H. P[farrer] schos es zusammen her. Sie können daraus sehen, wie schlecht meine Umstände sind und wie nöthig es ist, daß Sie mir die Verbesserung derselben bald schikken ... Ohne Scherz: ich würde Sie nie an diese Verbesserung erinnert haben, wenn blos ich und nicht auch meine Mutter Antheil an ihr nähmen [!]. Morgen bin ich in5 Hof und der Leistschneider auch .... Übrigens solten Ihre Bücher nicht so sehr eigennüzig sein; ich meine sie solten nicht, weil ich etwan einige Monate bei Ihnen gelegen, sich nicht sofort der Repressalien bedienen, indem sie ohne Scheu wieder bei mir einige Monate liegen. Ich wolte aber wetten, selbst der Archenholz denkt um kein Haar10 besser; weil ich bei Ihnen [?] einen Tag zu Gaste war, so wird er alles gleich machen und bei mir wieder zu Gaste kommen wollen. In- zwischen werd' ich ihn gern sehen und Sie können dies dem H. Wag[ner] schreiben .... Leben Sie wol und danken Sie dem Himmel und Ihrem Schreibemeister, daß Sie eine bessere Hand schreiben als etc.15
N. S. H. V[ogel] hat mir ein Kompliment oder auch eine Emp- fehlung an Sie eingehändigt, um sie weiter zu spediren; ich hab' es [209]hier mit beigelegt und ich hoffe, daß Sie es richtig und unverdorben erhalten werden.
150. An Oerthel in Töpen.
Hof den 27 Febr. 86 [Montag].20
Lieber Oerthel,
Heute lauter biographische Kleinigkeiten! Erstlich schikke mir mein Mskpt ganz zurük, wenn du keine Noten darüber gemacht, oder wenn du es derselben werth gehalten, den kritisirten Theil desselben; weil25 ich iezt ein Paar Groschen zum Fortschikken und Frankiren desselben habe. -- Hier ist ein Brief an deinen H. Vater, der an meine Mutter geschrieben; du kanst ihm selbigen geben oder es durch meinen Bruder thun lassen. -- Heute hab' ich vom Trogenprediger den Platner und Schroekh bekommen; der erstere ist ordentlich von den Todten auf-30 erstanden, welche wie bekant weit schöner aus dem Grabe als in dasselbe gehen. -- Ich war einige Tage verreiset und dieser Reise schreibe mein und dein Stilschweigen allein zu. -- Mein Bruder, der Heinrich, ist bei dem iüngern Kaufman Franz und hat es sehr gut. -- Du sagtest neulich einmal: du woltest deine alten Freunde wegwerfen.35
H. P[farrer] ſchos es zuſammen her. Sie können daraus ſehen, wie ſchlecht meine Umſtände ſind und wie nöthig es iſt, daß Sie mir die Verbeſſerung derſelben bald ſchikken … Ohne Scherz: ich würde Sie nie an dieſe Verbeſſerung erinnert haben, wenn blos ich und nicht auch meine Mutter Antheil an ihr nähmen [!]. Morgen bin ich in5 Hof und der Leiſtſchneider auch .... Übrigens ſolten Ihre Bücher nicht ſo ſehr eigennüzig ſein; ich meine ſie ſolten nicht, weil ich etwan einige Monate bei Ihnen gelegen, ſich nicht ſofort der Repreſſalien bedienen, indem ſie ohne Scheu wieder bei mir einige Monate liegen. Ich wolte aber wetten, ſelbſt der Archenholz denkt um kein Haar10 beſſer; weil ich bei Ihnen [?] einen Tag zu Gaſte war, ſo wird er alles gleich machen und bei mir wieder zu Gaſte kommen wollen. In- zwiſchen werd’ ich ihn gern ſehen und Sie können dies dem H. Wag[ner] ſchreiben .... Leben Sie wol und danken Sie dem Himmel und Ihrem Schreibemeiſter, daß Sie eine beſſere Hand ſchreiben als ꝛc.15
N. S. H. V[ogel] hat mir ein Kompliment oder auch eine Emp- fehlung an Sie eingehändigt, um ſie weiter zu ſpediren; ich hab’ es [209]hier mit beigelegt und ich hoffe, daß Sie es richtig und unverdorben erhalten werden.
150. An Oerthel in Töpen.
Hof den 27 Febr. 86 [Montag].20
Lieber Oerthel,
Heute lauter biographiſche Kleinigkeiten! Erſtlich ſchikke mir mein Mſkpt ganz zurük, wenn du keine Noten darüber gemacht, oder wenn du es derſelben werth gehalten, den kritiſirten Theil deſſelben; weil25 ich iezt ein Paar Groſchen zum Fortſchikken und Frankiren deſſelben habe. — Hier iſt ein Brief an deinen H. Vater, der an meine Mutter geſchrieben; du kanſt ihm ſelbigen geben oder es durch meinen Bruder thun laſſen. — Heute hab’ ich vom Trogenprediger den Platner und Schroekh bekommen; der erſtere iſt ordentlich von den Todten auf-30 erſtanden, welche wie bekant weit ſchöner aus dem Grabe als in daſſelbe gehen. — Ich war einige Tage verreiſet und dieſer Reiſe ſchreibe mein und dein Stilſchweigen allein zu. — Mein Bruder, der Heinrich, iſt bei dem iüngern Kaufman Franz und hat es ſehr gut. — Du ſagteſt neulich einmal: du wolteſt deine alten Freunde wegwerfen.35
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Verbeſſerung derſelben bald ſchikken … Ohne Scherz: ich würde Sie
nie an dieſe Verbeſſerung erinnert haben, wenn blos ich und nicht
auch meine Mutter Antheil an ihr nähmen [!]. Morgen bin ich in 5
Hof und der Leiſtſchneider auch .... Übrigens ſolten Ihre Bücher
nicht ſo ſehr eigennüzig ſein; ich meine ſie ſolten nicht, weil ich etwan
einige Monate bei Ihnen gelegen, ſich nicht ſofort der Repreſſalien
bedienen, indem ſie ohne Scheu wieder bei mir einige Monate liegen.
Ich wolte aber wetten, ſelbſt der Archenholz denkt um kein Haar 10
beſſer; weil ich bei Ihnen [?] einen Tag zu Gaſte war, ſo wird er alles
gleich machen und bei mir wieder zu Gaſte kommen wollen. In-
zwiſchen werd’ ich ihn gern ſehen und Sie können dies dem H. Wag[ner]
ſchreiben .... Leben Sie wol und danken Sie dem Himmel und Ihrem
Schreibemeiſter, daß Sie eine beſſere Hand ſchreiben als ꝛc. 15
N. S. H. V[ogel] hat mir ein Kompliment oder auch eine Emp-
fehlung an Sie eingehändigt, um ſie weiter zu ſpediren; ich hab’ es
hier mit beigelegt und ich hoffe, daß Sie es richtig und unverdorben
erhalten werden.
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150. An Oerthel in Töpen.
Hof den 27 Febr. 86 [Montag]. 20
Lieber Oerthel,
Heute lauter biographiſche Kleinigkeiten! Erſtlich ſchikke mir mein
Mſkpt ganz zurük, wenn du keine Noten darüber gemacht, oder wenn
du es derſelben werth gehalten, den kritiſirten Theil deſſelben; weil 25
ich iezt ein Paar Groſchen zum Fortſchikken und Frankiren deſſelben
habe. — Hier iſt ein Brief an deinen H. Vater, der an meine Mutter
geſchrieben; du kanſt ihm ſelbigen geben oder es durch meinen Bruder
thun laſſen. — Heute hab’ ich vom Trogenprediger den Platner und
Schroekh bekommen; der erſtere iſt ordentlich von den Todten auf- 30
erſtanden, welche wie bekant weit ſchöner aus dem Grabe als in
daſſelbe gehen. — Ich war einige Tage verreiſet und dieſer Reiſe
ſchreibe mein und dein Stilſchweigen allein zu. — Mein Bruder, der
Heinrich, iſt bei dem iüngern Kaufman Franz und hat es ſehr gut. —
Du ſagteſt neulich einmal: du wolteſt deine alten Freunde wegwerfen. 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/223>, abgerufen am 25.04.2024.
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