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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Viertes Capitel.

Blätter aus dem Tagebuche eines
Bedienten
.


Auch Karl Buttervogel führte ein Tagebuch.
Da er sich viel in der Welt umhergetrieben und
bei hundert Herrschaften gedient hatte, so war es
ihm zur Gewohnheit geworden, kleine kurze Notizen
in seine Brieftasche einzutragen, die sich denn dort
vermischt mit Anzeichnungen seiner Auslagen fan-
den. Die Brieftasche hatte Decken von ehemals
rothem Schafsleder. Denn ihre Farbe war durch
die rauhe Faust der Zeit allgemach ausgetilgt wor-
den; sie sahen jetzt fast aschgräulich aus. Vier
Blätter gelben, oftbenutzten Pergamentes, auf wel-
chem der Bleistift kaum noch eine Spur nach sich
lassen wollte, waren eingeheftet; die Seitentasche
enthielt eine bemalte Blume, mit einem Reime

Viertes Capitel.

Blätter aus dem Tagebuche eines
Bedienten
.


Auch Karl Buttervogel führte ein Tagebuch.
Da er ſich viel in der Welt umhergetrieben und
bei hundert Herrſchaften gedient hatte, ſo war es
ihm zur Gewohnheit geworden, kleine kurze Notizen
in ſeine Brieftaſche einzutragen, die ſich denn dort
vermiſcht mit Anzeichnungen ſeiner Auslagen fan-
den. Die Brieftaſche hatte Decken von ehemals
rothem Schafsleder. Denn ihre Farbe war durch
die rauhe Fauſt der Zeit allgemach ausgetilgt wor-
den; ſie ſahen jetzt faſt aſchgräulich aus. Vier
Blätter gelben, oftbenutzten Pergamentes, auf wel-
chem der Bleiſtift kaum noch eine Spur nach ſich
laſſen wollte, waren eingeheftet; die Seitentaſche
enthielt eine bemalte Blume, mit einem Reime

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[37/0055] Viertes Capitel. Blätter aus dem Tagebuche eines Bedienten. Auch Karl Buttervogel führte ein Tagebuch. Da er ſich viel in der Welt umhergetrieben und bei hundert Herrſchaften gedient hatte, ſo war es ihm zur Gewohnheit geworden, kleine kurze Notizen in ſeine Brieftaſche einzutragen, die ſich denn dort vermiſcht mit Anzeichnungen ſeiner Auslagen fan- den. Die Brieftaſche hatte Decken von ehemals rothem Schafsleder. Denn ihre Farbe war durch die rauhe Fauſt der Zeit allgemach ausgetilgt wor- den; ſie ſahen jetzt faſt aſchgräulich aus. Vier Blätter gelben, oftbenutzten Pergamentes, auf wel- chem der Bleiſtift kaum noch eine Spur nach ſich laſſen wollte, waren eingeheftet; die Seitentaſche enthielt eine bemalte Blume, mit einem Reime

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/55>, abgerufen am 28.03.2024.