Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite


§. 20.
Sie ist
aber zu-
gleich für
andere ei-
ne Gna-
den-Ver-
heissung.

Es ist aber diese Weissagung von dem
Jmmanuel zweytens eine grosse Gnaden-
Verheissung für diejenigen, welche dem
wahren GOtt getreu verblieben. Der
gütige GOtt, welcher die Ruhe der Sei-
nigen sucht, pflegt mit seinen Drohungen
wider die Gottlosen immer die theuersten
Verheissungen für die Tugendhaften un-
mittelbar zu verknüpfen. Man lese die
Propheten, man wird dieses fast allezeit
unmittelbar bey einander finden. Dro-
hungen und Verheissungen wechseln im-
mer mit einander ab. Es ist dieses über-
haupt höchst nöthig, wenn den Tugend-
haften nicht aller Muth benommen und sel-
bige nicht zu der betrübten Frage genöthi-
get werden sollen: Solls denn umsonst
seyn, daß mein Hertz unsträflich lebet,
und ich meine Hände in Unschuld wa-
sche?
Sollen die Gottlosen auf eine recht
merckliche Art heimgesuchet werden, so
müssen die Gerechten mit leiden. Wür-
de nun selbigen auch nicht einmal die Hoff-
nung besserer Zeiten gelassen, so wären sie
die aller Unseligsten. Die Liebe des HErrn
gegen die Seinen ist daher viel zu zärtlich,

als


§. 20.
Sie iſt
aber zu-
gleich fuͤr
andere ei-
ne Gna-
den-Ver-
heiſſung.

Es iſt aber dieſe Weiſſagung von dem
Jmmanuel zweytens eine groſſe Gnaden-
Verheiſſung fuͤr diejenigen, welche dem
wahren GOtt getreu verblieben. Der
guͤtige GOtt, welcher die Ruhe der Sei-
nigen ſucht, pflegt mit ſeinen Drohungen
wider die Gottloſen immer die theuerſten
Verheiſſungen fuͤr die Tugendhaften un-
mittelbar zu verknuͤpfen. Man leſe die
Propheten, man wird dieſes faſt allezeit
unmittelbar bey einander finden. Dro-
hungen und Verheiſſungen wechſeln im-
mer mit einander ab. Es iſt dieſes uͤber-
haupt hoͤchſt noͤthig, wenn den Tugend-
haften nicht aller Muth benommen und ſel-
bige nicht zu der betruͤbten Frage genoͤthi-
get werden ſollen: Solls denn umſonſt
ſeyn, daß mein Hertz unſtraͤflich lebet,
und ich meine Haͤnde in Unſchuld wa-
ſche?
Sollen die Gottloſen auf eine recht
merckliche Art heimgeſuchet werden, ſo
muͤſſen die Gerechten mit leiden. Wuͤr-
de nun ſelbigen auch nicht einmal die Hoff-
nung beſſerer Zeiten gelaſſen, ſo waͤren ſie
die aller Unſeligſten. Die Liebe des HErrn
gegen die Seinen iſt daher viel zu zaͤrtlich,

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0144" n="126"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 20.</head><lb/>
          <note place="left">Sie i&#x017F;t<lb/>
aber zu-<lb/>
gleich fu&#x0364;r<lb/>
andere ei-<lb/>
ne Gna-<lb/>
den-Ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;ung.</note>
          <p>Es i&#x017F;t aber die&#x017F;e Wei&#x017F;&#x017F;agung von dem<lb/>
Jmmanuel zweytens eine gro&#x017F;&#x017F;e Gnaden-<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ung fu&#x0364;r diejenigen, welche dem<lb/>
wahren GOtt getreu verblieben. Der<lb/>
gu&#x0364;tige GOtt, welcher die Ruhe der Sei-<lb/>
nigen &#x017F;ucht, pflegt mit &#x017F;einen Drohungen<lb/>
wider die Gottlo&#x017F;en immer die theuer&#x017F;ten<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ungen fu&#x0364;r die Tugendhaften un-<lb/>
mittelbar zu verknu&#x0364;pfen. Man le&#x017F;e die<lb/>
Propheten, man wird die&#x017F;es fa&#x017F;t allezeit<lb/>
unmittelbar bey einander finden. Dro-<lb/>
hungen und Verhei&#x017F;&#x017F;ungen wech&#x017F;eln im-<lb/>
mer mit einander ab. Es i&#x017F;t die&#x017F;es u&#x0364;ber-<lb/>
haupt ho&#x0364;ch&#x017F;t no&#x0364;thig, wenn den Tugend-<lb/>
haften nicht aller Muth benommen und &#x017F;el-<lb/>
bige nicht zu der betru&#x0364;bten Frage geno&#x0364;thi-<lb/>
get werden &#x017F;ollen: <hi rendition="#fr">Solls denn um&#x017F;on&#x017F;t<lb/>
&#x017F;eyn, daß mein Hertz un&#x017F;tra&#x0364;flich lebet,<lb/>
und ich meine Ha&#x0364;nde in Un&#x017F;chuld wa-<lb/>
&#x017F;che?</hi> Sollen die Gottlo&#x017F;en auf eine recht<lb/>
merckliche Art heimge&#x017F;uchet werden, &#x017F;o<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Gerechten mit leiden. Wu&#x0364;r-<lb/>
de nun &#x017F;elbigen auch nicht einmal die Hoff-<lb/>
nung be&#x017F;&#x017F;erer Zeiten gela&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wa&#x0364;ren &#x017F;ie<lb/>
die aller Un&#x017F;elig&#x017F;ten. Die Liebe des HErrn<lb/>
gegen die Seinen i&#x017F;t daher viel zu za&#x0364;rtlich,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0144] §. 20. Es iſt aber dieſe Weiſſagung von dem Jmmanuel zweytens eine groſſe Gnaden- Verheiſſung fuͤr diejenigen, welche dem wahren GOtt getreu verblieben. Der guͤtige GOtt, welcher die Ruhe der Sei- nigen ſucht, pflegt mit ſeinen Drohungen wider die Gottloſen immer die theuerſten Verheiſſungen fuͤr die Tugendhaften un- mittelbar zu verknuͤpfen. Man leſe die Propheten, man wird dieſes faſt allezeit unmittelbar bey einander finden. Dro- hungen und Verheiſſungen wechſeln im- mer mit einander ab. Es iſt dieſes uͤber- haupt hoͤchſt noͤthig, wenn den Tugend- haften nicht aller Muth benommen und ſel- bige nicht zu der betruͤbten Frage genoͤthi- get werden ſollen: Solls denn umſonſt ſeyn, daß mein Hertz unſtraͤflich lebet, und ich meine Haͤnde in Unſchuld wa- ſche? Sollen die Gottloſen auf eine recht merckliche Art heimgeſuchet werden, ſo muͤſſen die Gerechten mit leiden. Wuͤr- de nun ſelbigen auch nicht einmal die Hoff- nung beſſerer Zeiten gelaſſen, ſo waͤren ſie die aller Unſeligſten. Die Liebe des HErrn gegen die Seinen iſt daher viel zu zaͤrtlich, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/144
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/144>, abgerufen am 23.04.2024.