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Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

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welchem die Capelle von Montserrate steht, ist bis zur Spitze Sandstein; dagegen ist am Cerro de Guadalupe der Fuß und nur das erste Drittel Kalkstein. Boussingault und Roulin, als sie ihre, auch für astronomische Ortsbestimmungen wichtige Expedition nach den Llanos machten, überstiegen die ganze östliche Cordillere zwischen Bogota und den Quellen des Meta, welcher in den Orinoco einmündet. Sie fanden überall auf der Höhe Sandstein. Sie sagen dazu, daß dieser oft muschelreich1 war. Der Paramo, den man übersteigt, führte sonst irrig in Bogota den Namen Chingasa; er verdient aber mehr den Namen des Paramo de Chiguachi (corrumpirt Choachi) wegen des weiter östlich liegenden Dorfes Chiguachi am Fuß des Paramo: eines Dorfes, welches aber schon so niedrig liegt, daß nahe dabei Zuckerrohr gebaut werden kann. Der Sandstein ist eine mächtige, weit ausgedehnte Formation. Ich bin derselben ununterbrochen von Bogota bis in das Magdalena-Thal, über Pandi und die natürliche Brücke von Fusagasuga hinabsteigend, gefolgt. Etwas nördlicher, bei Villeta, ruht sie auf Thonschiefer mit Kupfererzen.2 Die Verbreitung einer und derselben Sandstein-Formation, welche aus beiden Thälern und Ebenen, den östlichen wie den westlichen, sich erhebt und queer über ein Gebirge von wenigstens 12000 Fuß Höhe fortsetzt, ist eine wichtige Thatsache, eine der vielen, die für die Erhebung der Andeskette zeugen. Pentland hat ganz

1 Auch an tieferen Punkten, auf dem Cerro del Portachuelo (auf einer Höhe von 5730 Fuß), fand ich im Sandstein viele microscopische Trochiten(?)-Versteinerungen.
2 Am Wege von Bogota nach Honda, zwischen Hatillo und Guaduas, hat Roulin 8-10zöllige Ammoniten (Goniatiten, Buch?) in schwarzem (Uebergangs-?)Kalkstein gefunden.

welchem die Capelle von Montserrate steht, ist bis zur Spitze Sandstein; dagegen ist am Cerro de Guadalupe der Fuß und nur das erste Drittel Kalkstein. Boussingault und Roulin, als sie ihre, auch für astronomische Ortsbestimmungen wichtige Expedition nach den Llanos machten, überstiegen die ganze östliche Cordillere zwischen Bogota und den Quellen des Meta, welcher in den Orinoco einmündet. Sie fanden überall auf der Höhe Sandstein. Sie sagen dazu, daß dieser oft muschelreich1 war. Der Paramo, den man übersteigt, führte sonst irrig in Bogota den Namen Chingasa; er verdient aber mehr den Namen des Paramo de Chiguachi (corrumpirt Choachi) wegen des weiter östlich liegenden Dorfes Chiguachi am Fuß des Paramo: eines Dorfes, welches aber schon so niedrig liegt, daß nahe dabei Zuckerrohr gebaut werden kann. Der Sandstein ist eine mächtige, weit ausgedehnte Formation. Ich bin derselben ununterbrochen von Bogota bis in das Magdalena-Thal, über Pandi und die natürliche Brücke von Fusagasuga hinabsteigend, gefolgt. Etwas nördlicher, bei Villeta, ruht sie auf Thonschiefer mit Kupfererzen.2 Die Verbreitung einer und derselben Sandstein-Formation, welche aus beiden Thälern und Ebenen, den östlichen wie den westlichen, sich erhebt und queer über ein Gebirge von wenigstens 12000 Fuß Höhe fortsetzt, ist eine wichtige Thatsache, eine der vielen, die für die Erhebung der Andeskette zeugen. Pentland hat ganz

1 Auch an tieferen Punkten, auf dem Cerro del Portachuelo (auf einer Höhe von 5730 Fuß), fand ich im Sandstein viele microscopische Trochiten(?)-Versteinerungen.
2 Am Wege von Bogota nach Honda, zwischen Hatillo und Guaduas, hat Roulin 8-10zöllige Ammoniten (Goniatiten, Buch?) in schwarzem (Uebergangs-?)Kalkstein gefunden.
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[124/0026] welchem die Capelle von Montserrate steht, ist bis zur Spitze Sandstein; dagegen ist am Cerro de Guadalupe der Fuß und nur das erste Drittel Kalkstein. Boussingault und Roulin, als sie ihre, auch für astronomische Ortsbestimmungen wichtige Expedition nach den Llanos machten, überstiegen die ganze östliche Cordillere zwischen Bogota und den Quellen des Meta, welcher in den Orinoco einmündet. Sie fanden überall auf der Höhe Sandstein. Sie sagen dazu, daß dieser oft muschelreich 1 war. Der Paramo, den man übersteigt, führte sonst irrig in Bogota den Namen Chingasa; er verdient aber mehr den Namen des Paramo de Chiguachi (corrumpirt Choachi) wegen des weiter östlich liegenden Dorfes Chiguachi am Fuß des Paramo: eines Dorfes, welches aber schon so niedrig liegt, daß nahe dabei Zuckerrohr gebaut werden kann. Der Sandstein ist eine mächtige, weit ausgedehnte Formation. Ich bin derselben ununterbrochen von Bogota bis in das Magdalena-Thal, über Pandi und die natürliche Brücke von Fusagasuga hinabsteigend, gefolgt. Etwas nördlicher, bei Villeta, ruht sie auf Thonschiefer mit Kupfererzen. 2 Die Verbreitung einer und derselben Sandstein-Formation, welche aus beiden Thälern und Ebenen, den östlichen wie den westlichen, sich erhebt und queer über ein Gebirge von wenigstens 12000 Fuß Höhe fortsetzt, ist eine wichtige Thatsache, eine der vielen, die für die Erhebung der Andeskette zeugen. Pentland hat ganz 1 Auch an tieferen Punkten, auf dem Cerro del Portachuelo (auf einer Höhe von 5730 Fuß), fand ich im Sandstein viele microscopische Trochiten(?)-Versteinerungen. 2 Am Wege von Bogota nach Honda, zwischen Hatillo und Guaduas, hat Roulin 8-10zöllige Ammoniten (Goniatiten, Buch?) in schwarzem (Uebergangs-?)Kalkstein gefunden.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/26>, abgerufen am 24.04.2024.