb/>
&#x017F;chafft und gutes Nachbarliches Vernehmen erhalten<lb/>
werde.</p><lb/>
            <p>An etlichen Orten i&#x017F;t der Brauch/ daß der gefunde-<lb/>
ne Bien&#x017F;chwarm halb des Finders und halb des Grund-<lb/>
herrens &#x017F;ey/ oder daß ihn einer von dem andern um ein<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;es ablo&#x0364;&#x017F;et.</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">M.</hi> Ho&#x0364;ffler erzehlet/ daß an manchen Orten der<lb/>
Gebrauch &#x017F;ey/ wann einem ein Bien&#x017F;chwarm hinweg<lb/>
zeucht/ und er dem&#x017F;elben mit Klang nachfolget/ da er<lb/>
&#x017F;ich anlegt/ &#x017F;o giebt er dem Nachbarn ein Hausbacken-<lb/>
Brod fu&#x0364;r den Schaden/ den er ihm am Baum und<lb/>
Gras gethan/ fa&#x017F;&#x017F;et die Bienen/ und tra&#x0364;gt &#x017F;ie hin/ wo-<lb/>
hin er will.</item><lb/>
              <item>2. An etlichen Orten i&#x017F;t der Brauch u&#x0364;blich/ daß<lb/>
derjenige/ dem die Bienen entflogen/ dem andern/ auf<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Boden &#x017F;ie &#x017F;ich angelegt/ den er&#x017F;ten Schwarm da-<lb/>
von/ ohn alle Entgeltung/ muß fa&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/>
              <item>3. Pflegen auch etliche dergleichen Schwa&#x0364;rme<lb/><cb/>
auf gleiche Beuten zu fa&#x017F;&#x017F;en/ und nachmals auch gleiche<lb/>
Nutzung davon zu nehmen.</item><lb/>
              <item>4. An etlichen Orten giebt derjenige/ dem die<lb/>
Bienen zugezogen/ etwas von Geld/ das mei&#x017F;te zwo&#x0364;lff<lb/>
Gro&#x017F;chen/ und beha&#x0364;lt den Schwarm gantz fu&#x0364;r &#x017F;ich/ und<lb/>
i&#x017F;t in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen/ was die Bienen betrifft/ am be-<lb/>
&#x017F;ten/ man vergleiche &#x017F;ich in der Gu&#x0364;te/ und thue &#x017F;einem<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;ten kein Unrecht/ gebrauche &#x017F;ich auch keines Be-<lb/>
trugs/ oder Vortheilhafftigkeit/ weil die Erfahrung<lb/>
giebt/ daß wenig Glu&#x0364;ck dabey zu hoffen und zu gewar-<lb/>
ten.</item>
            </list><lb/>
            <p>Wo aber keine gewi&#x017F;&#x017F;e Lands-Ordnung dißfalls zu<lb/>
finden/ und einer auf eines andern Grund und Boden<lb/>
einen angelegten Bien&#x017F;chwarm &#x017F;cho&#x0364;pffen will/ &#x017F;o i&#x017F;t er<lb/>
&#x017F;chuldig zu erwei&#x017F;en/ daß er ihm gewiß entflogen/ und<lb/>
nicht eines andern gewe&#x017F;en &#x017F;ey/ kan er damit nicht auf-<lb/>
kommen/ &#x017F;o verbleibt der Schwarm de&#x017F;&#x017F;en eigen/ auf<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Eigenthum er lieget; zum Beweiß aber i&#x017F;t genug-<lb/>
&#x017F;am/ wann er damals in &#x017F;einem Garten geklingelt/ und<lb/>
&#x017F;olchem Schwarm biß zur Stelle nachgefolget habe;<lb/>
wie auch <hi rendition="#aq">L. naturalem 5. §. Pavonum. ff. de adquir.<lb/>
rer. Dom</hi> &#x017F;tehet: <hi rendition="#aq">Apes Cicures ex diuturnâ con&#x017F;ve-<lb/>
tudine &amp; a&#x017F;&#x017F;vefactione unius loci, avolare &amp; revola-<lb/>
re &#x017F;olitæ, tamdiu no&#x017F;træ &#x017F;unt, quamdiu retinent ani-<lb/>
mum &amp; con&#x017F;vetudinem revertendi, quam &#x017F;i depo&#x017F;ue-<lb/>
rint, de&#x017F;inunt e&#x017F;&#x017F;e in pote&#x017F;tate no&#x017F;trâ, &amp; fiunt occu-<lb/>
pantium.</hi> Das i&#x017F;t: Die Haus-Bienen die aus langer<lb/>
Gewonheit eines Orts ab und zufliegen/ &#x017F;ind &#x017F;o lang un-<lb/>
&#x017F;er/ als ihr Gebrauch wa&#x0364;hret wieder heimzukehren/<lb/>
wann die&#x017F;er bey ihnen aufho&#x0364;ret/ &#x017F;o ho&#x0364;ren &#x017F;ie auch auf/<lb/>
un&#x017F;er Eigenthum zu &#x017F;eyn/ und &#x017F;ind de&#x017F;&#x017F;en/ der &#x017F;ie in &#x017F;einen<lb/>
Gewalt bekommet; &#x017F;o doch mit gewi&#x017F;&#x017F;en Bedingungen/<lb/>
nach jedes Orts Gewonheit/ zu ver&#x017F;tehen i&#x017F;t.</p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Jnhalt</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[404/0422] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens guten ſcharffen Wein-Eſſig/ einen Trunck/ lege ſich darauf zu Bette/ decke ſich warm zu/ und ſchwitze/ ſo ge- neſet er. Fuͤr das Seitenſtecheu und Colicos dolores in ei- nem Loͤffel voll Spiritus Vini, oder wann Hitz iſt/ im Roſenwaſſer eingenommen/ wann der Leib vorher ge- buͤhrlich eroͤffnet iſt; Jtem kan man die weh-thuende Seiten mit dieſem Oel auswendig warm ſchmieren; Es erweichet auch das erhartete Miltz/ dienet fuͤr die Gelb- ſucht/ mit ein wenig zerriebenem Saffran im Wein/ und fuͤr die Ruhr in einer warmen Fleiſchbruͤhe einge- nommen; Es leget allerley Reiſſen/ Wehetagen und Schmertzen/ es ſey Gicht/ Huͤfftwehe/ Lendenwehe/ Gliedſucht/ alle Species Podagræ, vertreibt mit ſamt dem Schmertzen auch die Geſchwulſt und Roͤthe/ des Tages drey-viermal oder oͤffter geſchmiert; wo Hitz vorhanden iſt/ mit ausgepreſſtem Lilien-Roſen-blau Veyel-Oel/ gelaͤutertem Lein- oder Nuß-Oel/ wo aber keine Hitz dabey iſt/ das Wachs-Oel fuͤr ſich ſelbſt al- lein/ oder in Wachholder-Spica- oder Camillen- Oel/ oder mit Spiritu Therebinthi oder Salis zu vermi- ſchen. Diß Oel ſtaͤrcket die Nerven/ ungelencke/ erſtarre- te und contracte Glieder/ dient fuͤr die Kretzen/ zer- ſchrundene Leffzen und Haut/ Fraͤttigkeit des Leibs/ und fuͤr die Schaͤden an heimlichen Orten; Jm Eyerklar abgetrieben/ dienet es wider den Brand/ mit einer Haa- nenfeder offt aufgeſtrichen; Jtem iſt es gut fuͤr erfroͤr- te Haͤnde und Fuͤſſe/ bringt die verrenckten und zerſchla- genen Glieder wieder zu recht/ vertreibet das Schwin- den/ und iſt zu vielen andern Sachen gut/ wie in beſagter Medullâ deſtillatoriâ nach der Laͤnge zu finden. Cap. LVII. Vom Bienen-Recht. DJeweil die Bienen zwar ein Eigenthum zu hal- ten ſind/ ſo lang ſie bey ihrem Herrn/ in ihren Wohnungen und Stoͤcken verharren/ ſo ſind ſie doch/ wann ſie ſchwaͤrmen/ gen Holtz fliegen/ auf eines andern Grund und Boden ſich anlegen/ fuͤr wild und frey zu halten/ daß ſich derſelbe darum anmaſſen darff/ wer ſie zu erſten findet. Werden gleichwol an unterſchiedli- chen Orten unterſchiedene Gebraͤuche und Ordnungen gehalten/ alſo daß dieſes Falls nichts eigentliches fuͤrzu- ſchreiben/ ſondern daß ſich ein Jeder nach ſeines Landes- Gewonheit dißfalls zu richten und zu reguliren hat; wie dann in etlichen Laͤndern und Orten/ unter den Lands Ordnungen auch die Bienen gefunden werden/ damit unter der Nachbarſchafft Zanck und Weitlaͤufftig- keit verhuͤtet/ die Billigkeit beobachtet/ und Freund- ſchafft und gutes Nachbarliches Vernehmen erhalten werde. An etlichen Orten iſt der Brauch/ daß der gefunde- ne Bienſchwarm halb des Finders und halb des Grund- herrens ſey/ oder daß ihn einer von dem andern um ein gewiſſes abloͤſet. M. Hoͤffler erzehlet/ daß an manchen Orten der Gebrauch ſey/ wann einem ein Bienſchwarm hinweg zeucht/ und er demſelben mit Klang nachfolget/ da er ſich anlegt/ ſo giebt er dem Nachbarn ein Hausbacken- Brod fuͤr den Schaden/ den er ihm am Baum und Gras gethan/ faſſet die Bienen/ und traͤgt ſie hin/ wo- hin er will. 2. An etlichen Orten iſt der Brauch uͤblich/ daß derjenige/ dem die Bienen entflogen/ dem andern/ auf deſſen Boden ſie ſich angelegt/ den erſten Schwarm da- von/ ohn alle Entgeltung/ muß faſſen laſſen. 3. Pflegen auch etliche dergleichen Schwaͤrme auf gleiche Beuten zu faſſen/ und nachmals auch gleiche Nutzung davon zu nehmen. 4. An etlichen Orten giebt derjenige/ dem die Bienen zugezogen/ etwas von Geld/ das meiſte zwoͤlff Groſchen/ und behaͤlt den Schwarm gantz fuͤr ſich/ und iſt in ſolchen Faͤllen/ was die Bienen betrifft/ am be- ſten/ man vergleiche ſich in der Guͤte/ und thue ſeinem Naͤchſten kein Unrecht/ gebrauche ſich auch keines Be- trugs/ oder Vortheilhafftigkeit/ weil die Erfahrung giebt/ daß wenig Gluͤck dabey zu hoffen und zu gewar- ten. Wo aber keine gewiſſe Lands-Ordnung dißfalls zu finden/ und einer auf eines andern Grund und Boden einen angelegten Bienſchwarm ſchoͤpffen will/ ſo iſt er ſchuldig zu erweiſen/ daß er ihm gewiß entflogen/ und nicht eines andern geweſen ſey/ kan er damit nicht auf- kommen/ ſo verbleibt der Schwarm deſſen eigen/ auf deſſen Eigenthum er lieget; zum Beweiß aber iſt genug- ſam/ wann er damals in ſeinem Garten geklingelt/ und ſolchem Schwarm biß zur Stelle nachgefolget habe; wie auch L. naturalem 5. §. Pavonum. ff. de adquir. rer. Dom ſtehet: Apes Cicures ex diuturnâ conſve- tudine & aſſvefactione unius loci, avolare & revola- re ſolitæ, tamdiu noſtræ ſunt, quamdiu retinent ani- mum & conſvetudinem revertendi, quam ſi depoſue- rint, deſinunt eſſe in poteſtate noſtrâ, & fiunt occu- pantium. Das iſt: Die Haus-Bienen die aus langer Gewonheit eines Orts ab und zufliegen/ ſind ſo lang un- ſer/ als ihr Gebrauch waͤhret wieder heimzukehren/ wann dieſer bey ihnen aufhoͤret/ ſo hoͤren ſie auch auf/ unſer Eigenthum zu ſeyn/ und ſind deſſen/ der ſie in ſeinen Gewalt bekommet; ſo doch mit gewiſſen Bedingungen/ nach jedes Orts Gewonheit/ zu verſtehen iſt. Jnhalt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/422
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/422>, abgerufen am 18.04.2024.