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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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Zehntes Kapitel.

Heinrich schlief wie ein Murmelthier bis zwölf
Uhr des anderen Tages; eben erwachte er und rieb
sich sehr zufrieden die Augen, als der Graf her¬
einkam und sich nach ihm umsah. "Guten Tag,
mein Lieber! Wie geht's Ihnen?" sagte er und
setzte sich an das Bett, "bleiben Sie ruhig liegen
und duseln sich gemüthlich aus!" Heinrich that
das auch und sagte: "O es geht gut, Herr Graf!
Wie viel Uhr ist es denn?" -- "Es ist gerade zwölf
Uhr," erwiederte Jener, "es freut mich, daß Sie
in meinem Hause so gut geschlafen haben. Nun
halten Sie vorerst eine gute Einkehr bei uns und
thun sie ganz, als ob sie bei den besten und zu¬
verlässigsten Freunden wären, von denen Sie

Zehntes Kapitel.

Heinrich ſchlief wie ein Murmelthier bis zwoͤlf
Uhr des anderen Tages; eben erwachte er und rieb
ſich ſehr zufrieden die Augen, als der Graf her¬
einkam und ſich nach ihm umſah. »Guten Tag,
mein Lieber! Wie geht's Ihnen?« ſagte er und
ſetzte ſich an das Bett, »bleiben Sie ruhig liegen
und duſeln ſich gemuͤthlich aus!« Heinrich that
das auch und ſagte: »O es geht gut, Herr Graf!
Wie viel Uhr iſt es denn?« — »Es iſt gerade zwoͤlf
Uhr,« erwiederte Jener, »es freut mich, daß Sie
in meinem Hauſe ſo gut geſchlafen haben. Nun
halten Sie vorerſt eine gute Einkehr bei uns und
thun ſie ganz, als ob ſie bei den beſten und zu¬
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[0336] Zehntes Kapitel. Heinrich ſchlief wie ein Murmelthier bis zwoͤlf Uhr des anderen Tages; eben erwachte er und rieb ſich ſehr zufrieden die Augen, als der Graf her¬ einkam und ſich nach ihm umſah. »Guten Tag, mein Lieber! Wie geht's Ihnen?« ſagte er und ſetzte ſich an das Bett, »bleiben Sie ruhig liegen und duſeln ſich gemuͤthlich aus!« Heinrich that das auch und ſagte: »O es geht gut, Herr Graf! Wie viel Uhr iſt es denn?« — »Es iſt gerade zwoͤlf Uhr,« erwiederte Jener, »es freut mich, daß Sie in meinem Hauſe ſo gut geſchlafen haben. Nun halten Sie vorerſt eine gute Einkehr bei uns und thun ſie ganz, als ob ſie bei den beſten und zu¬ verlaͤſſigſten Freunden waͤren, von denen Sie

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/336>, abgerufen am 29.03.2024.