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Humboldt, Alexander von: Geognostisches Gemälde von Süd-Amerika. In: Zeitschrift für Mineralogie, Bd. 2 (1826), S. 97-124 und 481-500.

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der Thonschiefer, welcher das Ansehen eines
Uebergangs-Gesteines erhält, ist nur Modifikazion
der primitiven Glimmerschiefer von Maniquarez,
welche Granaten, Disthen und Rutil enthalten. Die-
se unmerklichen Uebergänge des Ur-Gebietes in das
Transizions-Gebiet durch Thonschiefer, welche
Kohlenstoff aufnehmen, während ihnen gleichför-
mige Lagerung
zum Glimmerschiefer und Gneisse
bleibt, wurden zu mehreren Malen in Europa beob-
achtet *. Man kann selbst Zweifel anregen über
das Vorhandenseyn einer unabhängigen Ur-Thon-
schiefer
-Formazion, d. h. einer Formazion, wel-
che nach der Teufe hin, nicht mit Fels-Schichten
im Verbande stände, die einige Abdrücke von Mo-
nokotyledonen umschliessen.

Das kleine Gebiet des Thonschiefers von
Malpasso (in der südlichen Kette der Küsten-Kor-
dilleren) ist vom Gneiss - Glimmerschiefer durch
eine gleichzeitige Serpentin- und Diorit-Formazion
geschieden. Man sieht dasselbe in zwei Lagen ge-
theilt; die obere besteht aus grünen, talkigen, mit
Hornblende gemengten Schiefern; in der untern sind
die Schiefer blaulichschwarz und von zahlreichen
Quarzadern durchzogen. Lager von Grauwacke oder
Kieselschiefer sind mir nicht vorgekommen, auch
habe ich keinen Chiastolith gesehen. Der Kiesel-

* v. Oeynhausen's Beschreib. von Oberschlesien; 57, 62,
413.

der Thonschiefer, welcher das Ansehen eines
Uebergangs-Gesteines erhält, ist nur Modifikazion
der primitiven Glimmerschiefer von Maniquarez,
welche Granaten, Disthen und Rutil enthalten. Die-
se unmerklichen Uebergänge des Ur-Gebietes in das
Transizions-Gebiet durch Thonschiefer, welche
Kohlenstoff aufnehmen, während ihnen gleichför-
mige Lagerung
zum Glimmerschiefer und Gneiſse
bleibt, wurden zu mehreren Malen in Europa beob-
achtet *. Man kann selbst Zweifel anregen über
das Vorhandenseyn einer unabhängigen Ur-Thon-
schiefer
-Formazion, d. h. einer Formazion, wel-
che nach der Teufe hin, nicht mit Fels-Schichten
im Verbande stände, die einige Abdrücke von Mo-
nokotyledonen umschlieſsen.

Das kleine Gebiet des Thonschiefers von
Malpasso (in der südlichen Kette der Küsten-Kor-
dilleren) ist vom Gneiſs - Glimmerschiefer durch
eine gleichzeitige Serpentin- und Diorit-Formazion
geschieden. Man sieht dasselbe in zwei Lagen ge-
theilt; die obere besteht aus grünen, talkigen, mit
Hornblende gemengten Schiefern; in der untern sind
die Schiefer blaulichschwarz und von zahlreichen
Quarzadern durchzogen. Lager von Grauwacke oder
Kieselschiefer sind mir nicht vorgekommen, auch
habe ich keinen Chiastolith gesehen. Der Kiesel-

* v. Oeynhausen's Beschreib. von Oberschlesien; 57, 62,
413.
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[109/0016] der Thonschiefer, welcher das Ansehen eines Uebergangs-Gesteines erhält, ist nur Modifikazion der primitiven Glimmerschiefer von Maniquarez, welche Granaten, Disthen und Rutil enthalten. Die- se unmerklichen Uebergänge des Ur-Gebietes in das Transizions-Gebiet durch Thonschiefer, welche Kohlenstoff aufnehmen, während ihnen gleichför- mige Lagerung zum Glimmerschiefer und Gneiſse bleibt, wurden zu mehreren Malen in Europa beob- achtet *. Man kann selbst Zweifel anregen über das Vorhandenseyn einer unabhängigen Ur-Thon- schiefer-Formazion, d. h. einer Formazion, wel- che nach der Teufe hin, nicht mit Fels-Schichten im Verbande stände, die einige Abdrücke von Mo- nokotyledonen umschlieſsen. Das kleine Gebiet des Thonschiefers von Malpasso (in der südlichen Kette der Küsten-Kor- dilleren) ist vom Gneiſs - Glimmerschiefer durch eine gleichzeitige Serpentin- und Diorit-Formazion geschieden. Man sieht dasselbe in zwei Lagen ge- theilt; die obere besteht aus grünen, talkigen, mit Hornblende gemengten Schiefern; in der untern sind die Schiefer blaulichschwarz und von zahlreichen Quarzadern durchzogen. Lager von Grauwacke oder Kieselschiefer sind mir nicht vorgekommen, auch habe ich keinen Chiastolith gesehen. Der Kiesel- * v. Oeynhausen's Beschreib. von Oberschlesien; 57, 62, 413.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostisches Gemälde von Süd-Amerika. In: Zeitschrift für Mineralogie, Bd. 2 (1826), S. 97-124 und 481-500, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gemaelde_1826/16>, abgerufen am 19.04.2024.