Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Geognostisches Gemälde von Süd-Amerika. In: Zeitschrift für Mineralogie, Bd. 2 (1826), S. 97-124 und 481-500.

Bild:
<< vorherige Seite

Raum zwischen dem Jura und den Alpen ein-
nimmt? Ich habe über das Problem an einem an-
dern Orte geredet *: allein die gesammelten Mate-
rialien sind bis jezt noch zu unvollständig. Es ist
nicht leicht über das Alter von Sandstein abzuspre-
chen, wenn mehrere Formazionen sich nicht ent-
wickelt haben. Selbst auf dem klassischen Boden
der Geognosie, in Deutschland, sind die geübtesten
Beobachter nicht im Einverständnisse über die Sand-
steine des Schwarzwaldes und der Länder im SW.
des Thüringer Wald-Gebirges. Boussingault,
welcher einen Theil der Steppen von Venezuela lange
nach mir durchwandert hat, glaubt, dass die Sand-
steine der Llanos von San Carlos, jene des Thales
von San Antonio de Cucuta, und die der Plateaus
von Barquisimeto, Tocuyo, Merida und Truxillo,
zur Formazion des alten rothen, oder des Koh-
len-Sandsteines gehören. Und in der That trifft
man wahre Kohle bei Carache und im SW. des Pa-
ramo de las Rosas
.

Ehe ein Theil der unermesslichen Ebenen von
Amerika geognostisch untersucht worden, hätte man
glauben können, ihre gleichmässige und beständige
Horizontalität rühre vom angeschwemmten Gebiete
her, oder doch von sandsteinartigen, terziären Ge-
bieten. Der Sand, in den baltischen Ländern und
im ganzen nördlichen Deutschlande den Grobkalk

* Sur le gisement des roches; 230.

Raum zwischen dem Jura und den Alpen ein-
nimmt? Ich habe über das Problem an einem an-
dern Orte geredet *: allein die gesammelten Mate-
rialien sind bis jezt noch zu unvollständig. Es ist
nicht leicht über das Alter von Sandstein abzuspre-
chen, wenn mehrere Formazionen sich nicht ent-
wickelt haben. Selbst auf dem klassischen Boden
der Geognosie, in Deutschland, sind die geübtesten
Beobachter nicht im Einverständnisse über die Sand-
steine des Schwarzwaldes und der Länder im SW.
des Thüringer Wald-Gebirges. Boussingault,
welcher einen Theil der Steppen von Venezuela lange
nach mir durchwandert hat, glaubt, daſs die Sand-
steine der Llanos von San Carlos, jene des Thales
von San Antonio de Cucuta, und die der Plateaus
von Barquisimeto, Tocuyo, Merida und Truxillo,
zur Formazion des alten rothen, oder des Koh-
len-Sandsteines gehören. Und in der That trifft
man wahre Kohle bei Carache und im SW. des Pa-
ramo de las Rosas
.

Ehe ein Theil der unermeſslichen Ebenen von
Amerika geognostisch untersucht worden, hätte man
glauben können, ihre gleichmäſsige und beständige
Horizontalität rühre vom angeschwemmten Gebiete
her, oder doch von sandsteinartigen, terziären Ge-
bieten. Der Sand, in den baltischen Ländern und
im ganzen nördlichen Deutschlande den Grobkalk

* Sur le gisement des roches; 230.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0023" n="116"/>
Raum zwischen dem <hi rendition="#i">Jura</hi> und den <hi rendition="#i">Alpen</hi> ein-<lb/>
nimmt? Ich habe über das Problem an einem an-<lb/>
dern Orte geredet <note place="foot" n="*"><hi rendition="#i">Sur le gisement des roches</hi>; 230.</note>: allein die gesammelten Mate-<lb/>
rialien sind bis jezt noch zu unvollständig. Es ist<lb/>
nicht leicht über das Alter von Sandstein abzuspre-<lb/>
chen, wenn mehrere Formazionen sich nicht ent-<lb/>
wickelt haben. Selbst auf dem klassischen Boden<lb/>
der Geognosie, in Deutschland, sind die geübtesten<lb/>
Beobachter nicht im Einverständnisse über die Sand-<lb/>
steine des <hi rendition="#i">Schwarzwaldes</hi> und der Länder im SW.<lb/>
des <hi rendition="#i">Thüringer Wald-Gebirges</hi>. <hi rendition="#k">Boussingault</hi>,<lb/>
welcher einen Theil der Steppen von <hi rendition="#i">Venezuela</hi> lange<lb/>
nach mir durchwandert hat, glaubt, da&#x017F;s die Sand-<lb/>
steine der <hi rendition="#i">Llanos</hi> von <hi rendition="#i">San Carlos</hi>, jene des Thales<lb/>
von <hi rendition="#i">San Antonio de Cucuta</hi>, und die der Plateaus<lb/>
von <hi rendition="#i">Barquisimeto</hi>, <hi rendition="#i">Tocuyo</hi>, <hi rendition="#i">Merida</hi> und <hi rendition="#i">Truxillo</hi>,<lb/>
zur Formazion des <hi rendition="#g">alten rothen</hi>, oder des Koh-<lb/>
len-Sandsteines gehören. Und in der That trifft<lb/>
man wahre Kohle bei <hi rendition="#i">Carache</hi> und im SW. des <hi rendition="#i">Pa-<lb/>
ramo de las Rosas</hi>.<lb/></p>
          <p>Ehe ein Theil der unerme&#x017F;slichen Ebenen von<lb/>
Amerika geognostisch untersucht worden, hätte man<lb/>
glauben können, ihre gleichmä&#x017F;sige und beständige<lb/>
Horizontalität rühre vom angeschwemmten Gebiete<lb/>
her, oder doch von sandsteinartigen, terziären Ge-<lb/>
bieten. Der Sand, in den baltischen Ländern und<lb/>
im ganzen nördlichen Deutschlande den Grobkalk
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0023] Raum zwischen dem Jura und den Alpen ein- nimmt? Ich habe über das Problem an einem an- dern Orte geredet *: allein die gesammelten Mate- rialien sind bis jezt noch zu unvollständig. Es ist nicht leicht über das Alter von Sandstein abzuspre- chen, wenn mehrere Formazionen sich nicht ent- wickelt haben. Selbst auf dem klassischen Boden der Geognosie, in Deutschland, sind die geübtesten Beobachter nicht im Einverständnisse über die Sand- steine des Schwarzwaldes und der Länder im SW. des Thüringer Wald-Gebirges. Boussingault, welcher einen Theil der Steppen von Venezuela lange nach mir durchwandert hat, glaubt, daſs die Sand- steine der Llanos von San Carlos, jene des Thales von San Antonio de Cucuta, und die der Plateaus von Barquisimeto, Tocuyo, Merida und Truxillo, zur Formazion des alten rothen, oder des Koh- len-Sandsteines gehören. Und in der That trifft man wahre Kohle bei Carache und im SW. des Pa- ramo de las Rosas. Ehe ein Theil der unermeſslichen Ebenen von Amerika geognostisch untersucht worden, hätte man glauben können, ihre gleichmäſsige und beständige Horizontalität rühre vom angeschwemmten Gebiete her, oder doch von sandsteinartigen, terziären Ge- bieten. Der Sand, in den baltischen Ländern und im ganzen nördlichen Deutschlande den Grobkalk * Sur le gisement des roches; 230.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gemaelde_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gemaelde_1826/23
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostisches Gemälde von Süd-Amerika. In: Zeitschrift für Mineralogie, Bd. 2 (1826), S. 97-124 und 481-500, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gemaelde_1826/23>, abgerufen am 19.04.2024.