Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. XVI.
Von Besuchung der Marckstein.
[Spaltenumbruch]

SEithero nach verwichenem oder vielmehr Poeti-
schen niemals gewesenen Aureo Saeculo, das
Jus omnium in omnia, da alles gemein gewesen/
und Niemand kein Eigenthum gehabt/ durch der gewal-
tigen und boßhafftigen Leute Frevel und Muthwillen
aufgehebt/ und Jedem sein Eigenthum (Fried und Ei-
nigkeit zu erhalten) ist zugetheilt worden/ hat die Noth-
wendigkeit der Marckscheidungen & distinctiones Fi-
nium
auch mit angefangen. Und ob wol bey etlichen Bar-
barischen Völckern Tartarn und Arabern noch bräuch-
lich/ daß sie Horden- und Hauffenweise ihre Zelten von
einem Feld/ von einer Weide/ und von einer Gegend in
die andere versetzen; so wird doch bey den übrigen civi-
lisi
rten Nationen bessere und schönere Ordnung gehal-
ten/ indem Jeder sein Eigenthum von des Nachbars
Gut unterschieden hat/ dardurch man/ wer nachlässig
oder embsig/ wer seinen Gütern wol oder übel vorstehet/
leichtlich verspührt/ wer übel hauset die Obrigkeitliche
Straff/ und dem/ der einen guten Wirth abgiebt/ sein
verdientes Lob nicht kan entzogen werden.

Die Wälder werden so wol durch Stein/ als
Bäume unterschiedlich gemerckt; weil aber die Bäu-
me manchesmal böse untreue Leute weghauen/ der
Wind umreisset/ oder sonst/ nach überstandener langer
Zeit/ endlich derselbigen weichen/ faulen und fallen müs-
sen; als haben etliche neben diesen Marckbäumen/ dar-
aus man entweder ein Stuck Rinden geschnitten/ oder
[Spaltenumbruch] sie sonst mit einem gewissen Marck gemerckt und gezeich-
net hat/ auch Steine zu setzen gepflegt.

Zu Merckung der Grentzen wird bey wolbestellten
Herrschafften eine Mappa des gantzen Umkreyses auf
Papier entworffen/ und nachdem sie etwan an Land-
strassen/ Berge/ Thal/ Flüsse/ Bäche/ Teiche/ Dörffer/
Häuser und dergleichen hin und wieder anreinen/ wird
alles beschrieben/ und wo es sonst mit andern daran
anstossenden Gehöltzen angrentzet/ daselbst mit Steinen
und Bäumen ausgemercket. Diese Grentzen nun/ wer-
den jährlich von denen darzu bestellten Beamten/ zu ge-
wissen Zeiten/ zwischen der Fastnacht und S. Johannis
Baptistoe/ besucht/ und da was unrichtiges sich ereignet/
solches angemeldet.

Bey etlichen Herrschafften ist dieser gute Gebrauch/
daß alle drey Jahr aus allen nächst umgelegenen und
anreinenden Dorffschafften alte und junge Leute dahin
gebracht/ die Marck mit Fleiß besichtigt/ was unkennt-
lich/ verdorben oder verruckt/ verneuret und wieder zu
recht gesetzt/ damit Alt und Junge dieses ins Gedächt-
nis fasse und künfftig davon Zeugnis geben möge.

Welche muthwillig einen Marckstein ausgraben/
oder einen Marckbaum umhauen/ und dessen überwie-
sen sind/ werden mit scharffer Straff billich belegt/ wie
auch so wol die Bediente/ als die Unterthanen/ die von
Vertilgung oder Verwandlung der Marckzeichen wis-
sen/ und solches über acht Tage anzuzeigen unterlassen
hätten.

Cap. XVII.
Vom Bauholtz.
[Spaltenumbruch]

WO eine Herrschafft mit überflüssigem Bauholtz
in ihren Wäldern nicht versehen/ daselbst wird
den Unterthanen/ die bauen wollen/ auferlegt/
sich an fremden/ nächsten benachbarten Orten damit zu
versehen; wo man aber dessen keinen Abgang hat/ wird
das Gegentheil beobachtet/ doch dergestalt limitirt/ daß/
wo man Stein haben kan/ man des Holtzes so viel mög-
lich verschonen solle/ nicht allzugrosse Dachstüle und Ge-
bäu/ die viel Holtz fressen/ anzufangen. Wann aber ja
die Unterthanen Bauholtz haben müssen/ soll die Noht-
durfft und Unentbehrligkeit ihres Vorhabens erstlich
durch die Beamten betrachtet und besichtiget/ ihr Be-
gehren/ ob sie nicht mit wenigerm auskommen möchten/
bedacht/ was für Holtz/ und wie viel sie begehren/ ob
mans zu Schwellen/ Balcken/ Durchzügen/ Rigeln/
Drämen oder Latten bedörffe/ an welchen Orten der
Wälder; und ob es ohne Verwüstung und Beschädi-
gung des Holtzes und der Gejaider wol seyn könne/ und
wie viel es beyläuffig kosten möge/ ob der Unterthan zu
bezahlen habe/ ein guter Wirth und fleissiger Haushal-
ter seye; wann man nun befindet/ daß es nothwendig
und rathsam sey/ dem Unterthan in sein Begehren einzu-
willigen/ wird ihm das Bauholtz nach gemachtem Kauff
angewiesen und ausgezeichnet.

[Spaltenumbruch]

Damit aber das Bauholtz desto beständiger und
langwühriger seye/ auch desto weniger wurmicht/ faul
und anbrüchig werde/ soll es von Egidi/ das ist/ vom
Anfang des Septembers an/ biß zu Anfang des Mar-
tii/ im abnehmenden Monden gefällt/ und innerhalb
nächst drauf folgender sechs Wochen/ damit die Plätze
oder Schläge geraumet/ bey verlieren desselbigen Hol-
tzes/ weggeführet werden/ es wäre dann wegen Regen/
Schnee und anderer erheblichen Ursachen halber eine
Unmöglichkeit. So wird auch denen Unterthanen eine
gewisse Zeit/ mit geraumer Zielsetzung bestimmt/ auch
dieselbe bey Einschreibung des Zimmerholtzes vorge-
zeichnet/ wann das vorgewandte und nothwendig be-
fundene Gebäue solle verfärtigt seyn/ damit nicht aus
liederlicher Fahrlässigkeit böser Haushalter/ das Holtz
unnützlich verfaule/ oder zu Scheitern gehackt und ver-
brennt/ oder wol gar weiter auf fremde Hand verkaufft
werde/ welches so wol dem Unterthan und seinen Erben
selbst/ als auch Herrschafft und dem Forst einen grossen
Schaden verursachet.

Daher auch eine löbliche Ordnung ist/ auf der Un-
terthanen Gebäue/ von Obrigkeits wegen/ Obsicht zu hal-
ten/ ob sie bey gutem Bauwesen/ mit Fach und Dach
gehalten sind/ und da etwas zu bessern/ daß es bey Zeiten

geschehe/
D d d d ij
Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. XVI.
Von Beſuchung der Marckſtein.
[Spaltenumbruch]

SEithero nach verwichenem oder vielmehr Poëti-
ſchen niemals geweſenen Aureo Sæculo, das
Jus omnium in omnia, da alles gemein geweſen/
und Niemand kein Eigenthum gehabt/ durch der gewal-
tigen und boßhafftigen Leute Frevel und Muthwillen
aufgehebt/ und Jedem ſein Eigenthum (Fried und Ei-
nigkeit zu erhalten) iſt zugetheilt worden/ hat die Noth-
wendigkeit der Marckſcheidungen & diſtinctiones Fi-
nium
auch mit angefangen. Und ob wol bey etlichen Bar-
bariſchen Voͤlckern Tartarn und Arabern noch braͤuch-
lich/ daß ſie Horden- und Hauffenweiſe ihre Zelten von
einem Feld/ von einer Weide/ und von einer Gegend in
die andere verſetzen; ſo wird doch bey den uͤbrigen civi-
liſi
rten Nationen beſſere und ſchoͤnere Ordnung gehal-
ten/ indem Jeder ſein Eigenthum von des Nachbars
Gut unterſchieden hat/ dardurch man/ wer nachlaͤſſig
oder embſig/ wer ſeinen Guͤtern wol oder uͤbel vorſtehet/
leichtlich verſpuͤhrt/ wer uͤbel hauſet die Obrigkeitliche
Straff/ und dem/ der einen guten Wirth abgiebt/ ſein
verdientes Lob nicht kan entzogen werden.

Die Waͤlder werden ſo wol durch Stein/ als
Baͤume unterſchiedlich gemerckt; weil aber die Baͤu-
me manchesmal boͤſe untreue Leute weghauen/ der
Wind umreiſſet/ oder ſonſt/ nach uͤberſtandener langer
Zeit/ endlich derſelbigen weichen/ faulen und fallen muͤſ-
ſen; als haben etliche neben dieſen Marckbaͤumen/ dar-
aus man entweder ein Stuck Rinden geſchnitten/ oder
[Spaltenumbruch] ſie ſonſt mit einem gewiſſen Marck gemerckt und gezeich-
net hat/ auch Steine zu ſetzen gepflegt.

Zu Merckung der Grentzen wird bey wolbeſtellten
Herꝛſchafften eine Mappa des gantzen Umkreyſes auf
Papier entworffen/ und nachdem ſie etwan an Land-
ſtraſſen/ Berge/ Thal/ Fluͤſſe/ Baͤche/ Teiche/ Doͤrffer/
Haͤuſer und dergleichen hin und wieder anreinen/ wird
alles beſchrieben/ und wo es ſonſt mit andern daran
anſtoſſenden Gehoͤltzen angrentzet/ daſelbſt mit Steinen
und Baͤumen ausgemercket. Dieſe Grentzen nun/ wer-
den jaͤhrlich von denen darzu beſtellten Beamten/ zu ge-
wiſſen Zeiten/ zwiſchen der Faſtnacht und S. Johannis
Baptiſtœ/ beſucht/ und da was unrichtiges ſich ereignet/
ſolches angemeldet.

Bey etlichen Herꝛſchafften iſt dieſer gute Gebrauch/
daß alle drey Jahr aus allen naͤchſt umgelegenen und
anreinenden Dorffſchafften alte und junge Leute dahin
gebracht/ die Marck mit Fleiß beſichtigt/ was unkennt-
lich/ verdorben oder verruckt/ verneuret und wieder zu
recht geſetzt/ damit Alt und Junge dieſes ins Gedaͤcht-
nis faſſe und kuͤnfftig davon Zeugnis geben moͤge.

Welche muthwillig einen Marckſtein ausgraben/
oder einen Marckbaum umhauen/ und deſſen uͤberwie-
ſen ſind/ werden mit ſcharffer Straff billich belegt/ wie
auch ſo wol die Bediente/ als die Unterthanen/ die von
Vertilgung oder Verwandlung der Marckzeichen wiſ-
ſen/ und ſolches uͤber acht Tage anzuzeigen unterlaſſen
haͤtten.

Cap. XVII.
Vom Bauholtz.
[Spaltenumbruch]

WO eine Herꝛſchafft mit uͤberfluͤſſigem Bauholtz
in ihren Waͤldern nicht verſehen/ daſelbſt wird
den Unterthanen/ die bauen wollen/ auferlegt/
ſich an fremden/ naͤchſten benachbarten Orten damit zu
verſehen; wo man aber deſſen keinen Abgang hat/ wird
das Gegentheil beobachtet/ doch dergeſtalt limitirt/ daß/
wo man Stein haben kan/ man des Holtzes ſo viel moͤg-
lich verſchonen ſolle/ nicht allzugroſſe Dachſtuͤle und Ge-
baͤu/ die viel Holtz freſſen/ anzufangen. Wann aber ja
die Unterthanen Bauholtz haben muͤſſen/ ſoll die Noht-
durfft und Unentbehrligkeit ihres Vorhabens erſtlich
durch die Beamten betrachtet und beſichtiget/ ihr Be-
gehren/ ob ſie nicht mit wenigerm auskommen moͤchten/
bedacht/ was fuͤr Holtz/ und wie viel ſie begehren/ ob
mans zu Schwellen/ Balcken/ Durchzuͤgen/ Rigeln/
Draͤmen oder Latten bedoͤrffe/ an welchen Orten der
Waͤlder; und ob es ohne Verwuͤſtung und Beſchaͤdi-
gung des Holtzes und der Gejaider wol ſeyn koͤnne/ und
wie viel es beylaͤuffig koſten moͤge/ ob der Unterthan zu
bezahlen habe/ ein guter Wirth und fleiſſiger Haushal-
ter ſeye; wann man nun befindet/ daß es nothwendig
und rathſam ſey/ dem Unterthan in ſein Begehren einzu-
willigen/ wird ihm das Bauholtz nach gemachtem Kauff
angewieſen und ausgezeichnet.

[Spaltenumbruch]

Damit aber das Bauholtz deſto beſtaͤndiger und
langwuͤhriger ſeye/ auch deſto weniger wurmicht/ faul
und anbruͤchig werde/ ſoll es von Egidi/ das iſt/ vom
Anfang des Septembers an/ biß zu Anfang des Mar-
tii/ im abnehmenden Monden gefaͤllt/ und innerhalb
naͤchſt drauf folgender ſechs Wochen/ damit die Plaͤtze
oder Schlaͤge geraumet/ bey verlieren deſſelbigen Hol-
tzes/ weggefuͤhret werden/ es waͤre dann wegen Regen/
Schnee und anderer erheblichen Urſachen halber eine
Unmoͤglichkeit. So wird auch denen Unterthanen eine
gewiſſe Zeit/ mit geraumer Zielſetzung beſtimmt/ auch
dieſelbe bey Einſchreibung des Zimmerholtzes vorge-
zeichnet/ wann das vorgewandte und nothwendig be-
fundene Gebaͤue ſolle verfaͤrtigt ſeyn/ damit nicht aus
liederlicher Fahrlaͤſſigkeit boͤſer Haushalter/ das Holtz
unnuͤtzlich verfaule/ oder zu Scheitern gehackt und ver-
brennt/ oder wol gar weiter auf fremde Hand verkaufft
werde/ welches ſo wol dem Unterthan und ſeinen Erben
ſelbſt/ als auch Herꝛſchafft und dem Forſt einen groſſen
Schaden verurſachet.

Daher auch eine loͤbliche Ordnung iſt/ auf der Un-
terthanen Gebaͤue/ von Obrigkeits wegen/ Obſicht zu hal-
ten/ ob ſie bey gutem Bauweſen/ mit Fach und Dach
gehalten ſind/ und da etwas zu beſſern/ daß es bey Zeiten

geſchehe/
❁ D d d d ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0597" n="579"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zwo&#x0364;lfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XVI.</hi> </hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Be&#x017F;uchung der Marck&#x017F;tein.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Eithero nach verwichenem oder vielmehr Poëti-<lb/>
&#x017F;chen niemals gewe&#x017F;enen <hi rendition="#aq">Aureo Sæculo,</hi> das<lb/><hi rendition="#aq">Jus omnium in omnia,</hi> da alles gemein gewe&#x017F;en/<lb/>
und Niemand kein Eigenthum gehabt/ durch der gewal-<lb/>
tigen und boßhafftigen Leute Frevel und Muthwillen<lb/>
aufgehebt/ und Jedem &#x017F;ein Eigenthum (Fried und Ei-<lb/>
nigkeit zu erhalten) i&#x017F;t zugetheilt worden/ hat die Noth-<lb/>
wendigkeit der Marck&#x017F;cheidungen <hi rendition="#aq">&amp; di&#x017F;tinctiones Fi-<lb/>
nium</hi> auch mit angefangen. Und ob wol bey etlichen Bar-<lb/>
bari&#x017F;chen Vo&#x0364;lckern Tartarn und Arabern noch bra&#x0364;uch-<lb/>
lich/ daß &#x017F;ie Horden- und Hauffenwei&#x017F;e ihre Zelten von<lb/>
einem Feld/ von einer Weide/ und von einer Gegend in<lb/>
die andere ver&#x017F;etzen; &#x017F;o wird doch bey den u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">civi-<lb/>
li&#x017F;i</hi>rten Nationen be&#x017F;&#x017F;ere und &#x017F;cho&#x0364;nere Ordnung gehal-<lb/>
ten/ indem Jeder &#x017F;ein Eigenthum von des Nachbars<lb/>
Gut unter&#x017F;chieden hat/ dardurch man/ wer nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
oder emb&#x017F;ig/ wer &#x017F;einen Gu&#x0364;tern wol oder u&#x0364;bel vor&#x017F;tehet/<lb/>
leichtlich ver&#x017F;pu&#x0364;hrt/ wer u&#x0364;bel hau&#x017F;et die Obrigkeitliche<lb/>
Straff/ und dem/ der einen guten Wirth abgiebt/ &#x017F;ein<lb/>
verdientes Lob nicht kan entzogen werden.</p><lb/>
            <p>Die Wa&#x0364;lder werden &#x017F;o wol durch Stein/ als<lb/>
Ba&#x0364;ume unter&#x017F;chiedlich gemerckt; weil aber die Ba&#x0364;u-<lb/>
me manchesmal bo&#x0364;&#x017F;e untreue Leute weghauen/ der<lb/>
Wind umrei&#x017F;&#x017F;et/ oder &#x017F;on&#x017F;t/ nach u&#x0364;ber&#x017F;tandener langer<lb/>
Zeit/ endlich der&#x017F;elbigen weichen/ faulen und fallen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; als haben etliche neben die&#x017F;en Marckba&#x0364;umen/ dar-<lb/>
aus man entweder ein Stuck Rinden ge&#x017F;chnitten/ oder<lb/><cb/>
&#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t mit einem gewi&#x017F;&#x017F;en Marck gemerckt und gezeich-<lb/>
net hat/ auch Steine zu &#x017F;etzen gepflegt.</p><lb/>
            <p>Zu Merckung der Grentzen wird bey wolbe&#x017F;tellten<lb/>
Her&#xA75B;&#x017F;chafften eine <hi rendition="#aq">Mappa</hi> des gantzen Umkrey&#x017F;es auf<lb/>
Papier entworffen/ und nachdem &#x017F;ie etwan an Land-<lb/>
&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;en/ Berge/ Thal/ Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ Ba&#x0364;che/ Teiche/ Do&#x0364;rffer/<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er und dergleichen hin und wieder anreinen/ wird<lb/>
alles be&#x017F;chrieben/ und wo es &#x017F;on&#x017F;t mit andern daran<lb/>
an&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enden Geho&#x0364;ltzen angrentzet/ da&#x017F;elb&#x017F;t mit Steinen<lb/>
und Ba&#x0364;umen ausgemercket. Die&#x017F;e Grentzen nun/ wer-<lb/>
den ja&#x0364;hrlich von denen darzu be&#x017F;tellten Beamten/ zu ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Zeiten/ zwi&#x017F;chen der Fa&#x017F;tnacht und S. Johannis<lb/>
Bapti&#x017F;t&#x0153;/ be&#x017F;ucht/ und da was unrichtiges &#x017F;ich ereignet/<lb/>
&#x017F;olches angemeldet.</p><lb/>
            <p>Bey etlichen Her&#xA75B;&#x017F;chafften i&#x017F;t die&#x017F;er gute Gebrauch/<lb/>
daß alle drey Jahr aus allen na&#x0364;ch&#x017F;t umgelegenen und<lb/>
anreinenden Dorff&#x017F;chafften alte und junge Leute dahin<lb/>
gebracht/ die Marck mit Fleiß be&#x017F;ichtigt/ was unkennt-<lb/>
lich/ verdorben oder verruckt/ verneuret und wieder zu<lb/>
recht ge&#x017F;etzt/ damit Alt und Junge die&#x017F;es ins Geda&#x0364;cht-<lb/>
nis fa&#x017F;&#x017F;e und ku&#x0364;nfftig davon Zeugnis geben mo&#x0364;ge.</p><lb/>
            <p>Welche muthwillig einen Marck&#x017F;tein ausgraben/<lb/>
oder einen Marckbaum umhauen/ und de&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;berwie-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ind/ werden mit &#x017F;charffer Straff billich belegt/ wie<lb/>
auch &#x017F;o wol die Bediente/ als die Unterthanen/ die von<lb/>
Vertilgung oder Verwandlung der Marckzeichen wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und &#x017F;olches u&#x0364;ber acht Tage anzuzeigen unterla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ha&#x0364;tten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XVII.</hi> </hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Vom Bauholtz.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>O eine Her&#xA75B;&#x017F;chafft mit u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igem Bauholtz<lb/>
in ihren Wa&#x0364;ldern nicht ver&#x017F;ehen/ da&#x017F;elb&#x017F;t wird<lb/>
den Unterthanen/ die bauen wollen/ auferlegt/<lb/>
&#x017F;ich an fremden/ na&#x0364;ch&#x017F;ten benachbarten Orten damit zu<lb/>
ver&#x017F;ehen; wo man aber de&#x017F;&#x017F;en keinen Abgang hat/ wird<lb/>
das Gegentheil beobachtet/ doch derge&#x017F;talt <hi rendition="#aq">limiti</hi>rt/ daß/<lb/>
wo man Stein haben kan/ man des Holtzes &#x017F;o viel mo&#x0364;g-<lb/>
lich ver&#x017F;chonen &#x017F;olle/ nicht allzugro&#x017F;&#x017F;e Dach&#x017F;tu&#x0364;le und Ge-<lb/>
ba&#x0364;u/ die viel Holtz fre&#x017F;&#x017F;en/ anzufangen. Wann aber ja<lb/>
die Unterthanen Bauholtz haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;oll die Noht-<lb/>
durfft und Unentbehrligkeit ihres Vorhabens er&#x017F;tlich<lb/>
durch die Beamten betrachtet und be&#x017F;ichtiget/ ihr Be-<lb/>
gehren/ ob &#x017F;ie nicht mit wenigerm auskommen mo&#x0364;chten/<lb/>
bedacht/ was fu&#x0364;r Holtz/ und wie viel &#x017F;ie begehren/ ob<lb/>
mans zu Schwellen/ Balcken/ Durchzu&#x0364;gen/ Rigeln/<lb/>
Dra&#x0364;men oder Latten bedo&#x0364;rffe/ an welchen Orten der<lb/>
Wa&#x0364;lder; und ob es ohne Verwu&#x0364;&#x017F;tung und Be&#x017F;cha&#x0364;di-<lb/>
gung des Holtzes und der Gejaider wol &#x017F;eyn ko&#x0364;nne/ und<lb/>
wie viel es beyla&#x0364;uffig ko&#x017F;ten mo&#x0364;ge/ ob der Unterthan zu<lb/>
bezahlen habe/ ein guter Wirth und flei&#x017F;&#x017F;iger Haushal-<lb/>
ter &#x017F;eye; wann man nun befindet/ daß es nothwendig<lb/>
und rath&#x017F;am &#x017F;ey/ dem Unterthan in &#x017F;ein Begehren einzu-<lb/>
willigen/ wird ihm das Bauholtz nach gemachtem Kauff<lb/>
angewie&#x017F;en und ausgezeichnet.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Damit aber das Bauholtz de&#x017F;to be&#x017F;ta&#x0364;ndiger und<lb/>
langwu&#x0364;hriger &#x017F;eye/ auch de&#x017F;to weniger wurmicht/ faul<lb/>
und anbru&#x0364;chig werde/ &#x017F;oll es von Egidi/ das i&#x017F;t/ vom<lb/>
Anfang des Septembers an/ biß zu Anfang des Mar-<lb/>
tii/ im abnehmenden Monden gefa&#x0364;llt/ und innerhalb<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;t drauf folgender &#x017F;echs Wochen/ damit die Pla&#x0364;tze<lb/>
oder Schla&#x0364;ge geraumet/ bey verlieren de&#x017F;&#x017F;elbigen Hol-<lb/>
tzes/ weggefu&#x0364;hret werden/ es wa&#x0364;re dann wegen Regen/<lb/>
Schnee und anderer erheblichen Ur&#x017F;achen halber eine<lb/>
Unmo&#x0364;glichkeit. So wird auch denen Unterthanen eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit/ mit geraumer Ziel&#x017F;etzung be&#x017F;timmt/ auch<lb/>
die&#x017F;elbe bey Ein&#x017F;chreibung des Zimmerholtzes vorge-<lb/>
zeichnet/ wann das vorgewandte und nothwendig be-<lb/>
fundene Geba&#x0364;ue &#x017F;olle verfa&#x0364;rtigt &#x017F;eyn/ damit nicht aus<lb/>
liederlicher Fahrla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit bo&#x0364;&#x017F;er Haushalter/ das Holtz<lb/>
unnu&#x0364;tzlich verfaule/ oder zu Scheitern gehackt und ver-<lb/>
brennt/ oder wol gar weiter auf fremde Hand verkaufft<lb/>
werde/ welches &#x017F;o wol dem Unterthan und &#x017F;einen Erben<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t/ als auch Her&#xA75B;&#x017F;chafft und dem For&#x017F;t einen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schaden verur&#x017F;achet.</p><lb/>
            <p>Daher auch eine lo&#x0364;bliche Ordnung i&#x017F;t/ auf der Un-<lb/>
terthanen Geba&#x0364;ue/ von Obrigkeits wegen/ Ob&#x017F;icht zu hal-<lb/>
ten/ ob &#x017F;ie bey gutem Bauwe&#x017F;en/ mit Fach und Dach<lb/>
gehalten &#x017F;ind/ und da etwas zu be&#x017F;&#x017F;ern/ daß es bey Zeiten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">&#x2741; D d d d ij</fw><fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;chehe/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[579/0597] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. Cap. XVI. Von Beſuchung der Marckſtein. SEithero nach verwichenem oder vielmehr Poëti- ſchen niemals geweſenen Aureo Sæculo, das Jus omnium in omnia, da alles gemein geweſen/ und Niemand kein Eigenthum gehabt/ durch der gewal- tigen und boßhafftigen Leute Frevel und Muthwillen aufgehebt/ und Jedem ſein Eigenthum (Fried und Ei- nigkeit zu erhalten) iſt zugetheilt worden/ hat die Noth- wendigkeit der Marckſcheidungen & diſtinctiones Fi- nium auch mit angefangen. Und ob wol bey etlichen Bar- bariſchen Voͤlckern Tartarn und Arabern noch braͤuch- lich/ daß ſie Horden- und Hauffenweiſe ihre Zelten von einem Feld/ von einer Weide/ und von einer Gegend in die andere verſetzen; ſo wird doch bey den uͤbrigen civi- liſirten Nationen beſſere und ſchoͤnere Ordnung gehal- ten/ indem Jeder ſein Eigenthum von des Nachbars Gut unterſchieden hat/ dardurch man/ wer nachlaͤſſig oder embſig/ wer ſeinen Guͤtern wol oder uͤbel vorſtehet/ leichtlich verſpuͤhrt/ wer uͤbel hauſet die Obrigkeitliche Straff/ und dem/ der einen guten Wirth abgiebt/ ſein verdientes Lob nicht kan entzogen werden. Die Waͤlder werden ſo wol durch Stein/ als Baͤume unterſchiedlich gemerckt; weil aber die Baͤu- me manchesmal boͤſe untreue Leute weghauen/ der Wind umreiſſet/ oder ſonſt/ nach uͤberſtandener langer Zeit/ endlich derſelbigen weichen/ faulen und fallen muͤſ- ſen; als haben etliche neben dieſen Marckbaͤumen/ dar- aus man entweder ein Stuck Rinden geſchnitten/ oder ſie ſonſt mit einem gewiſſen Marck gemerckt und gezeich- net hat/ auch Steine zu ſetzen gepflegt. Zu Merckung der Grentzen wird bey wolbeſtellten Herꝛſchafften eine Mappa des gantzen Umkreyſes auf Papier entworffen/ und nachdem ſie etwan an Land- ſtraſſen/ Berge/ Thal/ Fluͤſſe/ Baͤche/ Teiche/ Doͤrffer/ Haͤuſer und dergleichen hin und wieder anreinen/ wird alles beſchrieben/ und wo es ſonſt mit andern daran anſtoſſenden Gehoͤltzen angrentzet/ daſelbſt mit Steinen und Baͤumen ausgemercket. Dieſe Grentzen nun/ wer- den jaͤhrlich von denen darzu beſtellten Beamten/ zu ge- wiſſen Zeiten/ zwiſchen der Faſtnacht und S. Johannis Baptiſtœ/ beſucht/ und da was unrichtiges ſich ereignet/ ſolches angemeldet. Bey etlichen Herꝛſchafften iſt dieſer gute Gebrauch/ daß alle drey Jahr aus allen naͤchſt umgelegenen und anreinenden Dorffſchafften alte und junge Leute dahin gebracht/ die Marck mit Fleiß beſichtigt/ was unkennt- lich/ verdorben oder verruckt/ verneuret und wieder zu recht geſetzt/ damit Alt und Junge dieſes ins Gedaͤcht- nis faſſe und kuͤnfftig davon Zeugnis geben moͤge. Welche muthwillig einen Marckſtein ausgraben/ oder einen Marckbaum umhauen/ und deſſen uͤberwie- ſen ſind/ werden mit ſcharffer Straff billich belegt/ wie auch ſo wol die Bediente/ als die Unterthanen/ die von Vertilgung oder Verwandlung der Marckzeichen wiſ- ſen/ und ſolches uͤber acht Tage anzuzeigen unterlaſſen haͤtten. Cap. XVII. Vom Bauholtz. WO eine Herꝛſchafft mit uͤberfluͤſſigem Bauholtz in ihren Waͤldern nicht verſehen/ daſelbſt wird den Unterthanen/ die bauen wollen/ auferlegt/ ſich an fremden/ naͤchſten benachbarten Orten damit zu verſehen; wo man aber deſſen keinen Abgang hat/ wird das Gegentheil beobachtet/ doch dergeſtalt limitirt/ daß/ wo man Stein haben kan/ man des Holtzes ſo viel moͤg- lich verſchonen ſolle/ nicht allzugroſſe Dachſtuͤle und Ge- baͤu/ die viel Holtz freſſen/ anzufangen. Wann aber ja die Unterthanen Bauholtz haben muͤſſen/ ſoll die Noht- durfft und Unentbehrligkeit ihres Vorhabens erſtlich durch die Beamten betrachtet und beſichtiget/ ihr Be- gehren/ ob ſie nicht mit wenigerm auskommen moͤchten/ bedacht/ was fuͤr Holtz/ und wie viel ſie begehren/ ob mans zu Schwellen/ Balcken/ Durchzuͤgen/ Rigeln/ Draͤmen oder Latten bedoͤrffe/ an welchen Orten der Waͤlder; und ob es ohne Verwuͤſtung und Beſchaͤdi- gung des Holtzes und der Gejaider wol ſeyn koͤnne/ und wie viel es beylaͤuffig koſten moͤge/ ob der Unterthan zu bezahlen habe/ ein guter Wirth und fleiſſiger Haushal- ter ſeye; wann man nun befindet/ daß es nothwendig und rathſam ſey/ dem Unterthan in ſein Begehren einzu- willigen/ wird ihm das Bauholtz nach gemachtem Kauff angewieſen und ausgezeichnet. Damit aber das Bauholtz deſto beſtaͤndiger und langwuͤhriger ſeye/ auch deſto weniger wurmicht/ faul und anbruͤchig werde/ ſoll es von Egidi/ das iſt/ vom Anfang des Septembers an/ biß zu Anfang des Mar- tii/ im abnehmenden Monden gefaͤllt/ und innerhalb naͤchſt drauf folgender ſechs Wochen/ damit die Plaͤtze oder Schlaͤge geraumet/ bey verlieren deſſelbigen Hol- tzes/ weggefuͤhret werden/ es waͤre dann wegen Regen/ Schnee und anderer erheblichen Urſachen halber eine Unmoͤglichkeit. So wird auch denen Unterthanen eine gewiſſe Zeit/ mit geraumer Zielſetzung beſtimmt/ auch dieſelbe bey Einſchreibung des Zimmerholtzes vorge- zeichnet/ wann das vorgewandte und nothwendig be- fundene Gebaͤue ſolle verfaͤrtigt ſeyn/ damit nicht aus liederlicher Fahrlaͤſſigkeit boͤſer Haushalter/ das Holtz unnuͤtzlich verfaule/ oder zu Scheitern gehackt und ver- brennt/ oder wol gar weiter auf fremde Hand verkaufft werde/ welches ſo wol dem Unterthan und ſeinen Erben ſelbſt/ als auch Herꝛſchafft und dem Forſt einen groſſen Schaden verurſachet. Daher auch eine loͤbliche Ordnung iſt/ auf der Un- terthanen Gebaͤue/ von Obrigkeits wegen/ Obſicht zu hal- ten/ ob ſie bey gutem Bauweſen/ mit Fach und Dach gehalten ſind/ und da etwas zu beſſern/ daß es bey Zeiten geſchehe/ ❁ D d d d ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/597
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/597>, abgerufen am 28.03.2024.