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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Werkzeugen der Sprache.
mal kaum merkbares länger als die Schneidezäh-
ne wie b. Bey Fleischfressenden Thieren sind sie
viel zugespitzter, auch mit der Spitze etwas ein-
wärts gebogen, damit sie mit denselben wie mit
Hacken in das Fleisch einhauen, und ihren Fang
feste halten können.(*) Dann kommen auf jeder
Seite fünf Stockzähne, die oben viereckig, breit, und
über das Kreuz eingekerbt sind. Jm lateinischen sind
sie sehr gut ausgedrückt durch Dentes molares,
Mahl oder Mühlzähne, weil des zermalmen der
Speisen ihre eigentliche, und ganze Bestimmung ist.
Unter diese gehören auch die letzten Stockzähne, die
manchmal erst in späteren Jahren zum Vorschein
kommen, und darum auch die Weisheitzähne genannt
werden. Manche machen hieraus eine vierte Klas-
se, aber sie sind immer weiter nichts als Stockzähne
wie die anderen, und wenn sie gleich später kom-

men
(*) Man nennet diese Menschenzähne auch Hunds-
zähne, und es haben Manche hieraus den Beweis her-
geleitet, daß der Mensch von jeher zu den fleischfres-
senden Thieren gehört habe, weil ihm die Natur solche
Zähne gegeben hat, die nur fleischfressende Thieren
eigen, und für sie Characteristisch sind.

Von den Werkzeugen der Sprache.
mal kaum merkbares laͤnger als die Schneidezaͤh-
ne wie b. Bey Fleiſchfreſſenden Thieren ſind ſie
viel zugeſpitzter, auch mit der Spitze etwas ein-
waͤrts gebogen, damit ſie mit denſelben wie mit
Hacken in das Fleiſch einhauen, und ihren Fang
feſte halten koͤnnen.(*) Dann kommen auf jeder
Seite fuͤnf Stockzaͤhne, die oben viereckig, breit, und
uͤber das Kreuz eingekerbt ſind. Jm lateiniſchen ſind
ſie ſehr gut ausgedruͤckt durch Dentes molares,
Mahl oder Muͤhlzaͤhne, weil des zermalmen der
Speiſen ihre eigentliche, und ganze Beſtimmung iſt.
Unter dieſe gehoͤren auch die letzten Stockzaͤhne, die
manchmal erſt in ſpaͤteren Jahren zum Vorſchein
kommen, und darum auch die Weisheitzaͤhne genannt
werden. Manche machen hieraus eine vierte Klaſ-
ſe, aber ſie ſind immer weiter nichts als Stockzaͤhne
wie die anderen, und wenn ſie gleich ſpaͤter kom-

men
(*) Man nennet dieſe Menſchenzaͤhne auch Hunds-
zaͤhne, und es haben Manche hieraus den Beweis her-
geleitet, daß der Menſch von jeher zu den fleiſchfreſ-
ſenden Thieren gehoͤrt habe, weil ihm die Natur ſolche
Zaͤhne gegeben hat, die nur fleiſchfreſſende Thieren
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[151/0195] Von den Werkzeugen der Sprache. mal kaum merkbares laͤnger als die Schneidezaͤh- ne wie b. Bey Fleiſchfreſſenden Thieren ſind ſie viel zugeſpitzter, auch mit der Spitze etwas ein- waͤrts gebogen, damit ſie mit denſelben wie mit Hacken in das Fleiſch einhauen, und ihren Fang feſte halten koͤnnen. (*) Dann kommen auf jeder Seite fuͤnf Stockzaͤhne, die oben viereckig, breit, und uͤber das Kreuz eingekerbt ſind. Jm lateiniſchen ſind ſie ſehr gut ausgedruͤckt durch Dentes molares, Mahl oder Muͤhlzaͤhne, weil des zermalmen der Speiſen ihre eigentliche, und ganze Beſtimmung iſt. Unter dieſe gehoͤren auch die letzten Stockzaͤhne, die manchmal erſt in ſpaͤteren Jahren zum Vorſchein kommen, und darum auch die Weisheitzaͤhne genannt werden. Manche machen hieraus eine vierte Klaſ- ſe, aber ſie ſind immer weiter nichts als Stockzaͤhne wie die anderen, und wenn ſie gleich ſpaͤter kom- men (*) Man nennet dieſe Menſchenzaͤhne auch Hunds- zaͤhne, und es haben Manche hieraus den Beweis her- geleitet, daß der Menſch von jeher zu den fleiſchfreſ- ſenden Thieren gehoͤrt habe, weil ihm die Natur ſolche Zaͤhne gegeben hat, die nur fleiſchfreſſende Thieren eigen, und fuͤr ſie Characteriſtiſch ſind.

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/195>, abgerufen am 24.04.2024.