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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Erstes Buch.
Literatur.

Des Malers Name kommt zuerst gedruckt vor in den Gesprächen des
Vincenz Carducho (1633) bei der Aufzählung der Gemälde des könig-
lichen Palastes1); die ältesten ganz zuverlässigen Nachrichten über sein
Leben aber enthält die "Malerkunst" seines Schwiegervaters Pacheco
(1648); die Beschreibung der ersten italienischen Reise, mit der die
Mittheilung schliesst, ist wol brieflichen Aeusserungen entnommen2).
Vierundsechszig Jahre nach seinem Tod erschien die ausführliche Bio-
graphie Palomino's im Museo pictorico (1724). Dieser spanische Maler-
biograph war aber bereits seit 1678 in Madrid beschäftigt, seit 1688
Maler des Königs; er sah in den Palästen noch alles wie es Velazquez
zurückgelassen hatte, er benutzte die Archive und die Aufzeichnungen
von Künstlern, die jenem nahe gestanden hatten, wie des Juan de Alfaro3).
Er konnte noch aus der vollen lebendigen Ueberlieferung schöpfen, und
in der That beschränkt sich alles, was Spätere hinzugethan haben, auf
kleine Correkturen und Zusätze. Aus dem Museo stammt alle Kunde
über Velazquez und seine Collegen ausserhalb Spaniens bis in unser
Jahrhundert. Seine Lebensbeschreibungen wurden 1739 ins Englische,
1749 ins Französische und 1781 auch ins Deutsche (Dresden) übersetzt;
d'Argenville's Biographie (1745) ist nur ein Auszug. Antonio Ponz in
seiner Kunstreise (Madrid 1772 ff.) brachte einige Beschreibungen von
Bildern; Cean Bermudez benutzte für sein Diccionario Aufzeichnungen
von Zeitgenossen, wie die des Malers Lazaro Diaz del Valle (1659), die
noch abschriftlich in Privatbesitz vorhanden sind. Die "Discurse" eines
andern gleichzeitigen Kunstgenossen, Jusepe Martinez, neuerdings her-
ausgegeben von Valentin Carderera (1866), enthalten gleichfalls einen
hierhergehörigen Abschnitt (S. 116--9).

Eine bekannte und definirbare Grösse in der Republik der Künstler
und Kunstfreunde konnte er erst werden in diesem Jahrhundert, und
zwar durch zwei Ereignisse. Das eine war der Entschluss König Fer-
dinand VII, die Gemälde der nur wenigen oder nur flüchtig zugäng-
lichen königlichen Schlösser zu Madrid und San Ildefonso in einem

1) V. Carducho, dialogos de la pintura. Madrid 1633. Neue Ausgabe S. 350.
2) F. Pacheco, El Arte de la Pintura. Madrid 1648. N. A. I, 134 ff. II, 15 f.
127. 135.
3) Palomino, Museo pictorico III. Madrid 1724. 400 Dexo Alfaro en su Ex-
polio varios Libros, y Papeles muy cortesanos; entre ellos algunos Apuntamientos
de Velazquez, su maestro ... que nos han sido de mucha utilidad para este tra-
tado. 353 a quien se debe lo mas principal de esta Historia.
Erstes Buch.
Literatur.

Des Malers Name kommt zuerst gedruckt vor in den Gesprächen des
Vincenz Carducho (1633) bei der Aufzählung der Gemälde des könig-
lichen Palastes1); die ältesten ganz zuverlässigen Nachrichten über sein
Leben aber enthält die „Malerkunst“ seines Schwiegervaters Pacheco
(1648); die Beschreibung der ersten italienischen Reise, mit der die
Mittheilung schliesst, ist wol brieflichen Aeusserungen entnommen2).
Vierundsechszig Jahre nach seinem Tod erschien die ausführliche Bio-
graphie Palomino’s im Museo pictórico (1724). Dieser spanische Maler-
biograph war aber bereits seit 1678 in Madrid beschäftigt, seit 1688
Maler des Königs; er sah in den Palästen noch alles wie es Velazquez
zurückgelassen hatte, er benutzte die Archive und die Aufzeichnungen
von Künstlern, die jenem nahe gestanden hatten, wie des Juan de Alfaro3).
Er konnte noch aus der vollen lebendigen Ueberlieferung schöpfen, und
in der That beschränkt sich alles, was Spätere hinzugethan haben, auf
kleine Correkturen und Zusätze. Aus dem Museo stammt alle Kunde
über Velazquez und seine Collegen ausserhalb Spaniens bis in unser
Jahrhundert. Seine Lebensbeschreibungen wurden 1739 ins Englische,
1749 ins Französische und 1781 auch ins Deutsche (Dresden) übersetzt;
d’Argenville’s Biographie (1745) ist nur ein Auszug. Antonio Ponz in
seiner Kunstreise (Madrid 1772 ff.) brachte einige Beschreibungen von
Bildern; Cean Bermudez benutzte für sein Diccionario Aufzeichnungen
von Zeitgenossen, wie die des Malers Lazaro Diaz del Valle (1659), die
noch abschriftlich in Privatbesitz vorhanden sind. Die „Discurse“ eines
andern gleichzeitigen Kunstgenossen, Jusepe Martinez, neuerdings her-
ausgegeben von Valentin Carderera (1866), enthalten gleichfalls einen
hierhergehörigen Abschnitt (S. 116—9).

Eine bekannte und definirbare Grösse in der Republik der Künstler
und Kunstfreunde konnte er erst werden in diesem Jahrhundert, und
zwar durch zwei Ereignisse. Das eine war der Entschluss König Fer-
dinand VII, die Gemälde der nur wenigen oder nur flüchtig zugäng-
lichen königlichen Schlösser zu Madrid und San Ildefonso in einem

1) V. Carducho, diálogos de la pintura. Madrid 1633. Neue Ausgabe S. 350.
2) F. Pacheco, El Arte de la Pintura. Madrid 1648. N. A. I, 134 ff. II, 15 f.
127. 135.
3) Palomino, Museo pictórico III. Madrid 1724. 400 Dexó Alfaro en su Ex-
polio varios Libros, y Papeles muy cortesanos; entre ellos algunos Apuntamientos
de Velazquez, su maestro … que nos han sido de mucha utilidad para este tra-
tado. 353 á quien se debe lo mas principal de esta Historia.
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[14/0034] Erstes Buch. Literatur. Des Malers Name kommt zuerst gedruckt vor in den Gesprächen des Vincenz Carducho (1633) bei der Aufzählung der Gemälde des könig- lichen Palastes 1); die ältesten ganz zuverlässigen Nachrichten über sein Leben aber enthält die „Malerkunst“ seines Schwiegervaters Pacheco (1648); die Beschreibung der ersten italienischen Reise, mit der die Mittheilung schliesst, ist wol brieflichen Aeusserungen entnommen 2). Vierundsechszig Jahre nach seinem Tod erschien die ausführliche Bio- graphie Palomino’s im Museo pictórico (1724). Dieser spanische Maler- biograph war aber bereits seit 1678 in Madrid beschäftigt, seit 1688 Maler des Königs; er sah in den Palästen noch alles wie es Velazquez zurückgelassen hatte, er benutzte die Archive und die Aufzeichnungen von Künstlern, die jenem nahe gestanden hatten, wie des Juan de Alfaro 3). Er konnte noch aus der vollen lebendigen Ueberlieferung schöpfen, und in der That beschränkt sich alles, was Spätere hinzugethan haben, auf kleine Correkturen und Zusätze. Aus dem Museo stammt alle Kunde über Velazquez und seine Collegen ausserhalb Spaniens bis in unser Jahrhundert. Seine Lebensbeschreibungen wurden 1739 ins Englische, 1749 ins Französische und 1781 auch ins Deutsche (Dresden) übersetzt; d’Argenville’s Biographie (1745) ist nur ein Auszug. Antonio Ponz in seiner Kunstreise (Madrid 1772 ff.) brachte einige Beschreibungen von Bildern; Cean Bermudez benutzte für sein Diccionario Aufzeichnungen von Zeitgenossen, wie die des Malers Lazaro Diaz del Valle (1659), die noch abschriftlich in Privatbesitz vorhanden sind. Die „Discurse“ eines andern gleichzeitigen Kunstgenossen, Jusepe Martinez, neuerdings her- ausgegeben von Valentin Carderera (1866), enthalten gleichfalls einen hierhergehörigen Abschnitt (S. 116—9). Eine bekannte und definirbare Grösse in der Republik der Künstler und Kunstfreunde konnte er erst werden in diesem Jahrhundert, und zwar durch zwei Ereignisse. Das eine war der Entschluss König Fer- dinand VII, die Gemälde der nur wenigen oder nur flüchtig zugäng- lichen königlichen Schlösser zu Madrid und San Ildefonso in einem 1) V. Carducho, diálogos de la pintura. Madrid 1633. Neue Ausgabe S. 350. 2) F. Pacheco, El Arte de la Pintura. Madrid 1648. N. A. I, 134 ff. II, 15 f. 127. 135. 3) Palomino, Museo pictórico III. Madrid 1724. 400 Dexó Alfaro en su Ex- polio varios Libros, y Papeles muy cortesanos; entre ellos algunos Apuntamientos de Velazquez, su maestro … que nos han sido de mucha utilidad para este tra- tado. 353 á quien se debe lo mas principal de esta Historia.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/34>, abgerufen am 25.04.2024.