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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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§. 20.

Aus der bisher erklärten Rede ChristiAnder-
weitiger
Schluß
aus dem
vorherge-
henden
wider die
Vielwei-
berey.

lässet sich noch ein wichtiger Schluß ma-
chen. Der Erlöser giebt darinne auf eine
versteckte Art zu erkennen, daß die Viel-
weiberey hinfort nicht mehr Statt finde,
sondern wie sie sich schon den allermehre-
sten von selbsten untersagt, also fernerhin
nach dem Exempel der allerersten Ehe
Zwey und Zwey ein Fleisch werden und
folglich die Ehen aus einem Manne und
einer Frau bestehen sollen. Man nehme

an,
son das Schicksal begegnet, daß sie ohne
Ursache verstossen worden, so dürfen wir
sicherlich glauben, daß eine solche unter dem
Ausspruche Christi nicht begriffen, wie aus
1. Cor. Cap. 7. v. 15. gnugsam erhellet. Die
mehresten Abgescheideten aber konnten mit
Recht für freche und leichtsinnige Ehebre-
cherinnen erkläret werden. Denn hätten sie
das Band der Ehe für heilig d. i. für un-
verletzlich gehalten, so würden sie sich an-
ders aufgeführet haben. Sie willigten folg-
lich in die Scheidung, und suchten einen an-
dern Mann nicht aus Noth, sondern aus
Frechheit. Und diejenigen, welche eine sol-
che Abgescheidete heiratheten, pflegten auch
von der besten Art nicht zu seyn. Weise
und tugendhaffte Leute hüteten sich für sel-
bigen. Conf. Seldeni uxor Ebr. Lib. III.
Cap. XIX. Hammondi Paraphrasis N. T.
ad 1. Tim. III.
2.
P 3


§. 20.

Aus der bisher erklaͤrten Rede ChriſtiAnder-
weitiger
Schluß
aus dem
vorherge-
henden
wider die
Vielwei-
berey.

laͤſſet ſich noch ein wichtiger Schluß ma-
chen. Der Erloͤſer giebt darinne auf eine
verſteckte Art zu erkennen, daß die Viel-
weiberey hinfort nicht mehr Statt finde,
ſondern wie ſie ſich ſchon den allermehre-
ſten von ſelbſten unterſagt, alſo fernerhin
nach dem Exempel der allererſten Ehe
Zwey und Zwey ein Fleiſch werden und
folglich die Ehen aus einem Manne und
einer Frau beſtehen ſollen. Man nehme

an,
ſon das Schickſal begegnet, daß ſie ohne
Urſache verſtoſſen worden, ſo duͤrfen wir
ſicherlich glauben, daß eine ſolche unter dem
Ausſpruche Chriſti nicht begriffen, wie aus
1. Cor. Cap. 7. v. 15. gnugſam erhellet. Die
mehreſten Abgeſcheideten aber konnten mit
Recht fuͤr freche und leichtſinnige Ehebre-
cherinnen erklaͤret werden. Denn haͤtten ſie
das Band der Ehe fuͤr heilig d. i. fuͤr un-
verletzlich gehalten, ſo wuͤrden ſie ſich an-
ders aufgefuͤhret haben. Sie willigten folg-
lich in die Scheidung, und ſuchten einen an-
dern Mann nicht aus Noth, ſondern aus
Frechheit. Und diejenigen, welche eine ſol-
che Abgeſcheidete heiratheten, pflegten auch
von der beſten Art nicht zu ſeyn. Weiſe
und tugendhaffte Leute huͤteten ſich fuͤr ſel-
bigen. Conf. Seldeni uxor Ebr. Lib. III.
Cap. XIX. Hammondi Paraphraſis N. T.
ad 1. Tim. III.
2.
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[229/0247] (*) §. 20. Aus der bisher erklaͤrten Rede Chriſti laͤſſet ſich noch ein wichtiger Schluß ma- chen. Der Erloͤſer giebt darinne auf eine verſteckte Art zu erkennen, daß die Viel- weiberey hinfort nicht mehr Statt finde, ſondern wie ſie ſich ſchon den allermehre- ſten von ſelbſten unterſagt, alſo fernerhin nach dem Exempel der allererſten Ehe Zwey und Zwey ein Fleiſch werden und folglich die Ehen aus einem Manne und einer Frau beſtehen ſollen. Man nehme an, Ander- weitiger Schluß aus dem vorherge- henden wider die Vielwei- berey. (*) ſon das Schickſal begegnet, daß ſie ohne Urſache verſtoſſen worden, ſo duͤrfen wir ſicherlich glauben, daß eine ſolche unter dem Ausſpruche Chriſti nicht begriffen, wie aus 1. Cor. Cap. 7. v. 15. gnugſam erhellet. Die mehreſten Abgeſcheideten aber konnten mit Recht fuͤr freche und leichtſinnige Ehebre- cherinnen erklaͤret werden. Denn haͤtten ſie das Band der Ehe fuͤr heilig d. i. fuͤr un- verletzlich gehalten, ſo wuͤrden ſie ſich an- ders aufgefuͤhret haben. Sie willigten folg- lich in die Scheidung, und ſuchten einen an- dern Mann nicht aus Noth, ſondern aus Frechheit. Und diejenigen, welche eine ſol- che Abgeſcheidete heiratheten, pflegten auch von der beſten Art nicht zu ſeyn. Weiſe und tugendhaffte Leute huͤteten ſich fuͤr ſel- bigen. Conf. Seldeni uxor Ebr. Lib. III. Cap. XIX. Hammondi Paraphraſis N. T. ad 1. Tim. III. 2. P 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/247>, abgerufen am 18.04.2024.