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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Abbildung]
Cap. XXII.
Von der Sommer-Hersten.
[Spaltenumbruch]

DJe Gersten wird etwas später denn der Haber
gesäet/ weil sie den Frost weniger gedulden kan/
theils richten sich dißfalls nach dem Früh-Ha-
bern; wann selbiger wol und gewächsig aufgehet/ eilen
sie auch die Gersten ins Feld zu bringen; bleibt der Ha-
ber aber stecken/ und will nicht fort/ so verziehen sie auch
länger damit; wann guter Grund und gedeylich Wet-
ter ist/ so gerahtet sie wol/ hat lieber leichte/ als harte/
trockene als feuchte Erden; will einen guten fetten wol-
gedungten Grund/ und wo nicht die fruchtbare Frülings-
Feuchte dem Wachsthum beyhülfflich ist/ hat man sich
keines grossen Vortheils zu getrösten. Jm übrigen hat
sie die Art der Winter-Gersten/ ausser daß sie besser
zum Brauen ist; an theils Orten wird sie in die bedung-
te und gepfirchte Aecker gesäet/ die noch vor Winters
darzu gedungt oder gepfircht worden/ wird also feucht
untergeackert/ aber was im Pfirch wächset/ maltzet
übel/ wie auch das also gebaute Korn blaues Brod
giebt.

Es wird aber der Acker im Früling bemistet/ und
muß solcher den vorigen Herbst umgestürtzet/ hernach vor
der Saatzeit zweymal geackert/ gesäet/ eingeegt/ auch
eben sowol/ als der Haber/ gewaltzet werden/ die klein-
körnichte Gersten ist schon gut zum Saamen.

Theils halten dafür/ wann die Sommer- und na-
ckende Gersten sechs Tage nach dem Neumonden ge-
säet sey/ so werde sie sechs-Zeilich; das beste ist/ wann
dieser Bau bey trockenem Wetter geschehen kan; wann
sie feucht gesäet wird/ wächset gern Unkraut darunter/
sonderlich wann die Felder niedrig ligen/ dardurch die
Gersten nicht allein sich nicht mehren kan/ sondern auch
am Wachsthum verhindert und gehemmet wird; dar-
[Spaltenumbruch] um es/ ehe die Gersten anfängt zu kielen/ fleissig aus-
zujetten.

Die Gersten muß man gar bald ausdreschen las-
sen/ damit sie nicht im Geströhe erwärme/ dann pflegt
sie roth zu werden/ und ist wenig zum Brauen dien-
lich.

Colerus meldet/ er habe von einem guten Haus-
wirth vernommen/ man solle die Gersten abmähen/
wann sie gelbreiffe wird/ und nunmehr völligen Kern hat/
so taugt sie wol zum Bierbräuen/ meldet auch/ daß sol-
ches die Bräuer bezeugen.

Wann sie grasicht ist/ muß sie auf dem Feld bey
schönem Wetter etwas länger ligen/ damit das Gras
dörr werden möge/ welches sonst/ wann mans grün in
die Scheuren bringt/ leichtlich zu schimmlen anfängt;
davon das Stroh dem Vieh hernach so schädlich fället/
daß es auch einen Unfall verursachen kan; man muß sie/
wann sie recht abgetrocknet hat/ früh Morgens oder A-
bends einführen/ so bricht sie nicht so bald ab/ das Ger-
stenstroh wird in der Scheuren obenher auf Stangen
gelegt/ weil es auf der Erden bald anlaufft/ und giebt für
die Pferde das beste Gehäcke.

Theils sind der Meynung/ daß die blöd-aufgehen-
de Gersten (wann nur das Wetter gut) offt besser ge-
rahte/ denn die/ so Anfangs frech und reich aussiehet/
weil man glaubt/ sie müsse entweder zu erst oder zuletzt
etwas ausstehen; man kan die Saam-Gersten eben so
wol/ als Korn und Waitzen/ in einem Zuber voll Was-
sers probiren/ und das Untüchtige/ so obenauf schwim-
met/ oben abschöpffen/ und für das Geflügel und
Schweine gebrauchen/ weil nur diß allein aufgehet/ was
zu Boden sinckt/ sie gehet auch also desto eher und reich-

licher
Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Abbildung]
Cap. XXII.
Von der Sommer-Herſten.
[Spaltenumbruch]

DJe Gerſten wird etwas ſpaͤter denn der Haber
geſaͤet/ weil ſie den Froſt weniger gedulden kan/
theils richten ſich dißfalls nach dem Fruͤh-Ha-
bern; wann ſelbiger wol und gewaͤchſig aufgehet/ eilen
ſie auch die Gerſten ins Feld zu bringen; bleibt der Ha-
ber aber ſtecken/ und will nicht fort/ ſo verziehen ſie auch
laͤnger damit; wann guter Grund und gedeylich Wet-
ter iſt/ ſo gerahtet ſie wol/ hat lieber leichte/ als harte/
trockene als feuchte Erden; will einen guten fetten wol-
gedungten Grund/ und wo nicht die fruchtbare Fruͤlings-
Feuchte dem Wachsthum beyhuͤlfflich iſt/ hat man ſich
keines groſſen Vortheils zu getroͤſten. Jm uͤbrigen hat
ſie die Art der Winter-Gerſten/ auſſer daß ſie beſſer
zum Brauen iſt; an theils Orten wird ſie in die bedung-
te und gepfirchte Aecker geſaͤet/ die noch vor Winters
darzu gedungt oder gepfircht worden/ wird alſo feucht
untergeackert/ aber was im Pfirch waͤchſet/ maltzet
uͤbel/ wie auch das alſo gebaute Korn blaues Brod
giebt.

Es wird aber der Acker im Fruͤling bemiſtet/ und
muß ſolcher den vorigen Herbſt umgeſtuͤrtzet/ hernach vor
der Saatzeit zweymal geackert/ geſaͤet/ eingeegt/ auch
eben ſowol/ als der Haber/ gewaltzet werden/ die klein-
koͤrnichte Gerſten iſt ſchon gut zum Saamen.

Theils halten dafuͤr/ wann die Sommer- und na-
ckende Gerſten ſechs Tage nach dem Neumonden ge-
ſaͤet ſey/ ſo werde ſie ſechs-Zeilich; das beſte iſt/ wann
dieſer Bau bey trockenem Wetter geſchehen kan; wann
ſie feucht geſaͤet wird/ waͤchſet gern Unkraut darunter/
ſonderlich wann die Felder niedrig ligen/ dardurch die
Gerſten nicht allein ſich nicht mehren kan/ ſondern auch
am Wachsthum verhindert und gehemmet wird; dar-
[Spaltenumbruch] um es/ ehe die Gerſten anfaͤngt zu kielen/ fleiſſig aus-
zujetten.

Die Gerſten muß man gar bald ausdreſchen laſ-
ſen/ damit ſie nicht im Geſtroͤhe erwaͤrme/ dann pflegt
ſie roth zu werden/ und iſt wenig zum Brauen dien-
lich.

Colerus meldet/ er habe von einem guten Haus-
wirth vernommen/ man ſolle die Gerſten abmaͤhen/
wann ſie gelbreiffe wird/ und nunmehr voͤlligen Kern hat/
ſo taugt ſie wol zum Bierbraͤuen/ meldet auch/ daß ſol-
ches die Braͤuer bezeugen.

Wann ſie graſicht iſt/ muß ſie auf dem Feld bey
ſchoͤnem Wetter etwas laͤnger ligen/ damit das Gras
doͤrr werden moͤge/ welches ſonſt/ wann mans gruͤn in
die Scheuren bringt/ leichtlich zu ſchimmlen anfaͤngt;
davon das Stroh dem Vieh hernach ſo ſchaͤdlich faͤllet/
daß es auch einen Unfall verurſachen kan; man muß ſie/
wann ſie recht abgetrocknet hat/ fruͤh Morgens oder A-
bends einfuͤhren/ ſo bricht ſie nicht ſo bald ab/ das Ger-
ſtenſtroh wird in der Scheuren obenher auf Stangen
gelegt/ weil es auf der Erden bald anlaufft/ und giebt fuͤr
die Pferde das beſte Gehaͤcke.

Theils ſind der Meynung/ daß die bloͤd-aufgehen-
de Gerſten (wann nur das Wetter gut) offt beſſer ge-
rahte/ denn die/ ſo Anfangs frech und reich ausſiehet/
weil man glaubt/ ſie muͤſſe entweder zu erſt oder zuletzt
etwas ausſtehen; man kan die Saam-Gerſten eben ſo
wol/ als Korn und Waitzen/ in einem Zuber voll Waſ-
ſers probiren/ und das Untuͤchtige/ ſo obenauf ſchwim-
met/ oben abſchoͤpffen/ und fuͤr das Gefluͤgel und
Schweine gebrauchen/ weil nur diß allein aufgehet/ was
zu Boden ſinckt/ ſie gehet auch alſo deſto eher und reich-

licher
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[39/0057] Siebendes Buch/ Ackerbau. [Abbildung] Cap. XXII. Von der Sommer-Herſten. DJe Gerſten wird etwas ſpaͤter denn der Haber geſaͤet/ weil ſie den Froſt weniger gedulden kan/ theils richten ſich dißfalls nach dem Fruͤh-Ha- bern; wann ſelbiger wol und gewaͤchſig aufgehet/ eilen ſie auch die Gerſten ins Feld zu bringen; bleibt der Ha- ber aber ſtecken/ und will nicht fort/ ſo verziehen ſie auch laͤnger damit; wann guter Grund und gedeylich Wet- ter iſt/ ſo gerahtet ſie wol/ hat lieber leichte/ als harte/ trockene als feuchte Erden; will einen guten fetten wol- gedungten Grund/ und wo nicht die fruchtbare Fruͤlings- Feuchte dem Wachsthum beyhuͤlfflich iſt/ hat man ſich keines groſſen Vortheils zu getroͤſten. Jm uͤbrigen hat ſie die Art der Winter-Gerſten/ auſſer daß ſie beſſer zum Brauen iſt; an theils Orten wird ſie in die bedung- te und gepfirchte Aecker geſaͤet/ die noch vor Winters darzu gedungt oder gepfircht worden/ wird alſo feucht untergeackert/ aber was im Pfirch waͤchſet/ maltzet uͤbel/ wie auch das alſo gebaute Korn blaues Brod giebt. Es wird aber der Acker im Fruͤling bemiſtet/ und muß ſolcher den vorigen Herbſt umgeſtuͤrtzet/ hernach vor der Saatzeit zweymal geackert/ geſaͤet/ eingeegt/ auch eben ſowol/ als der Haber/ gewaltzet werden/ die klein- koͤrnichte Gerſten iſt ſchon gut zum Saamen. Theils halten dafuͤr/ wann die Sommer- und na- ckende Gerſten ſechs Tage nach dem Neumonden ge- ſaͤet ſey/ ſo werde ſie ſechs-Zeilich; das beſte iſt/ wann dieſer Bau bey trockenem Wetter geſchehen kan; wann ſie feucht geſaͤet wird/ waͤchſet gern Unkraut darunter/ ſonderlich wann die Felder niedrig ligen/ dardurch die Gerſten nicht allein ſich nicht mehren kan/ ſondern auch am Wachsthum verhindert und gehemmet wird; dar- um es/ ehe die Gerſten anfaͤngt zu kielen/ fleiſſig aus- zujetten. Die Gerſten muß man gar bald ausdreſchen laſ- ſen/ damit ſie nicht im Geſtroͤhe erwaͤrme/ dann pflegt ſie roth zu werden/ und iſt wenig zum Brauen dien- lich. Colerus meldet/ er habe von einem guten Haus- wirth vernommen/ man ſolle die Gerſten abmaͤhen/ wann ſie gelbreiffe wird/ und nunmehr voͤlligen Kern hat/ ſo taugt ſie wol zum Bierbraͤuen/ meldet auch/ daß ſol- ches die Braͤuer bezeugen. Wann ſie graſicht iſt/ muß ſie auf dem Feld bey ſchoͤnem Wetter etwas laͤnger ligen/ damit das Gras doͤrr werden moͤge/ welches ſonſt/ wann mans gruͤn in die Scheuren bringt/ leichtlich zu ſchimmlen anfaͤngt; davon das Stroh dem Vieh hernach ſo ſchaͤdlich faͤllet/ daß es auch einen Unfall verurſachen kan; man muß ſie/ wann ſie recht abgetrocknet hat/ fruͤh Morgens oder A- bends einfuͤhren/ ſo bricht ſie nicht ſo bald ab/ das Ger- ſtenſtroh wird in der Scheuren obenher auf Stangen gelegt/ weil es auf der Erden bald anlaufft/ und giebt fuͤr die Pferde das beſte Gehaͤcke. Theils ſind der Meynung/ daß die bloͤd-aufgehen- de Gerſten (wann nur das Wetter gut) offt beſſer ge- rahte/ denn die/ ſo Anfangs frech und reich ausſiehet/ weil man glaubt/ ſie muͤſſe entweder zu erſt oder zuletzt etwas ausſtehen; man kan die Saam-Gerſten eben ſo wol/ als Korn und Waitzen/ in einem Zuber voll Waſ- ſers probiren/ und das Untuͤchtige/ ſo obenauf ſchwim- met/ oben abſchoͤpffen/ und fuͤr das Gefluͤgel und Schweine gebrauchen/ weil nur diß allein aufgehet/ was zu Boden ſinckt/ ſie gehet auch alſo deſto eher und reich- licher

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/57>, abgerufen am 19.04.2024.