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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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Kugelgestalt der Erde schliessen könnte. Schon Aristoteles (de coelo) stellt
die Behauptung auf, daß die Erde rund sei, weil man bei Mondfin-
sternissen den Erdschatten rund in die Mondscheibe eintreten
sieht. Die Erde hat aber keine vollkommene Kugelgestalt, sondern bil-
det vielmehr ein Sphäroid mit starker Apbplattung an den Polen.
Diese Abplattung ist bedeutender, als man früher glaubte: Man nahm
sie sonst zu 1/305 bis 1/310 an; jetzt weiß man, daß sie zwischen 1/289 und 1/290
liegt. Ebenso hielt man früher die Figur des Erdsphäroids für unre-
gelmässig, und glaubte die südliche Hemisphäre abgeplatteter, als die
nördliche. Nach Freycinets und Duperre's sehr genauer Messung ist
erweislich, daß dieß nicht der Fall, und die Regelmässigkeit daher
um so viel größer.

Die specifische Dichtigkeit der Erde ist sehr beträchtlich, sie ist 4 bis 5 mal grö-
ßer, als die des Wassers. Die Attraction der Erde, nach deren Einwir-
kung auf die Pendelschwingungen man, besonders auf Bergen, die Schwe-
re der Erde berechnet hat, gab verschiedene Resultate. In Schottland 4 bis
7 mal schwerer als Wasser, am Mont Cenis 4, nach Cavendish's Erdwaage 5,4.
Das Mittel aus diesen verschiedenen Angaben würde 4,5 bis 5,0 ergeben. Von
Cavendish, der berühmte Versuche über die Zersetzung des Wassers gemacht hat,
sagt man, er habe das Wasser zersetzt und die Erde gewogen. -

Wir müssen aber annehmen, daß im Innern der Erde größere Dichtigkeit
herscht, als wir in den dichtesten Gebirgsarten antreffen.

(Die magnetische Spannung der Erde äussert sich horizontal und perpen-
dicular, oft auch oscillirend und wird durch die innere und äussere

Kugelgestalt der Erde schliessen könnte. Schon Aristoteles (de coelo) stellt
die Behauptung auf, daß die Erde rund sei, weil man bei Mondfin-
sternissen den Erdschatten rund in die Mondscheibe eintreten
sieht. Die Erde hat aber keine vollkom̃ene Kugelgestalt, sondern bil-
det vielmehr ein Sphäroid mit starker Apbplattung an den Polen.
Diese Abplattung ist bedeutender, als man früher glaubte: Man nahm
sie sonst zu 1/305 bis 1/310 an; jetzt weiß man, daß sie zwischen 1/289 und 1/290
liegt. Ebenso hielt man früher die Figur des Erdsphäroids für unre-
gelmässig, und glaubte die südliche Hemisphäre abgeplatteter, als die
nördliche. Nach Freycinets und Duperre’s sehr genauer Messung ist
erweislich, daß dieß nicht der Fall, und die Regelmässigkeit daher
um so viel größer.

Die specifische Dichtigkeit der Erde ist sehr beträchtlich, sie ist 4 bis 5 mal grö-
ßer, als die des Wassers. Die Attraction der Erde, nach deren Einwir-
kung auf die Pendelschwingungen man, besonders auf Bergen, die Schwe-
re der Erde berechnet hat, gab verschiedene Resultate. In Schottland 4 bis
7 mal schwerer als Wasser, am Mont Cenis 4, nach Cavendish’s Erdwaage 5,4.
Das Mittel aus diesen verschiedenen Angaben würde 4,5 bis 5,0 ergeben. Von
Cavendish, der berühmte Versuche über die Zersetzung des Wassers gemacht hat,
sagt man, er habe das Wasser zersetzt und die Erde gewogen. –

Wir müssen aber annehmen, daß im Iñern der Erde größere Dichtigkeit
herscht, als wir in den dichtesten Gebirgsarten antreffen.

(Die magnetische Spannung der Erde äussert sich horizontal und perpen-
dicular, oft auch oscillirend und wird durch die iñere und äussere

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[19/0023] Kugelgestalt der Erde schliessen könnte. Schon Aristoteles /de coelo/ stellt die Behauptung auf, daß die Erde rund sei, weil man bei Mondfin- sternissen den Erdschatten rund in die Mondscheibe eintreten sieht. Die Erde hat aber keine vollkom̃ene Kugelgestalt, sondern bil- det vielmehr ein Sphäroid mit starker Apbplattung an den Polen. Diese Abplattung ist bedeutender, als man früher glaubte: Man nahm sie sonst zu 1/305 bis 1/310 an; jetzt weiß man, daß sie zwischen 1/289 u 1/290 liegt. Ebenso hielt man früher die Figur des Erdsphäroids für unre- gelmässig, u glaubte die südliche Hemisphäre abgeplatteter, als die nördliche. Nach Freycinets u Duperre’s sehr genauer Messung ist erweislich, daß dieß nicht der Fall, und die Regelmässigkeit daher um so viel größer. Die specifische Dichtigkeit der Erde ist sehr beträchtlich, sie ist 4 bis 5 mal grö- ßer, als die des Wassers. Die Attraction der Erde, nach deren Einwir- kung auf die Pendelschwingungen man, besonders auf Bergen, die Schwe- re der Erde berechnet hat, gab verschiedene Resultate. In Schottland 4 bis 7 mal schwerer als Wasser, am Mont Cenis 4, nach Cavendish’s Erdwãge 5,4. Das Mittel aus diesen verschiedenen Angaben würde 4,5 bis 5,0 ergeben. Von Cavendish, der berühmte Versuche über die Zersetzung des Wassers gemacht hat, sagt man, er habe das Wasser zersetzt u die Erde gewogen. – Wir müssen aber annehmen, daß im Iñern der Erde größere Dichtigkeit herscht, als wir in den dichtesten Gebirgsarten antreffen. /Die magnetische Spannung der Erde äussert sich horizontal u perpen- dicular, oft auch oscillirend und wird durch die iñere u äussere

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • I/J: Lautwert transkribiert



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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/23>, abgerufen am 19.04.2024.