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Humboldt, Alexander von: Ueber die Gestalt und das Klima des Hochlandes in der iberischen Halbinsel. In: Hertha, Zeitschrift für Erd-, Völker und Staatenkunde, Bd. 4, Heft 1 (1825), S. [5]–23.

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ein staubiger und ungesunder Aufenthalt) 258 Toisen.
Alle Hügel umher blättriger Gips mit Thon durchzogen,
oft 50 Lachter mächtig durch Kalksteinschichten getrennt.
Viele Höhlungen (Schlotten) in dem Gipse. Das Fallen
der gewundenen Schichten scheint auch hier auf die gewalt-
samen Hebungen hinzudeuten, deren Causal-Verbindung mit
andern geognostischen Erscheinungen Friedrich Hoffmann und
Leopold von Buch entwickelt haben. In dem Thale grob-
und feinkörnige, oft kalkartige, Nagelfluh auf dem Kalkstein
aufgesetzt. Diese merkwürdige Gipsformation von Aranjuez
enthält Steinsalz bei Villarubio in einem Thale, das ich
von Madrid aus besucht habe. Das Steinsalz ist unreiner
als das von Mingranilla unfern Cabriel in La Mancha
und als das von Cardona in Katalonien. Die beiden Hü-
gelketten, welche das Thal des Tajo einschließen, habe ich
barometrisch gemessen, und genau von gleicher Höhe gefunden.

Val de Moro mit schönen Oelbäumen umgeben,
317 Toisen.

Madrid zum Theil (im Retiro) auf Gips gebaut,
welcher wie aller Letten umher, etwas kochsalzhaltig ist;
340 Toisen. Ich habe in diesem Auszuge meines Reise-
journals alle systematisch-geognostische Benennungen von
Jura- und Muschelkalk und buntem Sandsteine ganz ver-
mieden, da jene Zeilen zu einer Zeit niedergeschrieben wur-
den, in der man noch irrig glaubte, daß alles Seinsalz
(eine Formation, welche neuerlichst eine so starke Bewegung
von unten nach oben erlitten hat) im Zechsteine liege.

II. Zwischen Madrid und La Corunda.

Escorial das Kloster, nach meiner Beobachtung und der
Barometerformel von La Place, genau 201 Toisen über
Madrid, also 541 Toisen über dem Meere*). Der in

*) Die mittlere Höhe des Barometers an der Meeresfläche un-
ter verschiedenen Breiten-Graden, bei so verschiedentlich herr-
schenden Winden, ist ein noch immer nicht hinlänglich erschöpf-

ein ſtaubiger und ungeſunder Aufenthalt) 258 Toiſen.
Alle Hügel umher blättriger Gips mit Thon durchzogen,
oft 50 Lachter mächtig durch Kalkſteinſchichten getrennt.
Viele Höhlungen (Schlotten) in dem Gipſe. Das Fallen
der gewundenen Schichten ſcheint auch hier auf die gewalt-
ſamen Hebungen hinzudeuten, deren Cauſal-Verbindung mit
andern geognoſtiſchen Erſcheinungen Friedrich Hoffmann und
Leopold von Buch entwickelt haben. In dem Thale grob-
und feinkörnige, oft kalkartige, Nagelfluh auf dem Kalkſtein
aufgeſetzt. Dieſe merkwürdige Gipsformation von Aranjuez
enthält Steinſalz bei Villarubio in einem Thale, das ich
von Madrid aus beſucht habe. Das Steinſalz iſt unreiner
als das von Mingranilla unfern Cabriel in La Mancha
und als das von Cardona in Katalonien. Die beiden Hü-
gelketten, welche das Thal des Tajo einſchließen, habe ich
barometriſch gemeſſen, und genau von gleicher Höhe gefunden.

Val de Moro mit ſchönen Oelbäumen umgeben,
317 Toiſen.

Madrid zum Theil (im Retiro) auf Gips gebaut,
welcher wie aller Letten umher, etwas kochſalzhaltig iſt;
340 Toiſen. Ich habe in dieſem Auszuge meines Reiſe-
journals alle ſyſtematiſch-geognoſtiſche Benennungen von
Jura- und Muſchelkalk und buntem Sandſteine ganz ver-
mieden, da jene Zeilen zu einer Zeit niedergeſchrieben wur-
den, in der man noch irrig glaubte, daß alles Seinſalz
(eine Formation, welche neuerlichſt eine ſo ſtarke Bewegung
von unten nach oben erlitten hat) im Zechſteine liege.

II. Zwiſchen Madrid und La Coruña.

Escorial das Kloſter, nach meiner Beobachtung und der
Barometerformel von La Place, genau 201 Toiſen über
Madrid, alſo 541 Toiſen über dem Meere*). Der in

*) Die mittlere Höhe des Barometers an der Meeresfläche un-
ter verſchiedenen Breiten-Graden, bei ſo verſchiedentlich herr-
ſchenden Winden, iſt ein noch immer nicht hinlänglich erſchöpf-
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[13/0013] ein ſtaubiger und ungeſunder Aufenthalt) 258 Toiſen. Alle Hügel umher blättriger Gips mit Thon durchzogen, oft 50 Lachter mächtig durch Kalkſteinſchichten getrennt. Viele Höhlungen (Schlotten) in dem Gipſe. Das Fallen der gewundenen Schichten ſcheint auch hier auf die gewalt- ſamen Hebungen hinzudeuten, deren Cauſal-Verbindung mit andern geognoſtiſchen Erſcheinungen Friedrich Hoffmann und Leopold von Buch entwickelt haben. In dem Thale grob- und feinkörnige, oft kalkartige, Nagelfluh auf dem Kalkſtein aufgeſetzt. Dieſe merkwürdige Gipsformation von Aranjuez enthält Steinſalz bei Villarubio in einem Thale, das ich von Madrid aus beſucht habe. Das Steinſalz iſt unreiner als das von Mingranilla unfern Cabriel in La Mancha und als das von Cardona in Katalonien. Die beiden Hü- gelketten, welche das Thal des Tajo einſchließen, habe ich barometriſch gemeſſen, und genau von gleicher Höhe gefunden. Val de Moro mit ſchönen Oelbäumen umgeben, 317 Toiſen. Madrid zum Theil (im Retiro) auf Gips gebaut, welcher wie aller Letten umher, etwas kochſalzhaltig iſt; 340 Toiſen. Ich habe in dieſem Auszuge meines Reiſe- journals alle ſyſtematiſch-geognoſtiſche Benennungen von Jura- und Muſchelkalk und buntem Sandſteine ganz ver- mieden, da jene Zeilen zu einer Zeit niedergeſchrieben wur- den, in der man noch irrig glaubte, daß alles Seinſalz (eine Formation, welche neuerlichſt eine ſo ſtarke Bewegung von unten nach oben erlitten hat) im Zechſteine liege. II. Zwiſchen Madrid und La Coruña. Escorial das Kloſter, nach meiner Beobachtung und der Barometerformel von La Place, genau 201 Toiſen über Madrid, alſo 541 Toiſen über dem Meere *). Der in *) Die mittlere Höhe des Barometers an der Meeresfläche un- ter verſchiedenen Breiten-Graden, bei ſo verſchiedentlich herr- ſchenden Winden, iſt ein noch immer nicht hinlänglich erſchöpf-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Gestalt und das Klima des Hochlandes in der iberischen Halbinsel. In: Hertha, Zeitschrift für Erd-, Völker und Staatenkunde, Bd. 4, Heft 1 (1825), S. [5]–23, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_spanien_1825/13>, abgerufen am 20.04.2024.