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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Eilfftes Buch/ Wasser-Lust.
Cap. IV.
Vom Unterscheid der Wasser.
[Spaltenumbruch]

WJe unterschiedliche Wasser sind/ darnach ha-
ben sie auch andere und andere Eigenschafften;
Das Regen-Wasser/ wann es zu rechter Zeit
gefangen wird/ hält man für das reineste und subti-
leste.

Darnach sind die kalten und Crystallinenen Bron-
nenquellen/ die aus den Gebürgen und hohen Orten ent-
springen/ die zwar an ihm selbst meistentheils für gut und
gesund gepriesen werden/ dennoch bißweilen/ wann sie
durch schwefelichte/ salnitrische und mineralische Grün-
de percoliren und rinnen/ auch die Art/ Güte oder Boß-
heit derselben mit sich fortführen/ und also die angebohr-
ne qualitet und Eigenschafft damit ändern oder gar ver-
lieren.
3. Sind die Schöpffbronnen/ die durch Kunst
und Mühe offt tieff unter der Erden müssen gesucht und
gegraben werden.
4. Jst das fliessende Wasser/ so wieder einen gros-
sen Unterscheid leidet/ nachdem es über steinichte/ kie-
sichte/ sandichte/ oder aber laimichte/ marassige und fet-
te Gründe lauffet/ entweder an der Farb selbst/ dunck-
ler/ röthlichter/ blaulichter oder klärer/ oder aber von
dem Gegenschein des Grundes einem also gefärbt zu
seyn scheinet; Nicht allein in grossen Flüssen/ als in un-
serer Donau/ deren Wasser eine absonderliche blaulicht-
graue Farbe/ daher in Oesterreich die Donau-Farb/ als
eine absonderliche Species Coloris genennet wird/ und
siehet man so wol bey Mätthausen/ da die Ennß/ als bey
Passau/ da der Jnn von Mittag/ und die Jltz von Mit-
ternachtwerts in die Donau fliesset/ von jedem Fluß die
unterschiedlichen Farben lange Zeit unvermenget/ als
wie der Rhein/ der auch durch den gantzen Bodensee
seine Farbe behält/ und durch und durch/ biß zu seinem
Ausfluß leichtlich von dem See-Wasser erkennet wird.
Darzu gehören auch die kleinern Flüßlein und Bäche/
die allenthalben den grossen Flüssen ihren Tribut und
Zoll abführen/ auch Felder und Wiesen mit ihrer An-
grentzung bewässern und erquicken.
5. Giebt es Saltzbronnen/ wie zu Hall und
Gmünden/ im Land ob der Ennß/ davon das gantze
Ober- und Unter-Oesterreich mit Saltz versehen
wird.
6. Sind die Sauerbronnen/ die mit ihrer durch-
dringenden Art die Krös-Aederlein durchweichen/ und
die Verstopffungen der innerlichen Glieder eröffnen/ ei-
nen Appetit zum Essen machen/ und zu vielerley Ge-
brechen tauglich und heilsam sind.
7. Finden sich auch Gesund-Bäder/ etliche warm/
wie zu Baden/ vier Meil von Wien/ da Jährlich eine
fürtreffliche und berühmte Gesellschafft im Früling und
Anfang des Sommers zusammen kommet/ sowol der
Gesundheit/ als des Lusts zu pflegen/ und von der Re-
gierenden Römischen Kayserl. Mayestät/ unserer Aller-
[Spaltenumbruch] gnädigsten Herrschafft/ und Dero Hofstatt selbsten offt
mit Dero Gegenwart gewürdiget wird. So giebt es
auch andere treffliche Gesund-Bäder in Oesterreich o-
der an den Grentzen/ die man zwar wärmen muß/
nichts destoweniger aber/ wegen ihrer mannigfaltigen
Wirckung/ Jährlich grossen Zulauff haben/ als das
Bad zu Heylbronn/ zu Männerstorff/ zu Obern-
Walsee.
8. Giebt es/ sonderlich wo Bergwerck sind/ aller-
ley vermischte Wasser von Saliter/ Schwefel/ Alaun/
Pech/ Ertz/ Silber/ Eysen/ Bley/ Kupffer und an-
dern unterschiedenen Mineralien/ nach des Grundes
Jnbegriff/ durchgegangen und vermenget.
9. Die ärgsten Wasser werden die gehalten/ die
in Marassen/ Pfützen/ Lacken/ Seen und Teichen sich
befinden/ wiewol in diesen zweyen letztern auch ein grosser
Unterscheid/ nachdem sie aus guten und bösen Quellen
herentspringen.
10. So sind auch etliche Wasser zu etwas taugli-
cher oder undienlicher/ als die andern/ als etliche sind
gut und bequem zum Bierbräuen/ zum Kochen/ zum
Bleichen/ diese und jene Farb besser oder weniger aus-
zutrocknen/ zum Weissen/ den Stahl zu temperiren/
also daß man an zwey/ drey/ oder mehr Orten/ wo man
gleiches Maltz und Hopffen giebt/ gleichen Fleiß zum
Bräuen anwendet/ dennoch die meiste Schuld dem
Wasser zueignet/ wann es hier starck/ lang-liegend und
gut/ an jenem aber gering und nicht bleiblich gehalten/
und in der Warheit also befunden wird.

Der bey allen Gelehrten bekannte und gepriesne
Pater Athan. Kircherus giebt in seinem Mundo subter-
ranco Tom. I. fol.
247. von denen durch der Erden Be-
schaffenheit inficirten Wassern diesen Unterscheid/ und
sagt/ sie sind entweder gesaltzen/ oder vom Nitro, A-
laun/ Vitriol/ Schwefel/ Kupffer-Rost/ Kalch und
Gyps/ Metallen/ Bitumine, oder feisten Schwefel-
Laim/ Quecksilber/ Eisen/ Ertz/ oder Steinmachen-
den mineris vermenget/ und daher werden sie sauer/ bit-
ter/ gesaltzen/ warm/ kalt/ fett oder ölicht/ gifftig/ ge-
färbt/ aufsiedend/ verwandelhafftig/ reinigend/ und ge-
wissen Gliedern heilsam; und sagt ferner: Ex horum
singulorun cum singulis combinatione nascitur admi-
rabilis illa aquarum varietas, quam Philosophi conci-
pere nequiverunt, has enim species si juxta artis no-
strae combinatoriae principia conjugaveris, nascentur
47900160, quadringenti septuaginta novem millio-
nes, mille sexcentae aquarum differentium species~.
Has iterum si in differentes terrestrium glebarum,
salium, nitri, aluminis, vitrioli, sulphuris, metallo-
rum species resolveris, numerum habebis, qui omnem
numerum arenae maris excedat.
Daher sich niemand
über den so grossen und unbegreifflichen Unterscheid der
Wasser verwundern darff.

Cap.
L l l
Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt.
Cap. IV.
Vom Unterſcheid der Waſſer.
[Spaltenumbruch]

WJe unterſchiedliche Waſſer ſind/ darnach ha-
ben ſie auch andere und andere Eigenſchafften;
Das Regen-Waſſer/ wann es zu rechter Zeit
gefangen wird/ haͤlt man fuͤr das reineſte und ſubti-
leſte.

Darnach ſind die kalten und Cryſtallinenen Bron-
nenquellen/ die aus den Gebuͤrgen und hohen Orten ent-
ſpringen/ die zwar an ihm ſelbſt meiſtentheils fuͤr gut und
geſund geprieſen werden/ dennoch bißweilen/ wann ſie
durch ſchwefelichte/ ſalnitriſche und mineraliſche Gruͤn-
de percoliren und rinnen/ auch die Art/ Guͤte oder Boß-
heit derſelben mit ſich fortfuͤhren/ und alſo die angebohr-
ne qualitet und Eigenſchafft damit aͤndern oder gar ver-
lieren.
3. Sind die Schoͤpffbronnen/ die durch Kunſt
und Muͤhe offt tieff unter der Erden muͤſſen geſucht und
gegraben werden.
4. Jſt das flieſſende Waſſer/ ſo wieder einen groſ-
ſen Unterſcheid leidet/ nachdem es uͤber ſteinichte/ kie-
ſichte/ ſandichte/ oder aber laimichte/ maraſſige und fet-
te Gruͤnde lauffet/ entweder an der Farb ſelbſt/ dunck-
ler/ roͤthlichter/ blaulichter oder klaͤrer/ oder aber von
dem Gegenſchein des Grundes einem alſo gefaͤrbt zu
ſeyn ſcheinet; Nicht allein in groſſen Fluͤſſen/ als in un-
ſerer Donau/ deren Waſſer eine abſonderliche blaulicht-
graue Farbe/ daher in Oeſterreich die Donau-Farb/ als
eine abſonderliche Species Coloris genennet wird/ und
ſiehet man ſo wol bey Maͤtthauſen/ da die Ennß/ als bey
Paſſau/ da der Jnn von Mittag/ und die Jltz von Mit-
ternachtwerts in die Donau flieſſet/ von jedem Fluß die
unterſchiedlichen Farben lange Zeit unvermenget/ als
wie der Rhein/ der auch durch den gantzen Bodenſee
ſeine Farbe behaͤlt/ und durch und durch/ biß zu ſeinem
Ausfluß leichtlich von dem See-Waſſer erkennet wird.
Darzu gehoͤren auch die kleinern Fluͤßlein und Baͤche/
die allenthalben den groſſen Fluͤſſen ihren Tribut und
Zoll abfuͤhren/ auch Felder und Wieſen mit ihrer An-
grentzung bewaͤſſern und erquicken.
5. Giebt es Saltzbronnen/ wie zu Hall und
Gmuͤnden/ im Land ob der Ennß/ davon das gantze
Ober- und Unter-Oeſterreich mit Saltz verſehen
wird.
6. Sind die Sauerbronnen/ die mit ihrer durch-
dringenden Art die Kroͤs-Aederlein durchweichen/ und
die Verſtopffungen der innerlichen Glieder eroͤffnen/ ei-
nen Appetit zum Eſſen machen/ und zu vielerley Ge-
brechen tauglich und heilſam ſind.
7. Finden ſich auch Geſund-Baͤder/ etliche warm/
wie zu Baden/ vier Meil von Wien/ da Jaͤhrlich eine
fuͤrtreffliche und beruͤhmte Geſellſchafft im Fruͤling und
Anfang des Sommers zuſammen kommet/ ſowol der
Geſundheit/ als des Luſts zu pflegen/ und von der Re-
gierenden Roͤmiſchen Kayſerl. Mayeſtaͤt/ unſerer Aller-
[Spaltenumbruch] gnaͤdigſten Herꝛſchafft/ und Dero Hofſtatt ſelbſten offt
mit Dero Gegenwart gewuͤrdiget wird. So giebt es
auch andere treffliche Geſund-Baͤder in Oeſterreich o-
der an den Grentzen/ die man zwar waͤrmen muß/
nichts deſtoweniger aber/ wegen ihrer mannigfaltigen
Wirckung/ Jaͤhrlich groſſen Zulauff haben/ als das
Bad zu Heylbronn/ zu Maͤnnerſtorff/ zu Obern-
Walſee.
8. Giebt es/ ſonderlich wo Bergwerck ſind/ aller-
ley vermiſchte Waſſer von Saliter/ Schwefel/ Alaun/
Pech/ Ertz/ Silber/ Eyſen/ Bley/ Kupffer und an-
dern unterſchiedenen Mineralien/ nach des Grundes
Jnbegriff/ durchgegangen und vermenget.
9. Die aͤrgſten Waſſer werden die gehalten/ die
in Maraſſen/ Pfuͤtzen/ Lacken/ Seen und Teichen ſich
befinden/ wiewol in dieſen zweyen letztern auch ein groſſer
Unterſcheid/ nachdem ſie aus guten und boͤſen Quellen
herentſpringen.
10. So ſind auch etliche Waſſer zu etwas taugli-
cher oder undienlicher/ als die andern/ als etliche ſind
gut und bequem zum Bierbraͤuen/ zum Kochen/ zum
Bleichen/ dieſe und jene Farb beſſer oder weniger aus-
zutrocknen/ zum Weiſſen/ den Stahl zu temperiren/
alſo daß man an zwey/ drey/ oder mehr Orten/ wo man
gleiches Maltz und Hopffen giebt/ gleichen Fleiß zum
Braͤuen anwendet/ dennoch die meiſte Schuld dem
Waſſer zueignet/ wann es hier ſtarck/ lang-liegend und
gut/ an jenem aber gering und nicht bleiblich gehalten/
und in der Warheit alſo befunden wird.

Der bey allen Gelehrten bekannte und geprieſne
Pater Athan. Kircherus giebt in ſeinem Mundo ſubter-
ranco Tom. I. fol.
247. von denen durch der Erden Be-
ſchaffenheit inficirten Waſſern dieſen Unterſcheid/ und
ſagt/ ſie ſind entweder geſaltzen/ oder vom Nitro, A-
laun/ Vitriol/ Schwefel/ Kupffer-Roſt/ Kalch und
Gyps/ Metallen/ Bitumine, oder feiſten Schwefel-
Laim/ Queckſilber/ Eiſen/ Ertz/ oder Steinmachen-
den mineris vermenget/ und daher werden ſie ſauer/ bit-
ter/ geſaltzen/ warm/ kalt/ fett oder oͤlicht/ gifftig/ ge-
faͤrbt/ aufſiedend/ verwandelhafftig/ reinigend/ und ge-
wiſſen Gliedern heilſam; und ſagt ferner: Ex horum
ſingulorũ cum ſingulis combinatione naſcitur admi-
rabilis illa aquarum varietas, quam Philoſophi conci-
pere nequiverunt, has enim ſpecies ſi juxta artis no-
ſtræ combinatoriæ principia conjugaveris, naſcentur
47900160, quadringenti ſeptuaginta novem millio-
nes, mille ſexcentæ aquarum differentium ſpecies~.
Has iterum ſi in differentes terreſtrium glebarum,
ſalium, nitri, aluminis, vitrioli, ſulphuris, metallo-
rum ſpecies reſolveris, numerum habebis, qui omnem
numerum arenæ maris excedat.
Daher ſich niemand
uͤber den ſo groſſen und unbegreifflichen Unterſcheid der
Waſſer verwundern darff.

Cap.
L l l
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[449/0467] Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt. Cap. IV. Vom Unterſcheid der Waſſer. WJe unterſchiedliche Waſſer ſind/ darnach ha- ben ſie auch andere und andere Eigenſchafften; Das Regen-Waſſer/ wann es zu rechter Zeit gefangen wird/ haͤlt man fuͤr das reineſte und ſubti- leſte. Darnach ſind die kalten und Cryſtallinenen Bron- nenquellen/ die aus den Gebuͤrgen und hohen Orten ent- ſpringen/ die zwar an ihm ſelbſt meiſtentheils fuͤr gut und geſund geprieſen werden/ dennoch bißweilen/ wann ſie durch ſchwefelichte/ ſalnitriſche und mineraliſche Gruͤn- de percoliren und rinnen/ auch die Art/ Guͤte oder Boß- heit derſelben mit ſich fortfuͤhren/ und alſo die angebohr- ne qualitet und Eigenſchafft damit aͤndern oder gar ver- lieren. 3. Sind die Schoͤpffbronnen/ die durch Kunſt und Muͤhe offt tieff unter der Erden muͤſſen geſucht und gegraben werden. 4. Jſt das flieſſende Waſſer/ ſo wieder einen groſ- ſen Unterſcheid leidet/ nachdem es uͤber ſteinichte/ kie- ſichte/ ſandichte/ oder aber laimichte/ maraſſige und fet- te Gruͤnde lauffet/ entweder an der Farb ſelbſt/ dunck- ler/ roͤthlichter/ blaulichter oder klaͤrer/ oder aber von dem Gegenſchein des Grundes einem alſo gefaͤrbt zu ſeyn ſcheinet; Nicht allein in groſſen Fluͤſſen/ als in un- ſerer Donau/ deren Waſſer eine abſonderliche blaulicht- graue Farbe/ daher in Oeſterreich die Donau-Farb/ als eine abſonderliche Species Coloris genennet wird/ und ſiehet man ſo wol bey Maͤtthauſen/ da die Ennß/ als bey Paſſau/ da der Jnn von Mittag/ und die Jltz von Mit- ternachtwerts in die Donau flieſſet/ von jedem Fluß die unterſchiedlichen Farben lange Zeit unvermenget/ als wie der Rhein/ der auch durch den gantzen Bodenſee ſeine Farbe behaͤlt/ und durch und durch/ biß zu ſeinem Ausfluß leichtlich von dem See-Waſſer erkennet wird. Darzu gehoͤren auch die kleinern Fluͤßlein und Baͤche/ die allenthalben den groſſen Fluͤſſen ihren Tribut und Zoll abfuͤhren/ auch Felder und Wieſen mit ihrer An- grentzung bewaͤſſern und erquicken. 5. Giebt es Saltzbronnen/ wie zu Hall und Gmuͤnden/ im Land ob der Ennß/ davon das gantze Ober- und Unter-Oeſterreich mit Saltz verſehen wird. 6. Sind die Sauerbronnen/ die mit ihrer durch- dringenden Art die Kroͤs-Aederlein durchweichen/ und die Verſtopffungen der innerlichen Glieder eroͤffnen/ ei- nen Appetit zum Eſſen machen/ und zu vielerley Ge- brechen tauglich und heilſam ſind. 7. Finden ſich auch Geſund-Baͤder/ etliche warm/ wie zu Baden/ vier Meil von Wien/ da Jaͤhrlich eine fuͤrtreffliche und beruͤhmte Geſellſchafft im Fruͤling und Anfang des Sommers zuſammen kommet/ ſowol der Geſundheit/ als des Luſts zu pflegen/ und von der Re- gierenden Roͤmiſchen Kayſerl. Mayeſtaͤt/ unſerer Aller- gnaͤdigſten Herꝛſchafft/ und Dero Hofſtatt ſelbſten offt mit Dero Gegenwart gewuͤrdiget wird. So giebt es auch andere treffliche Geſund-Baͤder in Oeſterreich o- der an den Grentzen/ die man zwar waͤrmen muß/ nichts deſtoweniger aber/ wegen ihrer mannigfaltigen Wirckung/ Jaͤhrlich groſſen Zulauff haben/ als das Bad zu Heylbronn/ zu Maͤnnerſtorff/ zu Obern- Walſee. 8. Giebt es/ ſonderlich wo Bergwerck ſind/ aller- ley vermiſchte Waſſer von Saliter/ Schwefel/ Alaun/ Pech/ Ertz/ Silber/ Eyſen/ Bley/ Kupffer und an- dern unterſchiedenen Mineralien/ nach des Grundes Jnbegriff/ durchgegangen und vermenget. 9. Die aͤrgſten Waſſer werden die gehalten/ die in Maraſſen/ Pfuͤtzen/ Lacken/ Seen und Teichen ſich befinden/ wiewol in dieſen zweyen letztern auch ein groſſer Unterſcheid/ nachdem ſie aus guten und boͤſen Quellen herentſpringen. 10. So ſind auch etliche Waſſer zu etwas taugli- cher oder undienlicher/ als die andern/ als etliche ſind gut und bequem zum Bierbraͤuen/ zum Kochen/ zum Bleichen/ dieſe und jene Farb beſſer oder weniger aus- zutrocknen/ zum Weiſſen/ den Stahl zu temperiren/ alſo daß man an zwey/ drey/ oder mehr Orten/ wo man gleiches Maltz und Hopffen giebt/ gleichen Fleiß zum Braͤuen anwendet/ dennoch die meiſte Schuld dem Waſſer zueignet/ wann es hier ſtarck/ lang-liegend und gut/ an jenem aber gering und nicht bleiblich gehalten/ und in der Warheit alſo befunden wird. Der bey allen Gelehrten bekannte und geprieſne Pater Athan. Kircherus giebt in ſeinem Mundo ſubter- ranco Tom. I. fol. 247. von denen durch der Erden Be- ſchaffenheit inficirten Waſſern dieſen Unterſcheid/ und ſagt/ ſie ſind entweder geſaltzen/ oder vom Nitro, A- laun/ Vitriol/ Schwefel/ Kupffer-Roſt/ Kalch und Gyps/ Metallen/ Bitumine, oder feiſten Schwefel- Laim/ Queckſilber/ Eiſen/ Ertz/ oder Steinmachen- den mineris vermenget/ und daher werden ſie ſauer/ bit- ter/ geſaltzen/ warm/ kalt/ fett oder oͤlicht/ gifftig/ ge- faͤrbt/ aufſiedend/ verwandelhafftig/ reinigend/ und ge- wiſſen Gliedern heilſam; und ſagt ferner: Ex horum ſingulorũ cum ſingulis combinatione naſcitur admi- rabilis illa aquarum varietas, quam Philoſophi conci- pere nequiverunt, has enim ſpecies ſi juxta artis no- ſtræ combinatoriæ principia conjugaveris, naſcentur 47900160, quadringenti ſeptuaginta novem millio- nes, mille ſexcentæ aquarum differentium ſpecies~. Has iterum ſi in differentes terreſtrium glebarum, ſalium, nitri, aluminis, vitrioli, ſulphuris, metallo- rum ſpecies reſolveris, numerum habebis, qui omnem numerum arenæ maris excedat. Daher ſich niemand uͤber den ſo groſſen und unbegreifflichen Unterſcheid der Waſſer verwundern darff. Cap. ❁ L l l

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/467>, abgerufen am 19.04.2024.