Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Zehenden Buchs Andrer Theil/ Seidenwürme.
[Spaltenumbruch]

Wann man will/ daß die Bäume etwas früher aus-
treiben/ muß man im Februario kleinen Mist an die
Wurtzen (doch nicht gar daran) im Neumonden legen/
und mit laulichten/ nicht warmen/ viel weniger kaltem
Wasser begiessen/ diß soll bey schönem stillen Wetter
und warmen Sonnenschein verrichtet werden/ auch muß
man die Rinden an den Aesten nicht abstreiffen/ noch die
Aeste zerstossen oder verletzen/ bricht aber ohngefähr aus
übersehen ein Aestlein/ muß mans mit einem Schneid-
messer glatt abschneiden.

Die Bäume vom übrigen Laube zu entladen (sagt
der Französische Author) soll man mit einem Schnitt-
messer auf die Bäume steigen/ und so weit man wol kan
beykommen/ alle Sprößlinge so von innen am Baum
wachsen/ hinweg schneiden/ und den Baum davon säu-
bern/ die beste Zeit ist der Martius, im abnehmenden
Monden/ bey schönem stillen Wetter/ ehe die Maul-
[Spaltenumbruch] beerbäume Ausschlag-Botzen bekommen; will man a-
ber warten/ biß Ende des Maij oder in den Junium, so
kan man zugleich auch das Laub nutzen und den Seiden-
würmern zur Speise gebrauchen/ welches an Orten/ wo
man wenig Laub hat/ wol zu beobachten. Alle drey Jahr
die Maulbeerbäume stümmlen wie die Felber/ verderbt
den Baum/ daß man das Laub lang nicht geniessen kan/
und macht darzu den Baum selbst desto eher zu Grunde
gehen. So zwar die alten Oeconomi, Augustino Gal-
lo
und Herr de Serres nicht gewust/ sondern geglaubt/
man müsse alle drey Jahr die Bäume stümmlen/ biß sie
von den Sicilianern erfahren haben/ daß keine grössere
Thorheit sey/ als grosse erwachsene Bäume/ und noch
ärger/ einen alten Maulbeerbaum zu stutzen; also bleibt
das Sprichwort wahr/ Posteriores cogitationes sa-
pientiores,
gute Gedancken/ und hinckende Pferde
kommen hinten nach.

Cap. XIV.
Von der Seidenwürm Natur.
[Spaltenumbruch]

JN der Landschafft Taprobana sollen die Seiden-
würme von sich selbst ihre Seiden hin und wieder
an die Bäume anhencken/ die hernach von den
Jnnwohnern/ als wie andere Baumfrüchte abgelesen/
und zu ihren Nutzen verwendet werden/ daselbst legen sie
auch ihre Eyer an. Die Blätter/ die hernach von der
Sonnen Wärme ausgebrütet/ und wieder zu frischen
Seidenspinnerinnen werden; das glückselige Clima
aber daselbst ist an diesem Ursach. Jn unsern Ländern
gehöret mehr Sorgfalt und Fleiß darzu/ welche doch
gleichwol von dem mercklich-darauf folgenden Nutzen reich-
lich ersetzt und vergolten werden. Und schreibt der ge-
lehrte Jonston, die Natur habe/ an diesem Insecto so viel
Kunststück erwiesen/ daß es unmöglich sey/ alles zu fas-
sen/ und ob zwar viel davon geschrieben werde/ bleibe
doch noch viel zuruck. Man betrachte gleich seine wun-
dersame Begräbnis in dem seidenen Mausolaeo, seine
seltsame Auferstehung zum Leben; seine schöne Verän-
derung in eine geflügelte Bienenfalter; aus einem krie-
chenden Würmlein/ seine artliche Vermählung; die
hinterlassenen Eyerlein/ oder das Sämlein/ so nach sei-
nem Tod allein zu Verneuerung dieses Geschlechtes ü-
berbleiben/ die künstliche Ausbrütung/ sorgfältige Nah-
rung/ mancherley Veränderungen ihrer Zustände/ der
ordentliche Schlaff/ indem die Nahrung in einem sub-
tilen Faden digerirt und verdäuet wird/ das überkünst-
liche Spinnen/ und Einwicklung des gantzen Leibes in
die Seidenhäuslein; so hat man allenthalben reichen
Anlaß die Göttliche allweise Allmacht und Fürsichtig-
keit zu bewundern.

Etliche wollen/ das gantze Leiblein dieses nutzbaren
Thierleins/ sey von sieben in einander gegliederten Rin-
geln eingetheilt/ mit kleinen Mackeln besprenget/ theils
sind liechtgelber/ theils weißlichter und theils wie Aschen-
färbicht/ sie haben 14 Füsse/ und über den Rucken/ ha-
ben sie einen flachen geraden dunckeln Strich. Die Au-
gen scheinen seyn subtile/ kleine/ schmale/ schwartze
Strichlein/ die nach der Zwerch oder Schlemms stehen/
einen in Zweiffel setzen/ obs Augen oder nur schwartze
Strichlein sind. Er wird viermal gespeiset/ viermal ent-
[Spaltenumbruch] schläfft er/ viermal verwirret er seine Haut/ biß er endlich/
nachdem er sich satt gefressen/ durch seine glänzende Haut
Anzeigung giebt/ welcher Farbe seine Seiden erscheinen
werde/ dann begehret er in die Höhe/ und hängt seine
Seiden erstlich an die Aeste der Gesträuche/ die man
ihm zu diesem Ende vorbereitet/ denn verschliesst er sich
in ein ablängicht/ Eyformiges oder rundelichtes/ gelbes/
grünes oder weisses Häuslein.

Die Jungen/ wann sie erst ausgebrütet worden/
sind rauch/ und haben eine schwärtzlichte Farb/ die sie/
wann sie zum erstenmal häutlen/ in liechtere Farbe ver-
kehren/ und an der Brust sind sie weiß und klänzig/ end-
lich werden sie gantz weiß und glatt/ mit Bleyfärbigen
Flecken/ doch etliche liechter/ etliche dunckler; das Männ-
lein ist etwas dünner und härter; das Weiblein dicker/
weicher und weißlichter. An den Augen kennet man
auch Weiblein und Männlein voneinander; diese haben
einen starcken schwartzen Strich/ die Weiblein aber
subtiler/ wie ein Härlein. Die Würm selbst sind nicht ein-
färbig; theils sind weiß/ und diese hält man für die be-
sten; theils aber grau und gelb/ auch etliche schwärtz-
licht.

Das Laub fressen sie/ und machen wie einen runden
Circkel darinnen; an ihrem Rucken spühret man/ wie die
Puls die sich auf und nieder beweget.

Es mögen die Seidenwürme das öfftere Uberlauf-
fen der Menschen (wie Herr Isnard meldet) wol gedul-
ten/ ingleichen auch Feuer und Rauch/ wann es nicht gar zu
nahend/ ohne Schaden leiden; hingegen ist ihnen der
Glockenklang/ Donnern und Gepolder der fahrenden
Wägen zuwider/ wie auch Vida lib. 2. meldet:

Arce etiam strepitus, cantu cava cornua rauco
Fistulaque horribili procul absit ahenea Bombo,
Tympanaque & voces ludentis comprime pubis,
Invalidas saepe exanimat leve murmur alumnas.

Wer eigentlich wissen will/ wie die Seidenwürme
inwendig und auswendig beschaffen/ der besehe nach der
Länge D. Andreae Libavii, eines gelehrten Medici, hi-
storische Beschreibung der Seidenwürme/ die er Anno
1599 zu Rotenburg an der Tauber mit grossen Fleiß

künst
Zehenden Buchs Andrer Theil/ Seidenwuͤrme.
[Spaltenumbruch]

Wann man will/ daß die Baͤume etwas fruͤher aus-
treiben/ muß man im Februario kleinen Miſt an die
Wurtzen (doch nicht gar daran) im Neumonden legen/
und mit laulichten/ nicht warmen/ viel weniger kaltem
Waſſer begieſſen/ diß ſoll bey ſchoͤnem ſtillen Wetter
und warmen Sonnenſchein verrichtet werden/ auch muß
man die Rinden an den Aeſten nicht abſtreiffen/ noch die
Aeſte zerſtoſſen oder verletzen/ bricht aber ohngefaͤhr aus
uͤberſehen ein Aeſtlein/ muß mans mit einem Schneid-
meſſer glatt abſchneiden.

Die Baͤume vom uͤbrigen Laube zu entladen (ſagt
der Franzoͤſiſche Author) ſoll man mit einem Schnitt-
meſſer auf die Baͤume ſteigen/ und ſo weit man wol kan
beykommen/ alle Sproͤßlinge ſo von innen am Baum
wachſen/ hinweg ſchneiden/ und den Baum davon ſaͤu-
bern/ die beſte Zeit iſt der Martius, im abnehmenden
Monden/ bey ſchoͤnem ſtillen Wetter/ ehe die Maul-
[Spaltenumbruch] beerbaͤume Ausſchlag-Botzen bekommen; will man a-
ber warten/ biß Ende des Maij oder in den Junium, ſo
kan man zugleich auch das Laub nutzen und den Seiden-
wuͤrmern zur Speiſe gebrauchen/ welches an Orten/ wo
man wenig Laub hat/ wol zu beobachten. Alle drey Jahr
die Maulbeerbaͤume ſtuͤmmlen wie die Felber/ verderbt
den Baum/ daß man das Laub lang nicht genieſſen kan/
und macht darzu den Baum ſelbſt deſto eher zu Grunde
gehen. So zwar die alten Oeconomi, Auguſtino Gal-
lo
und Herꝛ de Serres nicht gewuſt/ ſondern geglaubt/
man muͤſſe alle drey Jahr die Baͤume ſtuͤmmlen/ biß ſie
von den Sicilianern erfahren haben/ daß keine groͤſſere
Thorheit ſey/ als groſſe erwachſene Baͤume/ und noch
aͤrger/ einen alten Maulbeerbaum zu ſtutzen; alſo bleibt
das Sprichwort wahr/ Poſteriores cogitationes ſa-
pientiores,
gute Gedancken/ und hinckende Pferde
kommen hinten nach.

Cap. XIV.
Von der Seidenwuͤrm Natur.
[Spaltenumbruch]

JN der Landſchafft Taprobana ſollen die Seiden-
wuͤrme von ſich ſelbſt ihre Seiden hin und wieder
an die Baͤume anhencken/ die hernach von den
Jnnwohnern/ als wie andere Baumfruͤchte abgeleſen/
und zu ihren Nutzen verwendet werden/ daſelbſt legen ſie
auch ihre Eyer an. Die Blaͤtter/ die hernach von der
Sonnen Waͤrme ausgebruͤtet/ und wieder zu friſchen
Seidenſpinnerinnen werden; das gluͤckſelige Clima
aber daſelbſt iſt an dieſem Urſach. Jn unſern Laͤndern
gehoͤret mehr Sorgfalt und Fleiß darzu/ welche doch
gleichwol von dem mercklich-darauf folgendẽ Nutzẽ reich-
lich erſetzt und vergolten werden. Und ſchreibt der ge-
lehrte Jonſton, die Natur habe/ an dieſem Inſecto ſo viel
Kunſtſtuͤck erwieſen/ daß es unmoͤglich ſey/ alles zu faſ-
ſen/ und ob zwar viel davon geſchrieben werde/ bleibe
doch noch viel zuruck. Man betrachte gleich ſeine wun-
derſame Begraͤbnis in dem ſeidenen Mauſolæo, ſeine
ſeltſame Auferſtehung zum Leben; ſeine ſchoͤne Veraͤn-
derung in eine gefluͤgelte Bienenfalter; aus einem krie-
chenden Wuͤrmlein/ ſeine artliche Vermaͤhlung; die
hinterlaſſenen Eyerlein/ oder das Saͤmlein/ ſo nach ſei-
nem Tod allein zu Verneuerung dieſes Geſchlechtes uͤ-
berbleiben/ die kuͤnſtliche Ausbruͤtung/ ſorgfaͤltige Nah-
rung/ mancherley Veraͤnderungen ihrer Zuſtaͤnde/ der
ordentliche Schlaff/ indem die Nahrung in einem ſub-
tilen Faden digerirt und verdaͤuet wird/ das uͤberkuͤnſt-
liche Spinnen/ und Einwicklung des gantzen Leibes in
die Seidenhaͤuslein; ſo hat man allenthalben reichen
Anlaß die Goͤttliche allweiſe Allmacht und Fuͤrſichtig-
keit zu bewundern.

Etliche wollen/ das gantze Leiblein dieſes nutzbaren
Thierleins/ ſey von ſieben in einander gegliederten Rin-
geln eingetheilt/ mit kleinen Mackeln beſprenget/ theils
ſind liechtgelber/ theils weißlichter und theils wie Aſchen-
faͤrbicht/ ſie haben 14 Fuͤſſe/ und uͤber den Rucken/ ha-
ben ſie einen flachen geraden dunckeln Strich. Die Au-
gen ſcheinen ſeyn ſubtile/ kleine/ ſchmale/ ſchwartze
Strichlein/ die nach der Zwerch oder Schlemms ſtehen/
einen in Zweiffel ſetzen/ obs Augen oder nur ſchwartze
Strichlein ſind. Er wird viermal geſpeiſet/ viermal ent-
[Spaltenumbruch] ſchlaͤfft er/ viermal verwirret er ſeine Haut/ biß er endlich/
nachdem er ſich ſatt gefreſſen/ durch ſeine glaͤnzende Haut
Anzeigung giebt/ welcher Farbe ſeine Seiden erſcheinen
werde/ dann begehret er in die Hoͤhe/ und haͤngt ſeine
Seiden erſtlich an die Aeſte der Geſtraͤuche/ die man
ihm zu dieſem Ende vorbereitet/ denn verſchlieſſt er ſich
in ein ablaͤngicht/ Eyformiges oder rundelichtes/ gelbes/
gruͤnes oder weiſſes Haͤuslein.

Die Jungen/ wann ſie erſt ausgebruͤtet worden/
ſind rauch/ und haben eine ſchwaͤrtzlichte Farb/ die ſie/
wann ſie zum erſtenmal haͤutlen/ in liechtere Farbe ver-
kehren/ und an der Bruſt ſind ſie weiß und klaͤnzig/ end-
lich werden ſie gantz weiß und glatt/ mit Bleyfaͤrbigen
Flecken/ doch etliche liechter/ etliche dunckler; das Maͤnn-
lein iſt etwas duͤnner und haͤrter; das Weiblein dicker/
weicher und weißlichter. An den Augen kennet man
auch Weiblein und Maͤnnlein voneinander; dieſe haben
einen ſtarcken ſchwartzen Strich/ die Weiblein aber
ſubtiler/ wie ein Haͤrlein. Die Wuͤrm ſelbſt ſind nicht ein-
faͤrbig; theils ſind weiß/ und dieſe haͤlt man fuͤr die be-
ſten; theils aber grau und gelb/ auch etliche ſchwaͤrtz-
licht.

Das Laub freſſen ſie/ und machen wie einen runden
Circkel darinnen; an ihrem Rucken ſpuͤhret man/ wie die
Puls die ſich auf und nieder beweget.

Es moͤgen die Seidenwuͤrme das oͤfftere Uberlauf-
fen der Menſchen (wie Herꝛ Iſnard meldet) wol gedul-
ten/ ingleichen auch Feuer und Rauch/ wann es nicht gar zu
nahend/ ohne Schaden leiden; hingegen iſt ihnen der
Glockenklang/ Donnern und Gepolder der fahrenden
Waͤgen zuwider/ wie auch Vida lib. 2. meldet:

Arce etiam ſtrepitus, cantu cava cornua rauco
Fiſtulaq́ue horribili procul abſit ahenea Bombo,
Tympanaq́ue & voces ludentis comprime pubis,
Invalidas ſæpè exanimat leve murmur alumnas.

Wer eigentlich wiſſen will/ wie die Seidenwuͤrme
inwendig und auswendig beſchaffen/ der beſehe nach der
Laͤnge D. Andreæ Libavii, eines gelehrten Medici, hi-
ſtoriſche Beſchreibung der Seidenwuͤrme/ die er Anno
1599 zu Rotenburg an der Tauber mit groſſen Fleiß

kuͤnſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0433" n="415"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zehenden Buchs Andrer Theil/ Seidenwu&#x0364;rme.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Wann man will/ daß die Ba&#x0364;ume etwas fru&#x0364;her aus-<lb/>
treiben/ muß man im <hi rendition="#aq">Februario</hi> kleinen Mi&#x017F;t an die<lb/>
Wurtzen (doch nicht gar daran) im Neumonden legen/<lb/>
und mit laulichten/ nicht warmen/ viel weniger kaltem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er begie&#x017F;&#x017F;en/ diß &#x017F;oll bey &#x017F;cho&#x0364;nem &#x017F;tillen Wetter<lb/>
und warmen Sonnen&#x017F;chein verrichtet werden/ auch muß<lb/>
man die Rinden an den Ae&#x017F;ten nicht ab&#x017F;treiffen/ noch die<lb/>
Ae&#x017F;te zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en oder verletzen/ bricht aber ohngefa&#x0364;hr aus<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ehen ein Ae&#x017F;tlein/ muß mans mit einem Schneid-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er glatt ab&#x017F;chneiden.</p><lb/>
            <p>Die Ba&#x0364;ume vom u&#x0364;brigen Laube zu entladen (&#x017F;agt<lb/>
der Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">Author</hi>) &#x017F;oll man mit einem Schnitt-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er auf die Ba&#x0364;ume &#x017F;teigen/ und &#x017F;o weit man wol kan<lb/>
beykommen/ alle Spro&#x0364;ßlinge &#x017F;o von innen am Baum<lb/>
wach&#x017F;en/ hinweg &#x017F;chneiden/ und den Baum davon &#x017F;a&#x0364;u-<lb/>
bern/ die be&#x017F;te Zeit i&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Martius,</hi> im abnehmenden<lb/>
Monden/ bey &#x017F;cho&#x0364;nem &#x017F;tillen Wetter/ ehe die Maul-<lb/><cb/>
beerba&#x0364;ume Aus&#x017F;chlag-Botzen bekommen; will man a-<lb/>
ber warten/ biß Ende des <hi rendition="#aq">Maij</hi> oder in den <hi rendition="#aq">Junium,</hi> &#x017F;o<lb/>
kan man zugleich auch das Laub nutzen und den Seiden-<lb/>
wu&#x0364;rmern zur Spei&#x017F;e gebrauchen/ welches an Orten/ wo<lb/>
man wenig Laub hat/ wol zu beobachten. Alle drey Jahr<lb/>
die Maulbeerba&#x0364;ume &#x017F;tu&#x0364;mmlen wie die Felber/ verderbt<lb/>
den Baum/ daß man das Laub lang nicht genie&#x017F;&#x017F;en kan/<lb/>
und macht darzu den Baum &#x017F;elb&#x017F;t de&#x017F;to eher zu Grunde<lb/>
gehen. So zwar die alten <hi rendition="#aq">Oeconomi, Augu&#x017F;tino Gal-<lb/>
lo</hi> und Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">de Serres</hi> nicht gewu&#x017F;t/ &#x017F;ondern geglaubt/<lb/>
man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e alle drey Jahr die Ba&#x0364;ume &#x017F;tu&#x0364;mmlen/ biß &#x017F;ie<lb/>
von den Sicilianern erfahren haben/ daß keine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Thorheit &#x017F;ey/ als gro&#x017F;&#x017F;e erwach&#x017F;ene Ba&#x0364;ume/ und noch<lb/>
a&#x0364;rger/ einen alten Maulbeerbaum zu &#x017F;tutzen; al&#x017F;o bleibt<lb/>
das Sprichwort wahr/ <hi rendition="#aq">Po&#x017F;teriores cogitationes &#x017F;a-<lb/>
pientiores,</hi> gute Gedancken/ und hinckende Pferde<lb/>
kommen hinten nach.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XIV.</hi></hi><lb/>
Von der Seidenwu&#x0364;rm Natur.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>N der Land&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">Taprobana</hi> &#x017F;ollen die Seiden-<lb/>
wu&#x0364;rme von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ihre Seiden hin und wieder<lb/>
an die Ba&#x0364;ume anhencken/ die hernach von den<lb/>
Jnnwohnern/ als wie andere Baumfru&#x0364;chte abgele&#x017F;en/<lb/>
und zu ihren Nutzen verwendet werden/ da&#x017F;elb&#x017F;t legen &#x017F;ie<lb/>
auch ihre Eyer an. Die Bla&#x0364;tter/ die hernach von der<lb/>
Sonnen Wa&#x0364;rme ausgebru&#x0364;tet/ und wieder zu fri&#x017F;chen<lb/>
Seiden&#x017F;pinnerinnen werden; das glu&#x0364;ck&#x017F;elige <hi rendition="#aq">Clima</hi><lb/>
aber da&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t an die&#x017F;em Ur&#x017F;ach. Jn un&#x017F;ern La&#x0364;ndern<lb/>
geho&#x0364;ret mehr Sorgfalt und Fleiß darzu/ welche doch<lb/>
gleichwol von dem mercklich-darauf folgende&#x0303; Nutze&#x0303; reich-<lb/>
lich er&#x017F;etzt und vergolten werden. Und &#x017F;chreibt der ge-<lb/>
lehrte <hi rendition="#aq">Jon&#x017F;ton,</hi> die Natur habe/ an die&#x017F;em <hi rendition="#aq">In&#x017F;ecto</hi> &#x017F;o viel<lb/>
Kun&#x017F;t&#x017F;tu&#x0364;ck erwie&#x017F;en/ daß es unmo&#x0364;glich &#x017F;ey/ alles zu fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und ob zwar viel davon ge&#x017F;chrieben werde/ bleibe<lb/>
doch noch viel zuruck. Man betrachte gleich &#x017F;eine wun-<lb/>
der&#x017F;ame Begra&#x0364;bnis in dem &#x017F;eidenen <hi rendition="#aq">Mau&#x017F;olæo,</hi> &#x017F;eine<lb/>
&#x017F;elt&#x017F;ame Aufer&#x017F;tehung zum Leben; &#x017F;eine &#x017F;cho&#x0364;ne Vera&#x0364;n-<lb/>
derung in eine geflu&#x0364;gelte Bienenfalter; aus einem krie-<lb/>
chenden Wu&#x0364;rmlein/ &#x017F;eine artliche Verma&#x0364;hlung; die<lb/>
hinterla&#x017F;&#x017F;enen Eyerlein/ oder das Sa&#x0364;mlein/ &#x017F;o nach &#x017F;ei-<lb/>
nem Tod allein zu Verneuerung die&#x017F;es Ge&#x017F;chlechtes u&#x0364;-<lb/>
berbleiben/ die ku&#x0364;n&#x017F;tliche Ausbru&#x0364;tung/ &#x017F;orgfa&#x0364;ltige Nah-<lb/>
rung/ mancherley Vera&#x0364;nderungen ihrer Zu&#x017F;ta&#x0364;nde/ der<lb/>
ordentliche Schlaff/ indem die Nahrung in einem &#x017F;ub-<lb/>
tilen Faden <hi rendition="#aq">digeri</hi>rt und verda&#x0364;uet wird/ das u&#x0364;berku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
liche Spinnen/ und Einwicklung des gantzen Leibes in<lb/>
die Seidenha&#x0364;uslein; &#x017F;o hat man allenthalben reichen<lb/>
Anlaß die Go&#x0364;ttliche allwei&#x017F;e Allmacht und Fu&#x0364;r&#x017F;ichtig-<lb/>
keit zu bewundern.</p><lb/>
            <p>Etliche wollen/ das gantze Leiblein die&#x017F;es nutzbaren<lb/>
Thierleins/ &#x017F;ey von &#x017F;ieben in einander gegliederten Rin-<lb/>
geln eingetheilt/ mit kleinen Mackeln be&#x017F;prenget/ theils<lb/>
&#x017F;ind liechtgelber/ theils weißlichter und theils wie A&#x017F;chen-<lb/>
fa&#x0364;rbicht/ &#x017F;ie haben 14 Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ und u&#x0364;ber den Rucken/ ha-<lb/>
ben &#x017F;ie einen flachen geraden dunckeln Strich. Die Au-<lb/>
gen &#x017F;cheinen &#x017F;eyn &#x017F;ubtile/ kleine/ &#x017F;chmale/ &#x017F;chwartze<lb/>
Strichlein/ die nach der Zwerch oder Schlemms &#x017F;tehen/<lb/>
einen in Zweiffel &#x017F;etzen/ obs Augen oder nur &#x017F;chwartze<lb/>
Strichlein &#x017F;ind. Er wird viermal ge&#x017F;pei&#x017F;et/ viermal ent-<lb/><cb/>
&#x017F;chla&#x0364;fft er/ viermal verwirret er &#x017F;eine Haut/ biß er endlich/<lb/>
nachdem er &#x017F;ich &#x017F;att gefre&#x017F;&#x017F;en/ durch &#x017F;eine gla&#x0364;nzende Haut<lb/>
Anzeigung giebt/ welcher Farbe &#x017F;eine Seiden er&#x017F;cheinen<lb/>
werde/ dann begehret er in die Ho&#x0364;he/ und ha&#x0364;ngt &#x017F;eine<lb/>
Seiden er&#x017F;tlich an die Ae&#x017F;te der Ge&#x017F;tra&#x0364;uche/ die man<lb/>
ihm zu die&#x017F;em Ende vorbereitet/ denn ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;t er &#x017F;ich<lb/>
in ein abla&#x0364;ngicht/ Eyformiges oder rundelichtes/ gelbes/<lb/>
gru&#x0364;nes oder wei&#x017F;&#x017F;es Ha&#x0364;uslein.</p><lb/>
            <p>Die Jungen/ wann &#x017F;ie er&#x017F;t ausgebru&#x0364;tet worden/<lb/>
&#x017F;ind rauch/ und haben eine &#x017F;chwa&#x0364;rtzlichte Farb/ die &#x017F;ie/<lb/>
wann &#x017F;ie zum er&#x017F;tenmal ha&#x0364;utlen/ in liechtere Farbe ver-<lb/>
kehren/ und an der Bru&#x017F;t &#x017F;ind &#x017F;ie weiß und kla&#x0364;nzig/ end-<lb/>
lich werden &#x017F;ie gantz weiß und glatt/ mit Bleyfa&#x0364;rbigen<lb/>
Flecken/ doch etliche liechter/ etliche dunckler; das Ma&#x0364;nn-<lb/>
lein i&#x017F;t etwas du&#x0364;nner und ha&#x0364;rter; das Weiblein dicker/<lb/>
weicher und weißlichter. An den Augen kennet man<lb/>
auch Weiblein und Ma&#x0364;nnlein voneinander; die&#x017F;e haben<lb/>
einen &#x017F;tarcken &#x017F;chwartzen Strich/ die Weiblein aber<lb/>
&#x017F;ubtiler/ wie ein Ha&#x0364;rlein. Die Wu&#x0364;rm &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind nicht ein-<lb/>
fa&#x0364;rbig; theils &#x017F;ind weiß/ und die&#x017F;e ha&#x0364;lt man fu&#x0364;r die be-<lb/>
&#x017F;ten; theils aber grau und gelb/ auch etliche &#x017F;chwa&#x0364;rtz-<lb/>
licht.</p><lb/>
            <p>Das Laub fre&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie/ und machen wie einen runden<lb/>
Circkel darinnen; an ihrem Rucken &#x017F;pu&#x0364;hret man/ wie die<lb/>
Puls die &#x017F;ich auf und nieder beweget.</p><lb/>
            <p>Es mo&#x0364;gen die Seidenwu&#x0364;rme das o&#x0364;fftere Uberlauf-<lb/>
fen der Men&#x017F;chen (wie Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">I&#x017F;nard</hi> meldet) wol gedul-<lb/>
ten/ ingleichen auch Feuer und Rauch/ wann es nicht gar zu<lb/>
nahend/ ohne Schaden leiden; hingegen i&#x017F;t ihnen der<lb/>
Glockenklang/ Donnern und Gepolder der fahrenden<lb/>
Wa&#x0364;gen zuwider/ wie auch <hi rendition="#aq">Vida lib.</hi> 2. meldet:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>
                <lg type="poem">
                  <l> <hi rendition="#aq">Arce etiam &#x017F;trepitus, cantu cava cornua rauco</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq">Fi&#x017F;tulaq&#x0301;ue horribili procul ab&#x017F;it ahenea Bombo,</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq">Tympanaq&#x0301;ue &amp; voces ludentis comprime pubis,</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq">Invalidas &#x017F;æpè exanimat leve murmur alumnas.</hi> </l>
                </lg>
              </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Wer eigentlich wi&#x017F;&#x017F;en will/ wie die Seidenwu&#x0364;rme<lb/>
inwendig und auswendig be&#x017F;chaffen/ der be&#x017F;ehe nach der<lb/>
La&#x0364;nge <hi rendition="#aq">D. Andreæ Libavii,</hi> eines gelehrten <hi rendition="#aq">Medici,</hi> hi-<lb/>
&#x017F;tori&#x017F;che Be&#x017F;chreibung der Seidenwu&#x0364;rme/ die er <hi rendition="#aq">Anno</hi><lb/>
1599 zu Rotenburg an der Tauber mit gro&#x017F;&#x017F;en Fleiß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ku&#x0364;n&#x017F;t</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[415/0433] Zehenden Buchs Andrer Theil/ Seidenwuͤrme. Wann man will/ daß die Baͤume etwas fruͤher aus- treiben/ muß man im Februario kleinen Miſt an die Wurtzen (doch nicht gar daran) im Neumonden legen/ und mit laulichten/ nicht warmen/ viel weniger kaltem Waſſer begieſſen/ diß ſoll bey ſchoͤnem ſtillen Wetter und warmen Sonnenſchein verrichtet werden/ auch muß man die Rinden an den Aeſten nicht abſtreiffen/ noch die Aeſte zerſtoſſen oder verletzen/ bricht aber ohngefaͤhr aus uͤberſehen ein Aeſtlein/ muß mans mit einem Schneid- meſſer glatt abſchneiden. Die Baͤume vom uͤbrigen Laube zu entladen (ſagt der Franzoͤſiſche Author) ſoll man mit einem Schnitt- meſſer auf die Baͤume ſteigen/ und ſo weit man wol kan beykommen/ alle Sproͤßlinge ſo von innen am Baum wachſen/ hinweg ſchneiden/ und den Baum davon ſaͤu- bern/ die beſte Zeit iſt der Martius, im abnehmenden Monden/ bey ſchoͤnem ſtillen Wetter/ ehe die Maul- beerbaͤume Ausſchlag-Botzen bekommen; will man a- ber warten/ biß Ende des Maij oder in den Junium, ſo kan man zugleich auch das Laub nutzen und den Seiden- wuͤrmern zur Speiſe gebrauchen/ welches an Orten/ wo man wenig Laub hat/ wol zu beobachten. Alle drey Jahr die Maulbeerbaͤume ſtuͤmmlen wie die Felber/ verderbt den Baum/ daß man das Laub lang nicht genieſſen kan/ und macht darzu den Baum ſelbſt deſto eher zu Grunde gehen. So zwar die alten Oeconomi, Auguſtino Gal- lo und Herꝛ de Serres nicht gewuſt/ ſondern geglaubt/ man muͤſſe alle drey Jahr die Baͤume ſtuͤmmlen/ biß ſie von den Sicilianern erfahren haben/ daß keine groͤſſere Thorheit ſey/ als groſſe erwachſene Baͤume/ und noch aͤrger/ einen alten Maulbeerbaum zu ſtutzen; alſo bleibt das Sprichwort wahr/ Poſteriores cogitationes ſa- pientiores, gute Gedancken/ und hinckende Pferde kommen hinten nach. Cap. XIV. Von der Seidenwuͤrm Natur. JN der Landſchafft Taprobana ſollen die Seiden- wuͤrme von ſich ſelbſt ihre Seiden hin und wieder an die Baͤume anhencken/ die hernach von den Jnnwohnern/ als wie andere Baumfruͤchte abgeleſen/ und zu ihren Nutzen verwendet werden/ daſelbſt legen ſie auch ihre Eyer an. Die Blaͤtter/ die hernach von der Sonnen Waͤrme ausgebruͤtet/ und wieder zu friſchen Seidenſpinnerinnen werden; das gluͤckſelige Clima aber daſelbſt iſt an dieſem Urſach. Jn unſern Laͤndern gehoͤret mehr Sorgfalt und Fleiß darzu/ welche doch gleichwol von dem mercklich-darauf folgendẽ Nutzẽ reich- lich erſetzt und vergolten werden. Und ſchreibt der ge- lehrte Jonſton, die Natur habe/ an dieſem Inſecto ſo viel Kunſtſtuͤck erwieſen/ daß es unmoͤglich ſey/ alles zu faſ- ſen/ und ob zwar viel davon geſchrieben werde/ bleibe doch noch viel zuruck. Man betrachte gleich ſeine wun- derſame Begraͤbnis in dem ſeidenen Mauſolæo, ſeine ſeltſame Auferſtehung zum Leben; ſeine ſchoͤne Veraͤn- derung in eine gefluͤgelte Bienenfalter; aus einem krie- chenden Wuͤrmlein/ ſeine artliche Vermaͤhlung; die hinterlaſſenen Eyerlein/ oder das Saͤmlein/ ſo nach ſei- nem Tod allein zu Verneuerung dieſes Geſchlechtes uͤ- berbleiben/ die kuͤnſtliche Ausbruͤtung/ ſorgfaͤltige Nah- rung/ mancherley Veraͤnderungen ihrer Zuſtaͤnde/ der ordentliche Schlaff/ indem die Nahrung in einem ſub- tilen Faden digerirt und verdaͤuet wird/ das uͤberkuͤnſt- liche Spinnen/ und Einwicklung des gantzen Leibes in die Seidenhaͤuslein; ſo hat man allenthalben reichen Anlaß die Goͤttliche allweiſe Allmacht und Fuͤrſichtig- keit zu bewundern. Etliche wollen/ das gantze Leiblein dieſes nutzbaren Thierleins/ ſey von ſieben in einander gegliederten Rin- geln eingetheilt/ mit kleinen Mackeln beſprenget/ theils ſind liechtgelber/ theils weißlichter und theils wie Aſchen- faͤrbicht/ ſie haben 14 Fuͤſſe/ und uͤber den Rucken/ ha- ben ſie einen flachen geraden dunckeln Strich. Die Au- gen ſcheinen ſeyn ſubtile/ kleine/ ſchmale/ ſchwartze Strichlein/ die nach der Zwerch oder Schlemms ſtehen/ einen in Zweiffel ſetzen/ obs Augen oder nur ſchwartze Strichlein ſind. Er wird viermal geſpeiſet/ viermal ent- ſchlaͤfft er/ viermal verwirret er ſeine Haut/ biß er endlich/ nachdem er ſich ſatt gefreſſen/ durch ſeine glaͤnzende Haut Anzeigung giebt/ welcher Farbe ſeine Seiden erſcheinen werde/ dann begehret er in die Hoͤhe/ und haͤngt ſeine Seiden erſtlich an die Aeſte der Geſtraͤuche/ die man ihm zu dieſem Ende vorbereitet/ denn verſchlieſſt er ſich in ein ablaͤngicht/ Eyformiges oder rundelichtes/ gelbes/ gruͤnes oder weiſſes Haͤuslein. Die Jungen/ wann ſie erſt ausgebruͤtet worden/ ſind rauch/ und haben eine ſchwaͤrtzlichte Farb/ die ſie/ wann ſie zum erſtenmal haͤutlen/ in liechtere Farbe ver- kehren/ und an der Bruſt ſind ſie weiß und klaͤnzig/ end- lich werden ſie gantz weiß und glatt/ mit Bleyfaͤrbigen Flecken/ doch etliche liechter/ etliche dunckler; das Maͤnn- lein iſt etwas duͤnner und haͤrter; das Weiblein dicker/ weicher und weißlichter. An den Augen kennet man auch Weiblein und Maͤnnlein voneinander; dieſe haben einen ſtarcken ſchwartzen Strich/ die Weiblein aber ſubtiler/ wie ein Haͤrlein. Die Wuͤrm ſelbſt ſind nicht ein- faͤrbig; theils ſind weiß/ und dieſe haͤlt man fuͤr die be- ſten; theils aber grau und gelb/ auch etliche ſchwaͤrtz- licht. Das Laub freſſen ſie/ und machen wie einen runden Circkel darinnen; an ihrem Rucken ſpuͤhret man/ wie die Puls die ſich auf und nieder beweget. Es moͤgen die Seidenwuͤrme das oͤfftere Uberlauf- fen der Menſchen (wie Herꝛ Iſnard meldet) wol gedul- ten/ ingleichen auch Feuer und Rauch/ wann es nicht gar zu nahend/ ohne Schaden leiden; hingegen iſt ihnen der Glockenklang/ Donnern und Gepolder der fahrenden Waͤgen zuwider/ wie auch Vida lib. 2. meldet: Arce etiam ſtrepitus, cantu cava cornua rauco Fiſtulaq́ue horribili procul abſit ahenea Bombo, Tympanaq́ue & voces ludentis comprime pubis, Invalidas ſæpè exanimat leve murmur alumnas. Wer eigentlich wiſſen will/ wie die Seidenwuͤrme inwendig und auswendig beſchaffen/ der beſehe nach der Laͤnge D. Andreæ Libavii, eines gelehrten Medici, hi- ſtoriſche Beſchreibung der Seidenwuͤrme/ die er Anno 1599 zu Rotenburg an der Tauber mit groſſen Fleiß kuͤnſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/433
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/433>, abgerufen am 24.04.2024.